Gelungener Auftakt der Norderney-Saga
Die Frauen vom Inselsalon„Die Frauen vom Inselsalon“ ist der Auftakt der Familiensaga rund um einen Friseursalon auf Norderney Anfang des 20. Jahrhunderts aus der Feder von Sylvia Lott.
Frieda, eine Fischertochter der Insel, hat ...
„Die Frauen vom Inselsalon“ ist der Auftakt der Familiensaga rund um einen Friseursalon auf Norderney Anfang des 20. Jahrhunderts aus der Feder von Sylvia Lott.
Frieda, eine Fischertochter der Insel, hat den großen Traum, im Friseursalon der Familie Fisser zu arbeiten und bekommt tatsächlich eine Chance, in diese für sie neue Welt einzutauchen. Frieda ist eine sehr kluge junge Frau mit viel Talent und einer Aura, die anderen ein Lächeln ins Gesicht zaubert.
Sie lernt als junges Mädchen die wohlhabende Grete aus Berlin kennen, die zwar auf den ersten Blick alles hat, was man sich wünschen kann, jedoch an einer Hauterkrankung und starken Hustenanfällen leidet und ihre Krankheit als Kurgast auf der Insel auskurieren soll.
Zwischen den beiden Mädchen entwickelt sich trotz der Standesunterschiede eine tiefe Freundschaft, die die Zeit überdauert.
Der Leser begleitet die Mädchen beim Erwachsenwerden. Sie lernen die erste Liebe kennen und vor allem Grete versucht sich den vorgeschriebenen Konventionen der damaligen Zeit immer mehr zu entziehen und eine Ausbildung zur Schwester im Seehospiz auf Norderney zu beginnen.
Der Schreibstil der Autorin ist sehr angenehm zu lesen. Durch den Wechsel der Perspektiven bekommt man immer wieder einen tiefen Einblick in die Sichtweisen von Frieda, Grete und auch dem Leben und Schaffen im Friseursalon.
Die beiden Hauptcharaktere sind sehr authentisch beschrieben. Ihre Freundschaft hat mich tief berührt und zeigt, dass man trotz großer Unterschiede im Herzen eins sein und die Freundschaft auch große Entfernungen überdauern kann. Die beiden Frauen stehen einander bei und haben immer ein offenes Ohr füreinander.
Sehr interessant waren die Beschreibungen der damaligen Badeanstalten, der Kureinrichtungen sowie die angebotenen Behandlungen, aber auch und vor allem die Entwicklungen im Friseurwesen. Da habe ich manches mal gestaunt, welch Fortschritte im letzten Jahrhundert erreicht wurden.
Der Friseursalon als Mittelpunkt von Weltpolitik und alltäglichem Dorftratsch ist sehr gelungen und man kann sich das lebendige Treiben vor Ort richtig gut vorstellen.
An manchen Stellen waren mir die politischen Gespräche etwas zu langatmig. Allerdings konnte man im Laufe des Romans einiges dazu lernen, was mir bislang aus dieser Zeit noch nicht bekannt war.
Der Spannungsbogen ist eher gemütlich, jedoch steigert sich die Dramatik zum Ende des Romans ganz automatisch. Der 1. Weltkrieg bricht aus und die Männer der Insel werden zum Dienst an der Waffe gerufen. Die Frauen bleiben zurück.
Ich habe den Roman mit einem wehmütigen Gefühl beendet und bin sehr gespannt, wie die Frauen der Insel die schwere Zeit des Krieges meistern werden.
Fazit:
Sylvia Lott ist mit „Die Frauen vom Inselsalon“ ein schöner Reihenauftakt gelungen, in dem das politische Weltgeschehen zur Kaiserzeit in Deutschland vor idyllischer Nordseekulisse gezeichnet und dem Leser Leben und Schicksal dieser wunderbaren starken Frauen aufgezeigt wird.
Ich habe sehr angenehme Lesestunden mit diesem Roman verbracht und freue mich nun, gleich Band 2 lesen zu können.