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Veröffentlicht am 16.06.2017

Die Endlichkeit des Augenblicks

Die Endlichkeit des Augenblicks
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Basti und Josh sind seit frühester Kindheit Freunde. Ein Unfall veränderte beider Leben, doch er schweißte sie auch noch enger zusammen. Seit dem Unfall ist Basti querschnittsgelähmt und sitzt im Rollstuhl, ...

Basti und Josh sind seit frühester Kindheit Freunde. Ein Unfall veränderte beider Leben, doch er schweißte sie auch noch enger zusammen. Seit dem Unfall ist Basti querschnittsgelähmt und sitzt im Rollstuhl, aber er meistert sein Schicksal vorbildlich, ist fröhlich und genießt sein Leben. Josh dagegen kann nicht aufhören, sich die Schuld an Bastis Schicksal zu geben und verfällt in Depressionen. Eines Tages lernen sie Sam kennen und Basti und Sam verlieben sich ineinander. Auch zu Josh baut Sam schnell eine Bindung auf und schafft es, ihn aus seiner Lethargie zu reißen. Sie merkt bald, dass sie zwischen den beiden steht und sich für keinen von beiden entscheiden darf. Und dann schlägt das Schicksal erneut zu.

Jessica Koch hat einen unglaublich berührenden und zu Herzen gehenden Roman geschrieben. Taschentücher sollten parat liegen während des Lesens.
Der Schreibstil war sehr flüssig und leicht, so dass die Seiten wie nichts dahin flogen. Ich war vom ersten Satz an bis zum Ende komplett in der Geschichte gefangen und konnte einfach nicht aufhören zu lesen.
Die Kapitel werden aus wechselnden Sichten der drei Protagonisten erzählt, wobei die Abschnitte von Sam in der Ich-Form gefasst wurden. Durch die Überschriften wusste ich stets, von wem ich im folgende Abschnitt lese, so dass ich nie ins Schleudern kam.
Durch die ständig wechselnden Perspektiven war die Geschichte sehr lebendig und ich bekam sehr gute Einblicke in die Gedanken und Gefühle aller drei Charaktere. Alle drei waren mir sehr sympathisch und wuchsen mir schnell ans Herz, denn sie wurden authentisch beschrieben.
Die Freundschaft zwischen Basti und Josh war was ganz Besonderes. Das innige Verhältnis ist sofort spürbar. Ich konnte nicht sagen, wer wen mehr brauchte oder wer wen mehr unterstützte​. Einfach tiefe Freundschaft.
Sam wurde ebenfalls toll beschrieben. Ihre Gedanken, als sie merkte​, dass Basti im Rollstuhl sitzt, fand ich sehr realistisch dargestellt. Ich mochte es, wie offen sie auf Basti zuging und ihn einfach das fragte, was ihr durch den Kopf ging. Sehr mutig und offenherzig. Auch ihre Art, wie sie auf Josh zuging und zu ihm durchdrang, war schön beschrieben.
Die Entwicklung und die tiefen Gefühle zwischen den Dreien hat mich ehrlich berührt. Ich konnte mitfühlen, wie sich die Beziehungen von ihnen entwickelten und welche Zweifel sich auftaten, auch die egoistischen Gedanken waren nachvollziehbar. Es gab sehr tragische Entwicklungen, die mich zu Tränen rührten. Sie wurden sehr bewegend beschrieben ohne kitschig zu sein.

Ein wundervoller, warmherziger und berührender Roman um drei Freunde. Von mir gibt es eine klare Leseempfehlung und fünf Sterne.

Veröffentlicht am 08.06.2017

Tödliches Treibgut

Tödliches Treibgut
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In dem kleinen Fischerdorf Kinloch wird eine entstellte Frauenleiche an Land gespült. DCI Jim Daley und sein Partner DS Brian Scott aus Glasgow werden nach Kinloch geschickt, um die dortige Polizei zu ...

In dem kleinen Fischerdorf Kinloch wird eine entstellte Frauenleiche an Land gespült. DCI Jim Daley und sein Partner DS Brian Scott aus Glasgow werden nach Kinloch geschickt, um die dortige Polizei zu unterstützen und den Mordfall aufzuklären. Doch die Ermittlungen sind nicht gerade einfach, denn die eingeschworene Dorfgemeinschaft ist sehr verschlossen und es ist schwer, an brauchbare Informationen zu kommen.

Dieser Krimi hat mir außerordentlich gut gefallen. Der Schreibstil war sehr gut lesbar und verständlich und hat mich von Beginn an bis zum Ende gefesselt. Die Umgebung wurde sehr bildhaft beschrieben und ich mochte den kleinen Fischerort sofort. Das dörfliche Flair wurde sehr echt und lebendig beschrieben, denn jeder wusste bereits von den Glasgower Polizisten, bevor diese sich überhaupt vorgestellt hatten. Ein Dorf eben.
Die Personen waren sehr authentisch und ortstypisch gezeichnet, so dass ich sie mir sehr gut vorstellen konnte. Jim Daley und Brian Scott waren mir sehr sympathisch, ebenso wie der örtliche Polizist Archie Fraser. Auch die weiteren Charaktere wurden sehr gut beschrieben, wobei ich einige natürlich auch ihrer Rolle entsprechend eher unsympathisch fand. Genauso sollte es sein.
Die Polizeiarbeit wurde sehr realistisch und detailliert beschrieben. Ich fühlte mich mittendrin im Geschehen und konnte die einzelnen Ermittlungsschritte stets nachvollziehen. Im Zuge der Ermittlungen wurde der Ton auch mal härter und rauer, was ich einfach passend zu den Charakteren fand. Das alles hat mich überzeugt und richtig gefesselt.
Was ich auch sehr positiv fand, waren die Einblicke in das Privatleben, vorrangig von Jim Daley, der sein Päckchen mit seiner Ehefrau zu tragen hat. Seine Gedanken und Gefühle fand ich sehr gut ausgearbeitet, denn es machte ihn total menschlich.
Der Plot war interessant und spannend. Wer hat die Frau umgebracht und weshalb? Im Laufe der Ermittlungen kommen immer wieder neue Aspekte ans Licht. Ich hatte genug Raum für meine eigenen Überlegungen zum möglichen Täter und dessen Motiv. Der Spannungsbogen wurde prima aufgebaut und gehalten.

Ein großartiger Krimi, der meine vollste Leseempfehlung erhält. Ich vergebe fünf Sterne.

Veröffentlicht am 01.06.2017

Der Tag, an dem wir dich vergaßen - sehr berührend

Der Tag, an dem wir dich vergaßen
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Riley MacPherson kehrt nach dem Tod ihres Vaters nach North Carolina zurück, um den Nachlass zu regeln. Das ist keine leichte Aufgabe, denn das Haus steckt voller Erinnerungen, auch an ihre vor über 20 ...

Riley MacPherson kehrt nach dem Tod ihres Vaters nach North Carolina zurück, um den Nachlass zu regeln. Das ist keine leichte Aufgabe, denn das Haus steckt voller Erinnerungen, auch an ihre vor über 20 Jahren verstorbene Schwester Lisa, die damals Selbstmord beging. Seit diesem schicksalhaften Ereignis ist die Familie zerrüttet. Darunter leidet ihr Bruder Danny noch heute. Als Riley ihr Elternhaus ausräumt, stößt sie auf eine Schachtel mit etlichen alten Zeitungsartikeln. Was sie da liest, kann sie kaum glauben: ihre Schwester soll eine Mörderin gewesen sein und vielleicht sogar noch leben. Riley versucht, mehr über die Umstände des Selbstmords ihrer Schwester herauszufinden - aber stößt dabei auf eine Mauer des Schweigens.

“Wow” ist das erste, was mir zu diesem Roman einfällt. Er gehört definitiv zu meinen Lesehighlights des Jahres 2017!
Ich war direkt ab der ersten Seite total gefesselt von dem Buch und konnte es bis zum Ende nicht mehr beiseite legen. Die Autorin hat eine enorme Spannung und Neugierde in diese Geschichte gepackt, die ich als Familientragödie bezeichnen würde.
Der Aufbau des Buches war sehr gelungen. Die Kapitel enthalten als Überschrift den Namen der Person, aus dessen Sicht der folgende Abschnitt zu lesen ist. Die Passagen von Riley waren dabei in der Ich-Form geschrieben, was eine besondere Bindung zu ihr erzeugte.
Alle Personen wurden authentisch gezeichnet und ich hatte sie alle sehr gut vor Augen. Entsprechend ihrer jeweiligen Rollen fand ich sie sympathisch oder eben auch nicht. Bei einigen wechselte meine Meinung auch innerhalb der Geschichte.
Riley fand ich äußerst sympathisch. Sie stand so ziemlich alleine vor der großen Aufgabe der Nachlassregelung, denn ihr Bruder Danny war ein Einsiedler geworden, der mit der Angelegenheit nichts zu tun haben wollte. Wie viel Riley ihm aber bedeutete, wurde sehr deutlich, denn ihr zuliebe sprang er auch mal über seinen Schatten.
Wie Riley nach und nach immer mehr Geheimnisse aufdeckte und sich dann auf die Suche nach den Spuren ihrer Schwester machte, war einfühlsam und realistisch beschrieben. Ich habe richtig mit ihr mitgezittert und mitgefiebert und war super gespannt, was sie noch alles herausfindet. Ich fragte mich ständig, ob ihre Schwester wirklich noch lebt oder gestorben ist.
Sehr gelungen fand ich die Zeitsprünge in die Vergangenheit zu Lisa, die ab dem zweiten Drittel des Buches parallel neben Riley im Wechsel erzählt wurden. Da in der Kapitelüberschrift auch das Jahr angegeben war, hatte ich keine Probleme bei der gedanklichen Zuordnung der Ereignisse. Dadurch erfährt der Leser Stück für Stück, was damals mit Lisa geschah. Diese Passagen fand ich sehr berührend und spannend.
Die Familiengeschichte hat mich tief berührt und erschüttert und wartete mit immer neuen Wendungen und Überraschungen auf. Erst am Ende wurde das ganze Ausmaß deutlich. An vielen Stellen konnte ich meine Tränen nicht zurückhalten.

Ein wahnsinns Roman, der mich fasziniert hat und noch nachwirkt und der fünf Sterne mehr als verdient hat.

Veröffentlicht am 29.05.2017

Das Leben fällt, wohin es will

Das Leben fällt, wohin es will
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Maries sorgenfreies Leben besteht aus Party, Spaß und Freiheit. Als ihre Schwester Christine an Krebs erkrankt, ändern sich ihre Prioritäten zwangsläufig. Sie muss sich von heute auf morgen um ihre Schwester ...

Maries sorgenfreies Leben besteht aus Party, Spaß und Freiheit. Als ihre Schwester Christine an Krebs erkrankt, ändern sich ihre Prioritäten zwangsläufig. Sie muss sich von heute auf morgen um ihre Schwester und deren beiden Kinder kümmern und den Haushalt schmeißen. Doch mit dieser Herausforderung noch nicht genug, soll sie auch noch Christines Platz in der familieneigenen Werft für Segelboote einnehmen. Und ausgerechnet der spießige Daniel soll ihr neuer Chef sein. Und so stolpert Marie von einem Chaos ins nächste - und lernt, was im Leben wirklich wichtig ist und wofür es sich zu kämpfen lohnt.

Ich liebe dieses Buch! Ich hatte unglaublich tolle und intensive Lesestunden und fand es total schade, als das Buch zu Ende war.
Petra Hülsmann hat eine Geschichte geschaffen, die mich tief berührte und mich zum Weinen brachte - durch Humor sowie durch traurig-emotionale Szenen.
Die Geschichte wird in der Ich-Form von Marie erzählt, wodurch ihre Gedanken und Gefühle ganz toll und intensiv rübergebracht werden. Ich mochte Marie von Anfang an. Sie ist herrlich chaotisch, kommt häufig zu spät, weil da manchmal einfach ein Loch im Raum-Zeit-Kontinuum ist, aber dabei ist sie auch sehr liebenswert und lustig. Sie ist einfach unbeschwert und lebensfroh. Es wird ganz toll beschrieben, wie sie sich in die neuen Aufgaben einfindet. Sie hat mich dabei unzählige Male zum Lachen gebracht. Besonders ihr Umgang mit Christines Kindern war herzerfrischend, wenn auch nicht immer pädagogisch wertvoll.
Es gab viele Szenen, bei denen ich weinen musste. Die Diagnose Krebs krempelte Christines Leben komplett um, doch auf die Liebe und Unterstützung von Marie konnte sie sich verlassen. Dieser Zusammenhalt ging mir sehr zu Herzen und war einfach schön.
Die Geschichte war gut durchdacht und recherchiert und gefiel mir sehr gut. Maries Entwicklung sowie die Höhen und Tiefen mitzuerleben hat mich gefreut. Man merkt, wie sie an dem Schicksal ihrer Schwester und den Auswirkungen auf ihr eigenes Leben wächst und dass noch viel mehr hinter ihr steckt, als nur das Partygirl.

Ein wundervoller, emotionaler Roman, der mich mitten ins Herz traf und fünf Sterne mehr als verdient hat.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Figuren
  • Handlung
  • Lesespaß
Veröffentlicht am 28.05.2017

Glaube Liebe Tod - spannend und fesselnd

Glaube Liebe Tod (Ein Martin-Bauer-Krimi 1)
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Der Seelsorger Martin Bauer soll den Polizisten Keunert daran hindern, von der Duisburger Rheinbrücke zu springen. Seine Taktik ist ganz anders als erwartet, denn er stürzt sich selbst in die Tiefe, so ...

Der Seelsorger Martin Bauer soll den Polizisten Keunert daran hindern, von der Duisburger Rheinbrücke zu springen. Seine Taktik ist ganz anders als erwartet, denn er stürzt sich selbst in die Tiefe, so dass Keunert hinterher springen muss, um ihn zu retten. Bauer war sich sicher, dass sein Plan aufging. Doch leider hat er sich getäuscht, denn am nächsten Tag wird Keunert tot aufgefunden – er sprang vom Deck eines Parkhauses in den Tod. Alles deutet zuerst auf einen klaren Fall von Selbstmord hin. Doch Bauer hat Zweifel und beginnt Fragen zu stellen.

Dieser Krimi hat mir sehr gut gefallen. Der Schreibstil ist sehr gut verständlich, so dass ich sofort bestens in die Geschichte rein kam und festgehalten wurde.
Die Spannung wurde sehr gut aufgebaut und gehalten. Schon den Beginn fand ich äußerst ungewöhnlich, denn ein eigener Sprung von einer Brücke steht sicherlich nicht im „Handbuch“ der Seelsorger. Die Selbstvorwürfe von Bauer, weil sein Plan nicht aufging, waren nachvollziehbar und verständlich und machten Bauer sehr menschlich. Da Bauer überzeugt war, dass es sich nicht um einen Selbstmord handelte, begann er mit seinen eigenen Ermittlungen, die ihn auch ins Rotlichtmilieu führten. Diese Ermittlungen und die Gedanken von Bauer haben mir sehr gut gefallen, denn er möchte den Angehörigen Antworten und Klarheit verschaffen.
Prima fand ich, dass der Plot nicht vorhersehbar war und es mehrere Wendungen gab, wodurch die Spannung nicht nachließ.

Ich kann diesen fesselnden Krimi absolut empfehlen und vergebe fünf Sterne.