Zunächst faszinierend, dann übertrieben und absurd
Imala und Amarok2320 ist die Erde zerstört, nur einige tausend Menschen leben noch im Hohen Norden. Amarok, so nennt sich die KI eines Raumschiffes, das ursprünglich dazu gedacht war, Weltraumschrott zu beseitigen, selbst, ...
2320 ist die Erde zerstört, nur einige tausend Menschen leben noch im Hohen Norden. Amarok, so nennt sich die KI eines Raumschiffes, das ursprünglich dazu gedacht war, Weltraumschrott zu beseitigen, selbst, hat sich im Laufe der vielen Jahre, die er in seinem Raumschiff unterwegs ist, viel Wissen angeeignet, jede Information aufgesogen, die ihm zugänglich wurde, und gelernt, nach seinem eigenen Willen zu agieren. So schaut er auch regelmäßig bei der Erde und den überlebenden Menschen vorbei. Auf einem dieser Ausflüge rettet er eine junge schwangere Frau vor dem Tod und nimmt sie mit in sein Raumschiff. Ihr Name ist Imala.
Der Roman basiert auf einer Kurzgeschichte, die 2021 in der Anthologie „Sternenglut – Galaxie der Abenteuer“ erschienen ist. Mir hat diese gut gefallen, und so freute ich mich auf den Roman, gespannt, was mit Imala und Amarok weiter geschehen würde. Der Roman startet übrigens mit dieser Kurzgeschichte, so dass man sie nicht vorher kennen muss.
Ich gestehe, ich bin ein großer Fan von Künstlichen Intelligenzen in Medien, die ja auch viele Möglichkeiten bieten und sich sowohl positiv als auch negativ oder auch komplett ambivalent entwickeln können. Amarok war daher von Anfang an mein Lieblingscharakter. Schwerer tat ich mir da schon mit Imala, die von der Autorin als sehr intelligent dargestellt wird und Amarok sogar Intelligenztests mit ihr machen ließ – Imala wird von Anfang an überzogen charakterisiert. Schon in der Kurzgeschichte war das mein erster Kritikpunkt – und leider sollten im Roman noch einige folgen, denn einiges wirkt auf mich nicht glaubhaft oder nachvollziehbar (Charaktere, Handlungen, Gegebenheiten, Entwicklungen), gegen Ende fühlte ich mich dann von der Geschichte sogar regelrecht veräppelt.
So ist mir z. B. vieles zu übertrieben, alle Männer sind böse und tun Frauen Gewalt an, überall gibt es, zum Teil durch Radioaktivität genetisch veränderte Wölfe, die außerdem besondere Beziehungen zu Menschen, vor allem Frauen, entwickeln können, die auch sexueller Natur sein können. Die Erzählung spielt nicht nur auf der Erde, sondern auch teilweise auf einem anderen Planeten, die Gegebenheiten sind aber nahezu identisch. Wie aber kommt wohl die gleiche Art Wolf auf zwei verschiedene Planeten, die zudem auf beiden auch noch die gleiche Entwicklung – vollkommen unabhängig voneinander – durchlaufen haben? Auch ein Science-Fantasy-Roman (wie die Autorin ihn nennt) muss in sich logisch sein, zumindest auf Leser:innen logisch wirken. Tat dieser bei mir leider nicht.
Ein weiterer Kritikpunkt ist, das einfach viel zu viel thematisiert wurde, z. B. Depression und Hochbegabtheit, Themen, die zudem gar nicht für die Geschichte notwendig sind, für mich wirkte der Roman dadurch überfrachtet. Dazu kommen noch eine Reihe logischer Fehler (wie kommt z. B. auf einmal eine Tiefkühltruhe ins Raumschiff?), Eine gewisse Zeit war ich fasziniert von der Geschichte trotz der Kritikpunkte, bis es dann in meinen Augen immer absurder wurde, und am Ende war ich dann froh, am Ende zu sein.
Die Kurzgeschichte, auf der der Roman basiert, hat mir gefallen, man hätte es wohl besser bei ihr belassen. Schade, die Idee ist wirklich gut, die Umsetzung des Romans in meinen Augen aber leider nicht gelungen. Dennoch hat der Roman eine Zeit lang eine gewisse Faszination auf mich ausgeübt, so dass ich noch 2 Sterne vergebe.