Wie sabotiert man ein Wochenendhaus?
Da Spanien dieses Jahr 2022 Gastland der Frankfurter Buchmesse sein wird, widme ich mich nun verstärkt diesem literarisch starken Land. Ein Roman ist darunter ‚Wir alle sind Widerlinge‘ von Santiago Lorenzo, ...
Da Spanien dieses Jahr 2022 Gastland der Frankfurter Buchmesse sein wird, widme ich mich nun verstärkt diesem literarisch starken Land. Ein Roman ist darunter ‚Wir alle sind Widerlinge‘ von Santiago Lorenzo, der sich in Spanien schon über 250.000 verkauft hat. Das macht neugierig.
Santiago Lorenzo ist geborener Baske und lebte sehr lange in Madrid als Filmemacher. Seit geraumer Zeit lebt er in einem kleinen Dorf und widmet sich dem Schreiben.
‚Wir alle sind Widerlinge‘ ist bereits sein vierter Roman. Wir begeben uns in das Jahr 2015, Madrid. Die Lage für junge Menschen im Land ist desolat, wenn es um ihren beruflichen Werdegang geht. Absolventen bekommen keine Jobs und hangeln sich durch. So auch Manuel. Er gerät mit einem Polizisten aneinander, weil er für einen aggressiven Demonstranten gehalten wird und entflieht der Szene, da er glaubt dem Polizisten großen Schaden zugefügt zu haben. Er flüchten in eines der „Geisterdörfer“ nördlich von Madrid, versteckt sich und bekommt nur durch seinen Onkel Lebensmittel und einen Job am Telefon.
Dieser Onkel ist eine zentrale Figur, denn er ist der allwissende Erzähler hier in diesem Roman. Es passt nicht so recht was er alles weiß über Manuel, da er nur telefonisch Kontakt hat, aber die Perspektive wie sie erzählt ist, hat Charme.
Nachdem nun Manuel sich ein neues Leben eingerichtet hat, wird seine friedliche Ruhe von Wochenendhaus Tyrannen aus Madrid regelmäßig gestört und es macht ihn rasend. Mit viel Fantasie und unerhörten Mitteln macht er sich an dem Haus in ihrer Abwesenheit zu schaffen. Eine Sabotage folgt der Nächsten und wir Leser:innen wohnen dem amüsanten Spektakel bei.
Auch hier, wie bei der Erzählperspektive, könnte man die Absurdität und die surrealen Gegebenheiten monieren, aber als Leserin habe ich mich entschieden es als künstlerisches Element und Freiheit des Denkens zu nehmen. Wenn nicht in der Literatur – wo dann?
Sprachlich ist der Roman nicht immer ganz einfach und eben auch hier waltet große Kreativität, denn Santiago Lorenzo reibt sich an Sprache und erfindet auch gerne mal Wörter neu. Das hat natürlich die Übersetzung vor besondere Herausforderungen gestellt und wurde meisterlich von Daniel Müller und Karolin Viseneber übersetzt.
Fazit: Die Filmrechte sind verkauft, da bin ich gespannt, dass wird ein Spaß! Ich fand es eine erfrischende und witzige Lektüre, auch wenn es manches Mal über das Ziel hinausschießt was Inhalt und Sprache angeht.