Subtiles Verwirrspiel
Astrid Korten stellt uns in ihrem neuen Thriller "Die Verdammten" drei sehr interessante Charaktere vor: Sebastian, Cherry und Karo.
Sebastian ist frisch von seiner übergriffigen Frau geschieden, die ihm ...
Astrid Korten stellt uns in ihrem neuen Thriller "Die Verdammten" drei sehr interessante Charaktere vor: Sebastian, Cherry und Karo.
Sebastian ist frisch von seiner übergriffigen Frau geschieden, die ihm seine Kinder entzieht. Cherry ist eine bildhübsche Krankenschwester, die ein verstörendes Verhältnis mit einem Arzt hat und Karo, Cherry's Arbeitskollegin, hadert mit ihrem Übergewicht. Der Kummerspeck wirkt wie ein persönlicher Panzer gegen weiteres Unheil, das sie zwar hinter sich gelassen, aber noch immer nicht verarbeitet hat.
Die Geschichte beginnt ruhig und doch spürt man unterschwellig, dass sich einige schlimme Dinge anbahnen. Sowohl Sebastian, als auch Cherry und Karo sind keine eindimensionalen Figuren, sondern sehr facettenreich. Erst nach und nach verflechten sich die Handlungsstränge der einzelnen Charaktere, die aus ihrer jeweiligen Sicht erzählen. Als Leser erhält man dadurch nur diese eine Sichtweise und muss sich darauf verlassen, dass man die Wahrheit erfährt. Doch ist das wirklich so? Manche Handlungen lassen mich meine bereits gefasste Meinung revidieren...ich beginne zu zweifeln. Realitäten verschieben sich. Wer von den Dreien spricht die Wahrheit? Gekonnt legt die Autorin falsche Fährten, die mich verwirren - denn nichts ist, wie es scheint. Die zusätzlichen kurzen Kapitel erhöhen die Spannung.
Astrid Korten hat die Charaktere sehr gut skizziert und ich hatte ein Bild von jedem einzelnen in meinem Kopf. Die Autorin versteht es jedoch vorzüglich ihre Figuren aus einer plötzlich gänzlich anderen Perspektive darzustellen, dass der Leser beginnt seine Wahrnehmungen anzuzweifeln. Alltägliche Situationen werden plötzlich hinterfragt und rufen starke Emotionen und folgenschwere Reaktionen hervor. Schicht um Schicht kratzt die Autorin diese von der Außenhülle der Figuren ab und zeigt uns deren wahren Charakter. Doch bis dahin erhält der Leser ein subtiles Verwirrspiel. Die Geschichte lebt von den Gefühlen und Emotionen der Protagonisten.
Am Ende fehlte mir eine ausführlichere Erklärung zu einer der Nebenfiguren, die eine wichtige Rolle spielte. Hier hätte ich gerne mehr über dieses junge Mädchen erfahren.
Fazit:
Ein zuerst leises subtiles Verwirrspiel, das uns die Autorin in ihrem Thriller präsentiert. Mit den Seiten gewinnt die Geschichte immer mehr an Spannung, denn nichts ist, wie es scheint.