Liebesgeschichte mit ernstem Hintergrund
Worum geht es in „Korean Rhapsody“: Der junge Choi Hyeong Joon ist in seiner Heimat Südkorea ein angesagter und beliebter Popsänger. Für seine Fans scheint er das perfekte Leben zu führen, denn er ist ...
Worum geht es in „Korean Rhapsody“: Der junge Choi Hyeong Joon ist in seiner Heimat Südkorea ein angesagter und beliebter Popsänger. Für seine Fans scheint er das perfekte Leben zu führen, denn er ist erfolgreich, gut aussehend und bei einem vielversprechenden Musiklabel unter Vertrag. Was niemand ahnt, ist, dass hinter seiner perfekten Fassade nicht nur harte Arbeit steckt, sondern vor allem auch viel Disziplin, Entbehrungen und Gewalt. Als er auf die taffe europäische CEO Susanne Cramer trifft, verliebt er sich auf den ersten Blick in sie. Doch wahre Liebe ist für Joona nicht möglich, denn um weiterhin erfolgreich zu sein, muss er für seine Fans single sein …
„Korean Rhapsody“ ist ein besonderes Buch. Im Vordergrund steht die Liebesgeschichte zwischen dem südkoreanischen Sänger Choi Hyeong Joon und der Schweizerin Susanne Cramer. Zwei völlig verschiedene Welten treffen aufeinander, und für Susanne ist zunächst nicht klar, welcher Preis hinter Joonas Karriere steckt. Als Leser ist man schnell von der Liebesgeschichte gefangen; man wünscht sich unbedingt ein Happy End. Der Autor Yoon Seo Yong schafft es den Leser auf eine wunderbar Reise mitzunehmen. Mit viel Gefühl erzählt er die Geschichte aus dem jeweiligen Blickwinkel der beiden Hauptcharaktere und zieht den Leser regelrecht in seinen Bann.
Yoon Seo Yong beschreibt oftmals Kleinigkeiten mit viel Liebe zum Detail, die zunächst etwas verwirrend erscheinen. Aber jede Szene ergibt Sinn, sobald man sich auf die Handlung einlässt und ein wenig hinter die Kulissen der südkoreanischen Kultur schaut. So hat sogar die Farbe des Nagellackes eine Bedeutung.
Aber was macht „Korean Rhapsody“ nun so besonders? Was unterscheidet das Buch von anderen Popsänger-Liebesromanen?
Es ist nicht die Liebesgeschichte, die dieses Buch zu etwas Besonderem macht, sondern das, was zwischen den Zeilen steht, das, worauf die Geschichte von Yoon Seo Yong eigentlich aufmerksam machen will. Südkoreanische Sänger durchleben oftmals ein hartes Leben. Der Preis ist nämlich nicht nur harte Arbeit, Training und Sport, sondern regelrechter Drill, Gewalt, Prügel bis hin zur Prostitution. Eine Schale Reis ist der Lohn für einen Tag Training; sind wichtige Personen ausländischer Musiklabels vor Ort, haben sich die Sänger:innen zu fügen, um einen Vertrag an Land zu ziehen. Oftmals werden sie in Hotelzimmer eingeladen, worauf ein Vertrag erst dann zustande kommt, wenn sie ihrem neuen Gönner auch dementsprechend gedient haben. Wer nicht kooperiert, wird bestraft, durch Prügel, Essensentzug, Escortdienst bis hin zur Vergewaltigung. Nach außen zeigen sich die Künstler:innen strahlend, immer lächelnd und präsentierend, sie gleichen Puppen, die doch nur Marionetten an unsichtbaren Fäden sind. Blaue Flecken, Wunden und Narben werden gekonnt mit Make-up oder hinter hochgeschlossenen Kleidern versteckt. Wer sich als Künstler:in verliebt, wird diszipliniert, weggeschlossen, gebrochen. Der oder die Partner:in verschwindet oftmals.
Yoon Seo Yong hat mit „Korean Rhapsody“ den tragischen Hintergrund vieler erfolgreicher südkoreanischer Popkünstler:innen aufgezeigt. Hinter dem großen Hype um sie, die regelrechte Glorifizierung, steckt letztendlich eine gewalttätige Maschinerie, die für Geld selbst vor Menschenhandel und Zwangsprostitution nicht zurückschreckt.
Im Buch kann Sänger Choi Hyeong Joon den Klauen seines Managements entfliehen und den Vertrag mithilfe von Susanne und zwei engen Freunden lösen, im wahren Leben wird es vermutlich nicht so einfach sein. „Korean Rhapsody“ ist ein einfühlsames Buch, hinter dem sich auf den ersten Blick eine gewöhnliche Liebesgeschichte versteckt. Wer sich aber darauf einlässt, sollte unbedingt über den Tellerrand sehen und die „wahre Geschichte“ in der Geschichte erkennen. Leser sollten sich bewusst sein, dass Künstler:innen aus Südkorea, die oftmals auch bei uns großen Hype erleben, womöglich in derselben Gewaltmaschinerie feststecken. Es ist unsere Aufgabe, die Missstände aufzudecken und publik zu machen – und vor allem nicht wegzusehen.
Von mir gibt es eine absolute Leseempfehlung.