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Veröffentlicht am 24.06.2017

Italienische Eisliebe

Zwei Kugeln Glück mit Sahne
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Aurora Nardelli arbeitet als Kundenbetreuerin in einem Hotel in Verona. Die Ehe mit ihrem Mann Matteo ist besteht nur noch auf dem Papier, denn Matteo hat mit seinen zweifelhaften Geschäftsideen und seinem ...

Aurora Nardelli arbeitet als Kundenbetreuerin in einem Hotel in Verona. Die Ehe mit ihrem Mann Matteo ist besteht nur noch auf dem Papier, denn Matteo hat mit seinen zweifelhaften Geschäftsideen und seinem verschwenderischen Lebensstil die Familie in eine immer größer werdende Schuldenlast getrieben. Als die Bank die Schulden bei Aurora eintreiben will, hat Aurora nur noch eine Möglichkeit. Sie muss das Erbe ihrer Mutter Perla, die Eisdiele „Casa del Gelato“ in ihrer alten Heimat Maratea, veräußern. Also reist Aurora dorthin, wo sie zuerst vor der Aufgabe steht, ihrem Vater und ihrer Tante die verflixte Situation zu beichten. Die beiden nehmen die Situation relativ gelassen zur Kenntnis, einigen sich mit Aurora jedoch darauf, dass diese für einige Tage in der Eisdiele mitarbeiten soll. Aurora willigt ein und plötzlich ist nichts mehr wie zuvor…

Roberta Gregorio hat mit ihrem Buch „Zwei Kugeln Glück mit Sahne“ einen sehr unterhaltsamen Liebesroman vor der malerischen Kulisse „Bella Italias“ vorgelegt. Der Schreibstil ist flüssig, mitreißend und mit dem dazugehörigen italienischen Flair gespickt und lässt auch eine humorige Seite nicht vermissen. Der Leser wird schnell von der zauberhaften Welt Italiens und dessen leidenschaftlicher Bewohner gefangen genommen. An Auroras Seite gestellt, erlebt er die Misere ihrer ehelichen Situation aus erster Hand mit und reist mit ihr in die Heimat. Der Autorin gelingt es auf wunderbare Weise durch die bildhaften Landschaftsbeschreibungen und die lebendige Schilderung der Landesbewohner, dass man als Leser das Gefühl hat, einen Kurztrip nach Italien angetreten zu haben. Die den Kapiteln voranstehenden Eissorten und deren Zubereitung lassen einem das Wasser regelrecht im Mund zusammenlaufen. Die Rückblenden in die Vergangenheit sind kursiv dargestellt und ergeben im Zusammenspiel mit der Gegenwart ein komplettes wunderschönes Bild.

Die Charaktere sind liebevoll ausgestaltet und platziert worden. Sie wirken authentisch und sehr leibhaftig. Besonders schön hat die Autorin das italienische Temperament und den Zusammenhalt innerhalb der Familien gezeichnet. Aurora ist eine sympathische Frau, die mit einem Mann in einer Ehe gefangen ist, der sie zwar nicht mehr liebt, sie aber immer mehr in den Abgrund zieht. Sie fühlt sich hilflos und allein mit der ausweglosen Situation und sehnt sich nach den Zeiten zurück, als alles noch einfacher war. Die Reise in ihre Heimat lässt sie aufatmen, zur Ruhe kommen und sich ihrer eigenen Wünsche bewusst werden. Matteo ist ein selbstsüchtiger Mann, der sich gern auf Kosten anderer einen verschwenderischen Lebensstil leistet ohne Rücksicht auf Verluste. Auroras verstorbene Mutter Perla, die von ihr schmerzlich vermisst wird, ist eine resolute Frau, die einiges in ihrem Leben erlebt hat, was ihrer Tochter nun erst in Erfahrung bringt. Vater Gino und Tante Olivia sind warmherzige Menschen, die Aurora das Gefühl von Familie und Liebe zurückgeben können. Auch die anderen Protagonisten leisten mit ihrem Auftreten eine gute Unterstützung der Handlung und machen sie dadurch rund.

„Zwei Kugeln Glück mit Sahne“ ist ein Roman über die Familie, die Liebe und die Freundschaft. Ein zauberhafter Sommerroman, der das Gefühl von Urlaub, Sonne und Gelati auf wunderschöne Weise vermittelt. Absolute Leseempfehlung für Eisgenuss in Buchstabenform!

Veröffentlicht am 18.06.2017

Die Hoffnung stirbt zuletzt

Solange die Hoffnung uns gehört
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1933. Nachdem Ehemann Johann starb, lebt Anni Kluger lebt allein mit ihrer 6-jährigen Tochter Ruth in Frankfurt, wo sie als Sopranistin am dortigen Opernhaus ein gefeierter Star ist. Ruth begleitet sie ...

1933. Nachdem Ehemann Johann starb, lebt Anni Kluger lebt allein mit ihrer 6-jährigen Tochter Ruth in Frankfurt, wo sie als Sopranistin am dortigen Opernhaus ein gefeierter Star ist. Ruth begleitet sie oft in die Oper, um sich mit Hilfe der Seele des Hauses in Gestalt von Garderobiere Georgina alias Norbert Baum zu verkleiden oder beim Schminken und Stylen der Künstler zuzusehen. Die Oper ist Ruths zweites Zuhause, dort fühlt sie sich sicher und wohl umgeben von wunderbarer Musik. Ihr zweitliebster Platz ist auf der Bank neben ihrem Freund, dem Nachbarsjungen Walter, der so herrlich Klavierspielen kann. Plötzlich wird Anni mitten in der Generalprobe entlassen, denn sie gilt als Jüdin, obwohl sie schon als Kind zur Protestantin wurde und nur ein altes jüdisches Schlaflied sie daran erinnert, dass sie aus einer jüdischen Familie stammt. Auch Ruth kennt dieses Lied, singt sie es doch oft gemeinsam mit ihrer Mutter vor dem Einschlafen. Anni findet kein neues Engagement und die Zeiten in Deutschland werden immer rauer. Als Walter mit einem Kindertransport nach England aufbricht, entscheidet sich auch Anni dafür, Ruth ebenfalls nach England zu schicken, um ihr ein besseres Leben zu ermöglichen, während sie weiterhin versucht, ein Ausreisevisum fürs Ausland zu bekommen. Während Ruth in England auf einer Schule wieder auf Walter trifft und glücklich mit ihm zusammen aufwächst, wird das Leben für Anni in Frankfurt zur Tortur. Nur mit Hilfe ihrer Nachbarn und Georgina, die sie immer wieder verstecken, kann sie der Gestapo bisher entfliehen. Anni hält nur der Gedanke aufrecht, irgendwann ihre Tochter Ruth wieder in die Arme zu schließen und gemeinsam mit ihr das alte Schlaflied zu singen. Werden sich Ruth und Anni je wiedersehen?

Linda Winterberg hat mit ihrem Buch „Solange die Hoffnung uns gehört“ einen wunderschönen und sehr emotionalen historischen Roman vorgelegt. Der Schreibstil ist flüssig und schonungslos, dabei gefühlvoll und spannend bis zur letzten Seite. Der Leser ist von Beginn an ein Teil der kleinen Familie Kluger, erfährt alles über Anni, Ruth und sämtliche Nachbarn und muss doch hilflos zusehen, wie diese Menschen unter der damaligen Politik und Weltanschauung zu leiden hatten. Die Handlung erstreckt sich über einen Zeitraum von 1933 bis 1955. Der geschichtliche Hintergrund wurde von der Autorin akribisch recherchiert und mit der Geschichte auf wunderbare Weise verflochten. In einem Nachwort gibt es erklärende Hinweise, welche Personen Pate für den Roman gestanden haben bzw. welchen großen Stellenwert die Kinderverschickung im zweiten Weltkrieg hatte.

Die Charaktere sind sehr individuell ausgearbeitet und mit Leben erfüllt worden. Sie wirken durchweg sehr authentisch, denn als Vorlage dienten reale Personen der damaligen Zeit, die auf diese Weise wieder lebendig werden. Anni ist eine sehr sympathische Frau, die ihre Tochter und die Musik abgöttisch liebt. Sie ist hilfsbereit, mutig und tapfer, doch irgendwann überkommt auch sie die Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit, was der damaligen Zeit und ihrer Situation im Besonderen geschuldet ist. Ruth ist ein lebensfrohes Mädchen, das in der Musik Trost und Zuversicht findet. Sie ist offen und ehrlich, durch die Lebensumstände allerdings auch misstrauisch und zurückhaltend. Es ist traurig mitanzusehen, wie sich Ruths Verhalten durch die äußeren Einflüsse verändert und ihr nahezu die Kindheit raubt. Walter ist ein in sich gekehrter Junge, der in seinem Klavierspiel aufgeht und alles um sich herum zu vergessen scheint. Nur Ruth lässt er näher an sich heran. Georgina alias Norbert ist die gute Seele, immer zur Hilfe kommend, immer einen lustigen Spruch auf den Lippen, obwohl auch er zu den Verfolgten des damaligen Regimes gehört. Auch die anderen Protagonisten wie Hiltrup oder Heinrich sind mit ihrem Auftreten heimliche Stars in diesem Roman, stützen sie doch die Handlung auf ihre ganz besondere Art und Weise.

„Solange die Hoffnung uns gehört“ ist ein fesselnder Roman über ein trauriges Stück deutscher Geschichte, der den Leser die ganze Bandbreite der Emotionen durchleben lässt. Großes Gefühlskino und ein absolutes Highlight für alle, die historische Romane lieben und ganz in die Handlung eintauchen möchten. Absolute Leseempfehlung und ein großes Lob an die Autorin! Chapeau, einfach wunderbar!!!

Veröffentlicht am 17.06.2017

Alle für eine und eine für alle!

Vier Freundinnen und eine Hochzeit
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Die vier Freundinnen Chaz, Dorrie, Beth und Sarah sind seit ihrer Kindheit beste Freundinnen. Damals haben sie sich geschworen, wenn eine von ihnen heiratet, würden die anderen die Brautjungfern sein. ...

Die vier Freundinnen Chaz, Dorrie, Beth und Sarah sind seit ihrer Kindheit beste Freundinnen. Damals haben sie sich geschworen, wenn eine von ihnen heiratet, würden die anderen die Brautjungfern sein. „Alle für eine und eine für alle“ ist ihr Vermächtnis. Doch über die Jahre kommt es ganz anders, als wie sie es in ihrer Jugend geplant haben. Sarah heiratet den Mann, in den Chaz heimlich verliebt ist, Beth überwirft sich ebenfalls mit Chaz, und Chaz selbst heiratet sogar ohne ihre Freundinnen heimlich in Las Vegas, wenn auch in betrunkenem Zustand. Über all diesen Dingen steht Dorrie, die immer wieder versucht, das Freundinnenkleeblatt durch alle Streitereien hindurch zusammen zu halten und die Fronten zu glätten. Nun steht Dorrie vor ihrer Hochzeit und möchte ihre drei Mädels bei sich haben. Aber Dorrie hat ein Geheimnis, von dem alle noch nichts wissen. Wird die Hochzeit so stattfinden, wie geplant?

Julia Williams hat mit ihrem Buch „Vier Freundinnen und eine Hochzeit“ einen sehr gelungenen und unterhaltsamen Roman vorgelegt, der Gegenwart und Vergangenheit sehr schön miteinander verbindet. Der Schreibstil ist flüssig und gefühlvoll, der Leser springt schnell als unsichtbarer Teilnehmer an die Seite der Freundinnen und lernt sie und ihre Verschiedenartigkeit kennen, aber auch ihre Sorgen, Nöte und Gedanken sowie den Zusammenhalt untereinander. Da die Autorin ihre vier Hauptprotagonistinnen alle zu Wort kommen lässt und so mit den Perspektivwechseln spielt, bekommt der Leser einen guten Einblick, wie die Beziehungen untereinander sind und wie ihr Leben sich seit den Kindertagen entwickelt hat. Dabei treten so einige Geheimnisse zutage, die man nicht erwartet hätte, aber auch, wie so manche unbedachte Bemerkung die Freundschaft ins Wanken bringt. Das Buch lässt sich kaum aus der Hand legen, so geschickt versteht es die Autorin, den Leser zu fesseln.

Die Charaktere sind sehr individuell ausgearbeitet und schön in Szene gesetzt worden. Alle haben ihre ganz persönlichen Eigenheiten, Ecken und Kanten und wirken aufgrund dessen sehr lebendig und authentisch. Dorrie ist eine gutherzige und sanfte Frau, die immer nach Harmonie strebt und sich ihren Freundinnen sehr verbunden fühlt. Sie ist verantwortungsbewusst und immer zur Stelle, wenn man sie bracht. Mit Daz und Sohn Woody könnte ihr Leben eigentlich perfekt sein, doch sie hat ein Geheimnis, dass ihr Leben auf den Kopf und alles in Frage stellt, was sie sich gewünscht hat. Sarah ist in ihrer Ehe unzufrieden, denn ihr Ehemann betrügt sie ständig. Sie erwartet mehr von ihrem Leben, als nur Hausfrau zu sein. Beth leidet unter ihrer Kinderlosigkeit, hat sie doch mit Matt den Mann an ihrer Seite, mit dem sie so gern eine Familie gründen würde. Aber auch Beth verbirgt etwas und hat Angst, dass es zum Vorschein kommen und alles zerstören könnte, was ihr lieb und teuer ist. Chaz ist die Rebellin unter den Freundinnen, sie ist vorlaut, dabei schonungslos ehrlich, aber sie ist auch eine unsichere Frau, die sich nach Liebe sehnt, aber sich nicht wertvoll genug dafür vorkommt. Chaz stampft von einem Fettnäpfchen ins nächste und stößt dabei viele immer wieder vor den Kopf, was sie eigentlich nicht möchte, sie sich dadurch aber vor zu viel Nähe schützen will. Auch die Nebenprotagonisten sind sehr gut besetzt und stützen mit ihrem Auftreten und ihren Handlungen die Geschichte.

„Vier Freundinnen und eine Hochzeit“ ist ein sehr unterhaltsamer Roman um vier sehr unterschiedliche Frauen, die jede ihre Geheimnisse hat und ihrem Schicksal zu begegnen weiß. Alle, die Romane über die Liebe, die Freundschaft und über Geheimnisse mögen, werden dieses Buch zu schätzen wissen. Absolute Leseempfehlung für einen wirklich gelungenen Roman!

Veröffentlicht am 10.06.2017

Familie und andere Schwierigkeiten

Das Leben fällt, wohin es will
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Marie Ahrens ist die Partymaus der Familie, die alles nicht so ernst nimmt und macht, was sie will, Hauptsache, das Leben ist aufregend. Als ihr Vater sich aus der familieneigenen Werft zurückzieht und ...

Marie Ahrens ist die Partymaus der Familie, die alles nicht so ernst nimmt und macht, was sie will, Hauptsache, das Leben ist aufregend. Als ihr Vater sich aus der familieneigenen Werft zurückzieht und das Zepter des Traditionsunternehmens an Christine übergibt, ist Marie ganz froh darüber, dass es ihre Schwester erwischt hat. So kann sie sorglos ihr Leben weiterleben wie bisher. Aber dann macht Christine ihr einen Strich durch die Rechnung, denn sie bittet Marie darum, sie in ihrem Job zu vertreten und sich auch um ihre Kinder zu kümmern, da sie an Krebs erkrankt ist und ihre Hilfe braucht. Marie sträuben sich die Nackenhaare, aber sie möchte auch ihre Schwester nicht im Stich lassen. Leider geht bei ihrer Unterstützung so einiges daneben und mit dem anderen Geschäftsführer Daniel Behnecke kommt sie so gar nicht klar. Aber Marie will nicht aufgeben und erkennt nach und nach, dass einige verschmähte Dinge im Leben durchaus Spaß machen können. Besonders in die Liebe…

Petra Hülsmann hat mit ihrem Buch „Das Leben fällt, wohin es will“ einen wunderschönen und unterhaltsamen Roman vorgelegt, in dem alles drunter und drüber geht und das Chaos an der Tagesordnung ist. Der Schreibstil ist flüssig, dabei berührend und warmherzig, wobei auch ein Spritzer Humor und Witz nicht fehlt. Durch die in der Ich-Form erzählten Geschichte wird der Leser gleich mitten ins Geschehen geschubst und steht an der Seite von Marie, um sie durch dick und dünn zu begleiten. Als Schauplatz ist Hamburg gut gewählt, die Beschreibung der Stadt und auch der Werft geben einen schönen und glaubhaften Rahmen für die Handlung wieder.

Die Charaktere sind sehr schön ausgearbeitet und in Szene gesetzt worden. Alle besitzen Ecken und Kanten, was sie sehr lebensecht und authentisch erscheinen lässt. Marie wirkt als Hauptprotagonistin zu Beginn recht unsympathisch, ist sie doch das Chaos pur, dazu sorglos, immer auf ihren Spaß bedacht ohne Rücksicht auf Verluste. Dabei ist sie lebenslustig und unerschrocken. Ihr ist es egal, ob sie andere mit ihrem Auftreten kränkt oder blamiert. Doch je mehr der Leser Marie in der Geschichte folgt und die Auswirkungen der Krankheit ihrer Schwester verfolgt, umso mehr wächst sie einem ans Herz, denn sie macht eine gewaltige Entwicklung durch, übernimmt Verantwortung und steht anderen bei, hilft und lässt auch mal ihre Gefühle raus bzw. stellt sich diesen und zieht daraus ihre Konsequenzen. Christine ist das absolute Gegenteil von Marie, sie ist verantwortungsbewusst, erfüllt ihre Pflichten – und ist sehr krank. Die Schwestern verbindet so einiges, wobei auch die Konkurrenz aus der Vergangenheit untereinander deutlich wird. Daniel ist als Geschäftsführer in der Werft tätig und ein richtiger Oberspießer, der oft genug mit Marie aneinander rasselt. Da prallen Welten aufeinander! Auch die anderen Protagonisten wie die Kinder Antonia und Max sowie der Taxifahrer Kurt spielen eine wichtige Rolle innerhalb der Handlung und geben ihr mehr Glaubhaftigkeit.

„Das Leben fällt, wohin es will“ ist ein wunderschöner und emotionaler Roman über die Familie, die Liebe, über die Hoffnung und den Kampf für das Leben mit all seinen Facetten. Alle, die gefühlvoll erzählte Romane lieben und auch keine Angst vorm Taschentuchalarm haben, werden dieses Buch nicht aus der Hand legen können. Absolute Leseempfehlung für einen wahren Pageturner!

Veröffentlicht am 10.06.2017

Entscheidung für ein neues Leben

Meerhimmelblau
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Die Endvierzigerin Liane arbeitet als Bibliothekarin in der Unibibliothek in Darmstadt und ist mit Jochen, einem kunstbesessenen Oberstudienrat, seit knapp 21 Jahren verheiratet. Johannes ist ein Freigeist, ...

Die Endvierzigerin Liane arbeitet als Bibliothekarin in der Unibibliothek in Darmstadt und ist mit Jochen, einem kunstbesessenen Oberstudienrat, seit knapp 21 Jahren verheiratet. Johannes ist ein Freigeist, der alles Italienische liebt und oftmals allein um die Häuser zieht. Liane dagegen hat für alle und jeden ein offenes Ohr, hilft, wo sie nur kann und hat sich selbst dabei in den letzten Jahren verloren. Als Jochen beschließt, für sechs Monate ein Sabbatical ohne Liane in Venedig zu verbringen, weil er eine Auszeit benötigt, entscheidet sich auch Liane für einen Urlaub fernab von ihrem Mann und nimmt das Angebot ihrer jungen Kollegin Nele an, an der Schlei den Bauernhof von Neles Opa zu sitten, während dieser sich in der Reha nach einer Operation erholt. Kaum dort angekommen, muss Liane nicht nur lernen, erst einmal mit den Hoftieren zurecht zu kommen, sie lernt auch alle ihre Nachbarn nach und nach kennen und freundet sich sowohl mit dem Pastor Jan als auch mit dessen Tochter Nele an. So langsam beginnt Liane, sich einzuleben und festzustellen, was sie in ihrem Leben alles so vermisst hat und was ihr wirklich Spaß macht. Dabei lernt sie auch Fabian kennen…

Clara Weißberg hat mit ihrem Roman „Meerhimmelblau“ einen sehr gefühlvollen Unterhaltungs- und Liebesroman vorgelegt, der nicht nur durch sehr nachdenklich stimmende Passagen, sondern auch durch die bildgewaltigen Beschreibungen der Landschaft besticht. Der Schreibstil ist flüssig, warmherzig, die Autorin schaut ihren Protagonisten mitten ins Herz und lässt den Leser aus erster Hand daran teilnehmen. Von Beginn an wird der Leser zum unsichtbaren Bodyguard von Liane und folgt ihr durch alle Geschicke, Pechsträhnen und Glücksmomente, die sie erleben wird. Gleichzeitig wird der Leser Zeuge von Lianes Gefühls- und Gedankenwelt. Dazu kommt, dass die Schilderungen der Ausflüge in die nähere Umgebung und die Besuche an der Ostsee so wunderschön festgehalten sind, dass der Leser am liebsten seine Koffer packen möchte, um auf direktem Wege dort hinzureisen, um es mit eigenen Augen zu sehen.

Die Charaktere sind sehr individuell ausgearbeitet und in Szene gesetzt. Sie wirken sehr lebendig und authentisch, man hat einfach das Gefühl, sie schon lange zu kennen. Liane ist eine gutmütige Frau, die ihre Arbeit liebt. Sie ist hilfsbereit, verständnisvoll, mitfühlend und unterstützt, wo sie nur kann. Nur hat sie in all den Jahren dabei vergessen, was sie selbst eigentlich will. Ihre Ehe füllt sie schon lange nicht mehr aus, eigentlich hat sie so gar keine Gemeinsamkeiten mit ihrem Ehemann. Doch wie sie ihrem Leben neuen Schwung verleihen soll, weiß sie selbst noch nicht so richtig, doch ihre Auszeit gibt ihr einen Schubs. Die Entwicklung von Liane während der Handlung ist wunderschön zu beobachten, der Rückfall in alte Verhaltensmuster lässt oftmals den Wunsch aufkommen, sie mal kräftig durchzuschütteln, doch dann bekommt sie die Kurve ja doch noch. Jochen ist ein Egomane, wie er im Buche steht: die Welt dreht sich nur um ihn und auf seine eigenen Bedürfnisse konzentriert. Er ist oberflächlich, von sich selbst eingenommen, anderen gegenüber ziemlich von oben herab und unaufmerksam. Pastor Jan ist ein sehr sympathischer Mann, der seinen Beruf sehr ernst nimmt, doch die Liebe zu seiner Tochter Marie noch mehr. Marie ist ein naseweiser Sonnenschein, die mehr sieht und hört, als ihr guttut. Fabian ist ein attraktiver Restaurator, der etwas verbirgt, unter dem er leidet. Auch die anderen Protagonisten sind jeder auf seine Weise besonders ausgesucht und geben der Handlung mit ihren Beziehungen untereinander und ihren eigenen kleinen Geschichten einen sehr stützenden Rahmen.

„Meerhimmelblau“ ist ein wunderschöner Roman über das Suchen und Finden des eigenen Ichs. Alle Leser, die Bücher vor malerischer Kulisse lieben sowie einen Ausflug aus dem Alltag brauchen, werden hier bestens bedient. Absolute Leseempfehlung!