Hoffnung kann Berge versetzen
Was der Morgen versprichtGefühlvoll und mit viel Empathie habe ich diesen großartigen Roman erlebt. Gerade bei der „Lebensachterbahnfahrt“ von Hannah war ich hin und hergerissen und habe bis zum Ende mit ihr mitgebangt. Das Cover ...
Gefühlvoll und mit viel Empathie habe ich diesen großartigen Roman erlebt. Gerade bei der „Lebensachterbahnfahrt“ von Hannah war ich hin und hergerissen und habe bis zum Ende mit ihr mitgebangt. Das Cover ist mit einem Foto gestaltet. Erkennbar sind ein junger Mann und eine junge Frau welche dicht beieinanderstehen. Mit viel Fantasie könnte es sich um Hannah und Daniel handeln. Der Klappentext ist relativ offengehalten und weiß so Spannung zu erzeugen, ohne den Leser nicht wesentlich auf das Ereignis vorzubereiten. In der Handlung geht es um die junge Hannah Sternberg welche von einem Studium der Medizin träumt. Sie wünscht sich ein selbstbestimmtes Leben. Ihre Eltern haben aber andere Pläne und versuchen alles um Hannah mit dem jungen und adretten Daniel Friedländer zu verheiraten. Daniels Gefühle für Hannah sind sehr ehrlich und er versucht sukzessive Hannah von seinen wahren Absichten zu überzeugen. Dabei geht es Hannah gar nicht so sehr um die Ehe, sondern um ihre Selbstbestimmung. Wird es Hannah schaffen ihre Träume zu leben?
Die Hauptdarstellerin ist eine für diese Zeit unheimlich starke und selbstbestimmte Frau. Sie hat einen durch und durch liebevollen Charakter und hat ihre Liebe zur Medizin gefunden. Ihr Großvater, ein anerkannter Mediziner in Berlin ist ihr Lebensvorbild und er unterstützt ihre Passion, wo er nur kann. Hannah ist aber auch eine manchmal sehr unbeherrschte Frau und lässt sich zu stark von ihren Gefühlen leiten. Sie ist eine der treibenden Kräfte der Erzählung und einer meiner absoluten Lieblingscharaktere in diesem Roman. Als zweite wichtige Hauptfigur muss Daniel genannt werden. Obwohl er ähnlich wie Hannah der „Denkweise der Zeit um 1907“ unterliegt ist er ein modern denkender Mann. Er versucht Hannah zu unterstützen und schützt sie vor allen gesellschaftlichen und familiären emotionalen Angriffen. Als wesentliche Nebenfiguren der Erzählung treten die mehr als nur Haushälterin zu bezeichnende Alma, Hannas Eltern, Jakob, der Bruder Hannahs, Professor Fuchs sowie der Medizinstudent und spätere Arzt Fritz Gerlach auf. Gerade Alma hat mir dabei am besten gefallen, zeigt sie trotz tragischer Umstände in ihrem Leben was wirklich wichtig ist. Sie wird zu mehr als einem Zimmermädchen oder einer Köchin für Hannah. Auch sie gibt dem Roman eine wundervolle Wendung im Laufe der Erzählung.
Die Spannung der Geschichte wird gut und strukturiert aufgebaut und es wird erst am Ende ersichtlich, wie sie sich entwickelt. Das Ende hat mich überrascht aber lässt auch noch etwas Handlungsspielraum für die Zukunft zu. Der Aufbau der Geschichte ist stringent und wird nur durch vereinzelte Zeitsprünge in die Zukunft unterbrochen. Für den Lesefluss ist dies aber kein Hindernis gewesen. Der Schreibstil der Autorin ist flüssig, bildhaft, sehr gefühlvoll und dialogorientiert.
Gerade die „Denkweise der Zeit um 1907“ und in den folgenden Jahren hat mir vor Augen geführt, wie schwierig das Leben abseits der Familie für Frauen damals war. Frauen hatten Kinder zu bekommen und sich um die Familie zu kümmern. Männer durften alles und sich selbst verwirklichen. Eine Frau als Medizinstudentin war damals unvorstellbar. Genauso ergeht es Hannah mit ihrer Familie was mich sehr bewegt und nachdenklich gemacht hat. Ich habe jede einzelne Zeile genossen und bin sehr gespannt, wie es für Hannah weitergehen wird? Vielen Dank an die Autorin für die schönen Lesestunden und eine klare Empfehlung für alle Anhänger einer schön erzählten Geschichte.