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Veröffentlicht am 12.07.2022

Erschreckend (real) (3,5-4 Sterne)

Sanctuary – Flucht in die Freiheit
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In einer nahen Zukunft werden die Menschen in den USA durch ID-Chips kontrolliert, was ein Leben als Undokumentierter beinahe unmöglich macht. Doch die 16-jährige Vali und ihre Familie sind genau das. ...

In einer nahen Zukunft werden die Menschen in den USA durch ID-Chips kontrolliert, was ein Leben als Undokumentierter beinahe unmöglich macht. Doch die 16-jährige Vali und ihre Familie sind genau das. Als die Sicherheitsvorkehrungen noch verstärkt werden, bleibt ihnen nichts anderes übrig, als zu fliehen - nach Kalifornien, der Staat, der sich von all dem abgrenzt. Doch zahllose Schrecken warten bei ihrer Flucht auf sie, vor allem, als Vali und ihr Bruder schließlich auf sich allein gestellt sind ...



Dieser Moment, wenn man sich gar nicht sicher ist, ob man wirklich eine Dystopie liest, oder doch eher einfach einen Roman über die heutige Gesellschaft. Denn das furchtbar erschreckende an Sanctuary ist, dass diese dystopische Zukunft unserer Gegenwart so unfassbar nah ist, dass man fast schon in zwei Aspekte einteilen kann: Die Dinge, die längst passieren; und die Dinge, die schon morgen passieren könnten. In ihrem Nachwort schreibt eine der Autorinnen, dass es beim Schreibprozess oft so war, dass sie ein Kapitel beendet haben und sich dachten "das ist jetzt ganz schön düster" und einen Tag später gabs eine News, dass sowas ähnliches gerade eintritt - und ich denke, das sagt einiges über dieses Buch, aber auch über unsere Welt aus.

Deshalb ist Sanctuary, obwohl es als Jugendbuch betitelt wird, auch keine leichte Kost. Es passieren sehr viele, sehr schlimme und schwer verdauliche Sachen, auf die man vorbereitet sein muss, wenn man beginnt zu lesen. Wie das ganze umgesetzt wurde, die Art, wie es geschrieben wurde, durch die Augen einer 16-Jährigen, fand ich sehr gelungen. Und auch, wenn es bei dem Thema ein bisschen makaber klingt: Die Flucht und was sie erlebt haben, war sehr fesselnd. Man war die ganze Zeit in Angst, was wohl als nächstes passiert, ob sie die Situation überstehen, wo es sie hinführt etc. Ich hab also ziemlich an den Seiten geklebt.

Dabei habe ich zwar keine richtige emotionale Bindung zu Vali oder wem anders aufbauen können, dafür gabs irgendwie zu wenig Innensicht, zu wenig Kennenlernen der Charaktere - aber trotzdem fand ich die Gedanken und den Umgang mit der Situation realistisch und ich konnte (so gut das eben geht, wenn man keine Vorstellung davon hat, wie sowas sein muss) Valis Reaktionen und Handlungen immer nachvollziehen. Dass sie für ihren kleinen Bruder verantwortlich ist, macht alles wirklich nicht leichter. Ich habe sehr mit ihnen gebangt.

Aber ... leider gibt es ein Aber. Ich hatte mir tatsächlich mehr unter diesem Buch vorgestellt, mehr erhofft, denn die Thematik bietet wirklich einiges an Potenzial. Ich dachte ich bekomme eine Dystopische Welt, einen Überwachungsstaat, eine junge Protagonistin, die flieht und versucht, all dem Unrecht entgegenzustehen. Vor allem, weil auch ein Zitat auf der Rückseite lautet: "Ein atemberaubendes Werk dystopischer Jugendliteratur, das von der leidenschaftlichen Stimme einer jugendlichen Protagonistin getragen wird."
Ich fand irgendwie nicht, dass das zutrifft. Sie hatte keine leidenschaftliche Stimme, sie war ein Mädchen, dass von A nach B flieht, aber sich kein bisschen mit der gesellschaftlichen Situation auseinandersetzt. Sich dagegen auflehnt o.ä. Wir haben kaum etwas darüber erfahren, wie die USA genau funktionieren, was alles gerade los ist in dem Land. Wie vielleicht in Kalifornien dagegen vorgegangen wird. Wie die Zukunft aussehen könnte. Oder irgendwas vergleichbares. Es war wirklich "nur" die Flucht eines Mädchens. Mehr nicht. Und dazu mit einem ziemlich offenen Ende. Was ist denn jetzt mit diesem Überwachungsstaat? Was genau passiert da überhaupt und wie geht es weiter? Das alles wird leider nicht beantwortet.



Es war durchaus ein gutes Buch, wie gesagt, sehr eindringlich, gut geschrieben, die Flucht und alles, was sie erleben, nimmt mit und regt zum Nachdenken an. Und ich finde es total wichtig, dass es dieses Buch gibt. Dass Leute es lesen. Damit mehr Menschen erfahren, was schon gerade abgeht und wie es bald aussehen könnte. Für diesen Aspekt gibt es eine riesige Empfehlung von mir.
Aber ich hatte mir mehr davon erhofft, bin vielleicht mit falschen Erwartungen rangegangen, aber ich glaube, da wäre viel Potenzial für mehr gewesen. Ich gebe deshalb 3,5 bis 4 Sterne.

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Veröffentlicht am 15.11.2022

Nicht immer schön, aber authentisch und hoffnungsvoll

Dunbridge Academy - Anytime
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Nach einem Brand in ihrem Schlaftrakt ist Olives Leben, wie sie es kannte, vorbei. Wegen ihrer schweren Verletzungen kann sie weder Teil des Schwimmteams bleiben, noch mit ihren Freunden die Abschlussklasse ...

Nach einem Brand in ihrem Schlaftrakt ist Olives Leben, wie sie es kannte, vorbei. Wegen ihrer schweren Verletzungen kann sie weder Teil des Schwimmteams bleiben, noch mit ihren Freunden die Abschlussklasse beginnen. In ihrer neuen Stufe trifft sie auf den New Yorker Colin Fantino, neu an der Dunbridge Academy und ebenfalls mehr als unfreiwillig dort. Die beiden gehen sich von Anfang an an die Gurgel, doch je mehr Zeit sie miteinander verbringen, desto stärker merken sie, dass ein tiefer Schmerz sie verbindet.


Auch Band 3 der Reihe ist definitiv kein leichtes Buch, denn es behandelt ebenfalls sehr schwierige Themen. Olive war auch in den Vorgängern schon eher schnippisch und distanziert, aber im Laufe des 2. Bandes haben wir einen besseren Einblick in ihr Innenleben bekommen. Jetzt aus ihrer Sicht zu lesen, fand ich unglaublich interessant. Sie schleppt immer noch ein "altes" Problem mit sich herum, doch durch den Brand ist alles noch viel schlimmer geworden und sie hadert sehr mit ihrem Schicksal. Das konnte ich die ganze Zeit über sehr gut nachempfinden und sie und ihr Verhalten verstehen. Ihre Verbitterung war spürbar und authentisch und sie tat mir leid. Auf der einen Seite wollte ich sie bewundern, wie sie es schafft, sich durchzukämpfen, auf der anderen wollte ich ihr aber auch sagen, dass es okay ist, auch mal schwach und verletzlich zu sein. Ihre Entwicklung im Buch hat mir wirklich gut gefallen.

Colin ist am Anfang unausstehlich und er ging echt auf die Nerven. Sein Verhalten war übertrieben und respektlos, und das war durchaus eine Zeit lang anstrengend. Aber je mehr man von ihm erfahren hat, je mehr man hinter seine Fassade blicken konnte, desto mehr Sinn ergab auch das alles. Ein wirklich verzweifelter, gebrochener Junge, der immens darunter gelitten hat und immer noch leidet, wie er aufgewachsen ist. Dabei fand ich total interessant, dass er sehr reflektiert kommentieren konnte, wie er sich verhält, woher das kommt, was das aussagt. Aber es trotzdem nicht geschafft hat aus dieser Abwärtsspirale rauszukommen. Sein Gehabe lenkte nur davon ab, dass er tief in sich drin unfassbar hilflos ist. Und ich hab ihn immer mehr ins Herz geschlossen, je besser ich ihn kennenlernen konnte.

Wenn beide zusammentreffen, ist es wie zu erwarten sehr explosiv. Aber es war schön mit anzusehen, wie sie sich (fast gegen ihren Willen) annähern. Denn so wie beide leiden, kann sie scheinbar niemand anderes wirklich in ihrem Schmerz verstehen, außer sie gegenseitig. Dabei fand ich total interessant, dass wir sehr früh schon wussten, weshalb Colin an der Dunbridge ist, und die Katastrophe quasi haben kommen sehen.
Mit dem Ende der Geschichte, und damit ja auch der Reihe, bin ich sehr zufrieden, denn es ist ein Happy End, ohne das alles rosarot oder unglaubwürdig erscheint. Es ist zwar noch viel gutes passiert, aber vor allem ist es ein Happy End für Olive und Colin selbst als Persönlichkeiten und wie sie lernen, zu reifen.


Insgesamt hat mir der letzte Funke, so ein endgültiges emotionales Eingefangen sein gefehlt, keine Ahnung wieso, und am Anfang fand ich beide Charaktere schon etwas nervig. Ich hab eine Weile gebraucht, um wirklich reinzukommen, anzukokmmen. Und ich fand es schade, dass wir recht wenig von den Nebencharakteren mitbekommen haben. Das hatte zwar inhaltlich seine Gründe, hat mir aber trotzdem gefehlt. Und in der gesamten Reihe hätte ich gern noch ein Stück mehr von diesem Internatsfeeling bekommen, außer Flügelzeiten und Partys im Gewächshaus.
Aber ich mochte die Geschichte, mochte Olive und Colin zusammen, und bin sehr froh, diesen Band und die ganze Reihe gelesen zu haben, denn ich hab alle ziemlich ins Herz geschlossen. Für Band 3 gibt es wieder 4 Sterne, aber wenn ich eine Tendenz nennen müsste, geht die definitiv mehr in Richtung 4,5 als 3,5.

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Veröffentlicht am 11.07.2022

Spannend und detaillierte Fantasy-Dystopie

Der Lotuskrieg 1
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Das Inselreich Shima geht durch den Anbau des Blutlotus immer mehr zu Grunde. Einst war es ein Land reich an Traditionen und Mythen, nun ist alles verpestet. Deshalb scheint es auch ein Himmelfahrtskommando, ...

Das Inselreich Shima geht durch den Anbau des Blutlotus immer mehr zu Grunde. Einst war es ein Land reich an Traditionen und Mythen, nun ist alles verpestet. Deshalb scheint es auch ein Himmelfahrtskommando, als der Shogun Yukiko und ihren Vater losschickt, einen legendären Donnertiger zu fangen, wo diese Wesen doch als ausgestorben gelten. Doch das Schicksal sorgt dafür, dass Yukiko mit einer solchen Bestie in den Bergen strandet. Und während die zwei eine ganz besondere Bindung eingehen, muss Yukiko sich dafür öffnen, wie schlimm es wirklich um ihr Land steht ...



Wenn ich Nevernight als Richtlinie nehme, so würde ich sagen, sind Jay Kristoffs Bücher vor allem eines: episch. World Building kann er, eindeutig. Auch hier überzeugt er wieder mit einer total gut durchdachten Welt, mit Vergangenheit, einer düsteren Zukunft und vielen speziellen Eigenheiten. Das ganze ist aufgebaut auf japanischer Mythologie, das spiegelt sich in der gesamten Welt und auch allen verwendeten Begrifflichkeiten wieder, was das ganze sehr atmosphärisch macht. Gleichzeitig ist von diesem myhologischen Aspekt wiederum kaum noch was zu spüren, denn die Gilde, mit Hilfe des Shogun, haben das Land fast komplett zugrunde gerichtet - keine Tiere mehr, keine Mythen; nur Technik und Fortschritt ... und Zerstörung. Das ganze erinnert stark an Steam Punk Geschichten. Es ist High Fantasy, aber gleichzeitig in dieser Fantasywelt sehr dystopisch. Daher darf man hier keine mythologisch-zauberhaft-magische Welt erwarten. Shima ist weit davon entfernt!

Was es gleichzeitig spannend, aber manchmal für meinen Geschmack auch zu trocken macht. Die Welt ist sehr komplex, mit vielen Details, die uns erklärt werden müssen, und diese sind eben oft sehr technisch. Bedeutet: ellenlange Beschreibungen, wie bestimmte Maschinen oder andere technische Erfindungen aussehen/funktionieren/klingen etc. Das war mir manchmal zu überladen, denn ich hatte das Gefühl, dass dadurch manchmal die Handlung zu langsam voran ging oder der emotionale Aspekt fehlte, denn ich hatte nicht so richtig viel Gelegenheit, mich gefühlstechnisch an die Charaktere zu binden. Aber als ich dann irgendwann richtig drin war, die Welt soweit erklärt war und ich die Dinge schon besser kannte, ging das Lesen viel flüssiger und ich war in der Welt angekommen.

Was die Charaktere angeht, so hab ich ja schon gesagt, dass es mir lange schwer viel, Fuß zu fassen in ihrer Runde. Wir begleiten Yukiko, 16 Jahre, ihren Vater Masaru, den Familienfreund Akihito und noch ein paar weitere. Und obwohl ich mit der Zeit mit ihnen warm geworden bin, sie interessante Persönlichkeiten waren und ich auch Yukiko immer lieber begleitet habe, so hab ich doch nicht das Gefühl, sie richtig gut kennengelernt zu haben.
Dafür hat es mir dann wieder umso besser gefallen, als Yukiko und der Donnertiger aufeinandergetroffen sind, denn die Dynamik zwischen den beiden mochte ich sehr und dadurch ist mir gleichzeitig auch Yukiko näher gekommen. Und es war schön, mitzuerleben, wie sie begonnen hat zu zweifeln, ihre Augen öffnet und vor allem auch handeln will. Denn sie ist auf jeden Fall stark und entschlossen, und das mochte ich. Und während sie sich entwickelt, schreiet auch die Handlung mit großen Schritten voran, es werden neue Erkenntnisse gewonnen, die den Stein langsam aber sicher ins Rollen bringen und einen Umsturz einläuten. Für mich nahm die Handlung da auf jeden Fall nochmal kräftig Fahrt auf und sie hat mich sehr gefesselt! Man war die ganze Zeit in Alarmbereitschaft, weil man fürchten musste, das gleich was passiert. Und es blieb auf alle Fälle unvorhersehbar und spannend.



Auch wenns zwischendurch, vor allem am Anfang, etwas trocken und schleppend war, mochte ich Stormdancer von Seite zu Seite lieber und schließlich hatte mich die Story doch noch sehr gepackt und ich kann es nicht erwarten, Band 2 zu beginnen! 4 Sterne.

P.S.: Zwar erscheint die Reihe bei uns erst nach Nevernight, aber tatsächlich hat Jay Kristoff sie ja Jahre vorher geschrieben, und irgendwie find ichs witzig, dass man hier einige Aspekte antrifft, bei denen ich dachte "Oh, das hat er in Nevernight gleich nochmal verarbeitet!" War sehr interessant ;)

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Veröffentlicht am 10.07.2022

Traurig und hoffnungsvoll (4-4,5)

Summer of Hearts and Souls
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Zu sagen, Beyah wäre in schwierigen Verhältnissen aufgewachsen, wäre noch untertrieben. Nachdem ihre Mutter an einer Überdosis gestorben ist, zieht sie von der Trailerparksiedlung zu ihrem Vater in ein ...

Zu sagen, Beyah wäre in schwierigen Verhältnissen aufgewachsen, wäre noch untertrieben. Nachdem ihre Mutter an einer Überdosis gestorben ist, zieht sie von der Trailerparksiedlung zu ihrem Vater in ein Leben bei den Reichen und Schönen. Auf Beyah wartet ein Sommer am Strand voller Überraschungen und Hoffnung, nicht zuletzt wegen Samson, der ähnliche Dämonen mit sich herumzuschleppen scheint.



Summer of Hearts and Souls hat einen ganz besonderen Zauber, was ich zum Großteil mit Colleen Hoovers Art zu schreiben erklären würde. Das ganze Buch ist voller Traurigkeit, aber hat auch immer etwas Hoffnungsvolles. Beyah hatte von Anfang an mein Mitgefühl und sie ist sehr sympathisch, aber auch gezeichnet von dem, was sie durchgemacht hat. Ich hätte mir gewünscht, dass sie zwischendurch ihrem Vater stärker die Meinung gesagt hätte, aber allgemein hatte sie immer nachvollziehbar gehandelt. Auch Samson war mir direkt sympathisch, er hat sich nicht so arrogant verhalten und Beyah gut behandelt und man hat gemerkt, dass da bei ihm irgendwas dahintersteckt. Die Annäherung der beiden war wirklich schön. Man hat gemerkt, dass es beiden schwer fiel, sich jemand anderem zu öffnen; gleichzeitig konnte man die Entwicklung gut beobachten, wie sie Ähnlichkeiten entdeckt und Vertrauen aufgebaut haben, das war total schön.

Es gab einiges an Drama und einen überraschenden Plottwist, der im Nachhinein total Sinn machte. Ich hab mit beiden so sehr mitgefühlt und die ganze Zeit nur gehofft, dass es gut ausgeht für sie. Das Ende war nochmal ganz besonders und es passte sehr gut zur gesamten Geschichte, es war irgendwie wehmütig und dann wieder total schön und vor allem authentisch, aber mit einer Prise obendrauf.



Das Buch war emotional, berührend, und schön geschrieben, durchweg. Gefühle kann Colleen Hoover. Nur war es vielleicht nicht der richtige Zeitpunkt für mich für so eine Geschichte, jedenfalls ist der letzte Funke nicht übergesprungen. Ich war nicht zu Tränen gerührt oder schwer ergriffen. Eine Empfehlung gibts von mir aber auf jeden Fall und 4 - 4,5 Sterne.

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Veröffentlicht am 08.07.2022

Schöne Wohlfühlgeschichte

A Place to Love
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Die 25-jährige June ist als älteste Schwester verantwortlich für die Familien-Obstfarm Cherry Hill, seit ihr Vater vor drei Jahren überraschend gestorben ist. Weil June alles tut, um die Farm aufrecht ...

Die 25-jährige June ist als älteste Schwester verantwortlich für die Familien-Obstfarm Cherry Hill, seit ihr Vater vor drei Jahren überraschend gestorben ist. Weil June alles tut, um die Farm aufrecht zu erhalten, hat sie damals sogar ihrer großen Liebe Henry mit einer Ausrede das Herz gebrochen, um seine Zukunftspläne nicht zu zerstören. Doch als er plötzlich auf der Farm auftaucht, gerät Junes Gefühlswelt vollkommen durcheinander.



A Place to Love hält so ziemlich, was es verspricht bzw. was man von der neuen Reihe der Green Valley-Autorin erwartet: nämlich den Wohlfühlfaktor. A Place to Love ist gemütlich, ruhig, ländlich, atmosphärisch, ein wenig dramatisch und natürlich mit Happy End. Das hab ich erhofft, das hab ich bekommen.
June trägt für ihr Alter schon eine ziemlich große Last auf ihren Schultern und opfert sich selbst und ihr Lebensglück dafür. Sie liebt die Farm und ihre Familie, aber man merkt, dass sie unter der Veantwortung strauchelt. Das fand ich ziemlich gut und realisitisch dargestellt, auch diesen Zwiespalt in der Familie, dass sie eigentlich ja füreinander da sind, aber man eben genau verstehen kann, warum June glaubt, das allein tragen zu müssen.
Henry dagegen bleibt ein wenig blass. Er ist direkt sympathisch, wird herzlich aufgenommen und auch ich mochte ihn. Aber richtig tiefe Einblicke in sein Seelenleben bekommen wir nicht - außer, wenn es um seine Gefühle für June geht. Die beiden haben mich mit einer Sache ziemlich überrascht, was ich toll fand, denn bei dieser Art Story werde ich selten überrascht. Erst war es etwas befremdlich, aber es funktionierte hier gut als Knotenpunkt für den Beginn der Geschichte und das mochte ich sehr.

Auch das Setting mit der Farm, der ländlichen Gegend, dem Festival fand ich total schön! Wobei ich mir da fast noch etwas mehr von diesem Dorfleben-Stil gewünscht hätte. Dafür hat man einen guten Einblick in die Farm und die Arbeit dort bekommen. Die Handlung entwickelt sich nicht unfassbar überraschend, aber der rote Faden ist alle mal gelungen, überzeugend und auch das Auf- und Ab am Ende fand ich nochmal richtig gut, statt ein überstürztes, unrealistisch-einfaches Ende. So gefiel es mir wirklich gut und ich hab das Buch genossen.



Insgesamt ist A Place to Love für mich kein Buch gewesen, dass mich total tief emotional berührt oder gefesselt hätte, oder sich allzu sehr in mein Gehirn gebrannt hätte. Aber es war ein sehr schönes Wohlfühlbuch zum in Ruhe Schmökern, eben das, was man durchaus auch mal braucht. Von mir gibts knapp 4 Sterne.

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