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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 02.07.2022

Ein solides Debüt mit ein paar Schwächen

Der Tunnel
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Die Geschichte ist aus Sicht mehrerer Protagonisten erzählt. Der Zugführer, die Lehrerin der Berliner Klasse, sowie eine ihrer Schülerinnen und zwei Hauptmänner der Schweizer Soldaten erzählen uns ihre ...

Die Geschichte ist aus Sicht mehrerer Protagonisten erzählt. Der Zugführer, die Lehrerin der Berliner Klasse, sowie eine ihrer Schülerinnen und zwei Hauptmänner der Schweizer Soldaten erzählen uns ihre Sicht der Dinge und ihre Erlebnisse. Für die Handlung ist das ein großer Vorteil, der Leser ist an verschiedenen Orten dabei, was mehr Abwechslung bietet. Weniger gut gelöst fand ich allerdings, dass teils zeitliche Sprünge in die Vergangenheit gemacht werden. Wir lesen einen Abschnitt aus Sicht von Person A, ein Kapitel später erleben wir einen Teil des eben gelesenen nochmals aus Sicht von Person B. In Actionszenen mag das Spannung bringen – wie ein Zug in einen Bahnhof einfährt brauche ich allerdings nicht aus zwei Sichtweisen zu erfahren.

Die Beklemmung im dunklen Tunnel eingeschlossen zu sein, kilometerweit entfernt vom nächsten Ausgang, kommt gut rüber. Es ist heiß und stickig, bald fehlen Nahrung und Wasser, niemand weiß was passiert ist und warum keine Hilfe kommt.

An manchen Stellen zieht sich das Lesen allerdings. Leister verliert sich gerne mal in Nebensächlichkeiten und Details. Bei den technischen Parts hat mich das weniger gestört, wenn auch nicht immer in dieser Tiefe interessiert, doch eine umfangreiche Beschreibung in welcher Reihenfolge die Kleidung angelegt wird ist wenig spannend. Auch bestimmte Gedankengänge wiederholen sich immer wieder. Natürlich hat jeder Sorge wie es außerhalb des Bunkers aussieht und Angst, dass den Angehörigen etwas passiert ist. Darüber aber in jedem dritten Satz zu lesen war mir dann irgendwann zu viel.

„Der Tunnel“ hängt direkt mit Leisters zweitem Buch „Das U-Boot“ zusammen. Während im ersten Buch die Geschehnisse in der Schweiz erzählt werden, stehen im zweiten Buch die Erlebnisse einer israelischen U-Boot-Mannschaft im Mittelpunkt. So viel sei bereits verraten: im zweiten Buch kreuzen sich dann die Wege, ich fand diese Überschneidung der Handlungen eine großartige Idee.

Fazit
Ein solides Debüt, mit einigen noch ausbaufähigen Punkten. Da ich vor kurzem auch sein zweites Buch gelesen habe kann ich dazu allerdings sagen: Leister hat seinen Stil und die Erzählweise weiterentwickelt, die meisten meiner Kritikpunkte fallen für das zweite Buch weg.

Veröffentlicht am 18.06.2022

Da ist noch Luft nach oben

Wie man sich einen Lord angelt
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Das Buch hat nur 352 Seiten, entsprechend gestrafft ist die Handlung und gerade zu Beginn geht es sehr schnell wie Kitty nach London reist, sich mit passender Garderobe ausstattet und auch schon mit dem ...

Das Buch hat nur 352 Seiten, entsprechend gestrafft ist die Handlung und gerade zu Beginn geht es sehr schnell wie Kitty nach London reist, sich mit passender Garderobe ausstattet und auch schon mit dem ersten Lord in Kontakt steht. Wir begleiten Kitty und ihre Schwester Cecily zu den pompösen Bällen Londons, zu nachmittäglichen Teestunden und zu Ausritten. Mit einer Mischung aus kleineren Manipulationen und Schauspielerei versucht Kitty dabei passende Heiratskandidaten auf sich aufmerksam zu machen und für sich einzunehmen. Da der Leser bereits weiß, dass ihre Absichten dazu dienen sollen das Familienanwesen und die Heimat nicht zu verlieren, kann man ihr Handeln durchaus nachvollziehen, trotzdem wurde ich nie so ganz warm mit Kitty.

Der Roman ist in der 3. Person geschrieben und überwiegend aus Kittys Sicht erzählt. Ziemlich irritiert hat mich, dass es erst heißt „Kitty wusste, dass ….“, eine Seite weiter dann plötzlich „…Miss Talbot blickte sich um…“. Das ganze Buch hindurch wechseln sich diese Bezeichnungen willkürlich ab.

Auch bei den Charakteren gibt es Licht und Schatten. Vor allem der weltfremde, ständig errötende und auf den ersten Blick verliebte Archie war mir zu dümmlich. Kittys Ideen sich bei Archies Familie beliebt zu machen sind nicht immer außerordentlich originell, so dass ich vor allem die Reaktionen seiner Mutter leider oft als unglaubwürdig empfand. Als Mutter dreier lediger und sehr reicher Kinder muss sie solche Manipulationen schon mehrmals erlebt haben und kennen.

Punkten konnte die Geschichte mit unterhaltsamen Dialogen, feinem Humor und Situationskomik, die sich ab dem ersten Drittel so langsam einstellten. Vor allem die Auseinandersetzungen mit Lord Radcliffe sorgten für Abwechslung.

Fazit
Insgesamt war es trotz meiner Kritikpunkte eine angenehme Lektüre. Es ist ein leichter Regency-Roman mit Luft nach oben für die Nachfolger. Das Ende war für mich schon beim Lesen des Klappentextes klar, hier wird das Rad nicht neu erfunden, dennoch hoffe ich noch immer auf eine Autorin die hier mal komplett neue Wege beschreitet.

Veröffentlicht am 16.06.2022

Eine sprunghaft erzählte Aneinanderreihung von kurzen Einblicken

Alles muss raus
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Was Thilo Mischke gesehen und erlebt hat ist beeindruckend und für mich ist die Arbeit von Kriegsreportern ohne Frage enorm wichtig. Ich habe mir das Hörbuch gekauft, um mehr über dieses Leben zu erfahren. ...

Was Thilo Mischke gesehen und erlebt hat ist beeindruckend und für mich ist die Arbeit von Kriegsreportern ohne Frage enorm wichtig. Ich habe mir das Hörbuch gekauft, um mehr über dieses Leben zu erfahren. Nach dem Hören bin ich nun leider nicht viel schlauer als zuvor.

Ich hätte mir viel mehr Hintergründe zu den bereisten Ländern, den Menschen dort und den Konflikten gewünscht. Stattdessen waren die Erzählungen für mich zu viel von seinen persönlichen Geschichten überlagert. Das Auseinanderleben mit dem besten Freund, eine Romanze in Japan, Erzählungen über Vater, Mutter, Bruder - das hat für mich nicht so recht ins Buch gepasst und ganz ehrlich, dafür habe ich es mir auch nicht gekauft.

Auch mit dem Aufbau war ich nicht glücklich. Die Erzählung ist sehr sprunghaft, die Geschichten sind wild durcheinandergewürfelt, werden immer wieder für andere Erzählungen unterbrochen und später fortgeführt. Mich hat das sehr gestört. Gerade noch erzählt er von einem Kriegsgebiet, wie er dort unter Beschuss gerät und im nächsten Satz, ohne irgendeine Überleitung, ist er dann wieder mitten in einer anderen Szene, zu einer anderen Zeit und berichtet vom Fitnessstudiobesuch mit seinem Bruder. Und dann zehn Sätze später wieder ein Cut und geht es zurück in den Krieg.

Die große Stärke des Hörbuchs sind die Szenen wo Mischke über etwas längere Passagen hinweg über seinen Aufenthalt und Erlebnisse in einem fernen Land erzählt. Denn gut erzählen kann er ohne Frage und er tut es auch absolut ungeschönt, vieles ist schwer zu verdauen und kaum zu ertragen.

Fazit
Der Untertitel „Notizen vom Rand der Welt“ ist sehr treffend, es sind Notizen, kurze Einblicke, Ausschnitte. Ich hatte mir mehr tiefergehende Hintergründe erhofft und erwartet.

Veröffentlicht am 21.05.2022

Diesmal ein schwächerer Fall

Affenhitze (Ein Kluftinger-Krimi 12)
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„Affenhitze“ ist mein erstes Hörbuch um Kommissar Kluftinger, und für ihn schon der 12. Fall. Das Hörbuch ist von den beiden Autoren Volker Klüpfel und Michael Kobr, unterstützt von Martin Umbach, richtig ...

„Affenhitze“ ist mein erstes Hörbuch um Kommissar Kluftinger, und für ihn schon der 12. Fall. Das Hörbuch ist von den beiden Autoren Volker Klüpfel und Michael Kobr, unterstützt von Martin Umbach, richtig gut gelesen. Bisher habe ich die Bände der Reihe immer gelesen und bin auch ganz allgemein erst so langsam dabei mich mit Hörbüchern anzufreunden. Hier wusste ich schon nach wenigen Minuten, dass mir die Umsetzung richtig gut gefällt. Die Figuren sind so gut gesprochen, dass man sie vor Augen hat, die verschiedenen Dialekte geben dem ganzen nochmal eine ganz andere Tiefe als es ein Buch kann.

Beim Inhalt ist meine Meinung leider nicht mehr rein positiv. Ja, Kluftiger ist noch immer unterhaltsam, aber so lustig wie zu Beginn der Reihe auch nicht mehr. Langsam entwickelt er sich von jemandem der gerne mal in ein Fettnäpfchen tritt zu einem ziemlich schrulligen Trottel. Auch eine gewisse Vorhersehbarkeit ist mir dieses Mal stärker als sonst aufgefallen. So war mir zum Beispiel sehr früh klar, was seine Facebook Aktivitäten auslösen, während Kluftinger noch eine gefühlte Ewigkeit rätselt und merklich schwer von Begriff ist.

Der Fall ist recht interessant, aber auch nicht mehr. Das Setting mit dem urzeitlichen Skelett in der Allgäuer Tongrube fand ich interessant und mir hat gefallen, dass dieser Teil der Geschichte auf wahren Begebenheiten basiert. Positiv ist auch, dass es einige Verdächtige gibt und man lange Zeit miträtselt und neugierig ist was hinter allem steckt. Das Ende kam für mich dann aber etwas abrupt und bei der Auflösung hatte ich das Gefühl, dass da noch mehr möglich gewesen wäre. Die privaten Problemchen Kluftingers fand ich an manchen Stellen etwas zu viel, denn der Krimi-Anteil der Geschichte geht da etwas verloren.

Fazit
Dieser Fall war leider nicht meins. Dafür habe ich wieder richtig Lust auf die alten Klufti-Bücher bekommen und hole mir die ersten, und mit Abstand besten Bände der Reihe, auch noch als Hörbuch.

Veröffentlicht am 02.02.2022

Nicht düster, aber trotzdem gut

Die Chroniken der Meerjungfrau - Der Fluch der Wellen
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Christina Henrys Buchreihe heißt „Die dunklen Chroniken“, das Buch über die Meerjungfrau ist bereits das fünfte erschienene Werk. Düster, gruslig oder brutal ist an der Geschichte allerdings gar nichts, ...

Christina Henrys Buchreihe heißt „Die dunklen Chroniken“, das Buch über die Meerjungfrau ist bereits das fünfte erschienene Werk. Düster, gruslig oder brutal ist an der Geschichte allerdings gar nichts, das Ganze geht eher in Richtung Märchen. Das Buch erzählt im Wesentlichen wie Amalia, die Meerjungfrau, die Welt der Menschen und die Menschen selbst kennenlernt und verbindet das mit einer Liebesgeschichte. Obwohl die düsteren Elemente fehlten gefiel mir die Geschichte der Meerjungfrau aber weitaus besser als die Chroniken von Alice. Bei Alice war mir die die Erzählung zu oberflächlich, es gab viel zu viele Wiederholungen und kaum emotionale Tiefe.

„Die Chroniken der Meerjungfrau“ lebt von drei Personen: der Meerjungfrau Amelia, P.T. Barnum und seinem Angestellten Levi Lyman. Letztere sind historische Figuren und auch einige ihrer ausgelösten Skandale hat Christina Henry in ihre Geschichte einfließen lassen. Ich fand diesen kleinen Ausflug in die amerikanische Geschichte sehr interessant und habe nach Beendigung des Buches erstmal einiges mehr dazu gelesen. Auch Amelias Entwicklung habe ich gerne verfolgt. Wie sie die Menschen und ihre Eigenarten nach und nach Kennenlernt und sich nicht mit allem anfreunden kann ist sehr gut beschrieben.

Fazit
Eine stellenweise etwas melancholische Geschichte über eine Meerjungfrau und ihrem Traum die menschliche Welt kennenzulernen.