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Veröffentlicht am 24.08.2022

Es sollte viel mehr solcher Bücher geben!

Alles, was du von mir weißt (Alles-Trilogie, Band 2)
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Hallo ihr Lieben

Hallo ihr Lieben<3
ich folge seid einiger Zeit einer Instagrammerin, die sich ganz stark für das Thema Bodypositivity und Selbstliebe macht. Von ihr habe ich in den letzten Monaten einiges gelernt und das ganz unbewusst. Sie zeigt sich einfach, wie sie ist, sensibilisiert für fettfeindliche Inhalte, zeigt, was es heißt, seinen Körper zu akzeptieren und erklärt ganz logisch (sie hat zudem Soziologie studiert und weiß also auch wissenschaftlich, wovon sie spricht), wie unsere Gesellschaft uns mit Idealen einschränkt, zermürbt und runtermacht. Das erste, dass man bei ihr lernt, ist, dass das Adjektiv „dick“ (Adjektiv = beschreibendes Wort für z.b. ein Substantiv) eben nur das ist: eine Beschreibung – und keine Wertung! Demnach ist es völlig okay, jemanden als dick zu beschreiben, unsere Gesellschaft hat nur dafür gesorgt, dass dieses Wort so negativ konnotiert ist, dass es zu einer Beleidigung geworden ist. Wichtig ist es also nun, das Wort wieder zu dem zu machen, was es ist: eine sachliche Beschreibung – nicht mehr und nicht weniger.
Wörter können in diesem Kontext also unheimlich viel anrichten. Mit Wörtern wird verletzt und idealisiert, es werden Tabus gesetzt und eine ganze Gesellschaft geprägt. Und was dann auffällt ist, dass die Liebesgeschichten, die wir täglich von jungen Leuten lesen, sich ebenfalls in ihren Wörtern einschränken. Fast nie hat man es mit einer Figur zu tun, die dick ist, fast nie hat man es überhaupt mit einer Hauptfigur zu tun, die wegen ihrer Figur in der Gesellschaft denunziert wird. Wenn jemand eigentlich schlank ist, sich aber noch zu dick fühlt, fehlt auch hier die Selbstliebe, allerdings erfährt diese Person in der Gesellschaft keine Nachteile – dicke Menschen schon.
Umso wichtiger ist es also, dass wir noch offener damit umgehen. Dass ein Liebespaar bei uns nicht aus einem schlanken Mädchen und einem gut gebauten Typen bestehen muss – und weiter muss der Typ auch nicht größer sein, als das Mädchen, er muss nicht die gleiche Hautfarbe haben, nicht genauso schlau sein, nicht genauso erfolgreich. Liebe ist individuell und es geht um unseren Charakter, nicht um unser Aussehen. Das sollte viel selbstverständlicher werden.

Lange Rede, kurzer Sinn: Ich bin so froh, dass es dieses Buch gibt!

Klappentext:
Er steht für ALLES, was sie verabscheut. Doch das ändert NICHTS an ihren Gefühlen
Polly will ausziehen, Jura studieren und nie mehr einen dummen Spruch darüber hören, welche Kleidung sie bei ihrer Figur angeblich tragen darf und welche nicht. Gleich im ersten Semester ergattert sie einen Job in einer renommierten Kanzlei, nur das mit der Wohnung hat sie gewaltig unterschätzt. Kurzerhand quartiert ihre beste Freundin Anna sie in der WG ihres Bruders Jonas ein. Doch in der Kanzlei verläuft es alles andere als erhofft: Pollys Figur gibt den Angestellten allerhand Gesprächsstoff. Sie will Stärke beweisen und erzählt niemandem davon. Selbst Jonas nicht, obwohl die beiden einander immer näherkommen …

Zur Info: Dies ist der zweite Band einer lose zusammenhängenden Reihe. Ihr könnt die Bücher also unabhängig voneinander lesen, damit ihr aber auch später noch mit den Paaren mitfiebern könnt, wäre es einfach schöner, die Reihenfolge zu beachten.

Der Schreibstil:
Kyra schreibt gewohnt locker flockig und wunderbar feinfühlig. Sie hat definitiv ein Talent dafür, die Kleinigkeiten in den Gefühlen und Handlungen ihrer Figuren zu betonen und sie dadurch unheimlich authentisch zu machen. Ich habe das Buch super fix durchgelesen, weil alles flüssig lesbar war und ich einfach von Anfang an mitgefiebert habe.

Meine Meinung:
Polly habe ich im ersten Band der Reihe schon kennengelernt und gleich gemocht. Sie zeigte sich unheimlich stark, humorvoll, taff, zielorientiert und völlig sie selbst. Genauso ist sie auch am Anfang dieser Geschichte und so ganz einfach kommt einem in den Sinn: ja, Polly macht schon ihr Ding. Wieso sollte sie nicht schaffen, was sie sich vorgenommen hat? Gleichzeitig aber wird sehr schnell klar, dass sie sich eine harte Schale zugelegt hat, um den Alltag zu überstehen. Für mich war es erstaunlich zu lesen, dass sie einerseits ihren Körper so akzeptiert, wie er ist, andererseits aber auch akzeptiert zu haben scheint, dass die Gesellschaft sie anders behandelt als andere. Letzteres passiert bei ihr ganz unbewusst und verleitet sie weiter dazu, sich Dinge, die nicht zu den gesellschaftlichen Idealen passen, für sich ebenso auszuschließen bzw. sich einzufügen. Dazu gehört auch, dass beispielsweise ein dickes Mädchen auch einen dicken Freund haben muss oder zumindest keinen haben darf, der dünner ist als sie. Das Problem dahinter, diese Annahme schließt auch mit ein, dass dünne Männer an dicken Mädchen gar nicht interessiert sind. Und so entsteht ein Weltbild und eine Gedankenspirale, die unterschwellig immer wieder in Pollys Gedanken auftaucht, die aber zunächst einmal gar nicht so deutlich wird.

Ich fand es unheimlich gut gemacht, wie die eigentlich starke Polly nach und nach erkennt, dass sie eben einiges doch noch nicht ganz überwunden hat. Dazu passend zeigt die Gesellschaft natürlich, warum Polly so denkt: es gibt miese Vergleiche, diskriminierende Bemerkungen, fiese Hänseleien und Reduzierungen von Polly als Mensch auf Pollys Körper.
Wenn man das so liest, dann klingt alles leider viel zu authentisch, denn so ist es leider wirklich. Das habe ich oft genug von dicken Menschen gehört. Dadurch, dass Polly selbst sich aber erst einmal selbst davor schützt und manchmal auch in ihrer Stärke überschätzt, fällt es gar nicht so sehr auf. Erst nach und nach macht es sie mürbe, belastet es sie mehr und mehr psychisch. Ich fand das unheimlich gut gemacht, musste aber auch immer daran denken, dass Leser:innen, die nicht so sensibilisiert wie ich sind, einige diskriminierende Handlungen und Aussagen vielleicht gar nicht als solche wahrgenommen hätte. Vielleicht wäre es da ganz cool gewesen – nicht wegen der Geschichte, sondern nur wegen der Leser:innen – Polly in ihrem schlimmsten Umfeld jemanden zur Seite zu stellen, der noch mehr auf diese Ungerechtigkeiten aufmerksam macht.

Polly macht in diesem Buch also eine Entwicklung durch, die nicht so auffällig ist, wie es in anderen Geschichten der Fall ist, denn es ist ein schleichender Prozess, in dem Polly zunächst Selbstliebe verliert, bis sie sie wiederfindet. Schlüsselstellen dafür gibt es immer wieder und keine davon ist seicht. Aber genau das fand ich gut, denn sich nicht wohl in seinem Körper zu fühlen und/oder sich als minderwertig zu fühlen, ist keine kleine Sache. An ihrer Seite stehen immer ihre beiden Freundinnen, die wir ebenfalls schon aus Band 1 kennen (eine von ihnen ist Anna). Die drei zusammen mochte ich immer super gerne, weil sie wirklich füreinander da sind und nicht nach dem Warum fragen. In Pollys Fall ist es aber etwas komplizierter, denn keine der anderen beiden ist dick. Und so, auch wenn sie sich Mühe geben, verstehen sie eigentlich nicht wirklich, was Polly täglich durchmachen muss. Dadurch kann Polly natürlich vieles lange vor ihnen geheim halten, gerade weil sie sich als die Starke darstellt. Auch hier zeigte sich wieder, wie unehrlich man sich selbst gegenüber sein kann. Die Autorin hat die ganze Misere wirklich gut eingefangen und brillant gezeigt, dass eine Geschichte kein künstliches Drama, märchenhafte Fantasien oder übertriebene Gesten braucht – die Beschreibung der echten Welt kann genauso mitreißend und berührend sein.

So, und nun so Jonas. Mit ihm fing alles ein bisschen anders an. Normalerweise hört man ja von einem Typen und weiß: das wird der Love-Interest, die kommen zusammen. Die erste Begegnung mit Jonas dagegen verläuft ein wenig anders und zwar, weil Polly sich gleich eine Story zu seinen Handlungen zusammenreimt, die Interesse auf jeden Fall ausschließt. Schon da merkte man also: Trotz allem, ist Polly dem Bild der Gesellschaft erlegen. Und das ganz natürlich, denn es dauert eine lange Zeit, braucht Mut und Stärke, um gegen quasi alle anzukommen.
Nach und nach merkt man dann aber schon, dass Jonas öfters auftaucht, dass er Polly Avancen macht, sie gut findet und sich bemüht. Auch hier ist es wieder so, dass einige Leser:innen dies aber, genauso wie Polly selbst, umdichten könnten, denn warum sollte ein schlanker, sportlicher, gutaussehender Typ auf eine wie Polly stehen? Das ist genau die gedankliche Frage, die wir eingeprägt bekommen haben, die aber überhaupt keine Berechtigung hat. Wenn wir sowas denken, sagen oder hören, muss uns bewusst sein, dass wir fettfeindlich sind. Wir setzen einen Menschen aufgrund seines Gewichtes herab. Und das völlig zu unrecht, denn welche Rechtfertigung gibt es dafür? Warum sollte das Gewicht für die Liebe solch eine große Rolle spielen? Warum sehen wir zuerst die Körpermaße der Person und denken nicht in erster Linie an ihren Charakter?
Jonas tut genau dies, er muss aber zunächst durch Pollys Schutzwälle hindurch.

Die ganze Liebesgeschichte zwischen den beiden fand ich ebenfalls sehr authentisch und noch dazu super süß. Es ist ein auf und ab, ja, aber das hat Hand und Fuß. Beide entwickeln sich, beide haben mit etwas zu kämpfen und beide müssen sich dem Zugzwang der Gesellschaft entziehen. Dazu gehört mehr, als eine bloße Liebeserklärung, die in manch anderen Geschichten schon zu einer Schwierigkeit mutiert. Und dann kommt die Autorin auch noch mit einem weiteren Kniff um die Ecke, denn Selbstliebe und gesellschaftliche Zwänge sind nicht nur Probleme von dicken Menschen, sondern können sich auf jeden Menschen auswirken und zu psychischen Störungen, Belastungen oder Fehleinschätzungen führen. Dazu möchte ich hier gar nicht mehr sagen, aber es hat die Geschichte für mich einfach noch runder gemacht, denn Polly wird so gezwungen, darüber nachzudenken, dass ihre Gesellschaftsvorstellung vielleicht auch andersrum verletzend wirken kann. Denn natürlich eignet man sich eine gewisse negative Einstellung und auch Vorurteile zu einer Gesellschaft an, die einem zu schaffen macht. Ganz aus dem Kontext zum Beispiel, indem man annimmt, die coolen Mädchen in der Schule – hübsch, reich und super beliebt – hätten keine Probleme.

Ihr seht, ich könnte noch ewig so weiter machen, ich möchte jetzt aber gerne ein Fazit zu diesem Buch fassen:

Mein Fazit:
Ich fand die Geschichte sehr sehr sehr authentisch und wieder super gut erzählt. Polly macht hier ein auf und ab in ihrer Entwicklung durch, die sehr umfassend die Probleme unserer Gesellschaft hinsichtlich Diskrimierung von Personen deutlich macht. Die Themen Fettfeindlichkeit, Body-Positivity und Selbstliebe werden hier sehr schön dargestellt, auch wenn es natürlich nicht alles umfassen kann und auch an der ein oder anderen Stelle noch mehr Aufklärung für nicht so sensibilisierte Leser:innen bedurft hätte. Aber es ist und bleibt ein Liebesroman und kein Sachbuch und so war es wirklich wunder wunderschön! Ich bin absoluter Fan von Polly und Jonas, ihre Beziehung macht sehr deutlich, worauf es wirklich ankommt und ich würde mich wirklich freuen, wenn wir bald noch mehr Bücher zu lesen bekämen, in denen dicke Frauen oder auch Männer zu Hauptprotagonisten werden. Lest es einfach:)

5 von 5 Sterne von mir.

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Veröffentlicht am 07.07.2022

Rockstar-New-Adult wie er sein sollte

Lonely Heart
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Zur Info: Dies ist der erste Band einer Reihe. Dementsprechend ist es nur sinnvoll und logisch, mit diesem Band zu beginnen. Sonst ergibt die Geschichte einfach wenig Sinn und ihr verwehrt euch einen wichtigen ...

Zur Info: Dies ist der erste Band einer Reihe. Dementsprechend ist es nur sinnvoll und logisch, mit diesem Band zu beginnen. Sonst ergibt die Geschichte einfach wenig Sinn und ihr verwehrt euch einen wichtigen Teil der Handlung.

Klappentext:
Rosie kann nicht glauben, dass sie Scarlet Luck für ihre Webradio-Show interviewen darf. Nicht nur verfolgt sie die Band seit Jahren, ihre Lieder haben sie auch durch die schwerste Zeit ihres Lebens gebracht. Vor allem Adam, der Schlagzeuger, fasziniert sie, nicht zuletzt deshalb, weil über ihn nur bekannt ist, dass er seit Jahren keine Berührungen duldet – von niemandem. Aber dann steht die Band schließlich in Rosies kleinem Studio, und alles geht schief. Das Interview muss abgebrochen werden, und Wellen aus Hass prasseln online auf Rosie nieder. Als sie sogar auf der Straße von Fans angegriffen wird, laden Scarlet Luck sie kurzerhand auf ein Konzert ein, als Zeichen, dass sie die Sache hinter sich lassen wollen. Plötzlich steht Rosie ein zweites Mal vor Adam. Adam, in dessen Augen sie einen unfassbaren Schmerz erkennt – und dem sie niemals näherkommen darf …

Schreibstil:
So viele Andeutungen, gewichtige Sätze und zerschlagene Klischees – Mona Kasten weiß es zu unterhalten. Locker flockig und super flüssig bin ich durch die Geschichte geflogen. Die Emotionen waren greifbar, ohne überdramatisiert zu werden. Ich konnte mich einfach fallen lassen und habe darüber komplett vergessen, wie ein typischer Aufbau aussieht und was ich zu erwarten habe. Das war super erfrischend.

Zur allgemeinen Geschichte:
Fansein ist für mich immer etwas eher negativeres. Ich mag es nicht, dass die eigene Besessenheit von etwas auf jemanden gelenkt wird, der unweigerlich sein Leben darauf anpassen muss. Klar brauchen Musiker, Schauspieler usw. Fans. Sonst würde ja nichts laufen und klar müssen diese sich auch irgendwie um ihre Fans kümmern. Was für mich aber einfach nicht geht ist, dass Fans Stars auflauern, ihnen weirde Nachrichten schreiben, generell Grenzen überschreiten. Dazu verstehe ich es manchmal nicht ganz muss ich gestehen. Ich schwärme manchmal für etwas, kann aber nicht nachvollziehen, weshalb man solch ein Drama um ein Autogramm oder ein Foto macht. Für mich hätte nur ein richtiges Gespräch eine Bedeutung. In dem ich als Person wahrgenommen werden würde. Bis dahin bin ich einfach nur mit dem zufrieden, was als Produkt geschaffen wird. Ähnlich wie ich nicht den Goldschmied meines Eherings anschmachten würde.
Das war jetzt aber ein kleiner Exkurs. Eigentlich wollte ich nur mein Lob aussprechen und sagen, dass ich Rosies Fansein süß und authentisch fand. Sie mag schlicht und ergreifend die Musik und verfolgt die Band seit Jahren. Dazu himmelt sie keinen der Jungs im besonderen an. Interessant findet sie Beast erst, als sie ihn persönlich kennenlernt. Und das war so genau richtig für mich. Keine Erwartungen, keine vorgeprägten Vorstellungen, keine rosarote Brille, stattdessen Emotionen und Realität.

Beide Figuren strahlen dabei von Anfang an etwas Besonderes aus. Oder vielmehr faszinieren sie von vorneherein, denn es wird schnell angedeutet, dass sie in ihrem Leben mit mehr zu kämpfen haben als ihre Mitmenschen. Über die Handlung hinweg werden dazu meist nur Andeutungen gemacht und natürlich bekommen wir mit, wie die beiden damit umgehen. Mehr erfährt man aber erstmal nicht. Ich dachte zunächst, dass mich das frustrieren würde. Tatsächlich aber werden so Gemeinsamkeiten zwischen den beiden geschaffen, die ein super zartes Band der Liebe entstehen lassen. Ich habe gelesen und gelesen und förmlich dabei zugesehen, wie dieses Band dicker und dicker wurde. Und das ganz ohne Drama, große Gesten oder auch nur direkte Gespräche. Was man nämlich noch wissen sollte ist, dass die Protagonisten die meiste Zeit auf Abstand sind. Auch dass wollte mich erst abschrecken. Kennt ihr das, wenn man liest und dann schon vermutet, was als nächstes kommt und dann für euch entscheiden müsst, ob ihr dem nun positiv oder negativ entgegentreten sollt? Ich habe das oft bei Klischees oder dem Moment, indem ich merke: nun beginnt gleich das Drama, der Wendepunkt.
Hier hingegen war ich trotz der vermeintlich stockenden Komponenten nicht negativ eingestellt. Ich habe es geradezu gar nicht wahrgenommen. Der Lesefluss wurde nicht unterbrochen. Ich hing förmlich an den Lippen der Autorin und habe einfach weiter beobachtet, gefühlt und mich gefreut, dass zwei so einsame Menschen zueinander finden.

Das Ganze spielt in einer Realität, die von der Bekanntheit der beiden beeinflusst wird. Da ist zum einen Rosie, die sich v.a. online mit einigen Problemen konfrontiert sieht und dann Beast mit den ganz normalen Strapazen, die ein Rockstarleben fordert. Das allein ist schon schwierig und herausfordernd genug. Gerade bei Beast kommt jetzt aber noch mehr hinzu. Anstatt aber immerzu mitzuleiden und Angst vor dem Ende zu haben, konnte ich mit den Protagonisten komplett im Hier und Jetzt bleiben. Mich mit ihnen an den kleinen Dingen erfreuen und einfach zulassen, das neue Möglichkeiten entstehen. Ich denke das war es, was diese Geschichte so besonders gemacht hat. Und das ist es auch, weshalb ich nicht gemerkt habe, dass das Buch schon bald zu Ende sein würde: der klassische Verlauf blieb weitestgehend aus.

Das Ende war dann einerseits überraschend, andererseits hatte ich schon so eine Ahnung, dass es darauf hinauslaufen würde. Anders hätte es einfach nicht funktioniert. Gerade bei so schwierigen Themen muss man authentisch bleiben und darf nichts auf die leichte Schulter nehmen. Umso gespannter bin ich auf den nächsten Band, der auf jeden Fall genug Potential haben sollte, weiterhin eine wundervolle Liebesgeschichte zu erzählen. Ich möchte Beast unbedingt näher kennenlernen, ich möchte noch viel mehr glückliche Momente der beiden erleben und ich möchte die Hintergründe verstehen.

Fazit:
Wenn man liest und liest und nicht versteht, dass die Geschichte schon dem Ende entgegen tritt. Beast und Rosie sind wirklich einzigartige Figuren, die noch viele Emotionen bereithalten werden. Auch hier war es bereits tief, emotional und spannend. Alles wurde unheimlich authentisch, ruhig und flüssig erzählt, sodass ich mich einfach nur mitziehen lassen musste. Ich habe lange nicht mehr solch eine Geschichte gelesen, bei der ich einerseits dachte: krass, andererseits oh nein und dann hatte ich wieder Herzchen in den Augen. Absolute Empfehlung und rechnet schonmal damit, Band zwei auch kaufen zu müssen.

5 von 5 Sterne von mir.

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Veröffentlicht am 04.07.2022

New Adult wie wir es lieben

Westwell - Heavy & Light
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Zur Info: Dies ist der erste Band einer zusammenhängenden Trilogie. Damit es Sinn ergibt, ist es also dringend zu empfehlen, die richtige Reihenfolge zu beachten! Der nächste Band ist dann Westwell – Bright&Dark.

Klappentext:
Als ...

Zur Info: Dies ist der erste Band einer zusammenhängenden Trilogie. Damit es Sinn ergibt, ist es also dringend zu empfehlen, die richtige Reihenfolge zu beachten! Der nächste Band ist dann Westwell – Bright&Dark.

Klappentext:
Als Helena Weston nach New York zurückkehrt, hat sie nur ein Ziel: den Ruf ihrer Schwester wiederherstellen, koste es, was es wolle. Zweieinhalb Jahre ist es her, dass Valerie und ihre große Liebe Adam nach einer Partynacht tot in ihrer Hotelsuite aufgefunden wurden, und seitdem lässt Adams Familie keine Gelegenheit aus, Valerie die alleinige Verantwortung am tragischen Tod der beiden zu geben. Einzig Helena glaubt fest an die Unschuld ihrer Schwester, und sie setzt alles daran, herauszufinden, was in jener schicksalhaften Nacht wirklich geschehen ist. Aber auf der Suche nach der Wahrheit kommt ihr ausgerechnet Jessiah Coldwell – Adams jüngerer Bruder – in die Quere. Helena weiß, dass sie Jess eigentlich mit jeder Faser ihres Seins hassen müsste. Und doch weckt er Gefühle in ihr, gegen die sie schon bald machtlos ist…

Zum Schreibstil:
Ich bin zum Glück positiv überrascht worden, bzw. meine Erwartungen wurden voll erfüllt. Lena Kiefer schreibt wirklich super schön. Locker, tiefgreifend und wunderbar flüssig. Es ist alles nicht so hoch emotional und detailliert wie bei den Dramaqueens Emma Scott und B. C. Cherry, den Anspruch habe ich hier aber auch gar nicht. Ich möchte eine schöne New Adult-Geschichte gelesen und das ist definitiv gelungen! Der Schreibstil passt perfekt und hat mir die Thematik, die ich als eigentlich etwas ausgelutscht empfunden habe super gut, interessant und spannend vermittelt hat. Ich sage nur: Stellt sicher, dass ihr genug Zeit habt und dann fangt an zu lesen, denn ihr werdet nicht aufhören können.

Zur Geschichte allgemein:
Der Einstieg in die Geschichte fiel mir schonmal super leicht. Helena kommt zurück nach New York und genau wie die Leser:innen, weiß sie nicht, was sie erwartet. Von Anfang an ist dabei spannend, dass sich Helena anscheinend verändert hat, genauso wie das Leben in New York. Nur passen die beiden Welten mittlerweile nicht mehr zueinander. Ich habe mich immer wieder gefragt, ob ich das alles so realistisch finde. Ob Ruf und Benehmen, öffentliches Auftreten und geradezu mittelalterliche Strukturen heutzutage noch solche Auswirkungen auf Menschen haben können. Wissen kann ich es nicht, aber zumindest ist es bei „Gossip Girl“ (die Serie habe ich geliebt, fand sie aber teilweise auch echt krass) genauso. Bekanntlich gibt es irgendwo ja immer einen wahren Kern.
Ich habe es irgendwann also einfach hingenommen und die Geschichte einfach nur genossen und mitgefiebert, was einfach das Beste ist, was ihr tun könnt.

Helena hat mir dabei gleich auf Anhieb gefallen. Sie ist anfangs so schön normal und bleibt sich dahingehend auch treu. Auch, wenn sie einiges mitmachen muss, lässt sie sich nicht zu einer Frau ihrer Gesellschaft formen, sondern bleibt authentisch. Das ist besonders schön, weil sie so echte Liebe zeigen kann. Valerie wird durch sie lebendig und das ganz ohne, dass ich das Gefühl hatte, Helena würde sich da was zusammenreimen. Stattdessen versuchte sie stets, bei der Wahrheit zu bleiben und diese auch offenzulegen, wenn sie nicht so schön ist oder ihr nicht passt. Helena bleibt so einfach zuverlässig und glaubwürdig und das hat mich einfach über vieles hinweggetröstet, was während des Handlungsverlaufes passiert (nicht negativ gemeint).

Ihre Suche nach der Wahrheit gestaltet sich dabei spannend und schreitet immer wieder durch kleine Indizienhinweise voran. Das fand ich ganz schön gemacht für einen New Adult-Roman, der eben nicht den Anspruch hat uns die kniffligsten kriminalistischen Verstrickungen zu vermitteln. Die Spurensuche wurde passend auf den Handlungsverlauf verteilt und brachte die Geschichte immer wieder voran, ob nun in eine gute oder eine schlechte Richtung.

Was das Krasseste an der Geschichte ist, ist für mich, dass diese Scheinwelt, in der Helena lebt, wirklich vor nichts zurückschreckt. Ich glaube, da können wir uns auch noch in dem nächsten Band auf etwas gefasst machen. Während der dunkle Fall Valerie über allem schwebt, verstrickt sich Helena in ihre eigene tragische Liebesgeschichte, die durch diese Überschattung Gott sei Dank nicht melodramatisch wirkte. Stattdessen merkt man einfach schnell, was in ihrer Welt alles möglich ist, wodurch die Handlungen und Protagonisten viel authentischer werden.
Mittelpunkt dieser Misere ist natürlich ein hübscher Kerl: Jessiah. Auch aus seiner Perspektive wird erzählt, was ich sehr spannend fand, denn er hat mit ähnlichen Problemen zu kämpfen wie Helena. Sie sind sich also total ähnlich, leben in der gleichen Welt, sind aber dennoch unheimlich weit voneinander entfernt. Die Liebesgeschichte zwischen ihnen wirkt super authentisch, schreitet genau im richtigen Tempo voran und bringt jede Menge Spannung mit sich. Erst war ich etwas skeptisch, ob das nicht alles etwas an den Haaren herbeigezogen wirken würde. Tatsächlich aber haben beide einen tollen Charakter und sind erstaunlich ehrlich zueinander. Die Gefühle werden so beinah unbemerkt stärker und stärker und die Geschichte gewinnt mehr und mehr an Tiefe. Wären sie nicht so ehrlich zueinander gewesen, wäre ich raus gewesen, genauso wie wenn in den Rechtfertigungen der beiden irgendwo die Logik gefehlt hätte. Die Autorin schafft es aber, den Kern ihrer Charaktere schnell offenzulegen und lässt die Figuren dann einfach für sich sprechen.

Das Drama in solch einer Geschichte ist natürlich immer vorbestimmt. Wir lesen ja schließlich einen Liebesroman. Tatsächlich habe ich aber erst einmal gar nicht gemerkt, dass es solch ein großes Drama werden würde. Ich hatte nämlich schön ignoriert, dass es noch einen weiteren Band geben sollte und dachte dann irgendwann: so langsam müssen sie ja mal in die Pötte kommen. Das passiert dann auch und ich sage euch, der Cliffhänger ist einfach nicht nett. Einerseits natürlich, weil es doch happy und so sein sollte, andererseits aber auch, weil er mit Klischees behaftet ist und man geneigt ist, einfach nicht weiterlesen zu wollen, weil es so auswegslos erscheint. Entweder ist diese Auswegslosigkeit, von der man hofft, dass sie doch noch ein Schlupfloch findet, dann die treibende Kraft weiter zu lesen oder aber man schließt es nun für sich ab. Ich habe tatsächlich schon Reihen einfach nicht weitergelesen, weil mich die Story und das Drama schon bis dahin so mitgenommen hatten, dass ich meinte, nicht mehr mehr ertragen zu können. Zum Glück ist es hier aber so, dass es ja noch Valerie gibt. Geradezu Gegenstand eines Kriminalfalls, den es zu erklären gilt und genau das ist es, was mich fest entschlossen zurücklässt, Jessiahs und Helenas Geschichte weiterzuverfolgen. Denn sie sind wirklich soooo ein süßes Paar! Auch, wenn es nur wenige Szenen sind, so hat die Autorin in diese so viele schöne, aber auch traurige und starke Emotionen gepackt, dass sie das neue Traumpaar sein könnten.

Fazit:
Für mich ein gelungener Auftakt einer New-Adult-Reihe. Die beiden Protagonisten sind super süß, die Welt, in der sie leben fies und kalt wie die schlimmsten Intrigenspinner bei Gossip Girl und das Spannungselement, die Frage nach dem Warum? bringt zusätzlichen Pepp in die Geschichte. Ich möchte wissen, wie es mit den beiden weitergeht und was hinter allem steckt, auch, wenn ich manchmal gerne jemanden packen würde. Aber das gehört wohl dazu. Suchtpotential ist bei dem schönen Schreibstil und den Emotionen auf jeden Fall garantiert.
PS: Ja, es gibt Klischees. Ist das schlimm? Nein!

Knappe 5 von 5 Sterne von mir.

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Veröffentlicht am 28.06.2022

Absolutes Muss in unserer heutigen Zeit!

Loveless (deutsche Ausgabe)
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Zum Schreibstil:
Der Schreibstil der Autorin ist super schön. Locker, fix und einfühlsam lässt sie uns in Georgias Gefühlswelt eintauchen und macht es ziemlich einfach, sie zu verstehen. Cool fand ich, ...

Zum Schreibstil:
Der Schreibstil der Autorin ist super schön. Locker, fix und einfühlsam lässt sie uns in Georgias Gefühlswelt eintauchen und macht es ziemlich einfach, sie zu verstehen. Cool fand ich, dass sie Georgia immer alle Gedanken bis zum Schluss gehen ließ. Bin ich das? Das, das, das und das zeigen: nein oder eben ja. Es war alles super nachvollziehbar und ich war sofort eins mit Georgia. Ich glaube, dass ist gerade bei solch einer Geschichte, die etwas vielleicht noch Unverständliches erklärt, enorm wichtig. Und es ist geglückt!

Zur Geschichte allgemein:
Mit Georgia konnte ich mich gleich zu Anfang super identifizieren. Nach der Schule gehts zur Uni und da soll alles anders werden. Man will der/die Partner:in finden, das Leben in vollen Zügen genießen, Neues entdecken und sich sowieso ganz neu erfinden. Gleichzeitig muss man sich aber auch erst einmal dazu überwinden und nicht jeder ist extrovertiert und geht das gleich mal so eben an. So hat Georgia verständlicherweise erst einmal Probleme damit, ihren Plan in die Tat umzusetzen.

Mit der Neuentdeckung wird die Frage nach der Identität natürlich auch immer größer, weshalb die Autorin diese auch gleich zu Anfang zum Hauptthema macht, was ich sehr angebracht fand. Und dann geht es auch schon los: Georgia macht sich auf die Suche. Gut fand ich dabei, dass wir Leser sie dabei mit ihr zusammen besser kennenlernen. Durch das Ausprobieren und die vielen Gedanken werden wir mitgenommen auf die "Rätselreise" und lernen nicht nur etwas über Georgias Sexualität, sondern eben auch über ihren Charakter. Das fand ich schön hervorgehoben, denn beides ist nunmal voneinander getrennt zu betrachten. Die Autorin hat dazu vor allem viele andere Figuren in ihrem Umfeld genutzt, die ganz unterschiedlich auf die Welt zugehen. Teilweise war mir das auch alles ein bisschen zu offen. Klar, an der Uni probiert man sich aus und man stößt auf viel mehr Menschen, die zu ihrer Sexualität stehen als anderswo. Aber dennoch ist es nicht so, dass nun keiner mehr heterosexuell und cisgender ist. Diesen Anschein machte die Geschichte jedoch, gerade weil dann die einzige heterosexuelle Figur auch noch total langweilig ist. Wahrscheinlich befinde ich mich jetzt schon in der Blase meiner eigenen Geschlechtsidentität, aber ich hatte einfach den Eindruck, als würde die Geschichte nun bei all ihren Figuren Vollgas geben. Das sorgt zwar für eine super schöne, bunte Mischung, hebt Georgias Welt aber auch ein wenig aus dem heraus, was eben auch noch existiert und bildet dazu einen sehr deutlichen Kontrast zu ihrem früheren Leben.

Aber nun gut, es hat auch was Gutes, denn Georgia sucht. Dabei wird es mal albern, mal peinlich und mal sehr interessant. Ich fand diese Entdeckungsreise echt schön aufgebaut, auch, wenn sie meiner Meinung nach schon früher über Gedanken zu ihrer eigentlichen Sexualität und Identität hätten aufkommen müssen. Die Andeutungen waren da. Das hat mich irgendwann aber gar nicht mehr so gestört (auch, wenn ich Unlogik nicht mag), weil Georgia auf Menschen trifft, die moralisch einfach genau das transportieren, was unsere ganze Welt sich mal auf die Stirn schreiben sollte. Genau aus diesem Grund, weil Georgia irgendwann auf die wirklich wichtigen Erkenntnisse stößt und die so schön erklärt werden, wäre das Buch wohl eine super Schullektüre. Einerseits sind da ihre Gefühle, die ein breites Spektrum auffassen, weil sie natürlich teilweise echt verloren und verzweifelt ist, andererseits die Menschen um sie herum, die von ihr Normalität oder genau das Gegenteil erwarten. Das zeigt, wie sehr ein Mensch von seiner Umgebung abhängig ist. Mir hat es oft echt Leid getan, dass Georgia lange sucht und sich oft genug in gegebene Konventionen zwängt, obwohl die nicht zu ihr passen. Aber genau das ist es, was die Geschichte so authentisch macht. Hier wird in alle Richtungen gedacht und über alle nachgedacht und das macht die Geschichte so besonders.

Bezogen auf den Handlungsverlauf müsste ich nämlich ein wenig meckern, weil es sich doch ein wenig zieht. Es passiert nicht wahnsinnig viel, Georgia ist keine Stimmungskanone, die sich von einem Abenteuer ins andere stürzt. Was sie erkundet und entdeckt, macht sie mit sich selbst aus und auch das ist nur authentisch.

Fazit:
Ich weiß gar nicht so recht, wie ich dieses Buch beurteilen soll. Fakt ist: meiner Meinung nach und für mein Empfinden hätte man die Geschichte mit dem Thema nicht besser aufziehen können. Authentisch und in allen Spektren wird hier von Georgias Suche nach ihrer Identität und Sexualität erzählt. Dabei kommt die Moral nicht zu kurz. Das Buch appelliert definitiv für Offenheit und Selbstverwirklichung und das ist absolut intime und ein Muss für unsere Zeit. Gleichzeitig bleibt die Geschichte handlungstechnisch eher flach, weshalb ihr hier nun kein Actionabenteuer oder die größten Gefühle erwarten dürft. Hier wird von Georgia erzählt und die ist vor allem eins: Georgia. Schnörkellos und sie selbst.

4 von 5 Sterne von mir.

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Veröffentlicht am 14.03.2022

Voller Tiefe, Tragik und tatsächlicher Liebe

Someday, Someday
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Zur Info: Dies ist der dritte Band einer lose zusammenhängenden Reihe. Die Protagonisten sind einem teilweise schon bekannt, die Liebesgeschichten spielen sich aber jeweils nur in einem Buch ab.

Der Klappentext:
Max ...

Zur Info: Dies ist der dritte Band einer lose zusammenhängenden Reihe. Die Protagonisten sind einem teilweise schon bekannt, die Liebesgeschichten spielen sich aber jeweils nur in einem Buch ab.

Der Klappentext:
Max hat es geschafft, von der Straße wegzukommen, und sich ein ganz neues Leben aufgebaut. Der Job als Pfleger für Pharma-Mogul Edward Marsh scheint ein Glücksfall zu sein. Doch Max hat nicht mit dem Netz aus Geheimnissen gerechnet, das die Familie Marsh umgibt. Und noch weniger mit Silas Marsh – Erbe des Pharma-Imperiums und so kalt wie Eis. Aber Max sieht den Schmerz und den Selbsthass in seinen Augen – sieht, wie er sich verzweifelt gegen die Gefühle wehrt, die zwischen ihnen aufkeimen. Doch nur, wenn Silas zu seinem wahren Selbst steht, hat ihre Liebe eine Chance.

Zum Schreibstil:
Auch in diesem Buch hat mir der Schreibstil wieder super gut gefallen. Emotional, einfühlsam und leicht zu lesen. Jedenfalls vom Satzbau und dem Spannungsaufbau her. Auf emotionaler Ebene haben mich einige Passagen schlucken lassen. Emma Scott hat hier wieder ein sehr schwieriges Thema aufgegriffen, dass sie jedoch super einfühlsam und überdacht angeht. Zudem erweckte alles wieder einen sehr authentischen Eindruck.

Zur Geschichte allgemein:
Ich kannte Max noch nicht, da ich es bisher versäumt habe, den zweiten Band zu lesen. So habe ich ihn am Anfang dieses Buches ohne irgendein Vorwissen kennengelernt und war sofort Feuer und Flamme für ihn. Max hat eine unheimlich fürsorgliche und aufopferungsvolle Art und Ausstrahlung, ergibt aber gleichzeitig ein etwas tragisches Bild, weil er sein eigenes Leben nicht als so erfolgreich betiteln kann. Mit ihren Eltern steht es nicht gut und seine Arbeit erfüllt ihn nicht auf die Art, wie sie es tun sollte. Stattdessen ist er ausgelaugt und ihm scheint der Funke im Leben zu fehlen. Spannend also, wo er diesen Funken findet und wie es zu seinem jetzigen Leben kam. Letzteres wird sofort aufgeklärt. Danach hatte ich nur noch einen Gedanken im Kopf: Ich will, dass Max glücklich wird. Alles andere hätte er nicht verdient.
Ohne viel Handlung oder Hintergrund schafft Emma Scott es hier, uns eine Figur vorzustellen, über die man als Leser mehr wissen möchte und bei dem man schon jetzt weiß, dass man mit ihm leiden wird.

Silas ist geheimnisvoller. Zwar bekommt man schnell eine Ahnung davon, wer er ist, sein Hintergrund aber wird es im Verlauf der Geschichte offenkundig. Somit ist er hier das „Erkundungsprojekt“. Der Unterschied ergibt sich vor allem daraus, dass Max offen mit sich und seiner Familie umgeht, während Silas einige Dinge teilweise sogar noch vor sich selbst versteckt hält.
Ich glaube tatsächlich, dass Silas die tragischste Figur ist, von der ich bisher gelesen habe. Er verbirgt bestimmte Dinge nämlich nicht nur bewusst und unbewusst vor sich, sondern auch erzwungenermaßen. Es ist einfach krass, wie Emma Scott hier eine Figur erschaffen hat und den Leser auch miterleben lässt, die ein Teil seiner selbst verloren hat. Den inneren Kampf zwischen dem, was er gerne möchte, was er als sein Ich wahrnimmt und dem, was ihm auferzwungen, antrainiert und eingeprägt wurde, ist einfach nur wahnsinnig herzzerreißend und super nah erlebbar.

Als die beiden nun aufeinandertreffen wird schnell klar, dass zwei so verletzte Seelen nicht sofort miteinander glücklich werden können. Vor allem, weil das Thema Outing und das Bewusstsein für das eigene Ich wie eine Gewitterwolke über ihnen schwebt.
Dennoch fand ich es nicht uninteressant oder zu deprimierend. Die Geschichte hat jede Menge Details und Akzente, die wundervolle Momente schaffen. Allein die Nebenprotagonisten (Silas` Freundin und sein Bruder) sind toll zu erleben und Silas selbst sorgt immer wieder für Lichtblicke, an die man sich verzweifelt klammert, weil man gar nicht glauben kann, was ihm schon alles passiert ist.
Die Geschichte ist definitiv keine, die man mal eben so nebenbei liest. Das liegt nicht am Erzählfluss oder dem Spannungsverlauf, sondern an der schweren Thematik.
Stattdessen genießt man es einfach, die vollen Gefühle so nah mitzuerleben.

Für mich hatte die Geschichte eigentlich nur zwei kleine Schwachstellen, die aber wirklich nur ganz klein sind. Bei Emma Scott meckert man auf hohem Niveau. Es handelt sich dabei um zwei Stellen, an denen sich die Handlung ein ganz klein wenig zu schnell verändert. Das ist aber verschmerzbar. Ansonsten ist alles super gut nachvollziehbar.
Man sollte sich jedoch bewusst machen, dass die Geschichte sich für einige Prozesse Zeit lässt. Nicht alles ist super schnell abgehandelt. Silas Geschichte alleine braucht schon ihre Zeit, aber auch Max hat sein Päckchen zu tragen und so müssen die beiden nicht nur mit sich als Paar, sondern auch für sich allein zurechtkommen.
Es geht hier um das Einstehen für sich selbst, um die wirklich wichtigen Dinge im Leben, Prioritäten und Selbstliebe. Ein ganzer Cocktail also, der wieder mal ein einzigartiges Leseerlebnis schafft und keine Langeweile aufkommen lässt.

Fazit:
Ich könnte mich nun gar nicht entscheiden, welchen Band ich am liebsten habe. Band 1 scheint mir erstmal besser, aber sehr wahrscheinlich kommt dieser Eindruck daher, dass er trotz seiner Thematik leichtere Kost war. Silas Geschichte ist schon besonders tragisch und alle, die getriggert werden könnten, sollten hier auf jeden Fall sehr aufpassen. Ich habe noch nie so etwas Furchtbares gelesen, auch wenn man natürlich weiß, dass die eigene Realität nicht der anderer entspricht. Die Geschichte bietet aber auch viele Highlights und liebevolle Details, herzzerreißende Momente, Liebe und tolle Figuren und eine Liebesgeschichte, die auf Tragik fußt, letztlich aber ihre Stärke daraus zieht. Für mich definitiv ein sehr nachhaltig wirkendes Buch und eins der krassesten von Emma Scott, wenn nicht gar das krasseste.

5 von 5 Sterne von mir.

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