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Veröffentlicht am 15.09.2022

Gelungener Auftakt der Norderney-Saga

Die Frauen vom Inselsalon
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„Die Frauen vom Inselsalon“ ist der Auftakt der Familiensaga rund um einen Friseursalon auf Norderney Anfang des 20. Jahrhunderts aus der Feder von Sylvia Lott.
Frieda, eine Fischertochter der Insel, hat ...

„Die Frauen vom Inselsalon“ ist der Auftakt der Familiensaga rund um einen Friseursalon auf Norderney Anfang des 20. Jahrhunderts aus der Feder von Sylvia Lott.
Frieda, eine Fischertochter der Insel, hat den großen Traum, im Friseursalon der Familie Fisser zu arbeiten und bekommt tatsächlich eine Chance, in diese für sie neue Welt einzutauchen. Frieda ist eine sehr kluge junge Frau mit viel Talent und einer Aura, die anderen ein Lächeln ins Gesicht zaubert.
Sie lernt als junges Mädchen die wohlhabende Grete aus Berlin kennen, die zwar auf den ersten Blick alles hat, was man sich wünschen kann, jedoch an einer Hauterkrankung und starken Hustenanfällen leidet und ihre Krankheit als Kurgast auf der Insel auskurieren soll.
Zwischen den beiden Mädchen entwickelt sich trotz der Standesunterschiede eine tiefe Freundschaft, die die Zeit überdauert.
Der Leser begleitet die Mädchen beim Erwachsenwerden. Sie lernen die erste Liebe kennen und vor allem Grete versucht sich den vorgeschriebenen Konventionen der damaligen Zeit immer mehr zu entziehen und eine Ausbildung zur Schwester im Seehospiz auf Norderney zu beginnen.
Der Schreibstil der Autorin ist sehr angenehm zu lesen. Durch den Wechsel der Perspektiven bekommt man immer wieder einen tiefen Einblick in die Sichtweisen von Frieda, Grete und auch dem Leben und Schaffen im Friseursalon.
Die beiden Hauptcharaktere sind sehr authentisch beschrieben. Ihre Freundschaft hat mich tief berührt und zeigt, dass man trotz großer Unterschiede im Herzen eins sein und die Freundschaft auch große Entfernungen überdauern kann. Die beiden Frauen stehen einander bei und haben immer ein offenes Ohr füreinander.
Sehr interessant waren die Beschreibungen der damaligen Badeanstalten, der Kureinrichtungen sowie die angebotenen Behandlungen, aber auch und vor allem die Entwicklungen im Friseurwesen. Da habe ich manches mal gestaunt, welch Fortschritte im letzten Jahrhundert erreicht wurden.
Der Friseursalon als Mittelpunkt von Weltpolitik und alltäglichem Dorftratsch ist sehr gelungen und man kann sich das lebendige Treiben vor Ort richtig gut vorstellen.
An manchen Stellen waren mir die politischen Gespräche etwas zu langatmig. Allerdings konnte man im Laufe des Romans einiges dazu lernen, was mir bislang aus dieser Zeit noch nicht bekannt war.
Der Spannungsbogen ist eher gemütlich, jedoch steigert sich die Dramatik zum Ende des Romans ganz automatisch. Der 1. Weltkrieg bricht aus und die Männer der Insel werden zum Dienst an der Waffe gerufen. Die Frauen bleiben zurück.
Ich habe den Roman mit einem wehmütigen Gefühl beendet und bin sehr gespannt, wie die Frauen der Insel die schwere Zeit des Krieges meistern werden.
Fazit:
Sylvia Lott ist mit „Die Frauen vom Inselsalon“ ein schöner Reihenauftakt gelungen, in dem das politische Weltgeschehen zur Kaiserzeit in Deutschland vor idyllischer Nordseekulisse gezeichnet und dem Leser Leben und Schicksal dieser wunderbaren starken Frauen aufgezeigt wird.
Ich habe sehr angenehme Lesestunden mit diesem Roman verbracht und freue mich nun, gleich Band 2 lesen zu können.

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Veröffentlicht am 23.08.2022

Jugend in der Sowjetunion der 80er Jahre

Das Leben vor uns
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„Das Leben vor uns“ ist der Debütroman von Kristina Gorcheva-Newberry, ins Deutsche übersetzt von Claudia Wenner.
Die Geschichte dreht sich hauptsächlich um 2 junge Mädchen, die in den letzten Jahren der ...

„Das Leben vor uns“ ist der Debütroman von Kristina Gorcheva-Newberry, ins Deutsche übersetzt von Claudia Wenner.
Die Geschichte dreht sich hauptsächlich um 2 junge Mädchen, die in den letzten Jahren der Sowjetunion in Moskau aufgewachsen sind. Der Staat steht vor dem Zerfall, die Inflation nimmt immer mehr an Fahrt auf, Unsicherheit und Aufbruchstimmung sowie eine Gesellschaft in aufgewühlten Zeiten stehen im Mittelpunkt.
Der Roman ist untergliedert in 2 Teile.
Wir erleben die Geschehnisse aus der Sicht von Anja, die als junges Mädchen in der Sowjetunion in einem wohl behüteten, aber ärmlichen Elternhaus aufwächst. Anja ist eine sehr sympathische Protagonistin, die eine tiefe Freundschaft mit Milka verbindet.
Milka war mir leider von Beginn an eher fremd. Ihre derbe und teils sehr sexistische Ausdrucksweise hat mich immer wieder abgestoßen, auch wenn diese im Kontext des Geschehens sicherlich passte. Sie stammt aus einem zerrütteten Elternhaus und hat es alles andere als leicht im Leben.
Die Jugendlichen erleben ihre ersten Erfahrungen mit der Liebe, dem Alkohol, Freundschaften usw. alles vor dem Hintergrund der damaligen Politik. Für mich war das Lesen des Romans sehr bedrückend. Die Stimmung, die vermittelt wurde, zeigte die damalige Situation der Menschen – die fehlende Freiheit, das „Eingesperrtsein“ im eigenen Land, aber auch die Sehnsucht nach mehr, nach Aufbruch in eine neue, freiere Welt!
Gleichzeitig fand ich den Zusammenhalt in der Familie sehr liebenswert. Die gesamte Familie kümmerte sich zum Beispiel rührselig um die Großmutter, die im Krieg schlimmes erlebt hat und die in Würde altern sollte.
Interessant fand ich die unterschiedlichen Sichtweisen der Charaktere auf die Politik, die in Form von Diskussionen durchaus ausgetragen werden durften. So konnte man sich als Leser auch selber eine Meinung bilden und erleben, dass nicht alle Menschen in der damaligen Sowjetunion gleich dachten.
Die Geschehnisse spitzen sich zu einer unerwarteten Wendung hin zu, sodass wir in Teil 2 nach vielen Jahren mit einer veränderten erwachsenen Anja, die in die USA ausgewandert ist, in das nun auch veränderte Russland zurückkehren.
Ich selber habe mich mit der Geschichte der Sowjetunion vorher nicht befasst, sodass die historischen Fakten und Hintergründe für mich neu und sehr interessant waren.
Auch vor dem Hintergrund der heutigen Geschehnisse erhält dieser Roman an zusätzlicher Aktualität und öffnet einem die Augen für die Sichtweise vieler Russen auf das geopolitische Weltgeschehen.
Dieser Roman ist ein gelungenes Debüt, welches historische Fakten mit einer fiktiven Geschichte gekonnt verknüpft. Mir war der Roman an manchen Stellen zu bedrückend, aber er bleibt mir auf jeden Fall in Erinnerung!

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Veröffentlicht am 29.07.2022

New York mal ganz anders

NEW YORK - Wie es keiner kennt
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Wenn man an New York City denkt, fallen einem sofort Bilder von hohen Wolkenkratzern, blinkenden Lichtern und der Trubel vieler geschäftiger Menschen ein, doch mit dem Bildband von Susan Kaufmann wird ...

Wenn man an New York City denkt, fallen einem sofort Bilder von hohen Wolkenkratzern, blinkenden Lichtern und der Trubel vieler geschäftiger Menschen ein, doch mit dem Bildband von Susan Kaufmann wird man in ein ganz anderes, ein ganz persönliches New York entführt.

Das Format ist kleiner als ich vermutet hatte mit seinen 17,5 cm x 23,5 cm, passt dadurch aber umso besser ins Bücherregal.

Durch eine kleine Einführung wird klar, aus welchen Beweggründen Susan Kaufmann diesen Bildband erschaffen hat. Dieser persönliche Einblick in die Hintergründe zur Entstehung lässt einen die Bilder nochmal ganz anders betrachten.

Der Bildband ist untergliedert nach den Stadtteilen, die Susan Kaufmann als ihre Lieblingsorte regelmäßig besucht. Zu jedem Kapitel erfolgt vorab eine kleine Information mit interessanten Informationen und zum Abschluss jeweils eine kleine Übersichtskarte ihrer Lieblingsorte im Stadtteil.

Jedes Bild ist so beschriftet, dass man die Orte bei einem Besuch in New York auch selber wiederfinden kann.
Beim Durchblättern des Bildbandes fällt besonders die hohe Qualität der Fotos, die Fröhlichkeit der Farben und die Abwechslung in der Architektur der Gebäude auf.
Würde man nicht wissen, dass es ein Bildband von New York ist, könnten sich die zahlreichen Hauseingänge, Treppen oder Cafés sicher auch in vielen anderen Städten befinden.

Besonders gefallen hat mir das Einfangen der verschiedenen Jahreszeiten und Wetterlagen und den damit verbundenen Schönheiten der Natur und Umgebung.

Ein Großteil der Bilder sind Häuser, Hauseingänge, Treppen etc. Hier wäre vielleicht ein bisschen mehr Abwechslung schön gewesen. Die Architektur ist zwar beeindruckend, aber man sieht sich leider irgendwann satt.

Jedoch macht Susan Kaufmann ganz klar, dass es ihre persönlichen Lieblingsorte sind, die hier als Bilder verewigt sind.

Jeder ist dazu angehalten, sich selbst ein Bild dieser schönen Stadt abseits von Wolkenkratzern und Trubel zu machen und seine eigenen Lieblingsorte zu finden.

Für mich war es eine Bestätigung, dass ich New York mit all seinen Facetten gern einmal besuchen möchte, aber auch dafür, durch meine eigene Stadt mal etwas aufmerksamer zu gehen und charmante Orte zu entdecken.

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Veröffentlicht am 30.06.2022

Eine romantische Liebesgeschichte mit spirituellem Touch

Aller Anfang ist Liebe
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„Aller Anfang ist Liebe“ von Juli Löwe ist Teil 1 der Overlander-Reihe.

Jo ist in einer Werbeagentur in Düsseldorf als Grafikdesignerin beschäftigt und bekommt bisher nur unliebsame langweilige Aufgaben ...

„Aller Anfang ist Liebe“ von Juli Löwe ist Teil 1 der Overlander-Reihe.

Jo ist in einer Werbeagentur in Düsseldorf als Grafikdesignerin beschäftigt und bekommt bisher nur unliebsame langweilige Aufgaben zugeteilt. Eines Tages bekommt sie jedoch die große Chance, ein Marketingprojekt in Amsterdam zu übernehmen. Jo wittert die Chance, endlich ihre eigenen Ideen umzusetzen und das zu tun, was sie liebt. Doch es gibt auch Neider wie ihren ehemaligen Teamchef Paul, der das Projekt gern selber übernommen hätte.
Der Sohn des Kunden scheint sehr interessiert an Jo zu sein. Noch dazu begegnet sie in Amsterdam einem Schulfreund wieder, der ihr zur Grundschulzeit sehr nahe stand und zu dem sie eine besondere Verbindung hat.
Jo wird nicht nur in einen Gefühlsstrudel gezogen, sondern hat plötzlich auch seltsame Träume und Visionen.
Wird Jo alles zu viel oder kann sie ihre Aufgabe souverän zu Ende führen?

Das Cover des Buches ist sehr angenehm gestaltet.
Der Schreibstil der Autorin ist leicht und flüssig zu lesen. Sehr oft musste ich über Redewendungen schmunzeln. Amsterdam ist mir durch die bildliche Beschreibung klar vor Augen und ich verspüre große Lust, selber mal die Nieuwe Kerk zu besuchen oder an den Grachten entlang zu spazieren.

Jo als Hauptprotagonistin ist mir sofort sympathisch. Sie hat eine sehr humorvolle und bodenständige Art. Jo in ihrem Alltag zu begleiten, zu sehen, wie sie an ihrer Aufgabe wächst und schließlich auch die Entwicklung ihrer Gefühle sind sehr authentisch beschrieben.
Sie bekommt Unterstützung und Rückhalt nicht nur von ihrer langjährigen Freundin Rike, die in Amsterdam wohnt, sondern auch von ihren tollen Kollegen.
Die beiden Männer, die in Jos Leben treten, sammeln ebenfalls fleißig Sympathiepunkte, sodass es einem als Leser fast ein bisschen leid tut, als sich Jo für einen der beiden entscheidet. Obwohl diese Entscheidung von Beginn an klar zu sein scheint.

Die immer wieder auftauchenden Visionen und Träume sowie die Hochsensibilität waren mir teilweise ein bisschen zu spirituell. Auch, dass plötzlich so viele Personen im Umfeld von Jo diese Gabe hatten, war mir etwas zu viel. Für mich hätte es diesen Teil der Geschichte nicht so intensiv benötigt, denn die Liebesgeschichte funktioniert auch so wunderbar.

Fazit:
Dieser Roman ist eine wunderschöne Liebesgeschichte, die mich sehr gut unterhalten hat. Es ist ein Buch, dass man zügig lesen kann, da man es auch gar nicht mehr weglegen möchte.
Ich freue mich schon jetzt auf Band 2 der Overlander-Reihe und auf ein Wiedersehen mit lieb gewonnenen Charakteren.

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Veröffentlicht am 12.06.2022

Sommerlektüre mit tiefergreifenden Themen

Inselluft
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„Inselluft“ ist ein Roman aus der Feder von Jette Hansen.
Wir begleiten die Postbotin Sarah, die sich aufgrund unangenehmer Vorkommnisse und wegen ihrer Pollenallergie zeitweise auf die Urlaubsinsel Föhr ...

„Inselluft“ ist ein Roman aus der Feder von Jette Hansen.
Wir begleiten die Postbotin Sarah, die sich aufgrund unangenehmer Vorkommnisse und wegen ihrer Pollenallergie zeitweise auf die Urlaubsinsel Föhr versetzen lässt. Dort angekommen, wird sie sehr gastfreundlich aufgenommen. Der neue Kollegenkreis und die Nordseeluft tun ihr sichtlich gut, doch schnell treten auch auf der Insel Probleme zutage, in die Sarah mit hineingezogen wird und die sie zwingen, sich mit ihrer schmerzhaften Vergangenheit auseinanderzusetzen.
Der Schreibstil ist flüssig-leicht zu lesen und man wird sofort in den Flair der Insel gezogen. Beim Lesen hatte ich das Gefühl, selber die Insel zu erkunden und die Nordseeluft zu schnuppern. Leider war vom Urlaubsfeeling nicht ganz so viel vorhanden, da hauptsächlich tiefergreifende Themen bzw. Probleme gewälzt wurden und so für die Liebe und die schöne Landschaft kaum Zeit blieb.
Die Inselbewohner habe ich alle ins Herz geschlossen aufgrund ihrer gastfreundlichen Art. Man fühlte sich gleich willkommen.
Allerdings waren auch viele Charaktere in ihrem Handeln sehr übergriffig und manch spontaner Sinneswandel nicht ganz authentisch.
Sarah und ihr Neuanfang standen für mich fast ein bisschen zu wenig im Mittelpunkt. Das Ende der Geschichte ist offen gewählt, was mir wiederum sehr gut gefallen hat. Einer Fortsetzung der Geschichte steht somit nichts im Wege, in der dann hoffentlich einige offene Handlungsstränge noch etwas näher beleuchtet werden.

Mein Fazit:
Wer eine Sommerlektüre mit Tiefgang mag, ist hier genau richtig und wird sich nach dem Lesen sicher nach einem Urlaub auf Föhr sehnen.

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