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Veröffentlicht am 13.03.2017

Sie kämpft für das Recht und wird zur Gejagten

Tall, Dark and Deadly - Riskantes Verlangen
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Meinung:

Lauren fürchtet sich davor, dass niemand mehr so ist, wie er zu sein vorgibt. Als Tochter eines aufstrebenden Politikers, ist Lauren hohen Erwartungen ausgesetzt. Sie muss ein gutes Bild nach ...

Meinung:

Lauren fürchtet sich davor, dass niemand mehr so ist, wie er zu sein vorgibt. Als Tochter eines aufstrebenden Politikers, ist Lauren hohen Erwartungen ausgesetzt. Sie muss ein gutes Bild nach außen präsentieren, um das Ansehen ihres Vaters weiter anzuheben. Dabei erfordert es ihr Beruf als Anwältin, auch Wege einzuschlagen, die eher unangenehmerer Art sind. Des Öfteren hat sie bereits erlebt, dass man über sie versucht an ihren Vater heranzukommen, sei es um Forderungen zu stellen oder sich ein Stück vom Kuchen abzuschneiden. Dabei richtet sie die Augen immer auf das Ziel und verliert niemals den Mut und zeigt uns als Lesern damit, dass es nicht immer das ist, was man tut, dass den Unterschied macht, sondern, dass man es überhaupt versucht.

>>Bring mich nicht dazu, nachdenken zu müssen. Zwing mich nicht, etwas zu analysieren oder mir Sorgen zu machen. Ich möchte zur Abwechslung einfach mal allem entkommen.<<

Jeder Mensch reagiert unterschiedlich auf die Hürden, die ihm in den Weg gestellt werden. Trotz der drohenden Gefahr, die Lauren ausgesetzt ist, weigert sie sich jedoch, sich einsperren zu lassen und sich die restliche, nötige Kontrolle über ihr Leben aus der Hand nehmen zu lassen.

Royce ist seit Jahren seinem Vaterland und der Agency gegenüber verpflichtet, weshalb eine Frau, seiner Ansicht nach, nicht in sein Leben passt. In dem Augenblick, in dem er seinen nächsten Auftrag angenommen hat, hat er sich bereit erklärt, sein Ziel ausschließlich als eben jenes zu betrachten. Einen Vorsatz der scheinbar leicht einzuhalten ist, wenn man glaubt jemanden zu kennen. Schwierig wird es hingegen, wenn das öffentlich geschaffene Bild der Politiker-Tochter Lüge gestraft wird und eine ganz andere Persönlichkeit offenbart. In dieser Situation hat Royce bei mir einige Pluspunkte gesammelt, denn er steht offen zu seinem Fehler, voreingenommen an einen Fall herangegangen zu sein und beweist damit Mut und Charakterstärke.

Lauren und Royce sind zwei hartnäckige und engstirnige Persönlichkeiten, die Herausforderungen suchen und nicht gewillt sind, aufzugeben. Schon etliche Klienten oder deren Gegenseite haben versucht, die junge Frau in die Knie zu zwingen, doch wie es ihr Berufsbild erfordert, setzt sie sich für Recht und Ordnung ein, auch wenn das mediale Bild sie als skrupellos darzustellen versucht.

Die Protagonistin hat mich auf verschiedenste Art beeindruckt. Die Wahrheit ans Tageslicht zu bringen ist alles andere als einfach, den jeder Beteiligte versucht das Recht auf seine Seite zu ziehen. Wie also erkennt man, ob jemand lügt oder die Wahrheit spricht? Oftmals ist dies nur eine Frage des Instinkts und der Intuition, auf die sich Lauren verlässt. Sie möchte ein Urteil durchkriegen, welches die Öffentlichkeit schockiert. Die Konkurrenz versucht Druck auszuüben und den Täter als Opfer dazustellen. Die Verhandlungen laufen und neben der offensichtlichen Intoleranz von Laurens Unnachgiebigkeit, hat sie mit einem Unbekannte zu kämpfen, der sie tyrannisiert und ihr immer neue Rätsel aufgibt. Aus harmlosen Anrufen wird mehr und bald wird ersichtlich, je näher sie dem Verhandlungstermin kommt, desto weiter scheint die Hemmschwelle des mysteriösen Fremden zu sinken, der ohne jegliche Spuren zu hinterlassen, immer wieder in die Wohnung der Anwältin gelangt. Die Zeit wird knapp, und auch Royce schafft es nicht, eine Fährte aufzunehmen. Der Täter scheint unsichtbar zu sein, die Gefahr hingegen rückt unaufhaltsam näher.


>>Wer sind denn Sie?<< >>Walker-Männer sind wirklich sehr begabt im Umgang mit Worten, nicht wahr?<< Luke runzelt die Stirn und lachte dann. >>Manchmal reden wir, bevor wir nachdenken.<<

Die Walker-Brüder Luke, Blake und Royce stellen ihre Anweisungen nicht infrage. Sie wissen, das oftmals keine Zeit bleibt, um die Hintergründe dieser zu erfragen und Vertrauen einander bedingungslos. Sie sind füreinander da und geben einander einen wichtigen Halt. Obwohl Royce als Protagonist hier vorrangig agiert, spielen auch seine Geschwister eine wichtige Rolle. Drei schlaue Köpfe und interessante Charaktere, die sich zusammen tun und einer jungen Frau den Rücken stärken, wo sich eigentlich der Rückhalt ihrer Familie befinden sollten, doch auch diese scheint einige Flecken auf der weißen Weste zu haben.

Gerade Laurens temperamentvolle Art und ihre Strebsamkeit, machen sie zur perfekten Zielscheibe, denn diese Eigenschaften machen sie vorhersehbar. Um Laurens Sicherheit besorgt, fordert Royce einiges von ihr. Seine Befehle sind ihr jedoch ein Dorn im Auge und das lässt sie ihn auch deutlich spüren. Sie hat ihren eigenen Kopf, der genau das Gegenteil von dem Macht, was der Agency befiehlt. Obwohl ich diese auflehnende Art der Anwältin sehr unterhaltsam und auch verständlich finde, so hat sie sich dadurch auch leichtsinnig in Gefahr gebracht. Doch auch daran ist Royce nicht unschuldig, denn er hat ihr die Karten nicht offen auf den Tisch gelegt. Sie kennt dem Umfang der Gefahr nicht, in der sie sich befindet, dementsprechend weiß Lauren auch nicht, welchen Risiken sie sich immer wieder aussetzt. Andererseits nimmt auch sie die Anrufe und Zeichen, die nichts Gutes verlauten lassen, auf die leichte Schulter und wie man mehrfach sieht, kann es gefährlich werden, mögliche Gefahren zu ignorieren.


Charaktere:

Laurens Vater steht derart in der Öffentlichkeit, dass ihr Leben in vielerlei Hinsicht fremdbestimmt wurde und ihr auch heute noch kaum den nötigen Freiraum lässt. Wenigstens in beruflicher Hinsicht, möchte die junge Anwältin die Zügel in der Hand halten und ist nicht gewillt Drohungen und Einschüchterungen nachzugeben. Mit Royce tritt ein Mann in ihr Leben, der sie in zweierlei Hinsicht um den Verstand bringt, denn erstens erteilt er ihr Befehle die sie zum Kochen bringen und andererseits ein Feuer der Leidenschaft in ihr entfachen. Zwei Gegensätze die ständig in Konkurrenz zueinander stehen und sie unvorsichtig machen.


Royce Lebenslauf zeigt, dass er sich immer für andere eingesetzt hat. Er möchte etwas bewirken und das Böse bekämpfen, dabei hat er Jahre zuvor jemanden vor den Kopf gestoßen, indem er seinen Job als oberste Priorität betrachtet hat. Mit Lauren hingegen vereinen sich Liebe und Beschützersinstinkt. Lauren weigert sich, die uneinschätzbare Gefahr näher zu analysieren und er weiß genau, wie gefährlich diese Einstellung sein kann, denn es führt genau zu dem Gefühl, was er damals erlebt hat und ihr nicht zumuten möchte: Reue.

Schreibstil:


Die Bücher von Lisa Renee Jones beinhalten allesamt Action, Spannung und eine Liebe, die mitten im Geschehen an den vor ihnen liegenden Hürden wächst. Diese Kombination setzt sie immer wieder gekonnt um und keine Geschichte ist wie die andere. Individualität, verschiedene Settings und die Mischung der verschiedensten Charaktere, verleihen ihren Büchern immer das gewisse etwas, weshalb ich in jedem ihrer Bücher gerne versinke. Obwohl die männlichen Protagonisten - wie in diesem Fall Royce - von Dominanz, Beschützerinstinkt und Hartnäckigkeit überzeugen, so verleiht die Autorin diesen Gesichtern immer verschiedene Facetten.

Neben Royce erhalten wir auch schon einen guten Einblick auf die anderen Walker-Brüder, deren Geschichte mich schon sehr neugierig macht. Drei Männer, die alles zu riskieren bereit sind, eine harte Schale nach außen tragen und wie man an dem Agency sieht, mit der richtigen Frau in ihrem Leben, eine neue Seite an sich entdecken. Ebenso gut ausgearbeitet finde ich Lauren, denn sie gibt Kontra, lässt sich nicht einschüchtern und zeigt auch mal dem Mann, wo es lang geht.

Obwohl der Ursprung für Laurens Drohungen so nahe zu liegen scheint, tun sich im Verlaufe der Geschichte schon bald ganz andere Hintergründe auf, die mehrere Drahtzieher mit den unterschiedlichsten Motiven auf den Plan rufen. Damit eröffnet die Autorin viele Türen, die zahlreiche Möglichkeiten offen lassen und die auf die ein um die andere Art auch sehr gut ausgeschöpft werden. Obwohl diesbezüglich mehrere Handlungsstränge parallel zueinander verlaufen, bleibt das Geschehen dennoch überschaubar.

Das Ende von "Riskantes Verlangen" verspricht ein Wiedersehen mit Lauren und Royce im zweiten Band der "Tall, Dark & Deadly"-Reihe, den ich gewiss ebenso verschlingen werde.

Veröffentlicht am 13.03.2017

Drei Männer, drei Eigenschaften

Drei Begierden
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Meinung:

Kilian der Geheimnisvolle, Tyler der Rätselhafte und Noah der Edle. Drei Männer, eine Frau und das große Abenteuer. Mit diesem Mantra lässt sich Jamie auf ein waghalsiges Spiel ein, was verführerischer ...

Meinung:

Kilian der Geheimnisvolle, Tyler der Rätselhafte und Noah der Edle. Drei Männer, eine Frau und das große Abenteuer. Mit diesem Mantra lässt sich Jamie auf ein waghalsiges Spiel ein, was verführerischer nicht sein könnte und dennoch voller Geheimnisse steckt, die sich immer weiter auftürmen, bis der Turm über ihr zusammenzubrechen droht.

Kilian hat eine Zeit durchlebt, in der er völlig die Kontrolle verloren hat um seinen Kummer zeitweilig vergessen zu können. Jamie verfährt in manchen Situationen ähnlich wie er, weshalb er sich von ihr verstanden fühlt.

Einen Vorteil gibt es in meiner Situation. Wenn du bereits alles verloren hast, kannst du auch alles riskieren.

Obwohl die drei Männer einen hohen Lebensstandard genießen, wirkt keiner von ihnen arrogant. Doch wie Jamie im Laufe der Zeit erfährt, trägt jeder von ihnen eine Last und um diese nicht nach außen zu tragen, haben sie eine eiserne Mauer um sich herum errichtet, die keiner zu durchschauen vermag. Ist also auch ihr positives Erscheinungsbild nur Lug und Trug? Drei Fassaden mit den unterschiedlichsten Geheimnissen haben hier für jede Menge Spannungspotential gesorgt. Nicht nur, dass die Jungs unterschiedlicher nicht sein könnten, jeder offenbart sich Jamie und hier gilt es sowohl für sie, als auch für den Leser zu durchschauen: Wer ist aufrichtig?

>>Es sind die Menschen, die wir lieben, die uns zerstören.<<

Kilian trägt die Fassade eines unerbittlichen und erfolgreichen Geschäftsmannes. Das Arrangement definiert die Beziehungsregeln der Vierer-Konstellation, dennoch steht diesem jeder anders gegenüber. Während manche Grenzen gestreckt werden, versucht jemand anders den Durchbruch dieser zu verhindern und es war erstaunlich zu sehen, wie die Hemmschwellen sinken, wenn man sein Ziel unnachgiebig verfolgt.

Tyler schien mir von allen dreien am abweisendsten. Erst wenn er eine Grenze überschreitet, die er nicht hätte überschreiten sollen, lässt er seine Deckung fallen und ermöglicht uns einen Blick auf den Mann, der er wirklich ist. Der Grund warum er so handelt, wird erst zum Ende hin ersichtlich, ist in meinen Augen auch vollkommen verständlich. Durch ihr Arrangement sucht er Zuflucht und flüchtet gleichermaßen. Er handelt sowohl mit Bedacht, als auch voreilig und lässt sich von seinen Emotionen leiten, hat im Sport jedoch einen Kanal für seine Wut, Trauer und Verzweiflung gefunden.

>>Ich habe das kleine Kätzchen die letzten Stunden zum Schnurren gebracht.<<

Noah ist ruhig, in sich gekehrt und zielgerichtet. In ihm vereinen sich Zärtlichkeit, Hingabe und Dominanz auf einer eher ungewöhnlichen, aber nicht minder interessanten Ebene. In einem ähnelt sich das männliche Trio hingegen, sie alle wirken kühl und beherrscht, doch auch jeder hat seinen wunden Punkt und diesem Nachzugeben, weckt die dunkle Seite von jemandem, der immer Freund war, aber der keinen an seiner Seite hatte, als er einen gebraucht hätte.

>>Jamie, ich glaube, du bist der Einzige, die diesen Mann zähmen kann. Vielleicht musst du ihn zu seinem Glück zwingen. Auch für dein Glück!<<

Jamie hat mich mit ihren Ansichten und ihrer Art, die Dinge zu betrachten immer wieder beeindruckt. Sie weiß, dass jeder Mensch eine Vergangenheit hat die schöne und weniger schöne Erfahrungen oder Taten bereithält. Dennoch verurteilt sie die Menschen nicht, betrachtet lediglich das hier und jetzt. Auch sie und Kilian haben eine Gemeinsamkeit - Beide scheuen ernsthafte Beziehungen, nur aus unterschiedlichen Gründen und dennoch lässt sie ihre Verbindung zueinander die abgesteckten Grenzen überschreiten.

Charaktere:

Jamie hat ihre Wesenszüge zum Beruf gemacht. Sie ist Journalistin, denn sie liebt es, die Wahrheit zu erfahren und ihre Meinung frei zu äußern. Jeder hat Geheimnisse, und ihre Spezialität ist es, diese herauszufinden. Sie ist anders als die Frauen, die Tyler, Noah und Kilian zuvor in ihrer WG aufgenommen haben, doch bringt Jamie ihre neugierige Ader auch in heikle Situationen.

Kilian hatte keinen leichten Start ins Leben, musste sich immer durchkämpfen und hat oft den Halt verloren. Seine Flucht schenkt ihm die Möglichkeit zu vergessen, doch bringen sie auch eine unberechenbare Persönlichkeit in ihm zum Vorschein, dessen Folgen ihn wünschen lassen, sich erinnern zu können.

Schreibstil:


Peyton Dare entfacht mit ihrer Geschichte jegliche Art von Nervenkitzel. Drei Männer, deren Geschichte wir erfahren, eine Frau, die uns mit ihrer aufgeschlossenen und kessen Art einen ganz eigenen Blick auf das Trio ermöglicht.

Jeder von uns hat eine helle und eine dunkle Seite. Beide gehören unweigerlich zusammen und machen uns zu dem, was wir sind. Welcher Seite wir mehr Macht über uns schenken, liegt in unseren Händen und dem Halt, den wir durch die Menschen erfahren, die uns nahe stehen. Gefühle können wir nicht kontrollieren, aus Freunden werden Konkurrenten, aus einem Arrangement eine Achterbahnfahrt der Gefühle, dessen Ende in einem Loch, ohne Boden zu münden scheint.

Durch die Blickwinkel aller vier, erhalten wir die geballte Portion an Emotionen die zu einem rundum gelungenen Leseabenteuer beitragen.

Veröffentlicht am 13.03.2017

5.0 von 5 Sternen Wenn die Leichtgläubigkeit einer 10-jährigen zum rettenden Anker wird

Lawless
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Meinung:

Verantwortung bedeutet, nicht wegzurennen. Thia wurde schon früh mit einer Aufgabe betraut, die für einen Teenager eine viel zu große Last war, insbesondere deshalb, weil sie vollkommen alleine ...

Meinung:

Verantwortung bedeutet, nicht wegzurennen. Thia wurde schon früh mit einer Aufgabe betraut, die für einen Teenager eine viel zu große Last war, insbesondere deshalb, weil sie vollkommen alleine damit fertig werden musste. Um die Plantage der Familie über Wasser zu halten, opfert sie ihr Leben den Verpflichtungen, doch letzten Endes war dies von Anfang an ein verlorenes Spiel. Für Thia war diese Entwicklung ein Armutszeugnis, mit den Konsequenzen, dass sie die Flucht ergreift und zu Kurzschlussreaktionen neigt.

Zugegebenermaßen, hätte ich zumindest in der ersten Szene die ihr gesamtes Weltbild nochmal auf den Kopf stellt, mir ebenfalls nicht anders zu helfen gewusst. Zu ihren Eltern selber, kann ich leider gar nicht viel sagen. Einerseits kann ich verstehen, dass bestimmte Verluste einen für immer verändern können, weshalb ich auch Verständnis für den "Geisteszustand" ihrer Mutter habe, doch hätte man den Verlauf über die Jahre nicht doch irgendwie beeinflussen können? Andererseits hingegen frage ich mich jedoch auch, wie jemand so zur Selbstaufgabe neigt, dass er in all seinem Kummer vergisst, dass da zumindest noch eine Person ist, die sie nun, mehr denn je, braucht?

>>[...] Ich bin ein Problem für ihn, keine Lösung.<<

Bear und King sind Freunde, die bedingungslos füreinander kämpfen und ihr Leben ohne zu zögern für den anderen geben würden. Nach Ellis Angriff vor einiger Zeit, ist von dem alten Bear hingegen nicht mehr viel zu erkennen. Alkohol und Frauen sind sein neuer Lebensinhalt, bis er unfreiwillig aus seiner Lethargie gerissen und mit all dem konfrontiert wird, was ihn damals zur Flucht angetrieben hat. Thia ist eine Last für ihn, die seine Erinnerungen wieder aufleben lassen. Darüber hinaus vergisst er jedoch, dass auch sie einer Folter ausgesetzt wurde, die sie gebrochen hat. Fürsorge und der Wunsch alles zu vergessen, konkurrieren in ihm und die leidtragende ist die damals 10-jährige, die sich wie eine Ertrinkende an sein Geschenk geklammert hat. Sie verletzen einander, ebenso wie sie gleichzeitig die Wunden des anderen heilen lassen.

>>Wenn du mit dem Teufel im Clinch liegst, musst du schon mal einen Dämon anrufen<<

Die Beach Bastards sinnen nach Rache und nehmen Bear in den Fokus, Thia hingegen kämpft mit dem Gesetz. Beide haben eindeutig einen Hang dazu, sich immer weiter in eine unausweichliche Lage zu manövrieren, bei dem man sich letzten Endes fragt: Wer ist Freund und wer ist Feind?

>>Haben Sie einen Berechtigungsschein für das Tragen versteckter Waffen?<< >>Sehe ich so aus, als würde ich irgendwas verstecken, Arschloch?<<<, zischte Bear.

Als Kopf des MCs ist Chops Wort Gesetz. Ein Vater, der seinen eigenen Sohn bluten sehen will und der kein Mittel scheut, diesen Plan umzusetzen. Dabei ist es ihm auch völlig egal, das Thia für Bear damals nur ein Mittel zum Zweck war. Wenige, aber dennoch relevante Rückblicke, haben uns einen Einblick in die Kindheit von Bear ermöglicht, die schon damals von Gewalt geprägt war, ebenso wie der vergebliche Kampf seiner Mutter, ihn von diesem Kreis fernzuhalten und einen hohen Preis dafür zahlen musste.

Im Glauben, alles verloren zu haben, was Bear wichtig war hat er sich selbst aufgegeben. Mit Thia flammen seine Lebensgeister mit neuer Kraft auf, doch sie reichen bei Weitem noch nicht aus, um jede Hürde meistern zu können. Bear nimmt Thia ein Versprechen ab, ein kleiner Satz, der so viel Schmerz offenbart, doch schon der äußere Anschein einer Situation verleitet Ti dazu, mit diesem Versprechen zu brechen, während sich Bear nur aufgrund diesem über Wasser halten kann.

Charaktere:


Thia ist eine der wenigen Menschen, die Bear wahres Ich kennt. Sie möchte ihn, weil er ist, wie er ist und nicht obwohl er so ist. Sie ähneln einander in vielerlei Hinsicht. Während er als Club-Mitglied der Beach Bastards keine Ahnung hatte, was er tat, war sie nur ein Mädchen, das nicht wusste, was sie mit ihren Gefühlen anfangen sollte.

Bear ist ungehobelt, grob und wütend. Doch so war er nicht immer. Nachdem Elli ihn gefoltert hat, ist er zum Schatten seiner selbst geworden. Das Feuer in seinen Augen ist erloschen und Alkohol sein neuer bester Freund, welcher ihm Flucht durch vergessen ermöglicht. Dass ihm die damalige Leichtgläubigkeit eines Kindes wieder zu neuem Lebensmut verhelfen würde, hätte er niemals vermutet.

Schreibstil:


T. M. Frazier hat mich bereits in den ersten beiden Bänden der "KING"-Reihe mit zahlreichen und spannenden Wendepunkten in Atem gehalten. Menschen, die als Familie füreinander einstehen und andere, die Fehler und jahrelange Ignoranz erkennen und diese Erkenntnis mit dem größtmöglichen Beweis verdeutlichen.

Ich fand es traurig zu sehen, wie sich ein Mann, der immer eine dicke Lippe riskiert und King bewusst provoziert hat, durch Ellis Übergriff aufgegeben hat. Die Verknüpfung der Autorin zu Thia - damals wie heute - war sein Rettungsanker, wie man rückblickend erkennt. Es ist einfach Versprechungen zu machen, doch diese zu halten ist nochmal ein ganz anderes Thema. Der Übermut eines 21-jährigen hat Ti in eine Falle gelockt und das Versprechen, was vor Jahren nur Schein war, macht er nun wahr.

Thia und Bear wecken Erinnerungen ineinander, die schmerzlich sind, doch gerade dieser Tatbestand gibt ihnen auch das Gefühl, verstanden zu werden, da sie einen Schmerz empfinden, denn man nur lindern kann, wenn der gegenüber eben solche Erfahrungen durchlebt hat. T. M. Frazier baut hier einerseits einen starken Kontrast zwischen den Protagonisten auf und lässt diese Mauer auf der anderen Seite gleich wieder in sich zusammenstürzen.

Mit ihren "versteckten Botschaften" haucht die Autorin dieser gewaltgeprägten Welt jede Menge Feingefühl ein. Sei es durch Preppy, der sein Herz auf der Zunge trägt, seine Freunde auch über den Tod hinaus noch begleitet und nicht davor scheut seinen Freunden ihr Verhalten unverblümt vor Augen zu führen, auch King und Ray spielen hier wieder eine präsente Rolle. Die ersten beiden Bände haben bereits gezeigt, dass aus einem launischen King ein Familienvater geworden ist, dessen Priorität vollkommen auf seiner Familie liegt. Eine Veränderung die keine Schwäche ist, sondern von Stärke überzeugt. Ebenso wie die Message die man hier zwischen den Zeilen herausliest, dass Familie nicht Blutsverwandtschaft meint. Familie ist ein miteinander, sich für jemanden einzusetzen, den man liebt, egal, wie schlecht die Karten stehen und wie viel man selber dabei riskiert.

Was hier auch sehr schön zur Geltung kommt, ist, dass Ray King akzeptiert, wie er ist. Sie liebt ihn, hat Angst ihre große Liebe verlieren zu können und dennoch weiß sie, dass sie ihn niemals aufhalten könnte, an der Seite seiner Freunde und damit gleichsam seiner Familie zu kämpfen. Wer glaubt, dass eine derbe Ausdrucksweise und emotionale Höhepunkte nicht miteinander vereinbar sind, kann sich hier eines Besseren belehren lassen ;)

Veröffentlicht am 18.06.2017

Stilbewusst, forsch und nicht gerade die Höflichkeit in Person, ist Preppy ein echtes Unikat

Preppy - Er wird dich verraten
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Meinung:

Ein Zufluchtsort bietet uns Schutz, wenn ein einschneidendes Erlebnis unser Denken und Sein beherrscht. Dre hat einen solchen Ort gefunden, der ihr gleichzeitig Besinnungslosigkeit schenkt, doch ...

Meinung:

Ein Zufluchtsort bietet uns Schutz, wenn ein einschneidendes Erlebnis unser Denken und Sein beherrscht. Dre hat einen solchen Ort gefunden, der ihr gleichzeitig Besinnungslosigkeit schenkt, doch ist dieser weniger Schutz, als ein Teufelskreis.

>>Und zuletzt sei gesagt, dass ich sicherlich eine ganze Menge bin, Doc. Ein Krimineller. Klar. Stilsicher. Absolut. Ein Mann mit einem großen Schwanz. Verdammt, auch das.<< Seine Miene wurde ernst. >>Aber ich bin kein verdammter Lügner.<<

Preppys Art, einem die Wahrheit unverblümt ins Gesicht zu sagen und entsprechende Maßnahmen zu ergreifen, ist für Dre oft alles andere als einfach. Während sie Gedankengängen nachhängt und diese stellenweise äußert, ist er es, der ihre Worte in die Tat umsetzt, gegen sie verwendet und ihr genau damit die Augen öffnet. Nicht selten sind seine Anspielungen und Äußerungen verletzend, doch durch den Wahrheitsgehalt auch gerade so wirksam. Er verstellt sich nicht, zeigt kein falsches Einfühlungsvermögen und hält erst recht nichts davon, Dre zu bemitleiden.

>>Ich habe Nein gesagt<<, stieß ich hervor. >>Wie niedlich, dass du glaubst, dass könnte mich aufhalten.<<

Die Vergangenheit formt einen jeden von uns, sie macht uns zu dem, was wir sind. Wenige Rückblicke von Samuel [Preppy] zeigen, dass er sich nach Liebe gesehnt hat, und von dieser Erwartung nicht nur enttäuscht wurde, sondern ihm stattdessen Aufmerksamkeit zuteilwurde, die er niemals auf sich lenken wollte. Heute hat er Kontakt mit Drogen und scheut nicht davor, seine Waffe einzusetzen, um das Leben eines anderen zu beenden. Skurriler Weise muss ich sagen, dass ich Preppy nicht als schlechten Menschen ansehe, was keines Wegs bedeutet, dass ich einen Mord gut heiße, doch genau dieses Geschehen ist seit er denken kann, seine Welt. Gerade deshalb finde ich es so beeindruckend, dass ein kleiner Junge der sich noch nicht einmal auf seine Mutter verlassen konnte, derart Vertrauen in Bear und King steckt, dass alle drei mit einer unerschütterlichen Loyalität und einem Wir-Gefühl füreinander einstehen. Drei Menschen, die oftmals nur die Schattenseiten vom Leben kennen gelernt haben und dennoch solch ein Vertrauen in andere setzen können.

>>Kein Platz für ihn da drin<<, sagte er und legte das Kinn auf meinen Bauch. >>Weil da drin nämlich du bist, und obwohl du so klein bist, brauchst du verdammt viel Platz.<<

In Bezug auf Dre, trifft Preppy Entscheidungen, die einerseits Egoismus vermuten lassen, andererseits aber auch zeigen, was Nächstenliebe bedeutet. Er rettet sie gleich in mehrfacher Hinsicht vor sich selber und so erscheint mir im Nachhinein eine Lüge, als sicherer Weg für Dre, erst einmal ihr Problem aufzuarbeiten, bevor sie sich ihren Wunsch erfüllen kann, dort anzuknüpfen, bevor damals alles steil bergab ging. Preppys Art dies zu bewerkstelligen ist oft ungewöhnlich, doch dadurch nicht weniger wirksam oder gar beeindruckend.


Charaktere:

Dre findet im Heroin Euphorie und Besinnungslosigkeit. Ein Höhenflug der ihr kurzweilig Frieden schenkt, bis Preppy diesen Rausch allein durch seine Persönlichkeit ersetzt. Er befreit sie aus dem Käfig ihrer Gedanken und ihrer Vergangenheit. Doch entpuppt sich dieses neue Gefühl von Sicherheit ebenfalls zu einer Illusion?

Preppys Angst und die Wut aus seiner Vergangenheit, lauern unter der Oberfläche. Er verkörpert etwas, dass man schnell falsch interpretiert, wenn man ihn noch nicht richtig kennt, denn anders als man es vermuten würde, ist das dunkle Funkeln in seinen Augen kein Zeichen für einen bösen Menschen, sondern viel mehr eine Warnung dafür, dass er verletzt und nie geheilt wurde. Eine Situation, die er sich selbst kaum bewusst ist, bis seine Vergangenheit auf einmal vor seiner Tür steht und Dre die einzige ist, die es vermag, ihn aufzufangen.


Schreibstil:

T.M. Frazier hat uns mit King und Bear schon zwei tolle Geschichten des Männer-Trios näher gebracht. Mit Preppy öffnet sie hingegen nochmal eine ganz andere Tür. Er ist ein Mann, der mich mit seinen Kontrasten gefesselt und mir gleichzeitig immer wieder Rätsel aufgegeben hat. Er ist ein "Bad Boy" der ungewöhnlichen Art, dessen Markenzeichen ein eher sonderbarer Kleidungsstil ist. Eine Fliege ist sein Erkennungszeichen, seine Art, ungefiltert die Wahrheit herauszulassen sein Wesenszug.

Im Verlaufe der Geschichte kristallisiert sich eine Message ganz klar heraus: Hassen ist einfach. Zu lieben ist schwer. Wir erleben hier nicht nur Dres Kampf mit sich ins Reine zu kommen, sondern gleichzeitig auch Preppys, mit seiner Vergangenheit abzuschließen und letzteres ist ein Prozess, den ich lange Zeit gar nicht als solchen wahrgenommen habe. Die Interaktion der Protagonisten ist ein miteinander, von dem beide profitieren ohne sich dessen selbst bewusst zu sein.

Preppys Art verrät einiges über ihn, sodass uns die Autorin auf eine ganz eigene Weise ermöglicht, ihn kennen zu lernen. Stilbewusst, forsch und nicht gerade die Höflichkeit in Person ist er ein echtes Unikat, mit stellenweiser Todes-Sehnsucht, wie es scheint. Preppys Mundwerk ist einfach nicht zu stoppen sodass ich öfter der Meinung war, es wäre gut diesem Mann, zum Selbstschutz, den Mund zuzukleben.

Ein toller erster Band dieser unzähmbaren Persönlichkeit, der mich gespannt auf die beiden Folgebände warten lässt.

Veröffentlicht am 25.05.2017

Wenn man eine Leidenschaft teilt und eine alte Liebe eine neue Chance erhält

True North - Wo auch immer du bist
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Meinung:

Griffin hat das Familienerbe angenommen und leitet seither nicht nur die Farm, sondern trägt auch eine große Verantwortung. Welche Aufgaben übernimmt man als Farmer? Dass die Arbeit körperliche ...

Meinung:

Griffin hat das Familienerbe angenommen und leitet seither nicht nur die Farm, sondern trägt auch eine große Verantwortung. Welche Aufgaben übernimmt man als Farmer? Dass die Arbeit körperliche Leistung erfordert, war mir durchaus bewusst, jedoch nicht, wie hoch die Relevanz von vorausschauendem Handeln und Aufmerksamkeit ist. Davon hängt nicht nur der Erfolg einer guten Ernte ab, sondern unter Umständen gleich die ganze Existenz.

>>Ich rufe dich an und sage dir Bescheid.<< >>Und ich werde ans Telefon gehen wie ein Großstadtschnösel.<<

Griff war mir von vorneherein sympathisch und das nicht aufgrund seiner Aufgaben, sondern der Hintergründe, die ihn dazu bewegen, genau diese Herausforderung mit ungewisser Zukunft zu stemmen. Er selbst hat sich vom Leben etwas anderes erhofft, doch als Haupteinnahmequelle der Familie, hat er es sich zur Aufgabe gemacht, seine Träume hinten an zu stellen, um wenigstens seinen Geschwistern ihre Zukunft in Form eines Studiums finanzieren zu können, damit zumindest diese die Chance haben, ihr Leben in Bahnen zu lenken, die sie selbst gewählt haben. Er liebt seine Aufgaben und dennoch stellt er sich immer wieder die Frage, ob er wirklich eine Wahl hatte.

>>Griffin blickte skeptisch zu mir hinab. Meine Güte, war der Kerl riesig. Wie Paul Bunyan, der riesenhafte Holzfäller aus den uralten Sagen. >>Ich schreie Frauen nicht an.<< >>Reine Formsache<<, zische ich. >>Du grummelst und knurrst.<<

Mit Audrey warm zu werden hat etwas länger gedauert, dabei konnte ich die erste Zeit gar nicht genau benennen, warum das so war. Die Anforderungen denen sie ausgesetzt ist, sind so gestellt, dass es ihr immer als eine Art scheitern ausgelegt wird. Als letzte Rettung bietet ihr der BPG Konzern deshalb an, bei Griffin und den dort umliegenden Farmern Produkte einzukaufen, deren Anbau noch auf herkömmliche Art stattfindet, ohne großen Einsatz von Pestiziden. Diese Art des Anbaus erfordert Zeit, Geduld und jede Menge körperlichen Einsatz. Die Einnahmen, welche die Farmer für eben diese Produkte erhalten, halten sich für den Aufwand jedoch sehr gering und auch diesen Preis will die BPG noch ordentlich runterhandeln.

Erst mit dem Verständnis, wie viel Arbeit hinter der Tätigkeit als Farmer steckt, konnte ich benennen, warum Audrey anfangs eher distanziert, stellenweise sogar oberflächlich auf mich gewirkt hat. Ebenso wie die Sterneköche ist sie fokussiert auf den Erfolg. Die Lebensmittel werden als Mittel zum Zweck angesehen, doch wie viel Arbeit hinter dem Anbau steckt weiß dort anscheinend keiner zu schätzen. Auch Audrey fehlt dafür das Gefühl und Verständnis, bis sie selber am Alltagsgeschehen auf Griffins Farm teilnimmt und mit den Aufgaben wächst.

Sie hielt inne, hob den Kopf und forderte mich mit ihrem Blick heraus. Ich lehne nie eine Herausforderung ab.

Darüber hinaus gibt es noch einen wesentlichen Unterschied, dessen Kontrast mich wirklich verwundert hat. Während der Konzern darauf fixiert ist, große Gewinne zu erzielen und die Konkurrenz abzuschütteln, ist das Geschäft der Farmer ein miteinander und nicht, wie man erwarten würde, ebenfalls ein Konkurrenzkampf. Hier hilft jeder jedem.

Bereits die Farmer kalkulieren ihre Preise mit einem niedrigen Gewinn, der nicht wirklich ins Gewicht fällt, dieser reicht um die laufenden Kosten zu decken und über Jahre hinweg eine gewisse Rücklage aufzubauen, lässt jedoch bei Weitem keine großen Sprünge zu. Die Vorschläge die Audrey hingegen nach Maßgabe des Konzerns unterbreitet, liegen bei Weitem unter der Vergütung des Aufwands, denn ein Gewinn ist hier nicht mehr zu verbuchen. Diese Tatsache muss auch ihrem Chef bewusst gewesen sein, sodass Audrey nur als Lockvogel für die männlichen Farmer missbraucht wird.

Zweieinhalb Autostunden waren abschreckend. Mein Zeitplan ließ nicht einmal eine Freundin zu, die zweieinhalb Minuten entfernt wohnte. Außerdem konnte ich nicht noch eine Person in meinem Leben gebrauchen, die auf mich angewiesen war und die ich nicht enttäuschen durfte. Davon gab es schon genug.

Der BPG Konzern hätte ohne weiteres die Mittel, den regulären Preis für die Ware zu bezahlen. Doch hier kommt wieder der berechnende Faktor, denn je geringer der Einkaufspreis und je höher der Verkaufspreis, desto größer ist der Gewinn. Der Konzern fokussiert sich ausschließlich auf seinen Erfolg, ohne deren Abhängigkeit der Farmer überhaupt zu realisieren. Hier spielt das Image eine sehr große Rolle. Ein Farmer dessen Bekanntheitsgrad gen Null geht, muss sich im Rahmen der marktüblichen Preise bewegen, während ein bekannter Konzern horrende Preise für ein Produkt verlangen kann, welches sie zu einem vergleichsweise minimalen Preis erworben haben.

Es fiel mir seit jeher schwer, Komplimente anzunehmen. Wahrscheinlich, weil ich nicht oft welche bekommen hatte.

Audrey selber kann ich nicht einmal einen Strick aus ihrer Unwissenheit drehen. Ebenso wenig wie ihr, war mir zuvor wirklich bewusst, wie viel Arbeit und Fleiß hinter der Tätigkeit eines Farmers steckt. Wir gehen in einen Lebensmittelladen, indem bereits alles fertig auf uns wartet, doch der Weg bis dahin, den hinterfragt wohl kaum einer. Mit der Erkenntnis, die nicht nur wir sondern auch Audrey erlangt, mausert sich die junge Frau zu einer passionierten Köchin, die vollends aufblüht und dadurch in meinen Augen sogar mehr Potenzial besitzt, als einen Sternekoch, den sie bisher immer bewundert hat. Wer seine Leidenschaft leben möchte, muss das Drumherum zu schätzen wissen und dazu gehört in diesem Fall auch die Leistung derjenigen, die die Lebensmittel zur Verfügung stellen, mit denen in einem fünf Sterne Restaurant die Gerichte gezaubert werden, denn letztendlich ist das kochen nur noch die Verfeinerung eines Produktes, dessen Eigengeschmack im Anbau seinen Ursprung findet und deren natürliche Aromen unterstrichen werden.

Er hielt mich wirklich für vollkommen unfähig. Genau wie alle anderen auch.

Mit Audrey und Griff kollidieren zwei Welten, bei denen ich am Anfang das Gefühl hatte, sie würden gar nicht zueinander passen, doch im Gegenteil, Griff steckt Hingabe in seine Arbeit, die jede Menge Aufmerksamkeit und Geschick erfordert, während Audrey diese weiterverarbeitet und dem ganzen noch das Tüpfelchen auf dem "i" verleiht.

Dass Audrey sich das Verhalten der BPG gefallen lässt, liegt nur in der Chance begründet, ihre Restaurant-Idee vorstellen zu dürfen und nach Möglichkeit der Gewinner diesen Wettbewerbs zu sein, der diese Idee umsetzen darf. Allerdings bin ich auch der Ansicht, dass ein Restaurant, welches sich einen eigenständigen Ruf aufbaut und von kleinen Füßen immer größer wird, auf Dauer mehr Erfolg haben wird, als ein durch andere Sterne-Köche gepushtes. Schon hier lässt sich erkennen, dass Audrey bei weitem niemals eine derartige Köchin wie ihre Idole wird. Audrey wird nicht nur die Gaumen der Menschen in Erstaunen versetzen, sondern ebenso mit ihrer Freundlichkeit und Natürlichkeit beeindrucken, die viele haben missen lassen. Insbesondere letzteres ist der Schlüssel zum wirklichen Erfolg.


Charaktere:

Hat Audrey wirklich - wie am Anfang aufgezählt - viele Fehler aus Nachlässigkeit oder fehlender Motivation heraufbeschworen oder sind es die zu hohen Anforderungen des BPG Konzerns und "hochnäsiger" Sterneköche, denen sie einfach nicht gerecht werden kann? Das Audrey einiges auf den Kasten hat, führt sie uns auf der Farm immer wieder vor Augen und was noch viel wichtiger ist, ihr sieht man die Begeisterung für das Kochen an. Sie ist mit Feuereifer dabei und scheut auch Aufgaben nicht, die dem kochen vorangehen. Denn bevor Fleisch verarbeitet werden kann, muss ein Tier erst einmal sein Leben lassen.

Griffin ist recht mürrisch. Beim ersten gegenübertreten hat er mich ein wenig an den Almöhi erinnert - den Großvater von Heidi - mit Bart und kaum zu einem Lächeln zu bewegen. Die Ablehnung die er Audrey gegenüber an den Tag legt, liegt nicht nur in ihrer gemeinsamen Vergangenheit begründet. Er führt das Werk seines Vaters fort und die Anerkennung die er sich dafür wünscht, wird vom BPG Konzern soweit runter zu gehandelt, dass der Abnehmer sich bereichert, während der Lieferer weit unter dem eigentlichen Verkaufspreis liefern soll. Im Beisammen sein mit seinen Brüdern lässt er stellenweise eine lockere und fröhliche Art durchscheinen. Dennoch ist auch immer ersichtlich, dass er sich diese Freiheit nicht oft gewährt. Er trägt eine Last die ihm vererbt wurde, sodass im letztendlich keine Wahl geblieben ist, als den Hof und damit all die Verantwortung auf sich zu nehmen. Eine Einnahmequelle für die Familie, die zumindest seinen Geschwistern ermöglichen soll, ihr Leben selbst zu lenken und auch andere Wege einschlagen zu können.

Schreibstil:

Sarina Bowens Reihenauftakt von „True Norht“ hält einige Überraschungen bereit darunter auch der Informationsgehalt der Cider-Gewinnung. Ein Wissen was viele von uns im Alltag wahrscheinlich weniger benötigen, aber durchaus spannend zu verfolgen ist.

Audreys Ehrgeiz und Enthusiasmus ist greifbar, weshalb ihre Freude nicht nur auf Griff übergreift, sondern auch mich als Leser mit Fröhlichkeit erfüllt hat. Egal worum es geht, solange es sie mit ihrer Leidenschaft verbindet, ist sie voller Tatendrang und akzeptiert auch Umstände, die weniger erfreulich sind, sowie ihre Aufgabe den örtlichen Farmern ihre hochwertigen Produkte unterm Marktwert abzukaufen oder sich von bekannten Köchen von oben herab behandeln zu lassen.

Was mir nicht ganz so gut gefällt, ist der immer selbe Handlungsort, der hier leider nicht viel Spannungspotential zulässt. An sich wäre das kein Problem, doch stellenweise hatte ich das Gefühl, wir drehen uns ein wenig im Kreis. Eine Mischung aus Anziehen und Abstoßen, sowie sexuelle Anziehung und den Gedanken, dass ein "wir" aufgrund der Verantwortung und zu erfüllenden Aufgaben nicht möglich ist. Eine Entwicklung habe ich hier kaum erkennen können. Die Interaktion der Charaktere ist dennoch schön zu verfolgen.

Das Ende hat noch einige Überraschungen bereitgehalten. Dinge die ich eher als unwahrscheinlich vermutet hätte sind eingetreten, andere die ich für wahrscheinlich gehalten habe sind nicht passiert. Etwas was ich immer gerne mag, denn das macht alles überraschender und weniger vorhersehbar.

Der "Informationsgehalt" hat mir sehr gut gefallen. Wir erleben hier das Farmer-Leben und damit einhergehend, welche Verantwortung und Aufgaben zu tragen sind. Wir erfahren etwas über die Produktion von Cider und auch das Miteinander der Farmer, die nicht wie erwartet im Konkurrenzkampf stehen, sondern gemeinschaftlich füreinander einstehen.

Ein Reihenauftakt der schön war, jedoch in meinen Augen nicht sein ganzes Potential ausgeschöpft hat. Die Familie rund um Griff hat mich allerdings in ihrer Herzlichkeit und mit ihren Sticheleien überzeugt, sodass ich diese sehr lieb gewonnen habe und gerne wissen möchte, wie es weiter geht ;)

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