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Veröffentlicht am 03.07.2022

Tod eines Freundes

Andy-Mücke-Reihe / Zwentibolds Wut
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Nach der ausgelassenen Feier anlässlich des 10. Hochzeitstages wird der Gastgeber Bernd Bödecker am nächsten Tag ermordet aufgefunden. Während der Feier war der Schriftsteller Scharner durch sein aggressives ...

Nach der ausgelassenen Feier anlässlich des 10. Hochzeitstages wird der Gastgeber Bernd Bödecker am nächsten Tag ermordet aufgefunden. Während der Feier war der Schriftsteller Scharner durch sein aggressives Verhalten aufgefallen. So ist es verständlich, dass er zum Hauptverdächtigen wird. Ausgerechnet Privatdetektiv Andy Mücke wird durch dessen Verteidiger beauftragt, Entlastungsmaterial zu finden. Bald gibt es mehr Fragen als Antworten.

Dies ist nun der zweite Fall, den ich zusammen mit Andy Mücke löse und erneut hatte ich einige unterhaltsame und spannende Lesestunden.

Dieser Fall trifft Andy mitten ins Herz, denn das Opfer war sein bester Freund. Durch die Übernahme des Auftrages kommt es zum Zerwürfnis mit Bödeckers Ehefrau. Ich fand, Andys Zwiespalt wurde sehr gut gargestellt und es erschien mir bewundernswert, dass Andy weiter an dem Fall arbeitet.

Wie es nun mal ist, wenn man im Privatleben anderer Leute stochert, kommen auch unliebsame Wahrheiten ans Licht. Andy Freund war nicht der treue Ehemann, für den er sich ausgab und der Tatverdächtige Scharner nimmt es mit dem Urheberrecht nicht so genau

Zudem kommt immer wieder ein Unbekannter, der sich Zwentibold nennt , zu Wort. Aus seinen Äußerungen kann man entnehmen, dass er der Täter sein könnte. Das hat den Mitmachfaktor erheblich gesteigert, weil ich damit beschäftigt war, alle Beteiligten auf Gemeinsamkeiten mit Zwentibold zu überprüfen.

Die Auflösung des Falles gerät dann recht dramatisch und sorgt nochmals für einen Adrenalinschub.

Was mir angenehm aufgefallen ist, Andys Privatleben hatte auf unterhaltsame Weise seinen Platz in der Geschichte, war aber weniger dominant wie im 1. Fall.

Insgesamt empfand ich den Krimi als gelungene Fortsetzung und er war in meinen Augen lebendig und packend geschrieben.

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Veröffentlicht am 02.07.2022

Gelungener Auftakt zu einer neuen Fantasy-Reihe

Leas Geheimnis - Castle of Amanecer Band 1
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Tar Insulam ist ein Internat für besondere Schüler. In der normalen Welt aufgrund ihrer vermeintlichen körperlichen Mängel als Außenseiter gebrandmarkt, sind die Jugendlichen in Wirklichkeit magisch begabt. ...

Tar Insulam ist ein Internat für besondere Schüler. In der normalen Welt aufgrund ihrer vermeintlichen körperlichen Mängel als Außenseiter gebrandmarkt, sind die Jugendlichen in Wirklichkeit magisch begabt. Das Internat soll ihnen helfen, mit ihrer besonderen Fähigkeit zurechtzukommen.

Im Mittelpunkt der Erzählung stehen drei Neuankömmlinge. Leroy , der die erfahrenen Verletzungen und Demütigungen durch Aggression verarbeitet. Eve, die man einfach gern haben muss, weil sie freundlich ist und stets das positive sieht. Und nicht zuletzt Ellena, die nicht an Magie glauben will und dabei gleich mehrere magischen Begabungen in sich trägt.

Lea, die Direktorin des Internats, fühlt sich von Ellena an ihre eigene Jugend erinnert und nimmt sich ihrer an. Während die Neuen sich langsam in die veränderten Lebensumstände eingewöhnen, erhält Lea erschreckende Nachrichten. Magier sterben unter unerklärbaren Umständen.

Die Erzählung hat mich schnell für sich eingenommen. Mir hat der Gedanke gefallen, dass vermeintliche Außenseiter , die Helden der Geschichte sind, dass es einen Ort gibt, an dem sie etwas besonderes im positiven Sinne sind.

Leroy ist ein schwieriger Charakter und ehrlich gesagt, ihn mochte ich nicht. Er war mir zu gewalttätig, obwohl es aufgrund seiner Erfahrungen verständlich war.

Eve ist mein Sonnenschein und damit ist alles gesagt.

Ellena ist sehr verschlossen. Richtig gemocht habe ich sie nicht. Sie war mir zu vernünftig, zu kontrolliert für ihr Alter.

Die Direktorin Lea bemüht sich, eine angenehme Situation für die Internatsbewohner zu schaffen und ist offen für neues. Mir hat aber ihr Verhalten gegenüber Ellena nicht gefallen. Ich fand es für eine Respektsperson unangemessen.

Dieses Ankommen im Internat und damit in einem neuen Leben wird sehr lebendig erzählt. Die Rückblicke in die Vergangenheit fand ich sehr emotional und teilweise hat mich das grausame Verhalten der "Normalen" schockiert.

Gerade als die Bedrohung der Magier deutliche Formen annimmt, endet der 1. Teil. Ich möchte trotz einiger Schwächen auf jeden Fall weiter lesen, weil das bisherige Geschehen sehr unterhaltsam und gut geschrieben war und viele offene Fragen auf Antworten warten.

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Veröffentlicht am 25.06.2022

Liebe nur ein Algorithmus ?

Paris und die Mörder der Liebe
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Kommissar Lafrague ist nicht gerade ein umgänglicher Mensch und er ist nur bedingt ein Freund des Internets. Doch gerade sein neuster Fall, der Tod einer Lobbyistin für Social-Media , zwingt ihn ihn, ...

Kommissar Lafrague ist nicht gerade ein umgänglicher Mensch und er ist nur bedingt ein Freund des Internets. Doch gerade sein neuster Fall, der Tod einer Lobbyistin für Social-Media , zwingt ihn ihn, in diese Welt einzutauchen. Nachdem ein Bekennerschreiben einer Aktivistengruppe veröffentlicht wird, erklärt sich Lafargues Kollegin Jinjin bereit, undercover in diesen Kreisen zu ermitteln. Kurz darauf ist sie spurlos verschwunden.

Ich gebe zu, zu Beginn hat mich Lafargue mit seiner in meinen Augen destruktiven Stimmung einfach nur genervt. Im Laufe der Ermittlungen musste ich mein Bild von ihm von Grund auf ändern. Er ist von seiner Arbeit geradezu besessen und hat deshalb so gut wie kein Privatleben. er ist empathisch und setzt sich mit aktuellen gesellschaftlichen Problemen auseinander und hat eine gut begründete Meinung dazu. Seine Ansichten zu Social-Media und Big Data fand ich persönlich sehr treffend.

Die Handlung war für mich zuerst etwas unübersichtlich, da verschiedene Handlungsstränge verfolgt werden, deren Zusammenspiel erst allmählich ersichtlich wird.

Die Erzählweise hat mir sehr gut gefallen. Die einzelnen Kapitel sind sehr kurz und erzeugen eine Stimmung von Dringlichkeit . Durch die Orts-und Perspektivwechsel ergibt sich ein packender Spannungsbogen der sich in einem dramatischen Ende auflöst.

Ich fand den Krimi fesselnd, nicht zuletzt durch die Thematik Social-Media, was Anlass bietet, sein eigenes Nutzerverhalten zu hinterfragen.

Mit Kommissar Lafrague hat der Autor einen eigenwilligen und auf den zweiten Blick sympathischen Ermittler erschaffen, den er hoffentlich bald auf erneute Tätersuche schickt.

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Veröffentlicht am 14.06.2022

Auf der Suche nach dem Platz im Leben

Aufbruch voller Sehnsucht
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Nach der Vertreibung aus dem böhmischen Hohenfurth ist Erika auf der Suche nach einem Ort, den sie wieder Heimat nennen kann. Das Schicksal verschlägt sie nach Wien. Dort setzt sie ihr Pharmaziestudium ...

Nach der Vertreibung aus dem böhmischen Hohenfurth ist Erika auf der Suche nach einem Ort, den sie wieder Heimat nennen kann. Das Schicksal verschlägt sie nach Wien. Dort setzt sie ihr Pharmaziestudium fort, obwohl sie viel lieber Kunst studieren würde.. In der Zeit findet sie Anschluss an eine bunt zusammen gewürfelte Studentengruppe und lernt Erich kennen. Die beiden verlieben sich ineinander, träumen von einer gemeinsamen Zukunft.

Währenddessen agiert im Hintergrund der Racheengel Dietrich, ein überzeugter Nazi und ehemaliger SS-Angehöriger. Er macht Erika und ihren Freundeskreis aus Hohenfurth für den Tod seines Geliebten Coelestin verantwortlich . Mit Hilfe eines weit verzweigten Netzes ehemaliger Kumpane schadet er ihnen, wo er nur kann.

So wird Erika nach München ausgewiesen und hofft dort auf eine Rückkehr zu Erich. Trotz eigener Zweifel heiratet Erika Erich tatsächlich , gründet eine Familie. Doch Erika ist nicht glücklich. Sie fühlt sich um ihre Träume betrogen.

Das Buch ist sehr unterhaltsam. Nur die Fülle an Handlungssträngen war eine echte Herausforderung für mich. Das lag auch ein wenig daran, dass ich den 1. Teil nicht kannte. Gleichzeitig waren die vielen Personen eine gute Möglichkeit, die vielfältigen Probleme der Nachkriegszeit zumindest zu benennen und kurz anzureißen.

Besonders berührt hat mich Hanns Schicksal, der homosexuell ist. Er kann seine Neigungen nicht offen leben, weil dies zu jener Zeit strafbewährt war.

Im Mittelpunkt steht unbestritten Erika. Ich begleite sie auf ihrem Weg in eine vermeintlich bessere Zukunft. Zeitweise scheint es, als ob sich Erika gegen die herrschenden Konventionen durchsetzen und sie ihre Träume verwirklichen kann. Beim entscheidenden Schritt verlässt sie jedes Mal der Mut. So heiratet sie einen Mann, mit dem sie im Grunde nichts verbindet. Und das ist der Punkt, an dem ich mein Verständnis für Erika eingebüßt habe. Es hätte andere, in meinen Augen bessere Lösungen gegeben, aber sie ist zögerlich und scheut die Konsequenzen. Und so kommt es, wie es kommen muss. Das Buch endet mit einer Tragödie.

Was mich gelegentlich gestört hat, war, dass viele Figuren nur kurze Auftritte hatten und dann wieder in der Versenkung verschwanden, obwohl es sicher interessant gewesen wäre, sie näher kennenzulernen. Und manches lief für die damalige Zeit für mein Empfinden einfach zu glatt.

Obwohl der Roman meiner Meinung nach einige Schwächen hat, hat er mich sehr gut unterhalten und ja, ich möchte unbedingt wissen, wie es mit Erika weiter geht. Die Autorin will mit ihrem Buch unterhalten und dem Leser die Zeit nach dem 2. Weltkrieg etwas näher bringen. Das ist mit dieser ereignisreichen Geschichte aufs beste gelungen.

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Veröffentlicht am 07.06.2022

Großartig erzählte Familiengeschichte

Terra di Sicilia. Die Rückkehr des Patriarchen
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Barnaba Carbonaro wird 1880 in Sizilien in eine arme Familie geboren. Schon als Junge verdingt er sich auf den Mandarinenplantagen das ansässigen Patriarchen. Und Barnaba ist sich sicher, er wird mit ...

Barnaba Carbonaro wird 1880 in Sizilien in eine arme Familie geboren. Schon als Junge verdingt er sich auf den Mandarinenplantagen das ansässigen Patriarchen. Und Barnaba ist sich sicher, er wird mit Mandarinen reich werden. Obwohl er nicht lesen und schreiben kann, baut er sich ein Imperium mit Mandarinen auf, denn er hat eine Begabung für Zahlen.

Im 1. Weltkrieg verliert er alles, fängt von vorne an. Durch eine Laune des Schicksals verschlägt es ihn nach München und er weiß plötzlich, hier will er bleiben.

Die Geschichte hat mich von der ersten Seite an gefangen genommen. Zuerst war ich überwältigt von der bilderreichen Sprache, die es mir ermöglichte zu riechen, zu schmecken und in Gefühlen zu baden. Bald schon zieht mich Barnabas Geschichte in ihren Bann.

Die Armut, die Gewalt, die Barnaba in der Familie und dann beim Arbeiten erlebt, ist kaum auszuhalten. Ich habe mich mehrmals gewundert, wie Barnaba es überlebt und seine Träume am Leben halten konnte. Unbeirrt nutzt er seine Chancen, die ihm manchmal unvermittelt in den Schoß fallen.

Er verliebt sich, heiratet eine andere und zeugt Kinder. Er besitzt den Instinkt fürs Geschäft. Was ich nie verstanden habe. warum er nicht lesen und schreiben und später deutsch lernt. So bleibt er immer von anderen abhängig. So leicht er Vermögen anhäuft, so leicht scheint es ihm zu fallen, es zu verlieren. Das hat mich sehr beeindruckt.

Obwohl ich Barnaba sein ganzes Leben begleite, bleibt er mir dennoch fremd. Ich bleibe unbeteiligter, aber interessierter Zuschauer , was mich aber nicht gestört hat.

Mein Lesevergnügen ergab sich aus der überschäumenden Phantasie und Erzählkunst des Autors, die manchmal etwas märchenhaftes hatte. Und diese unbändige Lebenslust, die Barnaba für mich verkörpert.

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