Profilbild von Gaby2707

Gaby2707

Lesejury Star
offline

Gaby2707 ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Gaby2707 über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 01.08.2022

Nichts ist gut

Der Geruch von Wut
0

Durch einen Unfall verliert der 16-jährige Alex seinen Vater. Seine Mutter ist von Narben entstellt. Als er selbst aus dem Koma erwacht, existieren für ihn nur negative Gefühle: Wut und Hass. Wut und Hass ...

Durch einen Unfall verliert der 16-jährige Alex seinen Vater. Seine Mutter ist von Narben entstellt. Als er selbst aus dem Koma erwacht, existieren für ihn nur negative Gefühle: Wut und Hass. Wut und Hass auf den Mann, einen Schwarzen, der ihren PKW mit seinem Lieferwagen von der Straße abgedrängt und in den Fluss katapultiert hat. Er macht sich auf die Suche und gerät durch seinen Freund Teo an Ferenc und seine Gruppe rechtsradikaler junger Menschen, die Black Boys. Viel zu spät merkt er, in welche fatale Situation ihn seine Gefühlswelt hier gebracht hat.

Gabriele Clima schafft es mit seinem einfachen aber doch eindringlichen Erzählstil eine Atmosphäre zu schaffen, der ich mich schon nach den ersten Seiten nicht mehr entziehen konnte. Alex´ Wut und Hass scheinen greifbar, seine Zerrissenheit und sein Hinwenden zu scheinbaren Freunden kann ich gut nachvollziehen. Aber auch seine liebevolle Seite seiner Mutter Nora gegenüber, die absolut auf Gegenseitigkeit beruht, kommt glaubhaft rüber.

Die kurzen Kapitel machen die Geschichte sehr schnell und ich bin nur so durch die Seiten geflogen. Zwischendurch hatte ich allerdings Schwierigkeiten zwischen Alex´ Träumen und seiner Realität zu unterscheiden. Dazu eine Wende, die die Gefühle und Emotionen weiter anfachen. Leider wird es dann für mich immer weniger glaubhaft.

Ein Thema, das aktueller ist denn je, ein junger Mensch, der sich in etwas verrennt, dass er nicht mehr kontrollieren kann und eine Wende, die ich so nicht erwartet habe.

Ein Buch, das bestimmt nicht nur bei Jugendlichen Anklang finden wird.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 01.08.2022

Der Häkelclub ermittelt

Mörderische Masche
0

Henri Ketelsen muss den plötzlichen Tod seiner Frau Maike verarbeiten. Sie wollte nur schnell nach einem Pferd auf der Weide von Rinderbaron Jochen Möllerhahn schauen, wurde dabei von einem Bullen auf ...

Henri Ketelsen muss den plötzlichen Tod seiner Frau Maike verarbeiten. Sie wollte nur schnell nach einem Pferd auf der Weide von Rinderbaron Jochen Möllerhahn schauen, wurde dabei von einem Bullen auf die Hörner genommen und getötet. Seitdem hat Henri den silbernen Nasenring des Bullen im Kopf. Dabei sollte er sich eigentlich um den Handarbeitsladen „Nähschiff & Nadelflotte“ seiner Frau kümmern. Was wird nun aus dem Strickzirkel und den Häkelclubs? Und aus der Mitarbeiterin Frollein Edda?

Karla Letterman hat mit diesem Buch eine so liebevolle, aber auch spannende Geschichte kreiert, dass ich sofort in dem Häkelladen hängengeblieben bin und das Buch in einem Rutsch durchgelesen habe. Okay, unter einem Krimi stelle ich mir etwas anderes vor. Aber diese Geschichte hat auch ihre spannenden Seiten und natürlich eine Tote, deren ableben aufgeklärt werden muss.

Mich haben die Menschen, die ich hier kennenlerne, zumeist Frauen, angezogen und mir die Lektüre so richtig schmackhaft gemacht. Sie sind alle sehr lebensecht und menschlich gezeichnet, mit Ecken, Kanten und spitzen Zungen versehen und meist sehr sympathisch. Da wird gehäkelt und gestrickt, was das Zeug hält, über Farben und Materialien philosophiert. Edda versucht verzweifelt Henri vom Verkauf des Ladens abzubringen, den ihr Job steht auf dem Spiel. Und Henri, der zuerst in seiner Trauer gefangen ist, blüht immer weiter auf, findet Spaß an dem, was seine Frau aufgebaut hat und ist für seine Stammtischbrüdern nun nur noch Häkel-Henri.
Ich habe mit ihm gelitten, getrauert, wir haben zusammen gelacht und uns über seinen Job als Uhren-Feinwerkmechaniker und Maikes Laden Gedanken gemacht. Dann wird es langsam richtig spannend, als unschöne Machenschaften auf dem Rinder- und Pferdehof aufgedeckt werden. Die Häkelclub Damen legen sich nun richtig ins Zeug und „ermitteln“.

Die Umgebung von Bökersbrück in Ostholstein hätte ich gerne noch etwas näher kennengelernt. Dafür habe ich einiges über Henris Umfeld und seine Bekannten erfahren. Da Henri neuerdings an einem Sommerschal arbeitet, habe ich mich über die Häkelanleitung auf den letzten Seiten sehr gefreut. Vielleicht greife ich nun auch mal wieder zu Häkel- oder Stricknadeln.

Mit „Mörderische Masche“ hat Karla Letterman einen sehr abwechslungsreichen, unterhaltsamen Wohlfühl-Krimi vorgelegt. Nicht nur für Fans von Wolle und spitzen Nadeln.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 17.07.2022

Eine unterhaltsame Reise nach Zürich

Mord mit Limmatblick
0

Der ziemlich erfolglose Krimiautor Florian Berger mietet sich in dem vornehmen Züricher Hotel „Storchen“ ein um dort seinem Leben ein Ende zu bereiten. Bevor er sich erschießt, will er aber seinen überlauten ...

Der ziemlich erfolglose Krimiautor Florian Berger mietet sich in dem vornehmen Züricher Hotel „Storchen“ ein um dort seinem Leben ein Ende zu bereiten. Bevor er sich erschießt, will er aber seinen überlauten Zimmernachbarn noch die Meinung sagen. Dort trifft auf eine am Boden liegende junge Frau mit einem Loch im Rücken. Als er sich um sie kümmern will, überrascht ihn der Hotelportier Nils Halstrom und Berger flieht. Klar, dass sich damit die Polizei an seine Fersen heftet.
Zusammen mit seiner Autorenkollegin Cressida Kandel versucht er dem Anschlag auf die junge Frau auf die Spur zu kommen.

Ich habe mich von Autorin Susanne Mathies sehr gerne nach Zürich an die Limmat entführen lassen. Hier lerne ich die verschiedensten Menschen kennen; allen voran die 16-jährige Marianna Schrödinger, die nur Marie genannt werden möchte. Sie ist die Tochter von Lena, der Frau, die mit der Kugel im Rücken von Florian gefunden wurde. Florian, der nicht erkannt hat, dass es seine Freundin Lena ist, die dort im Hotelzimmer auf dem Boden liegt. So kommen manche Verwicklungen zustande, die ich nicht immer nachvollziehen konnte. Gerade zum Ende hin, wo sich langsam alles aufklärt und aufgedröselt wird, hatte ich bei der ein oder anderen Aktion so meine Wahrscheinlichkeits-Bedenken. Aber gut – alles kann – nichts muss. Meinem Lesespaß hat das keinen Abbruch getan. Im Gegenteil. Die bildhaften Beschreibungen zaubern mir vielfarbige Bilder in den Kopf und werfen mein Kopfkino an.

Leicht und flüssig zu lesen mit z.T. herrlich ironischen Dialogen, spannend zum mit rätseln, mit Menschen, die ich größtenteils nicht in meinem Freundeskreis haben möchte, in einer Stadt, die ich mir gerne mal anschauen würde und einem Fall, der mich ab seinem Entstehen gefesselt hat.

Gute Unterhaltung.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 05.07.2022

Ich bin leider etwas enttäuscht

Als das Böse kam
0

Mich hat das Cover mit dem Holzhaus im Wald und vor allem der angsteinflößende Schriftzug von „Als das Böse kam“, als Thriller angegeben, magisch angezogen. Also musste ich den ersten Roman aus der Feder ...

Mich hat das Cover mit dem Holzhaus im Wald und vor allem der angsteinflößende Schriftzug von „Als das Böse kam“, als Thriller angegeben, magisch angezogen. Also musste ich den ersten Roman aus der Feder von Ivar Leon Menger unbedingt lesen.

Worum geht es?
Die 16-jährige Juno und ihr 12-jähriger Bruder Boy leben mit ihren Eltern seit 156 Monaten zurückgezogen auf einer kleinen bewaldeten Insel vor der schwedischen Küste. Juno beginnt langsam dieses einsame, versteckte Leben zu hinterfragen. Als sie in einem Fotoalbum im verbotenen Büro ihres Vaters einige Fotos und Zeitungsausschnitte mit für sie verstörendem Inhalt findet, beginnt sie, die Flucht zusammen mit ihrem Bruder zu planen…

Die Geschichte beginnt sehr langsam und leise. Ich erlebe den Alltag der kleinen Familie, stehe mit Mutter in der Küche und koche Haferbrei und backe Blaubeerkuchen. Sonntags ist Spieletag. Zwischendurch wird der Ernstfall im unterirdischen Bunker geprobt, falls die Fremdlinge einfallen um die Familie zu töten, wie den Kindern immer wieder eingebläut wird. Ich lerne die Umgebung der Hütte kennen und bin auf der kleinen Insel unterwegs. Ich lerne Onkel Ole kennen, der Einzige, der auf die Insel kommt und jeden Montag die Post und die Zeitung bringt. Der darf allerdings die Kinder nicht sehen.
Dann kommt es zu einer nicht vorhersehbaren Wende, als Juno am Strand einen jungen Mann kennenlernt, und so langsam stellt sich auch die Spannung ein.

Die Geschichte wird aus Sicht der 16-jährigen Juno erzählt, was den einfachen, leicht zu lesenden Erzählstil absolut zulässt. Allerdings suche ich den „Thrill“ in der Geschichte, die Spannung, die mich nicht loslässt, die mich dazu bringt, immer weiter lesen zu wollen. Das ist hier leider nicht der Fall. Ich bin mit den Gedanken immer wieder abgeschweift, konnte mich streckenweise nicht auf die Geschichte konzentrieren, obwohl sie mich schon angesprochen und immer wieder an ein kleines Mädchen aus England hat denken lassen. Einiges ist stark überzogen und vor allem der Schluss hat mich zu einem Augenrollen veranlasst.

Trotz der Kritik habe ich das Buch gerne gelesen und hatte einige entspannte Lesestunden. Für mich geht diese Geschichte unter „Jugendspannung“ oder „modernes Märchen“ durch. Einen Thriller, wie es auf dem Cover steht und den ich erwartet hatte, habe ich leider nicht bekommen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 28.06.2022

Eine eindrucksvolle indische Geschichte

Die Hennakünstlerin
0

Mich hat das Cover des Buches von Alka Joshi sofort angesprochen und ich wollte "Die Hennakünstlerin", die ich hier in ihrem orangefarbenen Sari von hinten sehe, kennenlernen. Außerdem fand ich die Empfehlung ...

Mich hat das Cover des Buches von Alka Joshi sofort angesprochen und ich wollte "Die Hennakünstlerin", die ich hier in ihrem orangefarbenen Sari von hinten sehe, kennenlernen. Außerdem fand ich die Empfehlung durch Reese Witherspoon interessant.

Lakshmi Shastri flieht aus ihrer arrangierten Ehe vor ihrem gewalttätigen Ehemann und landet im indischen Jaipur, wo sie sich durch ihr einfühlsames Wesen, ihre besondere Beobachtungsgabe, ganz viel Fleiß und ein außergewöhnliches Talent als Hennakünstlerin bis in die höchsten Kreise des Landes vorarbeitet. Durch ihr umfangreiches Kräuterwissen verwöhnt sie aber nicht nur Indiens privilegierte Frauen mit duftenden Ölen und fantastischen Hennamustern. Sie hilft mit ihren Salben, Kräutern und Tinkturen auch den Armen. Immer im Blick, ihr eigenes Haus, für das sie alle Anstrengungen unternimmt. Bis die Ankunft ihrer Schwester Radha, die erst geboren wurde, als Lakshmi schon geflohen war, alles durcheinander wirbelt.


Anfangs bin ich sehr gerne in die mir so fremde Kultur und exotische Welt eingetaucht; bin dem Schaffen und dem täglichen, selbstbestimmten Leben von Lakshmi sehr gerne gefolgt. Ich tauche ein in das Leben der Frauen ab 1955 im mir fernen Indien nachdem die britische Herrschaft beendet ist.
Ich lerne die verschiedensten Menschen aus den verschiedensten gesellschaftlichen Schichten kennen. Wobei ich das Verzeichnis der "auftretenden Personen" zu Beginn des Buches sehr hilfreich finde. Erfahre einiges zur unwürdigen Stellung der Frauen, die ohne Rechte dastehen, wobei Lakshmi als leuchtendes Beispiel hervorragt.

Mir war die Geschichte an einigen Stellen allerdings zu langatmig, zu ausführlich in Themen, die für mich mit der Geschichte der Protagonistin nichts zu tun hatten und auch zum Verständnis nichts beigetragen haben.
Das ist auch der einzige Grund, warum ich der ansonsten wirklich Kopfkino fördernden Geschichte einen Stern in der Bewertung abziehe.

Die vielen indischen, kursiv im Text stehenden Worte werden im anschließenden Glossar erklärt. Ich erfahre interessantes über die Geschichte des Henna und könnte durch ein Rezept Hennapaste sogar selbst herstellen. Bisher war ich der Meinung, dass es das Kastensystem nur in Indien gibt. Durch einen Bericht dazu wurde ich eines besseren belehrt. Zwei Rezepte zu indischen Gerichten und ein Interview mit der Autorin runden das Buch ab.

Wer einen Romane mit viel historischem und politischem Hintergrund und mit einer außergewöhnlichen Protagonistin sucht, der sollte hier zugreifen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere