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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 16.06.2017

Toll erzählt!

Das Erbe der Elfen
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Nach einem Überfall auf Cintra ist die Thronerbin Ciri spurlos verschwunden. Gerüchte machen die Runde, Ciri sei tot, sie sei entführt worden, sie wäre bei Geralt von Riva, dem Hexer …

„Das Erbe der Elfen“ ...

Nach einem Überfall auf Cintra ist die Thronerbin Ciri spurlos verschwunden. Gerüchte machen die Runde, Ciri sei tot, sie sei entführt worden, sie wäre bei Geralt von Riva, dem Hexer …

„Das Erbe der Elfen“ ist, nach den Kurzgeschichten, der erste Roman um den Hexer Geralt von Riva. Wer die Kurzgeschichten bereits kennt, wird hier eine ganze Reihe bekannter Charaktere wiedertreffen. Bereits die Kurzgeschichten hatten mir sehr gut gefallen, und mit diesem Band zeigt der Autor, dass er auch einen lesenswerten Roman schreiben kann.

Andrzej Sapkowskis Schreibstil hat schon etwas Besonderes, nicht nur, dass er sehr bild- und lebhaft schreibt, den Leser hautnah die Emotionen der Charaktere miterleben lässt, verschiedene Perspektiven wählt, immer wieder Humor einfließen lässt, nein, manche Handlungsstränge werden rein über Dialoge erzählt, wie etwa eine Diskussion über den Wahrheitsgehalt einer gerade vorgetragenen Ballade Rittersporns. Über Dialoge unterhaltsam erzählen, ist eine Kunst für sich, und die beherrscht Sapkowski perfekt.

Auch die Charaktere gefallen mir, bis in die kleinste Nebenrolle, sehr gut, sie werden beim Lesen lebendig und lassen den Leser an ihrem Leben teilhaben. Zudem sind sie durchweg interessant, auch, weil der Autor größtenteils auf Schwarz-Weiß-Zeichnung verzichtet, gerade die „Guten“ sind durchaus auch mit Vorsicht zu genießen.

Gewundert hat mich ein wenig, dass Geralt eher eine Nebenrolle spielt. Im Zentrum der Handlung steht eindeutig Ciri, und auch andere Charaktere, wie etwa Yennefer und Triss Merigold, nehmen einen größeren Part ein als er. Es dauerte auch eine ganze Zeit, bis das erste Ungeheuer seinen Auftritt hatte. Aber das macht rein gar nichts, denn die Geschichte ist interessant, spannend und abwechslungsreich erzählt, so dass der Roman ruckzuck gelesen ist, auch wenn man das bedauert, denn am liebsten würde man direkt weiterlesen, auch wegen des recht offenen Endes. Gut, dass der Roman der erste Band einer Reihe ist, die bereits komplett erschienen ist, so ist für Lesefutter erst einmal gesorgt.

Ich bin von Andrzej Sapkowskis erstem Geralt-Roman genauso begeistert wie von den Kurzgeschichten und freue mich auf die restliche Reihe. Wer gerne erwachsene Fantasy liest, die sowohl mit ihren Charakteren als auch mit der erschaffenen Welt, den Geschichten und dem Erzählstil überzeugt, sollte unbedingt zugreifen.

Veröffentlicht am 03.06.2017

Gut konstruiert, spannungs- und überraschungsreich

Die Wahrheit über den Fall Harry Quebert
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Marcus Goldman gelingt es nach seinem erfolgreichen Debütroman nicht mehr, etwas Erfolgversprechendes zu Papier zu bringen. Als im Garten Harry Queberts, Marcus' ehemaligem Mentor, die Leiche eines vor ...

Marcus Goldman gelingt es nach seinem erfolgreichen Debütroman nicht mehr, etwas Erfolgversprechendes zu Papier zu bringen. Als im Garten Harry Queberts, Marcus' ehemaligem Mentor, die Leiche eines vor 33 Jahren verschwundenen jungen Mädchens gefunden wird, reist Marcus' nach Aurora, um Harry unter die Arme zu greifen. Dass sich ihm hier die Chance für einen weiteren Roman bietet, erkennt er erst später.

Endlich hat Joël Dickers Roman den Weg auf meinen Bookseat gefunden und mich ähnlich unterhalten und begeistert, wie viele andere vor mir. Der Autor erzählt in verschiedenen Zeitebenen nicht nur das aktuelle Geschehen, sondern auch, was Jahrzehnte zuvor dazu führte, dass die 15jährige Nola Kellergan spurlos verschwand. Dabei gelingt es dem Autor, den Leser immer wieder zu überraschen, ihn auf falsche Fährten zu führen und die Wahrheit erst nach und nach aufzudecken. Am Ende ist klar, was passiert ist und der Leser kann den Roman zufrieden zuklappen. Bis dahin hat man viele Möglichkeiten, selbst zu überlegen, was geschehen sein könnte, Theorien aufzustellen und wieder zu verwerfen, und der Lösung vielleicht sogar recht nahe zu kommen. Ich fand die Auflösung durchaus gelungen, den Roman an sich wunderbar komponiert.

Das aktuelle Geschehen wird von Marcus selbst in Ich-Form erzählt, so dass man Marcus ganz gut kennen lernt, die anderen Charaktere dagegen durch seine Augen betrachtet. Der Vergangenheitsteil wird in der dritten Person erzählt und aus verschiedenen Perspektiven, Harrys, Nolas, aber auch die anderer Charaktere. So kann es passieren, dass verschiedene Charaktere unterschiedliche Züge aufweisen und sich auch hier sich erst nach und nach der wahre Charakter verschiedener Personen klärt.

Dass die Kapitelzahlen rückwärts gezählt werden, ist ein weiteres Rätsel, das sich dem Leser stellt und das erst gegen Ende geklärt wird.

Trotz aller tragischen Ereignisse, fließt auch immer wieder, wenn auch recht abgefahrener, fast schwarzer Humor, ein, so etwakki wenn manche Charaktere ziemlich überzogen dargestellt werden, wie z. B. Marcus' Mutter oder sein Verleger und auch, dass man nicht alles ernst nehmen sollte, wie z. B., dass ein Polizist Marcus regelmäßig mit Interna versorgt und mit ihm zusammen ermittelt.

Für mich war der Roman ein regelrechter Pageturner, der immer spannender wurde und mich von Anfang an gut unterhalten hat. Ich vergebe gerne volle Punktzahl und eine Leseempfehlung, wer gerne miträtselt, vor dicken Romanen nicht zurückschreckt und Humor gepaart mit Tragödie mag, könnte Gefallen an diesem Roman finden.

Veröffentlicht am 27.05.2017

Spannend und voller Überraschungen

Das Seehaus
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Cornwall 1933: Während einer Feier verschwindet der 11 Monate alte Theo Edevane spurlos. 70 Jahre später stolpert Sadie Sparrow zufällig über den alten, bisher ungelösten Fall und beginnt zu ermitteln. ...

Cornwall 1933: Während einer Feier verschwindet der 11 Monate alte Theo Edevane spurlos. 70 Jahre später stolpert Sadie Sparrow zufällig über den alten, bisher ungelösten Fall und beginnt zu ermitteln.

Ich bin angenehm überrascht von dem Roman, die Autorin scheint ein Händchen dafür zu haben, komplexe Geschichten zu erzählen und dabei nicht den Faden zu verlieren. Immer wieder gibt es überraschende Wendungen, die eine ganz neue Sicht auf das Geschehen eröffnen und dennoch nicht konstruiert wirken.

Erzählt wird sehr ausführlich und aus vielen verschiedenen Perspektiven, jeder wesentliche Charakter wird dabei berücksichtigt, neben den Perspektivewechseln gibt es fast ebenso viele Zeitenwechsel, so erlebt der Leser nicht nur das Geschehen der Jahre 1933 und 2003 mit, sondern erhält auch Einblick in Geschehnisse aus weiteren Jahren. Das könnte auf den Leser ziemlich verwirrend wirken, jedoch hatte ich jederzeit den Überblick darüber, wo, wann und bei wem ich mich gerade befand. Ein bisschen aufmerksam sollte der Leser dabei natürlich schon sein, auch, weil ihm sonst Nebensätze entgehen könnten, die seine eigenen Überlegungen weitertreiben könnten, denn natürlich macht es auch großen Spaß, mit zu rätseln und über Theos Schicksal nachzudenken.

Die Charaktere sind der Autorin durchgehend gut gelungen und lassen den Leser nicht kalt. Aber auch hier gibt es manche Überraschungen und die Charaktere stellen sich womöglich im Velauf der Geschichte ganz anders dar, als zunächst gedacht. Das liegt zum einen daran, dass sie Entwicklungen durchlaufen, die man auf Grund der Zeitsprünge nicht immer direkt erkennt, das liegt aber auch daran, dass man sich vorschnell eine Meinung gebildet hat, die man später revidieren muss. Das gibt der Geschichte zusätzliche Spannung und wirkt sich auf die Gefühle des Lesers aus.

Gut gefallen hat mir, dass auch Zeitgeschichtliches einfließt, sei es der Untergang der Titanic, sei es der erste Weltkrieg oder das Leben des Landadels, auch wenn manches nur gestreift wird, trägt es doch zur Atmosphäre bei.

Die Erklärung, was mit Theo geschehen ist, ist gut hergeleitet, dennoch bin ich mit dem Ende nicht ganz zufrieden, es geht über die genannte Erklärung hinaus und zwar in einer Form, die mir zu konstruiert erscheint – da wäre weniger in meinen Augen mehr gewesen. Immerhin hat die Autorin aber alle offenen Fragen beantwortet und alle losen Fäden verbunden, so dass ich unter dem Strich ganz zufrieden bin.

Abgerundet wird der Roman mit farbigen Fotos aus Cornwall auf den Buchdeckelinnenseiten, einem Bericht der Autorin über Cornwall und ein Interview mit der Autorin.

Der Roman hat mir spannende und unterhaltsame Lesestunden beschert und mich emotional mehr als einmal berührt. Ich vergebe daher 4,5 Sterne, die ich, wie gehabt, aufrunde. Ich empfehle den Roman auch gerne weiter, wer gerne kunstvoll verwobene Romane liest, die ein Familiengeheimnis thematisieren, ist hier genau richtig.

Veröffentlicht am 12.05.2017

Gelungener Kriminalroman, der den Leser nach Vietnam entführt

Hanoi Hospital
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Die Deutsch-Vietnamesin Anne reist wegen eines Praktikums nach Vietnam, nicht ohne auch ihre Verwandten dort zu besuchen. Als sie miterleben muss, wie ihre Großmutter im Krankenhaus stirbt und erfährt, ...

Die Deutsch-Vietnamesin Anne reist wegen eines Praktikums nach Vietnam, nicht ohne auch ihre Verwandten dort zu besuchen. Als sie miterleben muss, wie ihre Großmutter im Krankenhaus stirbt und erfährt, dass es weitere Todesfälle mit ähnlichen Symptomen gibt, macht sie sich mit der Journalistin Linh daran, Klarheit über die Hintergründe zu erhalten.

Ein Kriminalroman der mit „Die Leiche ...“ anfängt, hat direkt meine Aufmerksamkeit, so auch hier, zumal der Autor einen direkt ins Geschehen wirft und von Anfang an spekulieren lässt. Nicht nur der Start in den Roman ist gelungen, er hat mir rundum gut gefallen. Das Setting sprach mich schon im Vorfeld an, einen Kriminalroman aus Vietnam hatte ich noch nicht gelesen, der Autor kennt das Land zudem sehr gut, ich freute mich auf einen spannende Geschichte, die mir zusätzlich Land und Leute nahebringt – und auch das ist dem Autor sehr gut gelungen.

Erzählt wird aus mehreren Perspektiven, neben Anne, die sich sowohl in Deutschland als auch in Vietnam fremd fühlt, und Linh, die in Hanoi aufgewachsen ist, lernt man Tuan kennen, der vom Land in die Stadt kam, um sein Glück zu finden und dessen Freundin Yen schwer erkrankt. Eine weitere Perspektive kommt später dazu, über die ich jedoch an dieser Stelle nichts sagen möchte, um nichts vorwegzunehmen. Auch Vietnam selbst kommt gut zum Tragen, wir lernen es von allen möglichen Seiten kennen, sowohl aus Sicht der Einheimischen als auch der Ausländer, erhalten sowohl städtische als auch ländliche Einsichten und auch Geschichte, Sprache und Kultur werden angesprochen. Ich fühlte mich schnell mittendrin in Vietnam.

Die Charaktere sind gut gelungen und wirken authentisch, ihre Handlungen und Emotionen sind nachvollziehbar dargestellt. Mir hat gefallen, dass durch sie verschiedene Bevölkerungsgruppen in den Mittelpunkt gestellt werden. Der Autor erzählt sehr anschaulich, das Kopfkino springt direkt an. Es gibt einige Szenen, die mich emotional berühren, bei anderen sollte man das sehr nützliche, umfangreiche Glossar im Anhang, zu Rate ziehen, auch, um sie richtig einordnen zu können. Neben dem Glossar finde ich auch die Anmerkungen des Autors sehr interessant, das Personenregister hätte ich nicht unbedingt benötigt, wer aber Probleme mit den vielen fremd klingenden Namen hat, wird bestimmt dankbar dafür sein.

Auch den Fall finde ich gelungen, man kann gut miträtseln, er ist ausreichend spannend, bietet Möglichkeiten mit zu zittern, und die Auflösung ist logisch konstruiert und hat mir gut gefallen. Besonders mochte ich, dass der Autor die Geschichte ausklingen lässt, wir erfahren noch, wie es mit den Charakteren weitergeht.

Der Roman hat mich sehr gut unterhalten, ich habe Einiges über Vietnam erfahren und einen interessanten Kriminalroman lesen können, den ich nur ungern wieder aus der Hand gelegt habe. Ich hoffe sehr, dass David Frogier de Ponlevoy weitere (Kriminal)Romane schreiben wird, ich würde sie sehr gerne lesen. Diesen hier empfehle ich gerne weiter, vor allem jenen, die gerne Kriminalromane lesen, die in „fremden“ Ländern spielen, aber auch allen, die gute Krimis mögen.