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Veröffentlicht am 15.07.2022

Eine kämpferische Frau

Die karierten Mädchen
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Die karierten Mädchen von Alexa Hennig von Lange handelt von Klara, die mittlerweile 91 Jahre alt ist und trotz ihrer Erblindung immer noch allein in ihrem Haus lebt.
Klara blickt auf ihr Leben zurück. ...

Die karierten Mädchen von Alexa Hennig von Lange handelt von Klara, die mittlerweile 91 Jahre alt ist und trotz ihrer Erblindung immer noch allein in ihrem Haus lebt.
Klara blickt auf ihr Leben zurück. Damit die Nachwelt, speziell ihre Kinder davon erfahren und Klaras Leben besser verstehen, spricht sie ihre Lebensgeschichte auf Kassette. Dabei geht sie zurück bis ins Jahr 1929.

Das Buchcover ist sehr altmodisch gestaltet, aber passt zum Titel und der Geschichte. Ich war gespannt, was es mit dem Titel auf sich hat, weil ich mir nichts darunter vorstellen konnte, aber das wurde im Laufe des Buches sehr gut erklärt.

Das Buch beginnt in der Gegenwart und erklärt Klaras Leben in dieser. Sie wirkt auf mich sehr unnahbar, auch gegenüber ihren Kindern. Es fehlt etwas die liebevolle Art einer Mutter und Großmutter. Ihre Vergangenheitsfigur ist das ganze Gegenteil. Der Autorin gelingt es sie als liebevolle, junge Frau darzustellen, die sehr liebevoll und emphatisch ist.
Auch deren Gefühlslage im Kontext der damaligen historischen Ereignisse ist wunderbar und nachvollziehbar dargestellt. Gleichzeitig ist die Geschichte absolut erschütternd und nimmt den Leser von Anfang an mit. Vieles in den Handlungen der Menschen ist absolut verständlich, aber ebenso erschütternd.
Negativ ist mir aufgefallen, dass es schön gewesen wäre, die Handlungssprünge zwischen Gegenwart und Vergangenheit besser hervorzuheben, vielleicht durch eine kursive Schriftführung für die Gegenwart o.ä. Ich habe jedenfalls oftmals den Sprung in die Gegenwart nicht gleich mitbekommen.

Die Person der Susanne fand ich am Anfang etwas anstrengend, aber im Laufe des Buches wird sie absolut sympathisch und ich konnte viele Dinge verstehen, die ihre Handlungen betraf. Auch sie lässt sich nicht verbiegen, aber hält dennoch jederzeit zu Klara und geht mit ihr durch dick und dünn. Diese Freundschaft finde ich sehr besonders!

Dieses Buch beruht zum Teil auf authentischen Erzählungen und das ist der liebevollen Gestaltung des Romans auch anzumerken. Viele Dinge sind jedoch auch fiktiv hinzugefügt worden.
Ich bin schon heute gespannt auf die Fortsetzung, denn der Spannungsbogen zieht sich von der ersten bis zur letzten Seite durch und lässt den Leser gespannt zurück.

Eine ganz positive Überraschung war für mich die Tatsache, dass die Geschichte im letzten Drittel sogar hier in meiner Heimat steht und ich auch noch ein bis zwei Dinge über Sandersleben dazu gelernt habe.

Ein ganz wunderbares Buch über eine beeindruckende Frau, die versucht für ihr Umfeld das beste zu erwirken, aber sich nicht zu verbiegen

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Veröffentlicht am 03.07.2022

Wir sind nicht symmetrisch

Echt ist mein Perfekt
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Echt ist mein perfekt - Ein Ratgeber für Frauen, die an einem Lipödem leiden. Es ist vielmehr eine Mischung aus einem Ratgeber und einer persönlichen Geschichte der Influencerin DominoKati. Sie erzählt ...

Echt ist mein perfekt - Ein Ratgeber für Frauen, die an einem Lipödem leiden. Es ist vielmehr eine Mischung aus einem Ratgeber und einer persönlichen Geschichte der Influencerin DominoKati. Sie erzählt zum einen ihre Geschichte und gibt zum anderen Tipps, wie man mit dieser Krankheit umgehen kann, ohne dabei den Zeigefinger zu heben.

Dieses Buch weckte mein Interesse, da mir Vieles darin sehr bekannt vorkam und die Autorin mir oftmals aus dem Herzen sprach. Ich denke, es geht vielen Frauen so. DominoKati spricht mit diesem Buch ein Thema an, welches vielen Menschen nicht bekannt ist oder als Tabuthema gehandelt wird.
Mir gefiel der Schreibstil der Autorin, selbstkritisch, aber auch ironisch stellt sie sich ihrem Schicksal, führt aber lange Zeit auch einen inneren Kampf mit sich selbst, wie sie beschreibt. All das ist sehr gut nachvollziehbar. Besonders gut gefällt mir, dass sie nicht nur ihre Sichtweise sondern auch die anderer Frauen erzählt bzw. diese sogar selbst zu Wort kommen lässt.
Auch die Erklärungen ihrer Ärztin finde ich interessant, weil man hier gleich die medizinische Seite erklärt bekommt.
Vor allem gefällt mir aber Katis Fazit, jede Frau ist anders, jeder Körper ist anders und keiner ist perfekt. Wir müssen nur lernen, damit umzugehen und uns nicht verstecken. Denn oftmals sind wir auch mit den „schlechten“ Seiten unseres Körpers nicht allein, wie sich am Beispiel von Kati herausstellte.

Ein Buch, das aufklärt und Hoffnung macht, das aber auch realistisch ist. Die Autorin verschönert nichts und kritisiert auch das Gesundheitssystem. Ein interessantes Buch für alle, die unter dieser Problematik leiden oder überhaupt das Problem der „Elefantenstampfer“, der „Büffelhüfte“ etc. kennen. Ein Buch, das Mut macht!!

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Veröffentlicht am 03.07.2022

Im Bann der gesellschaftlichen Ächtung

Findelmädchen
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„Findelmädchen“ - von Lilly Bernstein handelt von der 15-jährigen Helga van Beek. Helga und ihr Bruder Jürgen wachsen nach dem Krieg in Frankreich auf. Als ihr Vater aus der Kriegsgefangenschaft zurückkehrt, ...

„Findelmädchen“ - von Lilly Bernstein handelt von der 15-jährigen Helga van Beek. Helga und ihr Bruder Jürgen wachsen nach dem Krieg in Frankreich auf. Als ihr Vater aus der Kriegsgefangenschaft zurückkehrt, lässt er nichts unversucht seine Kinder zu finden. Es gelingt ihm auch und seine Kinder kommen zu ihm nach Köln, wo er ein kleines Büdchen betreibt, zurück. Dort leben sie bei der Tante von Helga und Jürgen. Jürgen fängt bei Ford an und Helga muss zur Haushaltungsschule. Damit beginnt Helgas Kampf mit den gesellschaftlichen Folgen der Nachkriegszeit und der Rolle der Frau in der damaligen Zeit.

Das Buchcover sieht toll aus und gibt etwas von Helga und der kleinen Bärbel wieder. Helgas Blick in eine aufrechte Zukunft und der Schalk in Bärbels Augen trotz aller Umstände sind für mich dort wiederzufinden.
Das Buch behandelt ein Thema, welches wir heutzutage mit aller Macht versuchen, zu bekämpfen - der Diskriminierung in jedweder Form. Außerdem erzählt es die ungerechte Rollenverteilung von Mann und Frau in den 1950er Jahren und zeigt auf, wie lange sich die Folgen des Kriegs in der Gesellschaft widergespiegelt haben.
Lilly Bernstein konnte mich von der ersten Seite des Buches mitnehmen. Ab der zweiten Hälfte konnte ich das Buch sogar nur noch schwerlich zur Seite legen, so gefesselt war ich von dem, was Helga erleben musste. Teilweise ging es mir sichtlich unter die Haut, weil es einfach so unfassbar war!! Die Autorin beschönigt nichts und es gelingt ihr damit, die Spannung in hohem Maße bis zum dritten Teil aufrechtzuerhalten.
Sicher sind es in manchen Bereichen ein paar zu viel Zufälle, damit die Geschichte passt, aber das hat mir zu keiner Zeit etwas ausgemacht.

Die Protagonisten sind gut dargestellt. Helga, als zukunftsoffen, strebsam und kämpferisch. Jürgen als aufgeschlossen, kreativ und lebensfroh und der Vater eher verschlossen, verletzt, aber glücklicher Familienvater. Schlimm jedoch, sie bilden das ab, was in vielen Familien dieser Zeit Standard war - Schweigen. Schweigen über die Erlebnisse des Krieges und seine Folgen. Man wollte vergessen und verdrängen. Doch damit wird in diesem Buch gezeigt, dass die Familie sich immer weiter voneinander entfernt bis es zum negativen Höhepunkt kommt. Ich denke, die Lehre darauf, miteinander zu reden, ist eine, die wir bis in die heutige Zeit anwenden können.
Auch die Rolle der Frau und die Integration von Menschen anderer Hautfarbe sollte heute eine Selbstverständlichkeit sein, vor allem, um diese schrecklichen Dinge, die Lilly Bernstein beschreibt zu verhindern.
Fanny und Bärbel stehen ebenso für diese Grausamkeiten und zeigen auf, wie jemand unverschuldet von der Ächtung der Gesellschaft betroffen werden kann. Dies alles sollte uns eine Lehre sein und zum Nachdenken anregen.

Fazit, ein ausgezeichnet geschriebener, historischer Roman, der von der ersten Seite an fesselt. Er ist wunderbar geeignet für all die, die auch die ungeschönten Geschichten der Nachkriegszeit und die damit verbundenen gesellschaftlichen Entwicklungen lesen und sich somit mit der deutschen Geschichte auseinandersetzen.

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Veröffentlicht am 30.06.2022

Wunderbarer zweiter Teil

Der Duft von Erde nach dem Regen
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Franziska und Wilhelm führen den Apfelhof mittlerweile recht erfolgreich. Die ganze Familie packt mit an und so versuchen sie ihn stetig auszubauen. Doch die Schatten der politischen Machtübernahme sowohl ...

Franziska und Wilhelm führen den Apfelhof mittlerweile recht erfolgreich. Die ganze Familie packt mit an und so versuchen sie ihn stetig auszubauen. Doch die Schatten der politischen Machtübernahme sowohl im Deutschen Reich als auch in Italien rücken immer näher. Sie machen auch vor der Familie Leidinger nicht halt und bedrohen das alltägliche Leben, obwohl die Familie Bruggmoser/ Leidinger sich den italienischen Zwängen unterworfen hat.
Leopold sorgt auch immer noch nicht gerade für eine harmonische Atmosphäre und bedroht immer noch indirekt die Existenz von Franziska und ihrer Familie.
Eine schwere Zeit steht Franziska, Wilhelm und ihren Lieben bevor.

Das Buchcover sieht wieder so wunderschön aus wie das, des Vorgängerromans und bringt die Schönheit der alpenländischen Landschaft zum Ausdruck.
Der Schreibstil der Autorin ist sehr angenehm und ich kam wieder schnell in die Geschichte rein. Für all die, denen so etwas immer nicht leicht fällt, enthält der hintere Teil des Buches eine Chronologie, durch die man auch die Geschehnisse des ersten Bandes noch einmal grob zusammengefasst nachlesen kann. Ich finde das eine tolle Option.

Die Protagonisten sind lebensälter und damit auch reifer geworden. 
Franziska ist nach wie vor eine selbstbewusste Frau, die ihre eigenen Entscheidungen trifft, aber auch die Familie und Freunde zusammenhält. Sie wirkt auf mich nicht mehr ganz so lebensfroh, wie zu Beginn des ersten Bandes, vielmehr wirkt sie ruhiger und abgeklärter. Aber gerade das passt so gut zu ihrer Figur. Sie stellt nicht die ewig Glückliche dar, sondern ist realistisch beschrieben.
Auch Wilhelm hat sich verändert. Er wirkt fahriger, in sich gekehrter. Die Liebe zwischen den Beiden ist nach wie vor vorhanden, aber auch sie hat sich verändert. An manchen Stellen hat man das Gefühl, zwei mit ihrer Partnerschaft ausgeglichene Personen zu erleben, denen aber etwas die Nähe zueinander verloren gegangen ist.
Ich finde es auch gut, dass Johanna jetzt so einen großen Part im Buch bekommen hat. Ich finde, sie hat in ihrer Art und Weise viel von Franziska und Leah abbekommen. Vor allem, ist sie eine junge und selbstbewusste Frau geworden, die aber, so wirkt es, manchmal noch auf der Suche nach sich selber und ihrer Aufgabe im Leben ist. Ich glaube, sie ist nach wie vor stark geprägt durch den Tod Josephas.
Einzig Franziskas Mutter, Teresa Bruggmoser hat sich absolut positiv verändert. Sie ist für die Familie da, tut alles, was sie kann und ist gleichzeitig traurig über das, was sie durch ihre psychologische Therapie kaputt gemacht hat und erschrocken über das Handeln Leopolds.
Alles in allem wirkt die Geschichte düsterer als Band I. Das ist aber nicht negativ auf die Geschichte gemünzt, vielmehr gefällt mir das gut, denn Anna Thaler beschönigt nichts. Sie zeigt das wahre Leben und die Einschränkungen durch die bevorstehenden oder auch schon bestehenden Diktaturen auf. Sie erzählt vom Umgang mit den Juden in den Ländern der Diktatur und ist auch dabei nicht zimperlich. Für mich ist dieses Buch sehr authentisch geschrieben, enthält einen Spannungsbogen, der sich zwar etwas flach, aber dafür durchs ganze Buch zieht und der zum Ende hin auch nicht abnimmt, sondern noch zu, sodass ich mich schon heute auf den dritten Band freue.

Ich kann dieses Buch nur allen empfehlen, die sich für historische Romane, historische Familiengeschichten interessieren, in denen nicht alles rosarot ist, sondern realistisch dargestellt.

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Veröffentlicht am 13.06.2022

Sehr gute Darstellung der Chronologie des Attentats

Anschlag auf Olympia
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„Anschlag auf Olympia - Was 1972 in München wirklich geschah“ ist die detaillierte Chronologie des Attentats auf das olympische Team Israels während der Spiele in München. Die Darstellung erfasst weiterhin, ...

„Anschlag auf Olympia - Was 1972 in München wirklich geschah“ ist die detaillierte Chronologie des Attentats auf das olympische Team Israels während der Spiele in München. Die Darstellung erfasst weiterhin, wie es zu den Olympischen Spielen in München kam und stellt hinterher dar, welche Folgen das Attentat für die Bundesrepublik Deutschland und die Angehörigen der Opfer hatte. Außerdem zeigt es die politische Lage auf, in der sich die BRD zum damaligen Zeitpunkt befand.

Das Buch ist sehr gut aufgebaut. Es ist in drei wesentliche Bestandteile aufgebaut - Vorspiel, Drama und Nachspiel. Diese drei Bestandteile sind nochmals in kleinere Zeitkapitel eingeleitet, was das Lesen angenehm macht. Besonders gut haben mir mehrere Dinge gefallen: Es gab im Verlaufe des Texts mehrere Verweise mit Quellenangaben und teilweise nochmal genaueren Erklärungen, sodass ich weiteres Hintergrundwissen erwerben konnte. Weiterhin gab es ein Namenverzeichnis aller Beteiligten. Ich hätte mir dies im vordersten Teil des Buches gewünscht, weil ich es erst später entdeckt hab. Ich finde es aber auch bei normalen Romanen besser, wenn man am Anfang gleich dieses Verzeichnis wahrnimmt. Des Weiteren war es sehr auflockernd, dass sehr viele Bilder gezeigt wurde und auch im Anhang Zeichnungen bzw. Darstellungen der Örtlichkeiten angebracht waren. Somit kann man sich als Leser nochmal ein besseres Lagebild vor Augen führen, wie die örtlichen und auch baulichen (verkehrstechnischen) Gegebenheiten waren.
Ich konnte den Darstellungen wunderbar folgen und durch das Nachschauen in den Anlagen auch sehr gut nachvollziehen. Es wirkte auf mich sehr objektiv dargestellt, da auch an den vagen Stellen darauf hingewiesen wurde.

Alles in allem eine sehr gute Darstellung über dieses schockierende Ereignis während der Olympischen Spiele in München 1972. Für alle, die sich für Zeitgeschichte interessieren, eine absolute Empfehlung.

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