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Veröffentlicht am 30.08.2022

Wie leicht ein Unschuldiger zum Schuldigen werden kann

Verschwunden im Aargau
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„Verschwunden im Aargau“ von Ina Haller ist ein Schweizer Regionalkrimi, der nicht nur mit viel Lokalkolorit, sondern auch mit einer ordentlichen Portion Spannung aufwartet.

Klappentext:
Beim jährlichen ...

„Verschwunden im Aargau“ von Ina Haller ist ein Schweizer Regionalkrimi, der nicht nur mit viel Lokalkolorit, sondern auch mit einer ordentlichen Portion Spannung aufwartet.

Klappentext:
Beim jährlichen Bärzelitreiben in Hallwil kommt es zu einer Messerattacke mit tödlichem Ausgang. Einziger Verdächtiger: Andrinas Mann Enrico. Doch Andrina hat einen anderen Verdacht. Die Zeugenaussagen könnten genauso gut auf Enricos Halbbruder Marco Feller zutreffen, Ermittler bei der Aargauer Kantonspolizei. Was hat ihn zu dieser Tat getrieben, und warum decken ihn seine Kollegen? Als Marco wenig später spurlos verschwindet, macht sich Andrina auf die Suche – nach ihm und nach der Wahrheit.

Der Schreibstil liest sich leicht und flott, vermittelt das Schweizer Umfeld sehr anschaulich, mit vielen typischen Ausdrücken, die man im Glossar gut erklärt findet. Sehr geschickt sind in die Handlung neben Brauchtum auch diverse Sehenswürdigkeiten und landschaftliche Schönheiten eingeflochten.

Das Buch erschien 2022, spielt in nicht näher datierter Gegenwart, Corona bleibt unerwähnt. Die angenehm kurz gehaltenen Kapitel sind weder mit Orts- noch Zeitangaben versehen. Das Cover mit der nebelverhangenen Bergwelt zeigt eine fotografisch effektvolle, künstlerisch anmutende Komposition, als Eyecatcher empfinde ich es dennoch nicht.

Für mich war es nach „Liestaler Gold“ aus der anderen Krimireihe der Autorin erst das zweite Buch und somit das erste aus der Serie mit Andrina als Protagonistin. Ich habe einige Zeit gebraucht, bis ich einen Durch- bzw. Überblick hinsichtlich des umfangreichen Personenkreises hatte: Familienmitglieder, Andrinas und Enricos Kollegenschaft und das polizeiliche Team. Zudem bestehen auch relativ komplizierte Beziehungen untereinander. Was den Kriminalfall an sich anbelangt, ist dieser 10. Band natürlich als eigenständiger Roman zu lesen, aber mir persönlich fehlten die Erlebnisse aus den Bänden davor, die den sogenannten roten Faden ausmachen. Ich denke, es wären so manche Emotionen und Aversionen bzw. Reaktionen der handelnden Personen verständlicher und nachvollziehbarer gewesen. Aus diesem Grund würde ich empfehlen, die Reihe komplett zu lesen.

Der Handlungsaufbau ist gut konzipiert. Der Prolog avisiert einen Racheakt, aber wer sich an wem weswegen rächen will, bleibt offen. Obwohl man das im Hinterkopf behält, bleibt der Zusammenhang mit der Messerattacke beim Bärzelitreiben bis zum Ende ein großes Fragezeichen. Vandalenakte, körperliche Attacken und mulmige Situationen halten die Handlung bis zu Ende auf einem guten Spannungsniveau, geben Raum zum Anstellen eigener Vermutungen, führen den Leser auf falsche Spuren, bis letztlich ein unerwarteter Täter entlarvt wird – eine überraschende, aber plausible Lösung.

Bis auf den Prolog wird der Fall aus Sicht von Andrina geschildert. Dadurch bekommt man in erster Linie Einblick in ihren Charakter, ihre Gedanken, die Gründe für ihr manchmal unvernünftiges Handeln. Andrina ist sympathisch, doch agiert sie mir zu blauäugig. Sie erscheint mir dafür, dass sie bereits in etlichen Mordfällen verwickelt war und ermittelt hat, zu leichtsinnig und unüberlegt; ich hätte mir da etwas mehr Vernunft und Vorsicht erwartet. Auch die Wesenszüge der anderen handelnden Personen sind recht gut erkennbar, viele Handlungen und Ansichten sind ja emotionell begründet.

„Verschwunden im Aargau“ hat mir spannende Lesestunden beschert, das Schweizer Ambiente hat mir gefallen und meine Neugier auf die Vorgängerbände wurde geweckt.

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Veröffentlicht am 17.08.2022

Verhängnisvolle Dirndl-Modenschau

Salzburger Dirndlstich
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„Salzburger Dirndlstich“ ist nach „Salzburger Rippenstich“ Katharina Eigners zweiter Krimi-mit der Arzthelferin Rosmarie Dorn als Akteurin, ein Krimi mit viel Lokalkolorit.

Worum geht es?
Rosmaries Tochter ...

„Salzburger Dirndlstich“ ist nach „Salzburger Rippenstich“ Katharina Eigners zweiter Krimi-mit der Arzthelferin Rosmarie Dorn als Akteurin, ein Krimi mit viel Lokalkolorit.

Worum geht es?
Rosmaries Tochter Susi besucht die Modeschule Hallein. Bei der Dirndl-Modenschau der Schule im Salzburger Freilichtmuseum stirbt ausgerechnet jene Konkurrentin, der Susi im Streit den Tod gewünscht hatte. Zudem wurde das wertvolle „Ur-Dirndl“ aus dem Freiluftmuseum entwendet. Um ihre des Mordes verdächtigte Tochter zu entlasten, bleibt Rosmarie nichts anderes übrig, als selbst zu ermitteln.
Das Cover besticht wiederum sehr passend mit einem Stickmotiv. Die Kapitel sind angenehm kurz und jeweils mit einer amüsanten stichwortartigen inhaltlichen Vorschau übertitelt. Das Buch erschien 2022, Corona wird nur ganz kurz erwähnt.

Der humorvolle Schreibstil der Autorin, Situationskomik, unterhaltsame Dialoge und originelle Szenarien haben mir schon in Band 1 gut gefallen. Ich freute mich, den urig gezeichneten Figuren, ob Familie, Patienten oder sonstigen Dorfbewohnern, wieder zu begegnen, über deren Aktionen und Aussagen zu schmunzeln.

Auch wenn einem Rosmarie und ihr Umfeld noch nicht so vertraut ist, kommt man in den Fall sicher ohne Kenntnis des Vorgängerbandes problemlos hinein. Allerdings, Rosmaries Vorgeschichte, ihren Status als Findelkind und die Sehnsucht, ihre Wurzeln zu kennen, kann man vermutlich etwas intensiver nachvollziehen, wenn man auch Band 1 gelesen hat.

Durch die Erzählweise aus Sicht der Protagonistin, in Ich-Form, ist man in Rosmaries Überlegungen sehr lebensnah eingebunden, verfolgt ihre Gedanken, macht ihre Beobachtungen und zieht ihre Schlussfolgerungen, fühlt mit ihr, ob Ärger und Sorgen oder liebevolle Zuwendung. Nicht nur Rosmarie ist lebendig charakterisiert, auch die übrigen Personen sind gut vorstellbar.

Der Fall entwickelt sich eher gemächlich und ruhig. Regionalkrimimäßig dominieren zunächst die lokalen Eindrücke und die Informationen über Sehenswertes und Althergebrachtes sowie Rosmaries persönliches Umfeld. Die fallrelevanten Erkenntnisse sickern nur schleppend durch. Das Mordmotiv liegt ebenso bis zuletzt im Dunkeln wie die Umstände des Diebstahls des Ur-Dirndls, die ersten Spuren und Verdächtigen erweisen sich als nicht zielführend. Die Spannung steigt, als sich schließlich die Fakten verdichten und eine geschickt inszenierte Falle den Mörder überführt. Rosmarie brachte zudem unerwartete Zusammenhänge ans Tageslicht, alles klärte sich auf – sehr überraschend – ein wenig à la deus ex machina.

Als typischer Regionalkrimi bietet er viel Lokalkolorit und Informationen, von der Geschichte und den Varianten des Dirndls bis zur Beschreibung des Freiluftmuseums und zu archäologischen Ausführungen. Aber auch auf sprachliche Eigenarten wird eingegangen, wie auf die Vorliebe der Österreicher für den Konjunktiv. Zudem werden spezielle Begriffe im Glossar erklärt.

„Dirndlstich“ ist ein unaufgeregter Krimi mit viel Lokalkolorit und einer sympathischen, wenig spektakulär ermittelnden Protagonistin, mit unterhaltsamen Zwischenszenen, einem interessant konstruierten Mord und unerwarteter Auflösung. Mir hat das Buch in diesem Sinne sehr gut gefallen und ich bin nicht nur neugierig, welche Fälle Rosmarie in Zukunft zu lösen hat, sondern ob sie eines Tages doch noch erfährt, wer ihre Eltern waren.

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Veröffentlicht am 08.08.2022

Wo die Liebe hinfällt

Und wenn du mich küsst
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„Und wenn du mich küsst“ (der 9. Band der Chicago Stars-Reihe) von Susan Elizabeth Phillips ist eine leichte Sommerlektüre, unterhaltsam und sogar spannend.

Klappentext:
Thaddeus Walker Bowman Owens ...

„Und wenn du mich küsst“ (der 9. Band der Chicago Stars-Reihe) von Susan Elizabeth Phillips ist eine leichte Sommerlektüre, unterhaltsam und sogar spannend.

Klappentext:
Thaddeus Walker Bowman Owens ist der Ersatz-Quarterback der Chicago Stars, Teamplayer, gelegentliches Unterwäschemodel und ein Mann mit einer geringen Toleranz gegenüber Diven. Olivia Shore ist internationaler Opernsuperstar, eine Diva mit einer Leidenschaft für Perfektion, dem Verlangen nach Gerechtigkeit und einem monumentalen Groll gegen egoistische, anspruchslose Sportler. Und doch haben sich beide dazu verpflichtet, gemeinsam auf eine landesweite Werbetour für eine Luxusuhrenmarke zu gehen. Während die Stimmung anfangs eisig ist und eher die Fetzen fliegen, kommen beide nicht umhin zu merken, dass aus Fetzen immer mehr Funken werden ..

Es war dies nicht mein erster Roman dieser Autorin. Aus der Serie „Chicago Stars“ der zweite, wobei ich „Bleib nicht zum Frühstück“ humorvoller fand. Ihr Schreibstil ist locker, bildhaft, aber nie zu episch ausufernd. Das Buch erschien im Original 2021. Die Handlung spielt in den USA in nicht genau datierter Gegenwart; Corona wird nicht erwähnt.

Im Prinzip erwartete ich mir die für dieses Genre übliche Handlung – ein Mann und eine Frau treffen aufeinander, müssen situationsbedingt irgendwie miteinander auskommen, obwohl sie einander nicht sympathisch sind, aber letztlich finden sie nach etlichen Missverständnissen und Verwirrungen doch zueinander und es gibt ein Happy-End. Im Großen und Ganzen traf das auch zu. Doch wurde ich mit zusätzlichen Spannungselementen – mit gefährlichen und dramatischen Situationen à la Krimi, fast schon soft-thrillermäßig - überrascht.

Ein wesentlicher Faktor bei Liebesromanen ist für mich Romantik und Erotik. Leider knisterte es für mich nicht ausreichend, auch als es endlich nach über 280 Seiten erstmals erotisch wird, sprang kein Funken auf mich über. Das mag auch daran liegen, dass mir die beiden Protagonisten wohl sympathisch waren, aber so richtig warm wurde ich nicht mit ihnen. Ich fühlte mich zwar zu dem verlässlichen, ernsthaften Thad hingezogen, mochte seinen Beschützerinstinkt, aber tief empfundene Liebe und Leidenschaft kam dennoch bei mir nicht an.

Die beiden Protagonisten Thad und Olivia sind anschaulich charakterisiert, beide wirken einerseits als starke Persönlichkeiten, zeigen dennoch gewisse Unsicherheiten und Schwächen. Die Story wird abwechselnd aus seiner und ihrer Perspektive erzählt, wodurch die jeweiligen Gedanken und Gefühle, die Probleme beider, sich auf den anderen einzulassen, verständlich und gut nachvollziehbar sind.

„Und wenn du mich küsst“ fand ich spannend und unterhaltsam; als eine leichte Lektüre zum Ausspannen, ohne großartige Tiefgründigkeit, ein bisschen kitschig vielleicht, aber mit beglückendem Happy-End.

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Veröffentlicht am 19.07.2022

Dämonische Mächte

Es frisst!
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„Es frisst“ von Nicole Siemer, laut Cover ein Psycho-Horror-Roman – da hat es mich gereizt, mal etwas außerhalb meiner Komfortzone zu lesen, laut Klappentext wurde Grusel ohne viel Blutvergießen versprochen.

Worum ...

„Es frisst“ von Nicole Siemer, laut Cover ein Psycho-Horror-Roman – da hat es mich gereizt, mal etwas außerhalb meiner Komfortzone zu lesen, laut Klappentext wurde Grusel ohne viel Blutvergießen versprochen.

Worum geht es?
Um ein glückliches Ehepaar, Inka und Peter, und ihren Sohn Elian. Aus heiterem Himmel begeht Peter Selbstmord. Ein Schock und unbegreiflich für seine Familie. So nach und nach entdeckt Inka, dass Peter ihr so einiges verschwiegen hat. Als sie übernatürliche Erscheinungen hat, beginnt sie nachzuforschen, ob ihrem Mann Ähnliches widerfahren ist. Sie begibt sich auf eine auch für ihren Sohn gefährliche Recherche.

Der Schreibstil ist flüssig, anschaulich beschreibend. Das Buch gliedert sich in drei Teile – Die Frage nach dem Warum, Recherche und Kampf zweier Geister. Die Teile gliedern sich wiederum in mit Titeln versehene Kapitel. Die Handlung spielt in der nicht näher bestimmten Gegenwart in dem fiktiven Ort Grubingen.

Die Handlung bzw. der Spannungsbogen ist exzellent aufgebaut. Ich habe mit Inka nach Peters Tod mitgelitten und bei ihren Recherchen mitgefiebert, dass es ihr gelingen möge, alles zu einem guten Ende zu führen.

Im ersten Teil erlebt man die zunächst glückliche Familie, dann den Schock des Freitods des Ehemanns und die Trauer der Familie. Die Autorin schildert sehr einfühlsam und überzeugend die Emotionen, Ängste und die quälenden Fragen, die Inka und Elian bewegen. Die Charaktere sind lebendig gezeichnet, ihre Handlungen und Reaktionen sind nachvollziehbar. Das Übernatürliche schleicht sich erst langsam in den Text ein. Dieser Teil gefiel mir am besten. Da konnte ich mich mit Inka noch einigermaßen identifizieren.

Im zweiten Teil verdichtet sich der Gruseleffekt, das Irreale und Unheimliche greift um sich, um schließlich im dritten Teil in einem dramatischen Showdown zu eskalieren. Je weiter Inka sich in diese Dämonsuche verstieg, desto weniger konnte ich ihre Aktionen nachvollziehen, tendierte ich zu realistischeren Handlungen, wie Hilfe zu suchen bei Polizei oder Ärzten. Letztlich hatte ich auch das Ende nicht so erwartet, für mich blieb einiges ungeklärt.

Es war mein erstes Buch dieser Autorin. Einer meiner seltenen Ausflüge ins Horror-Genre. Offensichtlich bin ich für Gruseleffekte und Übersinnliches nicht wirklich empfänglich. Nichtsdestotrotz sei dieses Buch all jenen empfohlen, die solche Horrorszenarien lieben. Denn vom Schriftstellerischen her ist das Buch ausgezeichnet verfasst, sowohl sprachlich, als auch vom Aufbau der Geschichte her und es war spannend.

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Veröffentlicht am 02.07.2022

Mit Gottvertrauen gegen das Verbrechen

Night Boat
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„Night Boat“ von Rüdiger Marmulla spielt im Jahre 2045 in den USA und ist ein Cosy-Thriller, spannend und etwas mysteriös, weder gruselig noch blutig.

Worum geht es?
Seltsame Lichtphänomene im Wasser ...

„Night Boat“ von Rüdiger Marmulla spielt im Jahre 2045 in den USA und ist ein Cosy-Thriller, spannend und etwas mysteriös, weder gruselig noch blutig.

Worum geht es?
Seltsame Lichtphänomene im Wasser unter der Golden Gate Brücke beunruhigen die Bevölkerung, Polizei und Medien. Es wird eine Task Force gebildet, der Pastor Tim angehört. Ihm ist bald klar, dass hinter diesen ominösen Erscheinungen mehr steckt als vermutet.

„Night Boat“ ist bereits der dritte Fall, in dem Pastor Tim involviert ist. Die Fälle stehen stets für sich, man kann sie problemlos unabhängig voneinander lesen. Der Personenkreis ist überschaubar, man vermisst keine Informationen der Vorgängerbände.

Der Schreibstil ist einfach, schnörkellos, die kurzen, oft nur eine Seite langen Kapitel lesen sich flott und flüssig. Das aufgelockerte Layout und der Großdruck tragen dazu bei, dass die die Seiten nur so dahin fliegen. Die Geschichte ist im Präsens verfasst, mit zahlreichen Dialogen. Das vermittelt dem Leser das Gefühl, mit anwesend zu sein, die Handlung wirkt dadurch sehr lebendig, offenbart aber kaum die Gedanken der Protagonisten. Generell bleibt vieles der Fantasie des Lesers überlassen. Das Kopfkino muss man sich weitgehend selbst gestalten. Insbesondere die Actionszenen, die Gefahrenmomente, die aufregenden Ereignisse könnten dramatischer geschildert werden, etwas mehr Gänsehautfeeling vermitteln, Ängste oder Panik spürbarer machen.

Der Fall an und für sich ist interessant konzipiert, mit zukunftsträchtigen technischen Finessen, mit durchaus wissenschaftlicher Basis. Das Verbrechen, wenn auch abgewandelt, ist leider hoch aktuell und leidvoll für die Opfer.

Bereits auf den ersten Seiten wird Neugierde geweckt. Mysteriöse Vorgänge beschäftigen Polizei und Medien. Man spürt, es ist etwas Böses, etwas Verbotenes, vielleicht sogar etwas Gefährliches im Gange, doch man tappt im Dunkeln. Diverse Perspektivenwechsel – abwechselnd teilt man den Alltag mit Pastor Tim und seiner Familie, erlebt eine sich anbahnende Liebesgeschichte und sieht auch den Kriminellen bei ihren Machenschaften über die Schulter – halten die Spannung am Köcheln.

Die Zentralfigur ist Pastor Tim, der nicht locker lässt und bis an höchster Stelle interveniert. Dass seine Aktionen von Gottvertrauen geleitet werden und er dies auch seiner Umwelt vermitteln will, ist verständlich und authentisch. Für das Genre Thriller wird Pastor Tims Profession meiner Ansicht etwas zu sehr hervorgehoben. Die übrigen Charaktere sind anschaulich, wenn auch nicht tiefgründig dargestellt.

„Night Boat“ ist ein Roman, den man an einem Tag rasch verschlingen kann, der Spannung mit einem von Güte, Hilfsbereitschaft und Gläubigkeit geprägten Umfeld kombiniert. Es ist ein fiktiver Zukunftsroman, wo in punkto Realitätsnähe dem Autor etwas mehr Spielraum zu gewähren ist. Trotz der vorhandenen Spannung und kritischer Situationen empfand ich den Roman nicht als typischen Thriller, dafür hätte es noch mehr emotionsgeladene Dramatik, spürbare Bedrohung und beängstigende Gefahrensituationen geben müssen.

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