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Veröffentlicht am 14.07.2022

Unter den Linden

Drei Tage im August
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Das pralle Leben von Berlin hat sich längst von „Unter den Linden“ zum „Kurfürsten Damm“ verlagert. Doch die Chocolaterie Sawade ist geblieben und auch für Elfie eine Zuflucht. Hier kann sie verbergen, ...

Das pralle Leben von Berlin hat sich längst von „Unter den Linden“ zum „Kurfürsten Damm“ verlagert. Doch die Chocolaterie Sawade ist geblieben und auch für Elfie eine Zuflucht. Hier kann sie verbergen, dass sie anders ist als andere Menschen, denn ihr macht die Schwermut zu schaffen. In dem Laden ist auch hochbetagte Madame Conte aus der Bel étage Kundin. Eines Tages möchte Madame Elfie sprechen und so erfährt sie eine Geschichte über eine verbotene Liebe und eine ganz besondere Praline.
Anne Stern hat mich wieder in das Berlin vergangener Jahre eintauchen lassen und dabei durfte ich ungewöhnliche Menschen kennenlernen. Der Schreibstil der Autorin hat mich wieder einmal überzeugt.
Berlin zeigt sich während der Olympischen Spiele weltoffen und lebendig und überdeckt damit, dass längst dunkle Zeiten angebrochen sind. In der Nachbarschaft der Chocolaterie Sawade leben sehr unterschiedliche Menschen und man spürt ihre Angst, denn sie sind unerwünscht. Auch wenn man sich nicht näher kennt, so halten die Menschen doch zusammen. Elfie leidet unter ihrer Schwermut und hat abends nach Ladenschluss keine Kraft mehr. Sie wurde von ihrer Großmutter aufgezogen, die wenige Gefühle für ihre Enkelin, aber umso mehr Strenge zeigte. Die Verkäuferin Trude möchten dem jüdischen Buchhändler gerne helfen und jeder vermisst den Leierkastenmann, der verstorben ist. Der Barbesitzer Issa El Hamady ist von Elfie beeindruckt und hofft, dass seine Bar sich endlich mal wieder füllt. Das kleine Blumenmädchen ist der Polizei ein Dorn im Auge und Elfie hat Angst sich einzumischen. Dann gibt es da noch Madame Conte, die immer schwächer wird und ein Geheimnis hütet. Ich konnte mich in alle Personen hineinversetzen und ihre Ängste und Sorgen nachvollziehen.
Es ist eine tiefgründige und eher ruhige Geschichte, die mir aber gut gefallen hat.

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Veröffentlicht am 10.07.2022

Düster und spannend

Dunkelschnee
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Auf einem Feld bei Oslo werden die Leichen von zwei elfjährigen Jungen entdeckt. Zwischen den Jungen liegt ein Rotfuchs. Acht Jahre zuvor hat es bereits einen ähnlichen Fall in Schweden gegeben, bei dem ...

Auf einem Feld bei Oslo werden die Leichen von zwei elfjährigen Jungen entdeckt. Zwischen den Jungen liegt ein Rotfuchs. Acht Jahre zuvor hat es bereits einen ähnlichen Fall in Schweden gegeben, bei dem zwischen den Leichen von zwei Elfjährigen ein weißer Hase lag. Kommissar Holger Munch ist mit seinem Team für die Ermittlung zuständig. Er holt die Polizeischülerin Mia Krüger ins Team, die aufgefallen ist, weil sie Dinge sieht, die anderen entgangen sind. Auch nun entdeckt sie etwas, dass den Polizisten Sorge bereitet.
Für mich war es das erste Buch aus der Reihe um Kommissar Munch. Ich mag die etwas düstere Atmosphäre von Skandinavien-Thrillern, die sich auch in dieser Geschichte zeigt.
Ich habe ein wenig gebraucht, um mit dem Schreibstil zurecht zu kommen. Erzählt wird die Geschichte aus unterschiedlichen Perspektiven. Die Handlungsstränge scheinen zunächst nichts miteinander zu tun zu haben, doch so nach und nach ergibt sich ein Bild.
Die Charaktere sind gut gezeichnet. Munch hat eine neue Abteilung übernommen und sich sehr unterschiedliche Personen ins Team geholt. Alle haben ihre Ecken und Kanten, sind aber gute Polizisten. Für mich allerdings blieb Munch zu blass. Mia zeigt schnell, dass sie zu den Ermittlungen ihren Teil beisteuern kann. Dabei hat sie aber auch mit ihren persönlichen Problemen zu kämpfen. Der Part um die zwölfjährige Lydia, die ein ungewöhnliches Leben hat, bringt noch einen ganz anderen Aspekt in die Geschichte.
Die Ermittlungen bringen Ergebnisse, die sich aber oft als falsche Fährte erweisen. Der Täter scheint minutiös geplant zu haben und der Polizei immer einen Schritt voraus zu sein.
Mich hat dieser spannende Thriller gut unterhalten.

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Veröffentlicht am 08.07.2022

Start in ein neues Leben

Morgen kann kommen
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Ruth lebt schon lange im Schatten ihres Mannes, dem bekannten Schauspieler Karl Westphal. Er hat bestimmt, was gut für Ruth ist und sie hat ihn gelassen. Zufällig entdeckt Ruth auf einem zerrissenen Foto ...

Ruth lebt schon lange im Schatten ihres Mannes, dem bekannten Schauspieler Karl Westphal. Er hat bestimmt, was gut für Ruth ist und sie hat ihn gelassen. Zufällig entdeckt Ruth auf einem zerrissenen Foto im Drogeriemarkt etwas, vor dem sie die Augen nicht mehr verschließen kann. Mit ihrem Hund flieht sie in die Villa ihrer Großeltern. Dort trifft sie ihre Schwester Gloria, zu der sie schon seit Jahren keinen Kontakt mehr hatte. Sie erkennt, dass sie belogen wurde.
Dies ist mein erstes Buch der Autorin Ildikó von Kürthy und sicherlich nicht mein letztes. Der Schreibstil lässt sich angenehm flüssig lesen und die Geschichte ist zwar humorvoll, hat aber auch einen gewissen Tiefgang.
Im Haus ihrer Großmutter trifft Ruth ihre Schwester und erfährt, dass die Intrigen ihres Mannes schuld daran sind, dass so lange Funkstille zwischen den Schwestern war. Ich fand es zwar schön, dass sie alles klärt, aber nach der langen Zeit ging mir das ein wenig zu schnell. Dort trifft Ruth aber auch noch auf andere Menschen, die auch ihr Päckchen zu tragen haben. Durch sie erfährt Ruth verschiedene Blickwinkel auf ihre Situation. Mir haben die Charaktere gut gefallen und ich mochte sie, bis auf den eitlen Egomanen Karl.
Mit Abstand von ihrem bisherigen Leben kann Ruth zu sich selbst finden und endlich ihren eigenen Weg gehen.
Dies ist ein humorvoller und emotionaler Roman, der mich gut unterhalten hat.

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Veröffentlicht am 03.07.2022

Der Traum vom Fliegen

Kreiseziehen
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Marian Graves war schon als Kind anders als andere Mädchen; sie war wild und abenteuerlustig. Schon früh träumte sie davon zu fliegen. Um dieses Ziel zu erreichen, musste sie sich dann durchkämpfen und ...

Marian Graves war schon als Kind anders als andere Mädchen; sie war wild und abenteuerlustig. Schon früh träumte sie davon zu fliegen. Um dieses Ziel zu erreichen, musste sie sich dann durchkämpfen und so manches Opfer bringen. Als sie 1950 die Erde in der Längsachse umrunden wollte, verschwand sie dann in der Antarktis.
Im Jahr 2014 soll das Leben der Marian Graves verfilmt werden. Die Schauspielerin Hadley Baxter hofft mit der Rolle der Marian Graves die Skandale vergessen zu machen.
Die Autorin Maggie Shipstead verknüpft die Geschichten dieser beiden Frauen in einem mit über 800 Seiten sehr umfangreichen Roman. Der Schreibstil ist angenehm zu lesen.
Marian und Hadley leben zu unterschiedlichen Zeiten und sind auch sonst sehr verschieden und doch verbindet sie einiges. Beide Mädchen verloren schon sehr früh ihre Eltern und wuchsen beim jeweiligen Onkel auf, wo sie auf sich gestellt waren, denn die Onkel kämpften beide mit ihrer Sucht und hatten keine großen Ambitionen, sich um die Erziehung zu kümmern. Um ihre Ziele zu erreichen, müssen sie einen hohen Preis bezahlen, denn sie sind abhängig von Männern, die ihre höchsteigenen Vorstellungen haben.
Während der Erzählstrang um die Schauspielerin Hadley relativ knapp ist, wird die Geschichte um Marian sehr ausführlich erzählt. Daher kam mir Marian auch viel näher. Sie ist ehrgeizig, kämpferisch und leidenschaftlich. Dagegen blieb Hadley blass, so dass ich auf ihren Part gerne verzichtet hätte.
Dennoch hat mich das Buch gut unterhalten, denn ist eine interessante und spannende Geschichte.

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Veröffentlicht am 01.07.2022

Südtirol nach dem 1. Weltkrieg

Das Land, von dem wir träumen
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Der 1. Weltkrieg liegt nun schon einige Jahre zurück. Er hat auch bei der Familie Bruggmoser Wunden hinterlassen. Zwei ihrer Söhne sind gefallen und die anderen beiden haben das Erlebte noch nicht verarbeitet. ...

Der 1. Weltkrieg liegt nun schon einige Jahre zurück. Er hat auch bei der Familie Bruggmoser Wunden hinterlassen. Zwei ihrer Söhne sind gefallen und die anderen beiden haben das Erlebte noch nicht verarbeitet. Franziska Bruggmoser hat ihr Lehramtsstudium beendet, doch sie darf nicht unterrichten. Südtirol gehört nun zu Italien und dort darf nun kein Unterricht mehr in Deutsch stattfinden. Franziska kein leider kein Italienisch. Daher gründet sie eine verbotene Katakombenschule, damit die Kinder ihres Dorfes auch unterrichtet werden. Unterstützung gewährt ihr ausgerechnet Wilhelm Leidinger, der Knecht ihres Vaters. Ihr Vater passt sich den neuen Gegebenheiten bereitwillig an und ändert den Familiennamen in Ponte. Die Dörfler finden das nicht gut und auch Franziska ist damit nicht einverstanden.
Dies ist der erste Band aus der Reihe „Die Südtirol-Saga“ von Anna Thaler. Es ist erschreckend, wie der deutschstämmigen Bevölkerung durch die italienischen Behörden das Leben schwer gemacht wird. Das ruft natürlich Widerstand hervor.
Die Charaktere sind vielschichtig und authentisch dargestellt. Während sich der Vater willig unterordnet, versetzt sich Franziska den Anordnungen und gründet die Katakombenschule, um die Kinder im Dorf zu unterrichten. Sie schließt sich aber auch einer Widerstandsgruppe an. Beides ist gefährlich und sie muss erkennen, dass es manchmal besser ist, sich anzupassen. Franziskas ältester Bruder sucht Vergessen im Alkohol und Andreas möchte alles hinter sich lassen und nach Amerika auswandern. Zum Glück ist auf den Knecht Wilhelm Verlass, der aber scheinbar ein Geheimnis hat. Wem kann Franziska wirklich vertrauen?
Diese historische Geschichte ist wirklich interessant. Obwohl mir die historischen Fakten bekannt waren, ist mir nun erst wirklich bewusst geworden, wie schwierig das Leben der Deutschen war, nachdem sie Italien zugesprochen wurden.
Es ist eine packende Geschichte, die mich berührt hat und ich bin schon gespannt, wie es weitergeht.

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