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Veröffentlicht am 14.07.2022

Eines meiner Jahreshighlights!

Westwell - Heavy & Light
1

Ich werde in dieser Rezension bewusst kein Zitat aus dem bezaubernden Auftakt zu Lena Kiefers Westwell-Trilogie verwenden, da ich mich aufgrund der zahlreichen wunderschönen Formulierungen schlichtweg ...

Ich werde in dieser Rezension bewusst kein Zitat aus dem bezaubernden Auftakt zu Lena Kiefers Westwell-Trilogie verwenden, da ich mich aufgrund der zahlreichen wunderschönen Formulierungen schlichtweg nicht entscheiden konnte. Bei einem dermaßen emotional fesselnden, rundum überzeugenden Schreibstil ist es unmöglich, sich lediglich auf ein paar wenige Sätze zu beschränken.

Ich persönlich tendiere dazu, immer ein wenig skeptisch zu sein, wenn ich eine Rezi lese, in der es heißt, dass beim vorliegenden Werk einfach alles, vom Cover bis hin zur Danksagung, absolut supi-dupi-toll sei. Kennt ihr das? Versteht mich bitte nicht falsch, selbstverständlich gibt es solche Bücher (- ich sage nur: Yvy Kazi -), doch sie sind leider weitaus seltener, als mich die vielen Rezensionen dieser Art glauben machen wollen. Folglich gebe ich mir bei meinen eigenen Bewertungen immer besonders viel Mühe, all die positiven Elemente einer Story ausführlich darzulegen, wenn es denn tatsächlich mal wieder einen Roman gibt, der mich vollkommen überzeugen konnte. … so wie "WESTWELL - HEAVY & LIGHT".

Eine Liebe, die nicht sein darf … zwei Menschen, die einander (aus gutem Grund) hassen, ehe sie von der gegenseitigen Anziehungskraft überwältigt werden … Der romantisch-tragische Kern der Enemies-to-Lovers-Geschichte ist as old as time. Und funktioniert, wenn er denn so gut ausgearbeitet wird wie hier, immer wieder prima. Neu ist allerdings das Spannungselement um den mysteriösen Tod eines jungen Liebespaares, den es inmitten der High Society von New York City aufzuklären gilt. So reich und schön die Elite Außenstehenden, die vielleicht selbst von einem Leben im Luxus träumen, erscheinen mag, so fake und shallow, rücksichtslos und gefährlich ist die ganze versnobte Partie, der es einzig um die Erlangung und Wahrung von Status geht. Kein Wunder, dass warmherzige, aufrichtige Menschen wie die beiden Hauptfiguren, Helena Weston und Jessiah Coldwell, mit ihren Ansichten anecken und wie Rebellen wirken. Beide leiden unter dem Verlust ihrer Geschwister, beide haben eine Familie zum Davonrennen, für beide ist die Zeit in Big Apple ein einziger Kampf - Helena, die New York einst geliebt hatte, muss sich dem kontrollsüchtigen Verhalten ihrer Eltern beugen, um nicht wieder nach England geschickt zu werden (sie war quasi direkt nach dem Tod ihrer Schwester Valerie nach Cambridge 'verbannt' worden), Jess hingegen hasst diese Stadt sowieso und ist nur deshalb zurückgekehrt, um seinen jüngeren Bruder (der ein schlimmes Trauma erlitten hat) zu unterstützen.

Was ich besonders geliebt habe:

♥ die authentische Entwicklung der Handlung (absolut realistisch, hier wird tempomäßig nichts übereilt, inhaltlich nichts übers Knie gebrochen)

♥ die facettenreichen, herrlich ausgearbeiteten Figuren - egal, ob liebenswerte (Haupt-)Charaktere oder z.T. fiese Nebenfiguren, die ich am liebsten an die Wand klatschen wollte (aber nicht in dem Sinne, dass sie mir das Leseerlebnis vermiest oder mich runtergezogen hätten)

♥ das Setting - endlich mal wieder ein Buch, bei dem ich nicht nur im Klappentext lese, dass es in New York spielt, anschließend aber null Flair verspüre, sondern ein starker, atmosphärischer Roman, der mich direkt in diese einzigartige Stadt zurückversetzt und meine NYC-Sehnsucht weckt

♥ die Wortwahl in den Dialogen - dass der Schreibstil umwerfend ist, erwähnte ich ja bereits (feinfühlig, lebendig, einladend, mitreißend), ich möchte jedoch zusätzlich betonen, wie angenehm ich die Dialoge empfand: die Jugend wirft nicht mit Slangausdrücken um sich, die feinen Herrschaften wirken nicht komplett überzeichnet, kurzum: alles kommt sehr glaubwürdig rüber

♥ die Hintergrundstory um Eli, den jüngsten Coldwell-Spross - bin ich gespannt, was wir noch hinsichtlich seines Traumas erfahren werden!

♥ die Tatsache, dass der Cliffhanger nicht over the top ist

♥ das in zarten Farben gehaltene Cover: zeitlos schön und elegant, filigran und doch klar strukturiert - ein echter Eyecatcher!

𝐅𝐚𝐳𝐢𝐭: 5 ✰ ✰ ✰ ✰ ✰
Eines meiner Jahreshighlights im New-Adult-Genre! Band 2 ("Bright & Dark") soll bereits im Oktober 2022 erscheinen und ich freue mich schon jetzt riesig darauf!!

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  • Gefühl
Veröffentlicht am 03.07.2022

Wundervoller Reihenabschluss!

The Feeling Of Forever
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Hat Yvy Kazi aka die unumstrittene New-Adult-Queen es mit ihrem aktuellen Werk, dem 3. Band ihrer St.-Clair-Campus-Reihe, mal wieder geschafft, mich zu begeistern? Um es in den Worten meiner zweiten Lieblingsautorin ...

Hat Yvy Kazi aka die unumstrittene New-Adult-Queen es mit ihrem aktuellen Werk, dem 3. Band ihrer St.-Clair-Campus-Reihe, mal wieder geschafft, mich zu begeistern? Um es in den Worten meiner zweiten Lieblingsautorin - Jane Austen - zu sagen: "Yes. A thousand times yes". Die eigentliche Preisfrage müsste allerdings lauten: Bin ich mental schon bereit, all die lieb gewonnenen Figuren für immer zu verlassen (schließlich handelt es sich bei "The Feeling of Forever" um den Abschlussband der Trilogie)? Absolutely not.

Falls Penny in "The Dream of Us" noch für viele Leser:innen eine polarisierende Figur - oder wie ihre beste Freundin July es ausdrücken würde "ein zielloser, zickiger Zombie" - war, wird die leider in toxischen Familienverhältnissen aufgewachsene junge Frau spätestens jetzt alle Skeptiker für sich einnehmen. Sie ist intelligent, aufrichtig, herzensgut, loyal, humorvoll, talentiert… und dennoch voller Selbstzweifel. Lob, liebevolles Verhalten und Verständnis sind nämlich Fremdworte in der Casa Perez, dort hat man lediglich zu 'funktionieren'. Mit tough love hat dieser von Oberflächlichkeiten geprägte Erziehungsstil nichts zu tun, emotionale Erpressung und Unterdrückung treffen es schon eher.

"[… was soll ich denn tun? Weitere Jahre die Kleider tragen, die ihnen gefallen? Männer daten, die sie aussuchen? Auf Partys gehen, die sie organisieren? Bin ich ihnen das schuldig? Muss ich mein Leben ihren Wünschen unterordnen […]? Ist es das, was sie als Gegenleistung für ihre Liebe erwarten?"

Wie gerne hätte ich Penelopes Eltern mal gehörig die Meinung gegeigt! Obwohl sie sich abrackert ohne Ende, in einem Studienfach Erfolg hat, das sie in Wirklichkeit nicht die Bohne interessiert, und ihnen gegenüber jedes Wort auf die Goldwaage legt, geben sie ihr das Gefühl, eine wandelnde Enttäuschung zu sein. My humble opinion: Eltern, denen das Familienimage in der Öffentlichkeit und die Meinung anderer Leute wichtiger sind als das Lebensglück des eigenen Kindes (Westwell-Vibes! - Die LYX-Fans unter euch wissen, was ich meine.), verdienen es nicht, sich überhaupt so nennen zu dürfen, sondern sollten lieber auf die Bezeichnung 'Erzeuger:in' und/oder 'Versorger:in' zurückgreifen, denn sie erfüllen gerade mal die Mindestvoraussetzung, dickes Bankkonto hin oder her. Das Wichtigste für ein Kind ist Liebe, Punkt. … wie der männliche Hauptprotagonist (Cameron) hier eindeutig beweist.

Pennys Eltern geben nichts, verlangen im Gegenzug aber viel von ihr: Die Anforderungen, die sie an ihre Tochter stellen - ihr einziges Kind, wie sie immer bedeutungsschwer betonen -, sind unrealistisch hoch. Von Penny wird Perfektion erwartet, eine Perez macht keine Fehler.

"Klug und hübsch. Strebsam und belesen. Weltoffen und technisch interessiert. Ich kann nicht all das sein, was meine Eltern sich gewünscht haben. Ich bin nur eine Person. Und das ist nicht genug. Ich bin nicht genug."

Dies ist jedoch keine 08/15-Geschichte vom 'armen reichen Mädchen', das ein paar Alltagsprobleme hat. Vielmehr brilliert die Autorin wie gewohnt darin, lebensnahe Themen auf unheimlich packende, tiefgründige Weise aufzugreifen und so gekonnt zu einer stimmungsvollen Handlung zu verflechten, dass man am Ende der Lektüre davon überzeugt ist, die Charaktere persönlich zu kennen und sie nur ungern ziehen lässt.

So sehr ich mich gefreut habe, den aus ärmlicheren Verhältnissen stammenden "Muffin Man" Cameron (aufopferungsvoller Vater, aufmerksamer Zuhörer, eher Realist statt Tagträumer) und seine kleine Tochter Lucy kennenzulernen - die mich mit ihrer Storch-Erklärung über 'petzende Vögel' herrlich zum Lachen gebracht hat, so wundervoll war auch das Wiedersehen mit July, Drew, Haley, Mateo, Bo und Joshua.

Yvy Kazi ist eine meisterhafte Erzählerin - niemand zeichnet so glaubwürdige Figuren wie sie, mit jedem Buch von ihr wird mein Herz weiter, mein Leben bereicherter, meine Inspiration, die ich aus ihren Geschichten und ihrer Schreibkunst ziehe, größer. Noch ehe der erste Satz gelesen war, hatte sie mich schon wieder vollkommen gecatched, nämlich mit ihrer besonderen Widmung, die so berührend und vollkommen passend war für die Story über "ein Einzelkind […], das nie eins hätte sein sollen".

Es gibt so viele Passagen voller bedeutsamer, wunderschön formulierter Aussagen - Worte, die schlicht daherkommen und uns dennoch verzaubern, z.B.:

"Sollte Liebe nicht bedingungslos sein?" - (Amen to that!)

oder

"»Jemandem etwas zu verdanken ist nicht dasselbe, wie ihm etwas zu schulden.«"
(So wahr.)

Ich hasse es, das zugeben zu müssen - da ich sowohl Autorin als auch Verlag mit meinem Flehen um ein, zwei zusätzliche Bände in Ohren liege und eine Fortsetzung so feiern würde -, aber es ist ein runder, würdiger Abschluss meiner Herzensreihe.

𝐅𝐚𝐳𝐢𝐭: 5 ✰ ✰ ✰ ✰ ✰
Kurz und knackig: Ich lieb's.

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Veröffentlicht am 29.06.2022

Die kleine Hexe macht Urlaub

Bibi Blocksberg. Der Strandurlaub
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𝓗ach, was habe ich als Kind die Bibi-Blocksberg-Hörspiele geliebt! Noch heute fallen mir hin und wieder bestimmte Episoden von der liebenswerten kleinen Hexe ein. Ihr könnt euch also meine riesengroße ...

𝓗ach, was habe ich als Kind die Bibi-Blocksberg-Hörspiele geliebt! Noch heute fallen mir hin und wieder bestimmte Episoden von der liebenswerten kleinen Hexe ein. Ihr könnt euch also meine riesengroße Freude vorstellen, als ich entdeckte, dass Bibi-Geschichten noch immer allseits beliebt sind und nun sogar in Buchform erscheinen; das Kind in mir hat gejubelt! Keine Frage, dass das Werk von Mark Stichler bei uns einziehen musste. Ich bin mir sicher, dass unser Spatz Bibi ebenso lieben wird wie ich.

𝓦ir begleiten die sympathische Familie Familie Blocksberg nach Italien, wo aufgrund eines Buchungsfehlers statt Entspannung am Strand zunächst die Suche nach einer Unterkunft auf dem Programm steht.

𝓓as neue Hotel scheint fast zu schön, um wahr zu sein - traumhafte Lage, köstliches Essen, familiäres Flair. Aber wieso gibt es außer den Blocksbergs keine anderen Gäste? Die Antwort ist schnell gefunden: Nachts erklingt ein schauerliches Geheule aus der Bucht, da bekommt selbst die ansonsten so tapfere Bibi es mit der Angst zu tun. Auch im Anschluss häufen sich sonderbare Vorfälle - die Auflösung hat mich tatsächlich überrascht!

𝓓as mit vielen farbigen Illustrationen versehene Werk eignet sich aufgrund der Schriftgrösse und des angenehmen Zeilenabstandes ideal für kleine Erstleser:innen. Leicht verständliche, umgangssprachliche Dialoge sorgen für ein entspanntes Lesevergnügen. Dank der tollen Beschreibung des Settings und einiger (allgemein bekannter) italienischer Begriffe kommt richtig Urlaubsstimmung auf.

𝓝atürlich spielt Bibi die Hauptrolle, aber mein heimlicher Favorit war Papa Blocksberg - ich mag einfach seinen trockenen Humor und seine stets skeptisch-übervorsichtige Art, die im krassen Gegensatz zu Bibis und Barabaras Temperament steht. Als die Familie anfangs auf der Straße angesprochen wird, war ich ganz seiner Meinung und hätte ebenfalls sehr verhalten reagiert. Bei Bibis diplomatisch-cleverer Antwort ganz am Schluss dachte ich schmunzelnd: Ganz der Vater.

𝐅𝐚𝐳𝐢𝐭: 5 ✰ ✰ ✰ ✰ ✰
Ein sommerleichter Lesespaß für Kinder ab 6 Jahren (Altersempfehlung des Verlags).

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Veröffentlicht am 19.06.2022

Wundervoller Regencyroman!

Die Ladys von Somerset – Die Liebe, der widerspenstige Ambrose und ich
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Schlägt euer Herz für Regencyromane? Habt ihr die Bridgerton-Serie auf Netflix voller Verzückung gebingewatched? Seid ihr womöglich eine begeisterte Janeite? Wenn ihr diese Fragen mit einem klaren JA beantwortet, ...

Schlägt euer Herz für Regencyromane? Habt ihr die Bridgerton-Serie auf Netflix voller Verzückung gebingewatched? Seid ihr womöglich eine begeisterte Janeite? Wenn ihr diese Fragen mit einem klaren JA beantwortet, müsst ihr dieses bezaubernde Werk aus der Feder von Julie Marsh lesen! Solltet ihr euch obendrein noch für den Themenbereich Schauspiel und Theater interessieren (so wie ich), dann wird 𝔻𝕚𝕖 𝕃𝕒𝕕𝕪𝕤 𝕧𝕠𝕟 𝕊𝕠𝕞𝕖𝕣𝕤𝕖𝕥 eines eurer Jahreshighlights werden.

"»Nicht jede Frau wartet darauf, dass ein Mann sich dazu herablässt, sie mit nichtssagenden Komplimenten oder Geschenken zu ködern. Manche Frauen erwarten mehr vom Leben« […]."

Was habe ich den Schlagabtausch zwischen der etwas weltfremden, aber ambitionierten Emma und dem vermeintlich oberflächlichen Lebemann
Mister Beauchamp genossen, der die auf Moral bedachte junge Frau mit seinen frechen Sprüchen und seinem anzüglich-lockeren Humor regelmäßig auf die Palme bringt!

"Der Dandy grinste. »Üben Sie schon für Ihre Laufbahn als Kurtisane? […] Wer hätte gedacht, dass Sie so temperamentvoll sind?«"

Ein weiteres Highlight für mich war der traumhaft angenehme, kenntnisreiche Schreibstil der Autorin, der mich dank authentischer, facettenreicher Figuren, stimmungsvoller Beschreibungen und durchwegs zeitgemäßer Wortwahl komplett in die Regency-Epoche eintauchen ließ!

Wenn ein Werk mich ganz im Stile Lady Whistledowns mit "werte Leserin" adressiert, muss ich vergnügt schmunzeln - und wenn es zudem mit dem gleichen Wortlaut wie mein absoluter Lieblingsroman beginnt - "Es ist eine allgemein anerkannte Tatsache, dass … " -, schlägt mein Austen-Herz natürlich sofort höher. Und tatsächlich entdeckte ich so einige Parallelen, sei es der zurückgewiesene Heiratsantrag, Kuppelversuche, das Theaterstück, dessen Proben herrlich unterhaltsam waren, Lady Fudge als störrische, reiche Tante oder der knuffelige Mops Muzzle, der von Lady Darlington vergöttert wird (Stichwort: Mr. Collins; Emma; Mansfield Park; Lady Catherine de Bourgh; Lady Bertram).

Mit viel Feingefühl beleuchtet die Autorin sowohl das düstere Thema Sklavenhandel sowie die damalige Rolle der Frau, ohne dem Werk dadurch einen deprimierenden Stempel aufzudrücken.

"»[…] Wenn ich mich verliebe, kann ich dem Mann keinen Antrag machen. Ich darf keinerlei Leidenschaft zeigen, um meinen Ruf nicht zu ruinieren, und muss warten, ob er dasselbe für mich empfindet oder nicht. Ich muss lächeln und meinen Blick senken, auch wenn ich viel lieber vor Wut brüllen oder vor Enttäuschung weinen würde, denn Gefühle sind nichts, was Frauen ausleben dürfen. Wir müssen sie unterdrücken, wo es nur geht. […]«"

Lady Darlington, so anstrengend ihre Art für ihr Umfeld sein mag, ist ein Unikat. Ich habe mich köstlich amüsiert, insbesondere im Hinblick auf ihren Versuch, Emmas Theaterstück umzuschreiben. Den Plot um Anthea, deren Mut ich bewunderte, habe ich geliebt - ein Hoch auf die wahre Liebe! Ihre Schwester, die wenig auf Etikette gebende, rebellische-schlagfertige Miss Frances Darlington gab mir enorme Eloise-Bridgerton-Vibes; noch während der Lektüre dachte ich bereits voller Freude an den Folgeband, "Die Ladys von Somerset – Ein Lord, die rebellische Frances und die Ballsaison", der im Januar 2023 erscheinen soll.

𝐅𝐚𝐳𝐢𝐭: 5 begeisterte ✰ ✰ ✰ ✰ ✰
Die Netflix-Bosse wären dumm, sich nicht schleunigst die Filmrechte an diesem tiefgründigen, von Regency-Flair sprühenden und mit allerlei unerwarteten Wendungen aufwartenden Roman zu sichern!

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Veröffentlicht am 18.06.2022

Herrliche Regency-Romance!

Wie man sich einen Lord angelt
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"»Nur wer reich ist, kann sich den Luxus der Ehre leisten […]. Und nur Männer haben das Privileg, ihr eigenes Vermögen zu machen. Ich habe vier Schwestern, die auf mich angewiesen sind, und die Berufe, ...

"»Nur wer reich ist, kann sich den Luxus der Ehre leisten […]. Und nur Männer haben das Privileg, ihr eigenes Vermögen zu machen. Ich habe vier Schwestern, die auf mich angewiesen sind, und die Berufe, die Frauen wir mir offenstehen - Gouvernante, Schneiderin vielleicht - würden nicht einmal ausreichen, um die Hälfte von ihnen zu kleiden und zu ernähren. Was soll ich also tun, außer mir einen reichen Ehemann zu suchen?«"

Kitty ist eine hinreißende weibliche Hauptfigur! - Schlau wie ein Fuchs, schlagfertig, selbstbewusst … aber auch bewundernswert selbstreflektiert und selbstlos. Für das Glück ihrer geliebten Schwestern ist sie ohne mit der Wimpern zu zucken bereit, ihr eigenes zu opfern. Kitty weiß genau, was sie will - und setzt alles daran, ihr Ziel zu erreichen. Nach dem Tod ihrer Eltern hatte sie keine andere Wahl: Sie musste stark sein für ihre jüngeren Geschwister, die sich ganz auf sie verließen, musste pragmatisch denken, Optimismus ausstrahlen, auch wenn ihr selbst zum Weinen war, und schlichtweg die Person sein, die stets für jedes Problem eine Lösung findet. Auf ihren Schultern lastet eine enorme Verantwortung, und ihre Stärke hat mich unheimlich beeindruckt.

"Verzweifelt wünschte sie sich, es gäbe jemanden, mit dem sie diese Bürde teilen könnte, aber sie war ganz allein. Die Gesichter ihrer Schwestern blickten schweigend zu ihr auf, selbst jetzt noch so voller Überzeugung, dass sie es schaffen würde, sie alle zu retten. So, wie sie es immer getan hatte. Wie sie es immer tun würde."

Wie viele Menschen hätten an ihrer Stelle längst aufgegeben und sich stattdessen in Selbstmitleid gesuhlt - oder egoistisch gehandelt und sich nicht um familiäre Verpflichtungen geschert. Den Traum von einer Liebesheirat hat Kitty längst begraben, für sie zählt einzig das Wohlergehen ihrer Familie. Mit jedem Rückschlag, den sie erleidet, jedem Fettnäpfchen, in das sie aufgrund ihrer Unkenntnis der ungeschriebenen Gesetze des ton tappt, jeder Ungerechtigkeit, die ihr widerfährt, scheint sie noch kämpferischer und fokussierter zu werden, und ich kam nicht umhin, ihre Resilienz und Determination zu bewundern.

"Die Zeit der Verzweiflung war vorbei. Sie würde sich - durfte sich - nicht so einfach besiegen lassen. Entschlossen schluckte sie ihre Tränen herunter und straffte die Schultern."

Kittys stark ausgeprägter Beschützerinstinkt lässt sie manchmal sogar den großen Plan vergessen, z.B. als sie ihre jüngere Schwester Cecily vehement verteidigt und vor einem für seine wandernden Hände bekannten Tanzpartner bewahrt. "Weniger charakterstarke Menschen mochten die Aufmerksamkeit dieses abscheulichen Mannes als notwendiges Übel betrachten, aber Kitty tat das nicht." Sie handelt in meinen Augen vollkommen richtig, bekommt aber sogleich die Empörung der Gesellschaft zu spüren: einen 'Gentleman' öffentlich derart zu brüskieren, welch Skandal! Jahrhunderte vor MeToo-Kampagnen setzt Kitty dem schmierigen Herrn klare Grenzen, bravo!

Die passionierten Dialoge zwischen den Hauptfiguren sind ein absoluter Traum! Enemies-to-Lovers-Romances gehören nicht ohne Grund zu meinen liebsten Tropes, bieten sie doch reichlich Gelegenheit für erhitzte, vor unterschwelliger Leidenschaft brodelnde Wortgefechte zwischen den Charakteren, ehe nach allerlei heftigem Schlagabtausch eine vorsichtige Annäherung erfolgt … und die gegenseitige Abneigung tieferen Emotionen gänzlich anderer Art weicht.

"»Pragmatismus?«, wiederholte er. »So nennt Ihr es also? Nicht vielleicht lieber Berechnung - Gier - Manipulation? Denn leider sind es diese weitaus weniger ehrbaren Worte, die ich Euch zuschreiben würde, Miss Talbot.«"

Wie oft rang ich mit Kitty um Beherrschung oder beglückwünschte sie zu ihren treffsicher platzierten Spitzen, die deutlich machten, dass sie dem sprachlichen Duell mit Lord Radcliffe mehr als gewachsen ist! Der Humor kommt hierbei nicht zu kurz; insbesondere über ihre spontanen morgendlichen Besuche bei Radcliffe habe ich mich köstlich amüsiert! Auch die Nebenfiguren sind vielschichtig ausgearbeitet worden; die Dynamik zwischen Kitty und ihrer Schwester Cecily sowie zwischen den Mädchen und ihrer 'Tante' Dorothy wurde überaus glaubwürdig und nachvollziehbar dargestellt.

Natürlich war mir bewusst gewesen, dass gerade Frauen, obendrein jene mit sehr begrenzten finanziellen Mitteln, es damals besonders schwer hatten, doch wie streng die Regeln für Erfolg auf dem sozialen Parkett waren, wurde mir erst hier vor Augen geführt. Es reicht nämlich bei Weitem nicht, diversen reichen Junggesellen vorgestellt zu werden - wobei schon allein dies zu bewerkstelligen einen Heidenaufwand bedeutet -, anschließend in hübschen Kleidern elegant über die Tanzfläche zu schweben, kokett die Augen niederzuschlagen, im richtigen Moment zu lächeln - aber ja nie undamenhaft laut zu lachen … Nein, um nicht auf den ersten Blick als nutzlose Bekanntschaft abgestempelt zu werden, muss man nachweislich aus guten Hause stammen: die richtigen Leute kennen (und vice versa), selbstverständlich vermögend sein, tadellos-sittsames Verhalten an den Tag legen, und, das ist ganz besonders wichtig, auf gar keinen Fall darf einem auch nur der Hauch eines Skandals anhaften.

Kittys Debüt in London gleicht einem Tanz auf dem Vulkan, wer nicht wagt, der nicht gewinnt. Bei all meiner Liebe für das Regency-Zeitalter bin ich dennoch dankbar, nicht mit ihr tauschen zu müssen und stattdessen im Hier und Jetzt leben zu dürfen, wo ich mittels solch brillanter Romane in diese für Frauen so herausfordernde Ära eintauchen kann. Dass viele Menschen damals ihr Glück lediglich in einer gewissen Außenwirkung sahen, deren Oberflächlichkeit schwerer wog als die wahre Liebe, scheint uns heutzutage unbegreiflich. Allerdings darf man nicht vergessen: einige der hier aufgeführten Strukturen, über die wir vielleicht instinktiv den Kopf schütteln, sind im Grunde weiterhin gang und gäbe. Ob es uns passt oder nicht, aber Geld regiert die Welt und 'Vitamin B' öffnet noch immer sämtliche Türen am schnellsten, beruflich wie auch privat. (Um beim Thema Londoner Adel zu bleiben: Selbst Everybody’s Darling Meghan Markle soll einst eine Freundin gefragt haben, ob diese nicht 'irgendeinen berühmten Engländer' kenne, den sie ihr vorstellen könnte; er solle aber bitte keinen miesen Ruf haben …)

Ein spezielles Lob verdient die hochwertige Aufmachung des Werkes. Die Innenseiten des Umschlags sind hinreißend gestaltet und mit ausgewählten Zitaten und Bildern verziert worden, das ungewöhnlichste Extra bildet allerdings das erweiterte, umklappbare hintere Cover, welches die Buchseiten umschließen und wie ein Lesezeichen verwendet werden kann.

Fazit: 5 Sterne!
Was für ein umwerfender Debütroman! Ich bin hin und weg. Wann erscheint Band 2? Bitte bald!! Von mir gibt es eine unbedingte Leseempfehlung für alle Janeites, Bridgerton-Liebhaber und Regency-Fans!

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