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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 22.10.2020

Sprunghaft erzählte Familienerinnerungen

Die Bagage
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Am Rande eines Bergdorfes in Österreich leben Josef und Maria Moosbrugger mit ihren Kindern. Besonders Maria fällt in der Dorfgemeinschaft durch ihre Schönheit auf, die Männer träumen von ihr und die Frauen ...

Am Rande eines Bergdorfes in Österreich leben Josef und Maria Moosbrugger mit ihren Kindern. Besonders Maria fällt in der Dorfgemeinschaft durch ihre Schönheit auf, die Männer träumen von ihr und die Frauen beneiden sie. Als Josef im ersten Weltkrieg eingezogen wird, bittet er den Bürgermeister, sich um Maria und die Kinder zu kümmern - der macht sich allerdings selbst Hoffnung auf die schöne Frau. Als ein Fremder ins Dorf kommt und Maria einige Male besucht, zerreißen sich die Dorfbewohner die Mäuler und als Maria schwanger wird, steht für die Gemeinschaft fest, dass Josef, trotz mehrmaliger Heimaturlaube, nicht der Vater sein kann.

"Die Bagage" ist die Aufzeichnung von Monika Helfers eigener Familiengeschichte, Marias im Krieg gezeugtes Kind Margarethe, Grete genannt, ist die Mutter der Autorin. Leider konnte mich die Geschichte trotz des angenehmen Schreibstils nicht überzeugen, Monika Helfer reiht ihre Gedanken aneinander, wie ein Kind Perlen auf eine Kette fädelt. So springt sie zum Beispiel in der Handlung plötzlich von einem der noch kleinen Moosbrugger-Kinder zu dessen erwachsenem Pendant und erzählt, wie sie selbst als Kind und später als Erwachsene den jeweiligen Onkel erlebt hat. Nach der Bemerkung, wie er gestorben ist, steht er plötzlich wieder als kleiner Junge vor dem Leser.

Nicht nur der sprunghafte Handlungsverlauf hat mich irritiert, auch die Erklärungen zwischendurch, wie die Autorin die Lücken in der Überlieferung ihrer Verwandten durch ihre Vorstellungskraft (zugegeben durchaus gekonnt) ausfüllt, hat in meinem Hinterkopf Fragezeichen aufgeworfen. Was will dieses Buch darstellen? Wie viel Fantasie verträgt eine Familiengeschichte? Wie viele Nebeninformationen benötigt ein Roman? Damit ist dieses Buch für mich nicht wirklich empfehlenswert, die Geschichte konnte mich nicht fesseln und der Inhalt dürfte eher in der Familie von Monika Helfer von Interesse sein, als für eine breite Leserschaft.

Fazit: Trotz Monika Helfers angenehmen Schreibstil fand ich den Handlungsverlauf verworren und die von verschiedenen Familienmitgliedern zusammen getragenen Erinnerungsbröckchen eher willkürlich mit eigenen Gedanken der Autorin vermischt. Damit sehe ich dieses Buch eher als eine Art privater Aufzeichnung und nicht als literarisches Werk für ein fremdes Publikum.

Veröffentlicht am 25.06.2020

Ein Sachbuch in Romanform, leider zähe und langatmig

The Modern Break-Up
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In einer Bar lernen sich Amelia und Nick kennen, doch es wird schnell klar, dass Amelia noch unter der Trennung von Jay leidet und nicht bereit für etwas Neues ist. Der größte Raum in der Geschichte wird ...

In einer Bar lernen sich Amelia und Nick kennen, doch es wird schnell klar, dass Amelia noch unter der Trennung von Jay leidet und nicht bereit für etwas Neues ist. Der größte Raum in der Geschichte wird von den Meinungen verschiedener Personen zu Amelias gescheiterten Beziehung zu Jay eingenommen, erst gegen Ende hin kehren wir zur Gegenwart zurück und erleben ein aufschlussreiches Gespräch zwischen Nick und Amelia.

Als ich den Klappentext zu "The Modern Break-Up" von Daniel Chidiac gelesen hatte, wollte ich das Buch unbedingt kennen lernen - doch für mich hat es leider nicht gehalten, was die Beschreibung versprochen hat. Die Message, die transportiert wird - du musst erst lernen dich selbst zu lieben, ehe du erwarten kannst, dass Andere das tun - ist gut und richtig, aber an der literarischen Umsetzung hapert es meiner Meinung nach sehr.

Mir scheint, dass Chidiac versucht hat, ein Sachbuch in Romanform zu verfassen, die Mischung konnte mich nicht überzeugen. Für ein Sachbuch sind nicht genügend Informationen vorhanden, die wesentliche Aussage hätte man in 10 - 20 Seiten zusammen fassen können. Und für einen Roman war die Geschichte zu langatmig und zähe verfasst, durch den mittleren Buchteil musste ich mich regelrecht durch kämpfen. Wie in Amelias Gedankenspirale haben sich auch die Äußerungen der anderen Personen regelrecht im Kreis gedreht, was das Lesen beschwerlich gemacht hat.

Fazit. Ein interessantes Thema wurde hier leider sehr zähe und langatmig umschrieben, die wesentlichen Informationen hätten deutlich kürzer und übersichtlicher zusammen gefasst werden können. Und um als Roman zu gelten, fehlte der Geschichte die nötige Tiefe, dieses Buch ist weder Fisch noch Fleisch und leider kein Lesevergnügen.

Veröffentlicht am 18.05.2020

Verliert sich in Klischees

Mrs Fletcher
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Eve Fletcher ist 46 Jahre alt, geschieden und ihr einziger Sohn Brendan verabschiedet sich gerade in Richtung College. Allein geblieben versucht Eve ihrem Leben eine neue Richtung zu geben und geht neben ...

Eve Fletcher ist 46 Jahre alt, geschieden und ihr einziger Sohn Brendan verabschiedet sich gerade in Richtung College. Allein geblieben versucht Eve ihrem Leben eine neue Richtung zu geben und geht neben ihrem Beruf selbst wieder zum College, das Seminar Gender & Gesellschaft regt sie auch zum Nachdenken über ihre eigenen Sexualität an. Brendan dagegen genießt das College-Leben, scheinbar ohne auch nur einmal eine seiner grauen Zellen zu bemühen......

"Mrs Fletcher" vom Tom Perotta hätte einiges an Potential zu bieten gehabt, wenn die Geschichte sich nicht in Klischees verlieren würde. Den Anfang fand ich noch vielversprechend, nachdem mir schon der Klappentext Lust auf das Buch gemacht hatte. Doch bald verliert sich der Faden in diversen oberflächlichen Sexfantasien. Wirklich schade, denn der Schreibstil des Autors hätte die Geschichte besonders machen können, wenn der Inhalt besser dazu gepasst hätte.

Eve ist als eine MILF beschrieben, einen Begriff, den ich zwar durchaus kannte, aber noch nie so zentral in einem Buch thematisiert gesehen habe - das scheint das Bedeutsamste an der Protagonistin zu sein, sie ist 46 Jahre alt, alleinstehend, einsam, sexuell frustriert? Egal, das Alles geht vorbei - weil sie eine gute Figur und feste Brüste hat - ach ja eine neue Frisur tut noch ihr Übriges. Die versprochene rasende Komik konnte ich in der Geschichte leider nicht finden und ich glaube nicht, dass die Beschreibung diverser erotischer Fantasien und Erlebnisse schon ausreicht, um das Buch als provokant einzustufen.

Irritiert hat mich außerdem, dass die Kapitel aus Eves Sicht in der dritten Person formuliert waren, obwohl ich sie laut Titel und Klappentext als Hautfigur angesehen habe. Brendans Abschnitte dagegen sind in der Ich-Form geschrieben, dabei ist seine Figur dennoch stereotyp und oberflächlich geblieben - und er schien mir so unglaublich blöd, sorry....schon klar, dass die jungen Leute lieber feiern als lernen, aber ein paar wenige Gehirnzellen mehr hätte ich auch einem jugendlichen Protagonisten gewünscht.

Fazit: Hätte das Buch auch nur die Hälfte von dem gehalten, was der Klappentext versprach, wäre es eine vergnügliche Lektüre gewesen. Leider löst sich der Handlungsfaden in klischeehaften Fantasien und Abenteuern auf. Wenn das die Art ist, wie sich Männer das weibliche Sexualleben vorstellen, dann gute Nacht!

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Veröffentlicht am 01.10.2019

Schwache Geschichte einer jüdischen Familie

Otto
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Otto, der Vater von Timna und Babi ist sehr krank und verlangt von seinen Töchtern, dass sie immer für ihn da sind und sich um jeden seiner Wünsche kümmern. Aus der Sicht der "Lieblingstocher" Timna wird ...

Otto, der Vater von Timna und Babi ist sehr krank und verlangt von seinen Töchtern, dass sie immer für ihn da sind und sich um jeden seiner Wünsche kümmern. Aus der Sicht der "Lieblingstocher" Timna wird die Geschichte um den despotischen alten Mann erzählt, in Rückblenden erfährt der Leser einiges über die Vergangenheit der jüdischen Familie und über das Weltbild, dass Otto seinen Töchtern vermittelt hat.

Vom Klappentext des Buches habe ich mir viel versprochen, was die Erzählung leider nicht gehalten hat. Dana von Suffrins Schreibstil ist angenehm zu lesen, doch vom Inhalt her konnte "Otto" mich nicht fesseln. Die Erzählung ist etwas verworren, aktuelle Gegebenheiten werden mit Erinnerungen an die Vergangenheit der Familie vermischt, wobei ein roter Faden für mich kaum erkennbar war. Auch den versprochenen schwarzen Humor konnte ich nicht finden. Die Figuren bleiben zweidimensional, trotz vieler Anekdoten aus ihrer Kindheit sind Ottos Töchter für mich sehr blass gezeichnet. Der Despot Otto ist in der jetzigen und früheren Zeit mit vielen kleinen Begebenheiten vorgestellt worden, doch auch er hebt sich nicht aus der Geschichte heraus. Dieses Buch hätte mehr Potential gehabt, so konnte es mich nicht wirklich überzeugen.

Veröffentlicht am 01.07.2022

Sinnloses Gemetzel

Do not eat!
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Während einer Wanderung treffen Clint und sein bester Freund auf zwei kleine Mädchen ohne Elternbegleitung - die sich allerdings schnell als hungrige Außerirdische herausstellen und gleich einmal Clints ...

Während einer Wanderung treffen Clint und sein bester Freund auf zwei kleine Mädchen ohne Elternbegleitung - die sich allerdings schnell als hungrige Außerirdische herausstellen und gleich einmal Clints Freund verspeisen. Aufgrund seines Studienabschlusses als Physiker wird Clint vorläufig verschont und auf das Raumschiff der Aliens entführt, wo er mit fünf weiteren Wissenschaftlern berechnen soll, wie sich die Lebensbedingungen auf der Erde in den nächsten 1600 Jahren entwickeln werden. Außer ihnen wurden noch weitere 50.000 Menschen an Bord genommen, die auf der langen Heimreise als Proviant für die Außerirdischen dienen sollen - für Clint und seine Mitstreiter steht fest, dass sie die Rückkehr des Raumschiffs unbedingt verhindern müssen.

"Do not eat!" von Kevin Hearne ist eines der wenigen Bücher, die ich als komplette Verschwendung meiner Lebenszeit empfunden habe. Nachdem ich die ersten beiden Bände der "Chroniken des Siegelmagiers" gelesen und sehr gemocht hatte, genügte für mich der Name des Autors, um auch sein neuestes Werk lesen zu wollen - selten wurde ich derartig enttäuscht. Dass Kevin Hearnes Humor derb ist und gern auch mal unter die Gürtellinie geht, war mir durchaus bekannt, in den anderen Büchern hatte mir seine Schreibweise bereits Lachtränen in die Augen getrieben - die "witzigen" Szenen in diesem SciFi-Roman kann ich bestenfalls als vorpubertär bezeichnen. (Wer bei dem Gedanken an P**mel-förmige Raumshuttles in Lachsalven ausbricht, dem lege ich "Do not eat! dringend ans Herz, allen Anderen rate ich eher davon ab.)

Die Handlung ist überschaubar, wie auch das Buch insgesamt (ca. 50 der angegebenen Seiten enthalten die Leseprobe für eine weitere Reihe des Autors). Genau genommen fasst der Klappentext so ziemlich Alles zusammen, was in der Geschichte passiert, der Rest ist (in meinen Augen sinnfreies) Gemetzel. Die Ironie, dass die Außerirdischen mit den Menschen so umgehen, wie wir mit unserem Schlachtvieh, hätte ich durchaus auch verstanden, ohne die Zerlegungsstrecke detailliert beschrieben zu bekommen - der Roman ist nicht geeignet für schwache Nerven (oder Mägen). Freunde von Alien-Splatter-Geschichten werden dieses Buch vermutlich lieben, mich konnte es leider nicht unterhalten.

Fazit: Eine knappe Handlung, die mir nur den Zweck zu haben schien, die anschließende Schlacht einzuleiten, der Rest ist meiner Meinung nach unschönes Gemetzel, auf dieses Leseerlebnis hätte ich rückblickend gern verzichtet.