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Veröffentlicht am 29.06.2022

Gruselig und extrem fesselnd – ein echter Pageturner

Das Gotteshaus
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Jacqueline (Jack) Brooks - verwitwet, alleinerziehend, Pfarrerin - wird zwangsversetzt von der Großstadt Nottingham in das Bauerndorf Chapel Croft. Alles wirkt heruntergekommen, der Empfang der Bewohner ...

Jacqueline (Jack) Brooks - verwitwet, alleinerziehend, Pfarrerin - wird zwangsversetzt von der Großstadt Nottingham in das Bauerndorf Chapel Croft. Alles wirkt heruntergekommen, der Empfang der Bewohner ist verhalten. Jack erfährt, dass ihr Vorgänger sich in der Kirche aufgehängt hat und erhält von einer Anwohnerin den Hinweis, dass das sicher kein Selbstmord war. Sie will der Sache auf den Grund gehen und stößt dabei auf eine alte, das Dorf prägende Geschichte über Ketzertum und Märtyrer, auf brennende Mägdelein (Strohpuppen) und auf einen Vermisstenfall von vor 30 Jahren, als zwei Mädchen spurlos verschwunden sind. Zudem haben sie und ihre Tochter Flo auch noch Visionen von brennenden Mädchen und erhalten Drohbotschaften. Was ist nur los mit diesem Dorf?

Also ich muss sagen: ich habe diesen 560 Seiten-Wälzer innerhalb von wenigen Stunden weggesuchtet! Schreibstil, Thema, Aufbau – genau mein Ding! Ich mochte die Charaktere sehr und diese immer ein bisschen düstere, bedrohliche Atmosphäre, genau so wie das Setting des englischen Hinterlandes mit den verschrobenen, misstrauischen Einwohnern. Das Cover passt perfekt zum Inhalt und gefällt mir daher ausgesprochen gut. Hauptfigur Jack ist super! Sie steht mit beiden Beinen fest auf dem Boden, wuppt ihr nicht gerade einfaches Leben als alleinerziehende Mutter in einem typischen Männerberuf und hat trotz aller Schicksalsschläge, die das Leben ihr seit jüngster Kindheit geboten hat, ihren Humor nicht verloren. Forsch und selbstbewusst geht sie die neue Situation an. Sie trägt ihr Herz auf der Zunge, hat aber dennoch auch dunkle Geheimnisse, die sie sogar vor ihrer Tochter verbirgt.

Alles beginnt mit einem Prolog, der es in sich hat und die Spur auf kirchlichen Exorzismus lenkt. Direkt gefolgt von einem Zeitungsartikel über das Verschwinden der beiden Mädchen aus dem Jahr 1990. Dann geht die Geschichte mit Jack und ihrem Einzug in Chapel Croft los – derartig fesselnd geschrieben, dass ich das Buch nicht aus der Hand legen konnte. Teilweise wird die Geschichte aus der Ich-Perspektive von Jack erzählt, dann gibt es Kapitel, die sich um deren Tochter Flo drehen und die in der dritten Person erzählt werden. Dann wiederum gibt es Szenen, die sich um einen Mann drehen, der im Gefängnis war und auf der Suche nach jemandem ist und schließlich auch noch die Szenen, die aus dem Leben der beiden verschwundenen Mädchen Merry und Joy erzählen. Ganz schön viel auf einmal, doch lasst euch gesagt sein: das ist grandios aufgebaut und kommt im Laufe des Buches natürlich alles irgendwie zusammen.

Für mich ein absolut gelungener Thriller, der fesselnd und spannend ist, der einige Gruselelemente enthält, aber auch seine humorvollen Bestandteile hat. Ich wurde überrascht von diversen Wendungen und gekonnt auf falsche Fährten gelockt. Mit seiner faszinierenden Sogwirkung ein echter Lesegenuss und absoluter Pageturner! 5/5 Sterne.

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Veröffentlicht am 28.06.2022

Eine Ode an das Leben – gefühlvoll, humorvoll, wundervoll!

Die hundert Jahre von Lenni und Margot
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Lenni, 17 Jahre alt, hat eine lebensverkürzende Krankheit und befindet sich im Krankenhaus. Dort trifft sie auf Margot, 83 Jahre alt, die eine Herzerkrankung hat. Beide nehmen an einer neu eingeführten ...

Lenni, 17 Jahre alt, hat eine lebensverkürzende Krankheit und befindet sich im Krankenhaus. Dort trifft sie auf Margot, 83 Jahre alt, die eine Herzerkrankung hat. Beide nehmen an einer neu eingeführten Kunsttherapie teil, da kommt Lenni die Idee, dass sie für jedes ihrer gemeinsamen 100 Jahre je ein Bild malen und sich die dazugehörige Geschichte gegenseitig erzählen. Und so machen sie es dann auch.
Heraus kommt eine Liebeserklärung an das Leben und die beiden Frauen verbindet sehr bald eine tiefe Freundschaft, die zwar nur kurz sein wird, aber intensiv und lebensbejahend.

Ich weiß gar nicht, was ich erwartet habe, als ich den Inhalt des Buches gelesen habe. Was ich dann jedoch erhalten habe, ist eine Geschichte, die unfassbar berührend und warmherzig und humorvoll und einfach wunderschön ist! Auf der einen Seite erfahre ich ein bisschen was über Lennis kurzes Leben, die Auswanderung von Schweden nach England, ihre eher oberflächlichen Freundschaften und ihre Familienprobleme. Und ganz viel darüber, was Lenni für ein fabelhaftes Mädchen ist: mutig, direkt, selbstbewusst und dennoch auch verletzlich und ängstlich. Auf der anderen Seite darf ich Margots langes, teils mit viel Leid, teils mit viel Liebe angefülltes Leben in Episoden miterleben. Und ich bin dabei, als diese wunderbare Freundschaft zwischen der alten Dame und dem jungen Mädchen entsteht, die beide vor dem Ende ihres Lebens stehen und ineinander einen Seelengefährten finden. Und auch, als Lenni sich mit dem kurz vor der Rente stehenden Krankenhauspriester Pater Arthur anfreundet und dessen Leben dadurch irgendwie gehörig durcheinanderwirbelt.

All diese Themen – Familie, Freundschaft, Liebe, Glaube, Hoffnung, Tod und Leben – werden auf eine humorvolle, tiefgründige und herzerwärmende Art und Weise erzählt, die niemals kitschig oder überzogen ist, aber auch nicht ins Lächerliche abdriftet oder belehrend daherkommt. Hier geht jede Zeile direkt ins Herz, die Charaktere muss man einfach alle gern haben, die Rückblicke/Lebensepisoden sind furchtbar fesselnd und das ganze Buch steckt so voller Leben und Liebe, obwohl es letztlich um den Tod, um das Sterben geht.

Ich musste viel schmunzeln und lachen, aber auch oft einen dicken Kloß herunterschlucken und mir Tränen wegwischen. Gefühl pur, ohne Schnickschnack und Klimbim. Mit Figuren, die man nicht so schnell vergisst und einem Schreibstil, der sich festsetzt. Lebensbejahend, hoffnungsvoll, grandios! 5/5 Sterne.

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Veröffentlicht am 26.06.2022

Fantasy-Abenteuer mit alten Bekannten – Kopfkino pur

Die Schätze von Cencho
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Nach ihrem ersten Abenteuer (Teil 1, Drachendieb), sind die beiden Freunde Narugar und Hok nun also in Tansapur gelandet. Sie leben dort einfach, erledigen hin und wieder Aufträge für die Gilde der Wiederbeschaffer ...

Nach ihrem ersten Abenteuer (Teil 1, Drachendieb), sind die beiden Freunde Narugar und Hok nun also in Tansapur gelandet. Sie leben dort einfach, erledigen hin und wieder Aufträge für die Gilde der Wiederbeschaffer und verdienen ihren Unterhalt sonst als Rikschafahrer (Narugar) bzw. Garkücheninhaber (Hok). Eines Tages werden sie bei einem Auftrag übers Ohr gehauen und vermasseln diesen daher, was ihnen gehörigen Ärger einbringt. Als dann noch im Tempel eingebrochen wird und Meister Tark die beiden Freunde zu Hilfe bittet, kommen Sie einem groß angelegten Verbrechen auf die Spur. Und geraten selbst in Gefahr.

Ich habe diesem zweiten Teil echt entgegengefiebert, nachdem mich Teil eins vor zwei Jahren so begeistert hat. Nun geht sie endlich weiter, die Geschichte rund um Narugar und Hok. Beides sind übrigens Chimären. Narugar ein Panther-Chimär und Hok ein Eisbär-Chimär. Und sie sind seit Teil 1 die allerbesten Freunde. Diese Freundschaft ist es auch, die sich wie ein roter Faden durch das Buch zieht und die einem das Herz erwärmt. Beide sind sie mutig und witzig, wenn auch ein wenig tollpatschig und beide haben das Herz am rechten Fleck. Raphael Lang hat wieder einmal eine Welt geschaffen, in die einzutauschen schlicht einen Riesenspaß macht! Die Beschreibungen von Figuren und Setting sind so detailliert und voller Leben und Liebe, dass bei mir sofort Kopfkino ausgelöst wurde. Das ganze Buch hindurch. Eine wunderschöne, tropische Welt mit eindrücklichen Charakteren und viel abenteuerlicher Action. Ich musste oft lachen über die beiden Gesellen, war aber auch berührt, voller Spannung und immer gefesselt. Ein Buch, das ich nicht mehr aus der Hand legen wollte.

Großartiges Kopfkino mit ganz viel Spannung, Humor, Action und mit Figuren, die einen festen Platz in meinem Herzen haben. Bitte noch viel mehr davon! Ganz klar 5/5 Sterne. Ein weiteres Juwel unter den Selfpublishern! Für Fans spannender und humorvoller Fantasy- und Abenteuergeschichten eine absolute Empfehlung!

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Veröffentlicht am 03.06.2022

Grandioser Abschluss der Talberg-Trilogie – düster, beklemmend, fesselnd, atmosphärisch

Talberg 2022
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Ein Jahrhundertsturm legt nicht nur die Nerven der Talberger und Baumwurzeln frei, sondern auch das Skelett eines Kindes. Adam Wegbauer, ehemaliger Kriminaler in München, nun degradiert zum einfachen Dorfpolizist, ...

Ein Jahrhundertsturm legt nicht nur die Nerven der Talberger und Baumwurzeln frei, sondern auch das Skelett eines Kindes. Adam Wegbauer, ehemaliger Kriminaler in München, nun degradiert zum einfachen Dorfpolizist, hat gleich ein ganz komisches Gefühl bei der Sache. Er birgt die Überreste und informiert seinen Chef über den Fund. Der schickt Eva Engler vom LKA nach Talberg, um die Untersuchungen zu leiten. Gegen die Unfreundlichkeit und das Eigenbrötlertum der Dorfbewohner kämpfend, beginnen die beiden ihre Ermittlungen und scheuchen damit ein dunkles Geheimnis auf, dass auf Talberg, vor allem aber auch auf Adams Familie lastet.

Es hat gefühlt 2 Sekunden gedauert, dann war ich wieder sowas von angekommen in Talberg. Das Dorf und seine Bewohner sind weder idyllisch noch liebenswert, sondern eher beklemmend und düster und unfreundlich. Diese Stimmung hat sich 1 zu 1 auf mich übertragen – wie es auch schon bei den beiden Vorbänden der Fall war. Max Korns Schreibstil hat auf mich eine Wirkung, die ich kaum beschreiben kann. Story und Setting kriechen mir unter die Haut, ins Herz, ins Hirn und lösen Empfindungen aus, als wäre ich persönlich vor Ort in Talberg. Ich möchte diese Dorfbewohner gern schütteln. Ihnen in den Allerwertesten treten. Sie verfluchen und wegsperren. Mich vor ihnen verstecken. Gleichzeitig faszinieren sie mich über alle Maßen. Der Aufbau ist brillant. Durch Rückblicke erhalte ich immer mehr Informationen, bin traurig, entsetzt, wütend. Ich tappe bis zum Schluss im Dunklen, habe Vermutungen, verwerfe sie, werde überrascht und bin dann wieder ratlos. Die Charaktere sind bildhaft und nahezu greifbar, die Themen gehen unter die Haut. Ganz sicher kein Cosy-Crime, sondern düster, bedrückend, erschreckend, brutal, intensiv und extrem berührend.

Es ist nicht notwendig, die Vorbände zu kennen. Jedes Buch ist auch einzeln für sich zu lesen. Dennoch empfehle ich die Lektüre aller drei Teile. Nicht fürs Verständnis, aber fürs Feeling. Eine grandiose Reihe, die ich jedem ans Herz lege, der mit Büchern klarkommt, die ihre düstere, beklemmende Stimmung dem Leser schonungslos überstülpen. Und die einen außergewöhnlichen, atmosphärischen, fesselnden Schreibstil mit mächtiger Sogwirkung so sehr lieben, wie ich.
Schade, dass mit diesem dritten Band die Trilogie und damit meine Reisen nach Talberg ein Ende gefunden haben. Ich hätte mich gerne noch öfter auf den Weg dorthin gemacht.

Ganz klare 5/5 und für mich ein Lese-Highlight!

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Veröffentlicht am 27.05.2022

Eine tragische Geschichte kindgerecht und sanft als Comic erzählt

Jede*r kann die Welt verändern! - Ich bin Anne Frank
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Zunächst dachte ich mir: Anne Frank als Comic? Ob das geht? Und ja, es geht sogar sehr gut. In diesem kleinen Büchlein ist Annes Geschichte auf den Punkt gebracht und in Comicform wunderbar zusammengefasst. ...

Zunächst dachte ich mir: Anne Frank als Comic? Ob das geht? Und ja, es geht sogar sehr gut. In diesem kleinen Büchlein ist Annes Geschichte auf den Punkt gebracht und in Comicform wunderbar zusammengefasst. Besonders wird die Familie, die Liebe untereinander und Annes lebensbejahende, fröhliche, menschenfreundliche Art thematisiert. Es geht darum, dass Anne trotz allem daran glaubt, dass die Menschen im Innersten ihres Herzens gut sind. Natürlich ist auch die Verfolgung durch die Nazis Thema, das Versteck, in dem Anne, ihre Familie und andere über den unfassbaren Zeitraum von mehr als 2 Jahren auf kleinstem Raum ausharren mussten. Doch vor allem geht es darum, dass es wichtig ist, Notleidenden zu helfen, das Richtige zu tun, bei Ungerechtigkeit nicht stumm zu bleiben, das Gute in der Welt und den Menschen zu suchen. Und darum, nicht den Mut zu verlieren, sondern optimistisch und positiv zu sein („Denke an all das Schöne, das noch in Dir und um Dich ist, und sei glücklich!“ -ANNE FRANK).

Auch wenn in dem Comic das tragische Ende nicht geschildert, sondern dieser Teil geschickt ausgeblendet wurde, ist mir die Geschichte sehr nah gegangen. Jeder, dem Anne Frank bekannt ist, weiß, was passierte und mit diesem Wissen sind die Zeichnungen und die Texte gleich nochmal berührender, finde ich. Ich musste zum Ende hin echt schlucken. Eltern empfehle ich, das Buch zunächst allein zu lesen und erst dann gemeinsam mit den Kindern. Einfach, um vorbereitet zu sein. Denn dieses Buch soll nicht traurig machen, sondern optimistisch und mutig. Eine Geschichte schon für die Kleinen gegen das Vergessen. Sehr kindgerecht und sanft, dennoch eindrücklich und berührend.

Die Zeichnungen sind wunderschön, sehr süß und detailliert, sie begleiten die Texte perfekt.

Ein kleiner Schatz, der mir direkt ans Herz gewachsen ist – daher natürlich 5/5 Sterne.

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