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Veröffentlicht am 29.06.2022

Leider enttäuschend

Morgen kann kommen
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MEINUNG:

Ich war von Es wird Zeit richtig begeistert. In meiner Jugend habe ich auch viele andere von ihren Büchern gelesen, wie Mondscheintarif etc. Die Autorin ist älter geworden und das merkt man auch ...

MEINUNG:

Ich war von Es wird Zeit richtig begeistert. In meiner Jugend habe ich auch viele andere von ihren Büchern gelesen, wie Mondscheintarif etc. Die Autorin ist älter geworden und das merkt man auch den Büchern an. Auf Morgen kann kommen habe ich mich dementsprechend sehr gefreut.

Ruth findet etwas über ihren Ehemann Karl Westphal, einen berühmten Schauspieler heraus und sie flieht zu von München zur ihrer Schwester Gloria nach Hamburg. Beide Schwestern sprechen schon lange nicht mehr miteinander, nach einem schicksalhaften Ereignis. Im Haus ihrer Schwester lernt sich auch noch Rudi kennen, den alle immer nur den Sozi nennen, kennen. Ich finde, der Klappentext greift hier ein bisschen zu viel auf. Sein anstehenden Tod habe ich erst noch erahnen müssen, da ich den Klappentext vorher nicht gelesen habe. Außerdem treffen wir wieder auf Erdal, der in der Nähe von Hamburg eine Kur macht. Dieser wiederum lädt noch seine Cousine deren pubertierende Tochter ein zu Gloria.

Für mich stand eigentlich die Beziehung zwischen Ruth und Gloria im Mittelpunkt. Ich wollte erfahren, warum sich beide entzweit haben und wie sie wieder zueinander finden. Warum sie sich entzweit haben, wird relativ schnell klar. Scheinbar liegt es an Ruths berühmten Mann Karl Westphal, der wirklich ein absolutes Scheusal von Mann, was scheinbar alle außer Ruth gesehen haben. Die Autorin lässt es an Karl kein gutes Haar, was ich teilweise absolut überzogen fand, aber vermutlich muss man dieses Buch eher mit einem Augenzwinkern lesen, denn nicht nur Karl ist sehr stereotypisiert. Natürlich betrügt er sie auch. Das ist auch der Grund, weswegen Ruth zu Gloria flieht. Am Ende kommt auch raus, wer seine Affäre ist und das waren mir ein paar zu viele Zufälle. Zwischen dem ganzen springt Paradiesvogel Erdal, der liebevolle Deutsch-Türke, den man schon aus anderen Büchern kennt. Dieses Mal war es mir mit seinen ganzen Neurosen ein wenig zu anstrengenden und er hat sich für meinen Geschmack zu sehr in den Vordergrund gedrängt. Zwischen den ganzen Personen, nicht zu vergessen der anstehende Tod des Sozis, verliert sich die Geschichte der beiden Schwestern etwas, was ich schade fand. Ich hätte mir hier mehr Tiefe gewünscht. Gefallen hat mir wieder die Aufmachung mit den schönen Aquarellzeichnungen, passend zu jedem Kapitel.

FAZIT:

Morgen kann kommen hat mich leider enttäuscht zurück gelassen. Die Geschichte um die beiden Schwestern empfand ich als zu wenig ausgestaltet. Mir haben hier die Aussprachen gefehlt, anstatt dessen wurde einfach die Geschichten von anderen Protagonisten erzählt, die wenig zur Entwicklung der Geschichte beigetragen haben. Die Story wirkte daher sehr konstruiert und wollte auf Krampf lustig sein, wo sie es nicht war. Das rettet auch Liebling Erdal nicht, der mich hier leider auch eher genervt hat.

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Veröffentlicht am 27.12.2021

Ganz nett für zwischendurch

Das kleine Chalet in der Schweiz
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MEINUNG:

Auf der Suche nach einem schönen Winter bzw. Weihnachtsbuch, bin ich auf Das kleine Chalet in der Schweiz gestoßen. Es ist das sechste Buch, der Romantic Escapes Reihe von der englischen Autorin ...

MEINUNG:

Auf der Suche nach einem schönen Winter bzw. Weihnachtsbuch, bin ich auf Das kleine Chalet in der Schweiz gestoßen. Es ist das sechste Buch, der Romantic Escapes Reihe von der englischen Autorin Julie Caplin. Für mich war es das erste Buch der Autorin. Ich glaube, dass man alle Bücher unabhängig voneinander lesen kann.

Die Engländerin Mina Campbell ist begeisterte Hobby-Köchin und probiert ihre Kreationen gerne an ihren Freunden aus. Sie ist Lebensmitteltechnikerin und arbeitet in einer Testküche. An einem ereignisreichen Abend wird ihr Leben völlig auf den Kopf gestellt. Ein Heiratsantrag geht schief und auch im Job rät man ihr dazu, sich eine Pause zu nehmen. Kurzentschlossen fährt Mina zu ihrer Patentanten Amelie, die dort ein Chalet im Kanton Wallis betreibt. Der Aufenthalt führt dazu, dass sie sich Gedanken machen kann, wie es für sie weiter gehen soll.

Die Handlung verläuft für meinen Geschmack relativ a-typisch und vorhersehbar für solche Art von Filmen. Ein paar Ereignisse führen dazu, dass Mina aus ihrer gewohnten Umgebung, Manchester, flüchtet, u.a. eine Trennung. Auf dem Weg dorthin begegnet ihr ein attraktiver Mann, der ihr Herz sofort höher schlagen lässt. In der Schweiz angekommen, hinterfragt sie ihr ganzes Leben und findet das Leben dort natürlich absolut fantastisch im Vergleich zu ihrem alten Leben. Das Chalet wird von ihrer Patentante Amelie betrieben, die mir recht sympathisch war. Allerdings stieß mir immer wieder auf, wie sehr sie in das Leben der Gäste einwirkt. Sie scheint jeden zu kennen. Sie wählt sorgsam aus, wer neben wem sitzt beim Essen. Sie lehnt sogar Gäste ab, wenn diese ihr nicht zu passen scheinen. Sie scheint auch immer zu wissen, was für alle das Beste ist, außer für sich selbst natürlich. Es erinnert mich ein bisschen an Das Traumschiff, wo das Personal sich auch immer in das Privatleben der Gäste einmischt und als Lebensberater bereit steht. Manch einem gefällt das, aber ich finde es befremdlich, wenn so in mein Privatleben eingreifen würde. Ich glaube, dass man das Konzept von Amelie mögen muss. Allerdings stört mich, dass das immer und immer wieder erwähnt wird, obwohl die Handlung ruhig ein bisschen turbulenter hätte sein können.

Was mir richtig gut gefallen hat, sind die fantastischen regionalen Rezepte. Die Autorin hat hier eine exzellente Recherchearbeit geleistet und man sollte das Buch nicht mit Hunger lesen. Sie lässt sich ausführlich über Käse und Schokolade aus, wofür die Schweiz bekannt ist. Außerdem beschreibt sie die malerische Winterlandschaft so gut, als wäre man selbst vor Ort. Mir gefiel auch die kleine Karte der Schweiz am Anfang des Buches. Ich liebe solche Karten, mit denen sich noch besser orientieren kann. Nach der Lektüre des Buches hätte ich richtig Lust in die Schweiz zu fahren, auch wenn ich eher Wandern als Ski fahren würde. Julie Caplin beschreibt allerdings zauberhafte Winterlandschaft, die das Buch zur idealen Winterlektüre macht.

FAZIT:

Das kleine Chalet in der Schweiz ist ein nettes Buch für zwischendurch, besonders an kalten Wintertagen. Ich mochte die Beschreibung des Essens, besonders der Schweizer Rezepte. Außerdem ist die Beschreibung der Landschaft echt ein Traum, wenn man nicht in den Winterurlaub kann. Die Handlung und die Charaktere dagegen fand ich ziemlich flach und viele Sätze bzw. Aussagen haben sich auch wiederholt. Da hätte etwas mehr Tiefgang nicht geschadet. 

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Veröffentlicht am 16.10.2021

Interessant, aber kein wirklicher Roman

Das achte Kind
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MEINUNG:

Ich war auf der Suche nach Literatur, die im ehemaligen Jugoslawien spielt und bin dabei auf Das Achte Kind von Alem Grabovac gestoßen. Hierbei handelt es sich um eine Autofiktion, d.h. er erzählt ...

MEINUNG:

Ich war auf der Suche nach Literatur, die im ehemaligen Jugoslawien spielt und bin dabei auf Das Achte Kind von Alem Grabovac gestoßen. Hierbei handelt es sich um eine Autofiktion, d.h. er erzählt seine eigene Lebensgeschichte, aber es gibt auch fiktive Handlungsebenen.

Das Buch ist in drei Teile/ Bücher eingeteilt. Es gibt das Buch Smilja, Das Buch Alem und Das Buch Emir. In allen Bücher erfahren wir zu Teilen die Lebensgeschichte alle drei, die natürlich eng miteinander verwoben, den Alem ist das Kind von Smilja und Emir. Smilja, eine Kroatin und Emir, ein Bosniake lernen sich kennen, heiraten und bald kommt auch schon Alem auf die Welt. Smilja und Emir kommen nach Deutschland, wo Smilja als Gastarbeiterin in einer Schokoladenfabrik arbeitet. Emir hält sich mit fragwürdigen Jobs über Wasser und vertrink sein Geld lieber. Er muss schlussendlich von heute auf morgen fliehen und Smilja erfährt später, dass im berüchtigten Gefängnis Goli Otok landet. Allein kann Smilja nicht für Alem sorgen, ohne den Job zu verlieren. Alem wächst also als Pflegekind in einer deutschen Familie als achtes Kind auf, dennoch bleibt aber immer noch der regelmäßige Kontakt und Besuch zu Smilja bestehen.

Die Diskrepanz zwischen  der deutschen Pflegefamilie und den familiären Wurzeln ist ein großes Thema in dieses Geschichte bzw. in Alems Leben. Es ist deutlich zu spüren, dass Alems Leben bei seiner deutschen Familie für ihn die Basis ist. Hier wächst er seit frühester Kindheit auf und hier wird akzeptiert und geliebt wie der eigene Sohn. Er wächst mit sieben Geschwistern auf, wovon allerdings nur zwei bis drei mit ihm im Haus aufwachsen. Die anderen sind bereits ausgezogen. Seine Mutter und deren Freund, sein Stiefvater, sieht er allerdings auch regelmäßig, was von Anfang an so vereinbart war. Smilja fällt es sehr schwer, dass ihr Sohn nicht bei ihr aufwachsen konnte. Für Alem ist dieser Wechsel auch nicht einfach, denn zwischen den beiden Familien und Kulturen liegen einfach Welten. In dem Sommerferien besucht er mit seiner Mutter regelmäßig deren Familie, die in sehr einfach Verhältnissen in einem kroatischen Dorf in den Bergen lebt. Diesen Familienkonstrukt stellt Alem niemals in Frage, obwohl es schwer ist, vor allem mit seinem Stiefvater.

Alem Grabovac erzählt seine Lebensgeschichte sehr schonungslos und lässt auch emotional schwierige Themen nicht aus, dennoch empfand ich die Sprache und Entwicklung einer Handlung schwierig. Als eine Art Biographie funktioniert für mich das Buch, aber für einen Roman fehlte mir doch einiges. Mir fehlte auch schlichtweg die Emotionen und auch eine Reflexion mit dem Erlebten. Wie war das für Alem in dieser in dieser Art Familienkonstrukt groß zu werden? Am Ende erzählt er ganz kurz, wie seine Pflegeeltern gestorben sind als wäre es nur eine Randnotiz, wobei ich den Eindruck hatte, dass diese sehr geliebt hat, denn sie waren immer für ihn und er hat dort Liebe, Geborgenheit und Akzeptanz erfahren. Vor allem ist dies gerade deswegen wichtig, weil Robert, sein Stiefvater schlichtweg immer noch Anhänger des nationalsozialistischen Gedankenguts war und da im krassen Gegensatz zu den Erlebnissen seiner Großeltern steht, die unter den Nazis leiden mussten.

FAZIT:

Das achte Kind war eine interessante Geschichte eines jungen Mannes, der in den Wirren des Untergangs von Jugoslawien und als Kind mit Migrationshintergrund in Deutschland der 1970 und 1980er groß geworden ist. Die Diskrepanz zwischen deutscher Pflegefamilie und der Verwurzelung in der Heimat wurde vor allem mit Hinblick auf die Vergangenheit (2. Weltkrieg) sehr deutlich, dennoch fehlte es mir schlichtweg an ein paar Emotionen und Reflexionen. Alem Grabovac erzählt schonungslos, aber es hatte für mich eher etwas von einem Bericht als von einem Roman.

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Veröffentlicht am 30.09.2021

Mehr erwartet

Im letzten Licht des Herbstes
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MEINUNG:

Ich bin großer Fan von Nordamerika und lese auch gerne Literatur, die dort spielt oder deren AutorInnen von dort kommen. Auf meiner Suche nach neuem Lesestoff bin ich auf Mary Lawson gestoßen, ...

MEINUNG:

Ich bin großer Fan von Nordamerika und lese auch gerne Literatur, die dort spielt oder deren AutorInnen von dort kommen. Auf meiner Suche nach neuem Lesestoff bin ich auf Mary Lawson gestoßen, die ich bisher noch nicht kannte, die aber schon einiges veröffentlicht hat. Im letzten Licht des Herbstes ist ihr neustes Buch.

Solace ist eine fiktive Kleinstadt in Kanada. Es gibt drei Hauptprotagonisten. Das ist zum einen die siebenjährige Clara, deren ältere Schwester Rose spurlos verschwunden ist. Clara kümmert sich um die Katze ihrer Nachbarin, Mrs. Orchard, da diese im Krankenhaus ist. Eines Tages zieht Liam in das Haus von Mrs. Orchard ein, was bei Clara zu all ihren Sorgen noch zusätzlichen Verwirrungen auslöst.

Es gibt drei Erzählstränge, die sich relativ gleichmäßig auf Liam, Mrs. Orchard (Elizabeth) und Clara aufteilen. Ich für meinen Teil mochte den Strang, um Liam am liebsten. Grundsätzlich lese ich nicht so gerne aus Kindersicht in Erwachsenenromanen. Natürlich ist mir Clara aber ans Herz gewachsen, vor allem weil sie so ein großes Herz für den Kater von Mrs. Orchard hat. Clara hängt sehr an ihrer älteren Schwester Rose und deren Verschwinden ist eine große Belastungsprobe, auch für ihre Familie. Die Mutter zerbricht förmlich daran und der Vater versucht irgendwie die Familie aufrecht zu halten. Clara begleiten wir auf diesem Weg, wie auch versucht herauszufinden, wo Rose sein könnte.

Dann gibt es da noch Mrs. Orchard, die im Krankenhaus liegt und wo schnell klar wird, dass sie nicht mehr so viele Tage hat. In dieser Zeit sinniert sie über ihr Leben nach und wir erfahren, wie die Beziehung zu Liam zu Stande kam und wie viel er ihr bedeutet hat. Aus Liebe zu Liam hat sie eine Dummheit gemacht, die ich irgendwann schon geahnt habe. Irgendwie konnte ich ihr das nicht übel nehmen, denn Liam hatte so seine Schwierigkeiten mit seiner Mutter, die ihn scheinbar nur als Störfaktor sah. Mrs. Orchard bleibt für mich dennoch etwas blass und ist eigentlich fast nur als Bindeglied zwischen Clara und Liam zu sehen.

Bei Liam ist es die klassische Geschichte: Job weg, Frau weg und dann erstmal weg aus dem alten Leben. Die Erbschaft des Hauses kommt gerade recht. Natürlich weiß er nicht, was er machen soll. Das Haus soll eigentlich verkauft werden, aber dann lernt er doch einige der Kleinstadtbewohner kennen und findet es plötzlich doch gar nicht so schlecht. Eine klassische Geschichte, die ich schon zu Hauf gelesen habe. Ich mochte allerdings seine aufkeimende Bindung zu Clara. Denn er entwickelt sich als Bezugsperson für sie, in einer Zeit, wo es ihre Eltern für sie nicht so richtig sein können.

Mir hat absolut nicht gefallen, wir das Verschwinden von Rose sich aufgelöst hat bzw. der Umgang der Protagonisten damit. Der Dortpolizist wischt da praktisch drüber hinweg als wäre es nicht mehr der Rede wert, was mit Rose passiert ist und dann ist das Buch auch schon zu Ende gewesen. Ich habe mich ernsthaft gefragt, was mir diese Geschichte sagen/ vermitteln wollte. Ich kann den Hype und die vielen sehr guten Bewertungen leider nicht wirklich nachvollziehen. Mir fehlte hier schlichtweg etwas und zwar mir "Futter" und ein bisschen mehr Tiefe.

FAZIT:

Ich habe mir von Im letzten Licht des Herbstes  etwas mehr versprochen. Leider wird einem hier nicht viel Neues geboten an Ideen, was nicht schlimm wäre, wenn etwas mehr Lesestoff geboten worden wäre. Nach Beendigung des Buches, weiß ich nicht, was ich davon mitnehmen soll und warum sich weitere Bücher von Mary Lawson lohnen sollten. Mir hat außerdem missfallen, dass die Ereignisse um Rose, die ich als Tragödie bezeichnen würde, nicht mehr Erwähnung und Aufarbeitung gefunden haben.

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Veröffentlicht am 05.05.2021

Kein einfaches Buch

Die Harpyie
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MEINUNG:

Ich muss sagen, dass mir Die Harpyie sofort durch ihr Cover ausgefallen ist, bevor ich überhaupt den Inhalte kannte. Als ich den Inhalt las, versprach es ein Buch, was inhaltlich scheinbar ein ...

MEINUNG:

Ich muss sagen, dass mir Die Harpyie sofort durch ihr Cover ausgefallen ist, bevor ich überhaupt den Inhalte kannte. Als ich den Inhalt las, versprach es ein Buch, was inhaltlich scheinbar ein paar Grenzen austesten möchte, was mich immer anspricht.

Lucy erfährt, dass sie von ihrem Ehemann Jake betrogen wird und zwar durch den Ehemann der Frau, mit der Jake sie betrügt. Lucy wird damit der Boden unter den Füßen weg gezogen. Zur Rettung der Ehe und auch als Strafe für seinen Verrat, darf Lucy Jake dreimal bestrafen. In welcher Form sie das tut, ist ihr überlassen und es geschieht ohne Ankündigung.

Jake und Lucy führen in meinen Augen das klassische Familienleben. Sie haben zwei Söhne, Lucy arbeitet nur noch ein paar Stunden, um sich um den Haushalt und die Familie zu kümmern. Jake geht einer akademischen Vollzeit-Arbeit nach. In meinen Augen wird schon schnell klar, dass Lucy grundsätzlich ein Problem mit diesem Verlauf ihres Lebens hat und auch mit den scheinbaren Erwartungen, die man an sie vor allem in der Rolle als Mutter stellt, aber sie hat sich bisher dagegen nicht gewehrt. Mit dem Betrug von Jake wird etwas in Lucy geweckt, was vielleicht schon immer in ihr schlummerte oder sich aufgebaut hat.

Lucys ohnmächtige Wut ist absolut nachvollziehbar. Ich war ebenfalls so unfassbar sauer mit ihr. Bis es allerdings zu ersten Bestrafung kommt, dauert es mir ein bisschen zu lang. Im Mittelteil wird die Geschichte allerdings richtig stark und es baut sich ein unterschwellige Spannung auf, in der man sich fragt, wie weit wird Lucy noch gehen und was wird es für Konsequenzen haben. Ich glaube allerdings, dass das Konzept der Rache Lucy auf Dauer keine Befriedigung geben könnte. In meinen Augen erteilt sie Jake damit auch eine Art Absolution, sprich mit dem Ende ihrer Rache ist alles vergeben und vergessen, was ich nicht glaube. Jake verhält sich in meinen Augen sowieso relativ wenig reumütig. Er bleibt für mich auch insgesamt ein ziemlich blasser Charakter.

In kursiver Schrift werden immer wieder Gedanken geteilt, die vermutlich Lucys sind. Dabei wird immer wieder Bezug auf die Harpyie genommen. Die Harpyie ist in der griechischen Mythologie ein Mischwesen in Vogelgestalt mit Frauenkopf. Die Harpyie würde ich stellvertretend für die Gefühle sehen, die in Lucy schlummern und sie hat bereits in jungen Jahre eine Faszination für diese Wesen entwickelt. An sich ist es eine nette Metapher, aber so richtig konnte ich Lucy diese zweite Seite nicht abnehmen.

FAZIT:

Die Harpyie ist definitiv ein Buch, welches viel Raum für Interpretationen lässt und es empfiehlt sich, sich mit anderen, die das Buch ebenfalls gelesen haben, darüber auszutauschen. Manches erschließt sich sonst nicht so gut. Insgesamt fand ich den Anfang gut, die Mittelteil sehr stark und das Ende hinterlässt bei mir eine Menge Fragezeichen.

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