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Veröffentlicht am 09.07.2022

Der Anschluss

Isidor
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Isidor. eigentlich ist sein Geburtsname Israel, in einem kleinen Dorf in der Nähe von Lemberg geboren. Klug, ehrgeizig und eloquent macht er Karriere in Wien. Als Kommerzienrat Dr. Isidor Geller ist er ...

Isidor. eigentlich ist sein Geburtsname Israel, in einem kleinen Dorf in der Nähe von Lemberg geboren. Klug, ehrgeizig und eloquent macht er Karriere in Wien. Als Kommerzienrat Dr. Isidor Geller ist er bekannt, beliebt und lebt aus dem Vollen, vermögend genug ist er. Bis März 1938 dann kommt der Anschluss von Österreich an das nationalsozialistische Deutschland. Als Jude ist er allen erdenklichen Repressalien ausgesetzt. Sein Vermögen wird gestohlen, er wird gefoltert am Ende ermordet. Ein Neffe von ihm schafft es nach Palästina und ist der Großvater der Autorin.
Als Journalistin ist sie mit Recherche und Berichterstattung vertraut. Sie gibt Isidor sein Leben, seine Geschichte zurück. Anhand von alten Fotos, Briefen und vor allem den Berichten und Dokumenten der akribischen Bürokratie der Nationalsozialisten konnte sie das Leben und den Untergang ihres Urgroßonkels rekonstruieren.
Alle Details kann ich als Leserin nachverfolgen. Die Begeisterung von 97% der österreichischen Bevölkerung, das Drangsalieren der jüdischen Bevölkerung. Die Sorgfalt und Genauigkeit beim bürokratischen Erfassen der Vermögenswerte und allem Eigentums der Juden, ist mit sehr vielen Dokumenten belegt.
Die Autorin erzählt auch wie ihr Großvater 1956 zurück nach Wien in seine Heimatstadt geht. Wie er Menschen trifft, die seine Familie verraten haben, er trifft Menschen in deren Wohnung er Möbel seiner Eltern erkennt.
Der Schock das sich diese Menschen immer noch keiner Schuld bewusst sind, trifft nicht nur ihn sondern auch mich als Leserin.
Dieses Buch ist einerseits eine Biographie und auf der anderen Seite, eine in meinen Augen hervorragende journalistische Arbeit. Die Autorin liefert Tatsachen, der Protagonist hat real gelebt und gelitten. Sie beschreibt seinen Aufstieg, sein erfolgreiches Leben und den Absturz den er nicht selber verschuldet hat.
Ein Buch das niemanden unberührt und auch nicht wieder los lässt.

Veröffentlicht am 08.07.2022

Raubkunst

Das letzte Grab
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Es geht um Raubkunst. Kunstgegenstände aus Gräbern werden schon seit Hunderten von Jahren verkauft und damit ist heute sehr viel Geld zu verdienen. Es heißt zum Beispiel das der IS sich damit finanziert. ...

Es geht um Raubkunst. Kunstgegenstände aus Gräbern werden schon seit Hunderten von Jahren verkauft und damit ist heute sehr viel Geld zu verdienen. Es heißt zum Beispiel das der IS sich damit finanziert.
Carla Winter ist Strafverteidigerin in Frankfurt. Sie erfährt das ihr ExMann sich in der Türkei totgefahren hat und wird gebeten die Kosten für Überführung und Bestattung zu übernehmen, weil es sonst niemanden gibt und sie immer noch etwas für ihn empfindet, sagt sie zu. Damit nimmt das Unheil seinen Lauf.
Es ist äußerst spannend wie die taffe Anwältin mit den Situationen die jeden anderen überfordern würden umgeht. Sie hat Bekannte, Freunde und Familie die zur Hilfe kommen, aber selber muss sie sich Einiges gefallen lassen. Sie führt die Polizei an der Nase herum, in diesem Roman zurecht.
Wir kommen beim Lesen ganz schön herum. Das Buch startet in Bagdad, dann Frankfurt, Duisburg, Istanbul und weiter nach Mardin einer uralten kurdischen Stadt in Südostanatolien dem türkischen Teil Mesopotamiens. Diese Beschreibung ist wichtig, weil dadurch die Erklärungen zu den Raubgegenständen verständlich werden.
Im Grunde kann man sagen die Bösen sind unsympathisch der Rest ist mir sehr sympathisch. Aber da gibt es natürlich Abstufungen, Carlas Exmann scheint ein umtriebiger Mann gewesen zu sein. Ein Charmeur und anscheinend auch ein Verbrecher, sie wusste wohl nicht sehr viel von ihm, der landet verliert im Laufe des Buchs. Dann gibt es Personen die gewinnen je mehr man über sie liest, allen voran ein alter Professor und die Sekretärin. Auch die Menschen die nur kurz auftauchen sind interessant porträtiert, ich habe zwei Verkäuferinnen gut in Erinnerung behalten.
Der Untertitel lautet ein Fall für Carla Winter, ich hoffe es gibt noch mehr Fälle.
Auf alle Fälle ist es ein Autor der auf meiner Leseliste gelandet ist.

Veröffentlicht am 29.06.2022

Zur Therapie bei einem Hochlandrind

Schottenkomplott
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Ein Auftragskiller im Ruhestand, das geht am besten auf einer der Hebrideninseln. Abgelegen, wenig Menschen, Vögel beobachten und sich von einer Kuh therapieren lassen. Nur leider kommt es anders. Es hat ...

Ein Auftragskiller im Ruhestand, das geht am besten auf einer der Hebrideninseln. Abgelegen, wenig Menschen, Vögel beobachten und sich von einer Kuh therapieren lassen. Nur leider kommt es anders. Es hat noch jemand eine Rechnung offen. Es wird die beste Killerin westlich des Hadrianswalls auf ihn angesetzt. Da Hynch sich etwas einsam fühlt unter den wenigen Eigenbrötlern hat er eine Annonce für ein Date aufgegeben, eine Frau ist die Killerin.
Von der ersten Seite an bin ich aus dem Lachen nicht mehr heraus gekommen. Dieser schwarze Humor, gepaart mit der eigenwilligen Beschreibung von schottischen Regen und Lebensstil hat mich für dieses Buch eingenommen.
Es gibt nicht nur eine Hauptperson, alle miteinander sind derart skurril das man sich nicht entscheiden kann, wer der oder die Beste Figur ist. Die Dorflehrerin mit sieben Schülern und ein Shakespeare Fabel, Der Austernfischer der gleichzeitig alles auf die Insel transportiert oder mein besonderer Liebling die Kuh Thin Lizzy deren Wissen und Begabung einzigartig für ein Hochlandrind ist.
Die Mischung machts, Zitate aus Macbeth, ausgefallene Flüche, Missverständnisse und eigenartige Liebeserklärungen, so etwas habe ich noch nie gesammelt in einem Krimi gelesen. Die anderen Bücher von diesem Autor werde ich auf alle Fälle auch noch lesen.
Denn das Rätseln wer die Killerin ist und gleichzeitig zu Lachen über das Gelesene war eine spannende Aufgabe.

Veröffentlicht am 21.06.2022

Bücher sind Abenteuer

Das Antiquariat der verlorenen Dinge
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Clara macht ein Praktikum in einem Antiquariat, es ist eine alte Bekannte ihrer Eltern daher darf sie allein nach Lyon Frankreich. Es ist ein sehr altes Gebäude an allen Ecken und Kanten knarzt ...

Clara macht ein Praktikum in einem Antiquariat, es ist eine alte Bekannte ihrer Eltern daher darf sie allein nach Lyon Frankreich. Es ist ein sehr altes Gebäude an allen Ecken und Kanten knarzt es, hier ist eine Tür die ins Nirgendwo führt, dort eine Klappe an den unmöglichsten Orten hinter der sich Bücher verstecken. Aber es gibt auch noch mehr Unvorstellbares. Bücher die an Orten auftauchen wo sie ganz sicher nicht abgelegt wurden. Männer die Clara verfolgen und das anscheinend in nicht guter Absicht. Gleichzeitig ist da Theo der Neffe der Besitzerin. Ein undurchschaubarer Junge aber mit ihm erlebt Clara das größte Abenteuer ihres bisherigen Lebens.
Ein gutes Buch zu lesen ist immer auch ein gutes Abenteuer zu erleben. Egal ob es sich um eine aufregende Reise handelt oder ob man in eine Familiengeschichte eintaucht. Hier sind die Bücher die Geschichte, sie sind sehr alt und sehen teilweise sehr mitgenommen aus. Ergo hat jedes Buch in dieser Geschichte schon einiges erlebt.
Die Art und Weise wie die Autorin den Büchern ein Eigenleben verschafft ist genial. Ich liebe Bücher aber so habe ich sie noch nie gesehen.
Es ist der Eindruck entstanden als ob meine Freunde die Bücher mehr sind als "nur" Bücher. In Zukunft werde ich sie mit anderen Augen betrachten.
Der Schreibstil vermittelt den Lesern das man sich gern anders verhalten darf wie andere und deshalb noch lange nicht senil, schräg oder durcheinander ist. Jeder hat seine Eigenarten die einen offensichtlicher die anderen versteckter, das gehört zum Menschsein dazu. Diese wichtige Aussage taucht immer wieder zwischen den Zeilen auf und macht Mut zum Anderssein.

Veröffentlicht am 20.06.2022

Woher kommen meine Gene

Was ich nie gesagt habe
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Tom Monderath hat jetzt eine eigene Familie. Jenny in die er sehr verliebt ist und Carl ihr kleiner Sohn. Dazu kommt Henk ein Halbbruder von der Seite seines Vaters. Anscheinend ist da auch eine ...

Tom Monderath hat jetzt eine eigene Familie. Jenny in die er sehr verliebt ist und Carl ihr kleiner Sohn. Dazu kommt Henk ein Halbbruder von der Seite seines Vaters. Anscheinend ist da auch eine ungewöhnliche Geschichte, nicht nur bei seiner Mutter Greta. Henk ist sehr sympathisch und gemeinsam wollen sie mehr über ihren Vater Konrad heraus finden. Warum hat er einen Sohn in Köln und einen in Amsterdam. Gibt es vielleicht noch mehr Geschwister es war schließlich Krieg und da gab es oft eine verzweifelte Liebe bevor man wieder in den Tod ziehen musste. Denn Toms Vater war zu der Zeit noch sehr jung und ledig.
Tom und Henk öffnen die Büchse der Pandorra. Wissen wer die Eltern sind und woher wir stammen ist für die meisten eine Selbstverständlichkeit, über die wir nicht nachdenken. Vor einiger Zeit war es ein Aufreger weil das Bundesverfassungsgericht Kindern von Samenspendern zugestanden hat, das sie ein Anrecht auf den Namen des Vaters haben. Ein Recht auf Wissen wer ihr Erzeuger ist. Im Zuge dieses Urteils gab es erschreckende Erkenntnisse. Reproduktionsmediziner die ihr Wissen und Können missbraucht haben. Dieses Thema greift die Autorin in ihrem Roman auf.
Mit vielen Informationen die sie im Nachgang belegt, informiert sie uns in ihrem Buch über dieses perfide Spiel. Gleichzeitig erzählt sie was es mit den Betroffenen macht, mit Menschen die genau wie ihre Mütter Opfer sind. Nachvollziehbar wie sich Tom, sein Bruder oder auch die realen Frauen und Männer die im Anhang erwähnt werden, sich fühlen. Klar sind wir mehr als die Summe unserer Gene aber sie waren der Anfang, der Grundstock aus dem wir uns entwickelt haben und wenn der biologische Vater nicht nur ein lupenreiner Egoist sondern auch noch ein Verbrecher war. Wie gehe ich dann mit meinem Erbe um. Fragen die mir Angst machen würden.
Genauso ist das Buch aufgestellt. Es erreicht uns Leser auf einer Ebene die wir bisher nicht beachtet haben. Es betraf uns nicht, also nur eine Erscheinung am Rand.
Nachdem mich das erste Buch der Autorin richtig mitgenommen hatte und es sehr lange nachgehallt hat. War dieses eine Selbstverständlichkeit. Wieder wird es mich lange beschäftigen.
Frau Abel nahm mich mit auf eine emotionale Reise, sie holte mich aus meiner Komfortzone. Dabei war jede Figur eine Freundin, ein Freund mit dem ich reden konnte, selbst die an Alzheimer erkrankte Greta sorgte hin und wieder für einen Lacher. Sie war nicht bemitleidenswert, denn wenn sie selber sagt: das ist eine Scheißkrankheit die möchte man nicht haben, kann man ihr nur recht geben.