Verwandtschaftliche Verhältnisse
Das Haus der stummen TotenEleanor will, wie jeden Sonntagabend, ihre Großmutter Vivianne besuchen. Aber anstelle der Oma öffnet ein Fremder die Türe und stürzt rasch davon, während die alte Frau erstochen im Flur liegt. Aufgrund ...
Eleanor will, wie jeden Sonntagabend, ihre Großmutter Vivianne besuchen. Aber anstelle der Oma öffnet ein Fremder die Türe und stürzt rasch davon, während die alte Frau erstochen im Flur liegt. Aufgrund einer Gesichtserkennungsschwäche ist es Eleanor unmöglich, eine Beschreibung des Täters abzugeben. Einige Monate später werden die wenigen Verwandten vom Notar auf einen Gutshof geladen, um das Erbe zu regeln, von dem Eleanor gar nichts weiß.
Einem interessanten Einstieg folgt der Hauptteil am Gutshof einige Monate später. Die Geschehnisse dazwischen kann man nur erahnen. Angenehm zu lesen ist die Sichtweise Eleanors, von der Großmutter auch Victoria gerufen, in der Ich-Form. Dazwischen finden sich Tagebucheinträge von Annuschka ab dem Jahre 1965.
Die Zusammenhänge herauszufinden, gestaltet sich nicht nur für die Protagonisten schwierig, für den Leser jedenfalls ein wenig langatmig. Sind schon Eleanors zwei Namen irritierend, so spitzen sich die Verwandtschaftsverhältnisse der unterschiedlichen Figuren im Laufe der Tage noch zu.
Die zugrundeliegende Idee für all die Überraschungen und Wendungen am Gutshof gefällt mir gut, jedoch lässt die Umsetzung jegliche Spannung oder gar Gänsehaut vermissen. Oftmals plätschert alles nur so dahin, die Erwartungen an einen fesselnden Thriller werden da nicht so recht erfüllt. Lange ist nicht klar, wohin die Handlung eigentlich will. Während man sich Eleanor und die Dienstmädchen sehr gut vorstellen kann, bleiben andere Personen eher farblos und in einer gewissen Distanz. Dafür ist die winterliche Atmosphäre in Schweden, weitab der Zivilisation, gut dargestellt. Die klirrende Kälte, welche Gedanken und Reaktionen lähmt, passt gut zu der unerwarteten Situation. Das Ende ist dann klar aufgelöst, aber doch spürbar konstruiert, damit alle undurchsichtigen Fäden zu einem Strang zusammenlaufen können.
Fazit: (zu) wenig Spannung in einer ursprünglich interessanten Familiengeschichte.
Titel Das Haus der stummen Toten
Autor Camilla Sten
ISBN 978-3-7499-0398-6
Sprache Deutsch
Ausgabe Taschenbuch, 416 Seiten
ebenfalls erhältlich als ebook und Hörbuch
Erscheinungsdatum 24. Mai 2022
Verlag HarperCollins
Originaltitel Arvtagaren
Übersetzer Nina Hoyer, Justus Carl