Wahrheit oder Wahn
Ein Jugendlicher erscheint auf der Polizeidienststelle und behauptet, dass er einen Mord mitangesehen habe. Da er an diesem Tag nach drei Jahren Aufenthalt aus der Jugendpsychiatrie entlassen worden ist, ...
Ein Jugendlicher erscheint auf der Polizeidienststelle und behauptet, dass er einen Mord mitangesehen habe. Da er an diesem Tag nach drei Jahren Aufenthalt aus der Jugendpsychiatrie entlassen worden ist, nimmt man ihn nicht für voll. Der forensische Phonetiker Matthias Hegel kann hören, dass der siebzehnjährige Silvan Braun die Wahrheit sagt, auf dem Anwesen der Familie findet die Polizei allerdings keine Leiche. Was ist in der Familienvilla passiert und wohin ist Silvans Mutter verschwunden, die nach Aussage seines Vaters zu krank ist, um das Haus zu verlassen?
Dies ist der vierte Teil der Auris-Reihe, die ersten drei Bücher habe ich bisher leider noch nicht gelesen, obwohl diese seit langem bereitliegen. Ob der Prolog sich auf Begebenheiten aus diesen drei Teilen bezieht, kann ich nicht beurteilen, allerdings hatte ich weder da, noch später im Verlauf der Handlung das Gefühl, ich würde etwas nicht verstehen, weil mir Vorwissen fehlt. Es werden zwar immer wieder Andeutungen gemacht und Hinweise auf die zurückliegenden Fälle gegeben, dies aber sehr zurückhaltend und dezent, sodass ich mich nicht übermäßig gespoilert fühle und immer noch auf die ersten drei Bände freue. Lediglich ein Hinweis wird leider dazu führen, dass ich bereits jetzt etwas weiß, was ich nicht wissen sollte. Dieser war aber der Handlung geschuldet und konnte tatsächlich nicht vermieden werden.
Die vorliegende Geschichte war ungewöhnlich, das Thema Phonetik sehr interessant und der Fall stellenweise so spannend, dass ich am liebsten vorgeblättert hätte, weil ich den Nervenkitzel kaum noch aushalten konnte. Die Sprünge zwischen den Perspektiven waren klug gewählt, immer wieder wurde meine Geduld sehr auf die Probe gestellt. Die Wendungen waren grandios und lediglich einmal habe ich das Ergebnis kommen sehen, weil es so offensichtlich war. Ich wüsste aber nicht, wie man das hätte umgehen können, es ergab sich einfach aus der Situation heraus, dass ich sofort geahnt habe, was kommt. Dies hat aber meinen Lesegenuss nicht schmälern können, denn im Gegenteil war ich froh, dass der Autor diese Lösung gewählt hat. Alles in allem ein sehr spannender und abwechslungsreicher Thriller, dessen Auflösung mir gefallen hat. Der Cliffhanger zu einer der Personen am Ende ist fies, aber lässt auch meine Vorfreude auf den nächsten Teil in die Höhe schnellen. Von mir gibt es fünf Sterne und eine Leseempfehlung.