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JaninaEl

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 21.04.2023

Ein Buch wie ein Duett

Straßenmusik
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Die beiden jungen Musikerinnen Chiara und Jonas sind etwas verloren was ihr Leben, ihre Ziele und ihre Kunst angeht. Auf dem Weg nach Amsterdam treffen die beiden aufeinander, lernen sich und ihr, zugegebenermaßen ...

Die beiden jungen Musikerinnen Chiara und Jonas sind etwas verloren was ihr Leben, ihre Ziele und ihre Kunst angeht. Auf dem Weg nach Amsterdam treffen die beiden aufeinander, lernen sich und ihr, zugegebenermaßen immer mal wieder etwas komplizierten, Gegenüber kennen. Sie machen gemeinsam Musik und landen überraschenderweise einen viralen Hit damit.
Die ganze Geschichte liest sich wie ein schöner Song, genauer: wie ein Duett. Der anfangs etwas gewöhnungsbedürftige Schreibstil erinnert mich zum Beispiel sehr an den Aufbau und die Dynamik eines Duetts. Der sprunghafte Erzählstil wechselt - ähnlich wie bei einem Song die Strukturen zwischen Refrain, Strophe, Bridge – häufig und unvermittelt die Situationen und Perspektiven. Dabei ändert sich auch häufig die Stimmung und Sichtweise, also ganz ähnlich wie Wechsel von Tonart, Tempo, Tonfolge oder Thema beim Musizieren. Und ganz besonders wie bei einem Duett wechseln sich Erzähler
in und dessen Erfahrungen, Emotionen und Sichtweisen ganz unvermittelt ab, überschneiden und Unterbrechen sich. Häufig gibt es bei einem Lied auch keine Pointe oder einschneidende Wendung und so verhält es sich auch bei dieser Geschichte, die eher ein Einblick in den Lebensalltag junger Menschen darstellt, anstatt auf ein Ereignis oder ein Ziel hinzusteuert. Das Buch liest sich wirklich schnell und dabei genießt man die Geschichte genau wie ein gutes Lied wegen genau dem was sie sind: gute Unterhaltung, die etwas in einem auslöst, wenn auch nur für den Moment. Man sollte von diesem Buch nicht mehr und nicht weniger erwarten als von einem tollen Song, an den man sich von Zeit zu Zeit gerne zurückerinnert, auch wenn er vielleicht nicht in der Lieblings-Playlist landet. :)
Ganz besonders schön finde ich außerdem die Gestaltung des Covers, allen voran der Farben und die Haptik des Buches an sich, das sich auch ohne den Umschlag sehr schön anfassen und anschauen lässt.

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Veröffentlicht am 21.07.2024

Mutter-und-Tochter-Reise im wortwörtlichen und metaphorischen Sinn

Graceland – Die Geschichte eines Sommers
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Im Roman Graceland von Kristen Mei Chase folgen wir Grace und ihrer Mutter Loralynn auf ihrem Roadtrip zum Graceland-Anwesen von Elvis Presley anlässlich Loralynns 70. Geburtstag. Diese ist schon beinahe ...

Im Roman Graceland von Kristen Mei Chase folgen wir Grace und ihrer Mutter Loralynn auf ihrem Roadtrip zum Graceland-Anwesen von Elvis Presley anlässlich Loralynns 70. Geburtstag. Diese ist schon beinahe fanatischer Elvis-Fan, was das Tragen extravaganter Klamotten und Perücken sowie der Sammelleidenschaft sämtlicher Figuren und Memorabilia beinhaltet, ganz zum Unmut ihrer sehr gegensätzlichen und davon genervten Tochter, was auch ein Grund dafür ist, wieso die beiden sich sehr entfremdet und voneinander entfernt haben, seit Grace vor mehreren Jahrzehnten ans andere Ende des Landes aufs College „geflüchtet“ ist. Wir erfahren im Laufe des Buches auch mehr über die schwierigen und traumatisierenden Umstände im Elternhaus aufgrund des alkoholsüchtigen und gewalttätigen Vaters. Weitere zentrale Themen sind die mentale Gesundheit und Panikattacken von Grace, sowie die Krebserkrankung der Mutter, die im Laufe der Geschichte noch wichtiger wird. Während des Roadtrips werden Vergangenheit, Gegenwart, sowie die Mutter-Tochter-Beziehung reflektiert und aufgearbeitet und Bekanntschaften von früher wiedergetroffen.
Ich tat mir anfangs sehr schwer, in die Geschichte reinzukommen und Verbindungen/Sympathien für die Charaktere aufzubauen und mir fehlte ein bisschen das Interesse für den Werdegang der Geschichte. Ich zwang mich nach diesen anfänglichen Schwierigkeiten weiterzulesen und fand immer mehr den Zugang und stellenweise gefiel mir das Buch dann richtig gut. Wirkliche Begeisterung, sodass ich das Buch nicht mehr weglegen wollte, stellte sich allerdings nicht ein. Eventuell sind mir die Figuren einfach zu fremd und weit entfernt, um mich in ihre Situation und Denkweisen reindenken und -fühlen zu können und wollen. Das liegt gar nicht unbedingt an der asiatisch-amerikanischen Herkunft und Einwanderungsgeschichte, sondern an der Alltagsrealität der Figuren, zumindest vermute ich das. Beispielsweise konnte ich keine richtige Verbindung zur Protagonistin Grace, 40+ Jahre alt, frisch getrennt und mit bevorstehender Scheidung, aufbauen und mich in ihre Gedankenwelt und Verhaltensweisen reinfühlen. Vor allem die Gespräche und zwischenmenschlichen Interaktionen fand ich so seltsam und befremdlich, wobei ich das stellenweise auch auf die holprige und hölzerne Übersetzung ins Deutsche schieben möchte.
Es gab allerdings auch überraschende und schöne Momente, in denen ich das Lesen sehr genoss und bei denen ich froh war, nach den anfänglichen Schwierigkeiten weitergelesen zu haben. Die Gestaltung, die Farben, Optik und Haptik des Covers, gefällt mir sehr gut und hatte direkt mein Interesse geweckt.

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Veröffentlicht am 19.07.2023

Ein Thema und Buch gleichermaßen fordernd

Schönwald
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Die umfangreiche und generationenübergreifende Problematik und Dynamik, die in dieser Familie herrscht, haben mich sehr interessiert und obwohl mir klar war, dass diese Geschichte nicht auf ein paar hundert ...

Die umfangreiche und generationenübergreifende Problematik und Dynamik, die in dieser Familie herrscht, haben mich sehr interessiert und obwohl mir klar war, dass diese Geschichte nicht auf ein paar hundert Seiten abgehandelt werden kann, hat mich die Länge des Romans teilweise überfordert. Ich finde, langatmig ist nicht das richtige Wort dafür, weil man als Leser*in gebannt und interessiert dem Geschehen folgt. Dennoch ist es eine Herausforderung, der steten Melancholie und unterschwelligen Tragik auf so langer Strecke zu folgen, ohne sich runterziehen zu lassen. Diese emotionale Ergriffenheit spricht natürlich wiederum vollkommen für den Erzähl- und Schreibstil des Autors Philipp Oehmke, aber man muss definitiv in der Verfassung sein und die nötige Energie dafür aufbringen können. Ein ganz subjektiver Gedanke kam mir, als ich mir an einem viel zu heißen Tag schwertat, mich der Geschichte aufmerksam über ein paar Stunden hinweg zu widmen und zwar, dass ich wünschte, mich im Herbst mit voller Energie diesem Buch widmen zu können – wie gesagt, ein sehr subjektiver Gedanke.
Des Weiteren bin ich mir sicher, dass es mir teilweise schwerfiel, das Buch zu genießen, da ich ähnliche Charaktere und Herangehensweisen/Verhaltensweisen im Familiären auch in meinem Umfeld so wahrnehme und sehr damit zu hadern habe. Diese Ängste dann auf mehrere Generationen in einer Geschichte vorgelebt zu bekommen ist dann tatsächlich eine emotionale Herausforderung.
Alles in allem bin ich aber froh, diesen Roman gelesen zu haben und hoffe, dass meine Wertschätzung für das Geschriebene trotz der nüchternen Worte meiner Rezension deutlich wurde.

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Veröffentlicht am 12.04.2023

Zwischen anspruchsvoll und anstrengend

Keine gute Geschichte
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Die junge Frau Arielle kommt nach einem Klinikbesuch wegen psychischen Problemen zurück in die Heimatstadt zu ihrer Großmutter im Ruhrpott. Die eigene Mutter gilt als verschwunden, genau wie neuerdings ...

Die junge Frau Arielle kommt nach einem Klinikbesuch wegen psychischen Problemen zurück in die Heimatstadt zu ihrer Großmutter im Ruhrpott. Die eigene Mutter gilt als verschwunden, genau wie neuerdings auch zwei junge Mädchen. Fortan setzt sich die zurückgekehrte Protagonistin mit sich und den Geschehnissen aus Vergangenheit und Gegenwart auseinander.
Sehr ungeschönt und unvermittelt verfolgt der/die Leser*in die Ich-Erzählerin mitsamt allen Begegnungen und Gesprächen, die sehr explizit und oftmals etwas gewollt im Jugendsprech formuliert sind. Die Darstellung des Milieus ist sicher sehr gelungen, dadurch aber auch sehr beklemmend. Ich bewundere das Geschriebene, kann es aber nicht genießen, was allerdings einfach Geschmackssache ist und auf die Toleranzgrenze der Rezipienten ankommt.
Ähnlich ambivalent geht es mir mit dem Cover, das ich sehr ansprechend und schick finde, was wiederum überhaupt nicht zum Inhalt und Schreibstil der Geschichte passt.

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Veröffentlicht am 11.07.2022

Schmaler Grat zwischen feinfühlig und träge

Ein unendlich kurzer Sommer
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Grundsätzlich hat mich das Thema und anfänglich auch die Charaktere sehr interessiert, aber wirklich gefesselt hat mich leider beides nicht und im Laufe der Erzählung sogar immer weniger. Ich konnte mich ...

Grundsätzlich hat mich das Thema und anfänglich auch die Charaktere sehr interessiert, aber wirklich gefesselt hat mich leider beides nicht und im Laufe der Erzählung sogar immer weniger. Ich konnte mich nicht wirklich in die Figuren, ihre Entscheidungen und Lebensrealitäten reinfühlen, was mir das Interesse daran, ihren Weg zu verfolgen, etwas erschwert hat. Im Großen und Ganzen war das Buch aber nett zu lesen, hatte schöne Momente. Die überwiegende Melancholie war vor allem an verregneten Sommerabenden eine passende Stimmung, hat mich allerdings für leichte oder warme Sommertage dann eher weniger zum Lesen motivieren können. Dementsprechend habe ich eine Weile und länger als gewohnt für die Lektüre gebraucht. Das Design vom Buchcover gefällt mir sehr gut und passt in seiner Ruhe und Unaufgeregtheit zum Inhalt.

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