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Veröffentlicht am 13.11.2022

Hommage an die Familie

Coming Home
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Ich liebe es, neue Rezepte auszuprobieren und über den eigenen Tellerrand hinauszuschauen. Andere Länder und Kulturen geschmacklich zu erkunden und mit Zutaten zu spielen, die ich vorher noch nie oder ...

Ich liebe es, neue Rezepte auszuprobieren und über den eigenen Tellerrand hinauszuschauen. Andere Länder und Kulturen geschmacklich zu erkunden und mit Zutaten zu spielen, die ich vorher noch nie oder wenigstens nicht in der Kombination genutzt habe. Vor ein paar Tagen ist das neue Kochbuch von Haya Molcho bei mir eingezogen und nun darf in der Küche wieder experimentiert werden. Am Freitag wurde schon die ersten zwei Rezept nachgekocht. Ras El Neni Chicken mit Tabuleh. Was soll ich sagen? Es war köstlich! Weitere Koch-Abende werden definitiv folgen.
Übrigens ist das Kochbuch wunderschön aufgebaut. Die einzelnen Kapitel sind Mitglieder der Familie, u.a. den Söhnen, gewidmet und beinhalten die liebsten Familien-Rezepte. Zudem steckt das Buch voller persönlicher Erinnerungen Haya Molchos – in Form von zahlreichen Familienfotos und Anekdoten. Es ist im wahrsten Sinne des Wortes eine Hommage an die Familie.
Ich bin schon gespannt, was als nächstes nachgekocht wird. Focaccia mit Kebab? Marinierter Rosenkohl? Orientalische Rote Linsensuppe? Affogato-Pannacotta mit Salz-Brezeln und Haselnüssen? … Mal schauen.

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Veröffentlicht am 10.11.2022

Sehr authentisch

Die unsinkbare Greta James
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Es passiert immer mal wieder, dass der Klappentext einem viel verspricht und das Buch die daraus entstandenen Erwartungen nicht erfüllen kann. Hier war es dagegen ganz anders. Ich habe viel mehr bekommen ...

Es passiert immer mal wieder, dass der Klappentext einem viel verspricht und das Buch die daraus entstandenen Erwartungen nicht erfüllen kann. Hier war es dagegen ganz anders. Ich habe viel mehr bekommen als ich erwartet hätte. Gerechnet hatte ich mit einer guten Story, die das eine oder andere Mal ins Kitschige entgleitet. Doch so war es meiner Meinung nach nicht.
Ich fand die Charaktere wahnsinnig gut ausgearbeitet, realitätsnah und authentisch. Die Freunde der Eltern, die Greta und ihrem Vater mit kleinen liebevollen Gesten zu erkennen geben, dass sie nach dem Tod der Mutter für sie da sind. Vater Conrad, dem es so schwer fällt über seinen Schatten zu springen und über Gefühle und Sorgen zu reden. Ein Vater, der eigentlich immer nur das Beste will, aber nicht weiß, wie er mit seiner hochemotionalen und kreativen Tochter kommunizieren soll, die sich auf so ganz andere Art und Weise ausdrückt. Greta, die mit ganzem Herzen und voller Kraft ihrer Passion folgt. Aber dennoch wird klar, dass sie nicht erst seit dem Tod der Mutter ein großes Päckchen zu schultern hat, das sie jetzt ordentlich ins Straucheln geraten lässt.
Mir gefiel, wie Jennifer E. Smith die Konfliktmomente zwischen Vater und Tochter umgesetzt hat. Die kleinen Sticheleien am Rande, die Missverständnisse, das ewige Abwägen, wie sage ich was oder lasse ich es lieber sein, und das Aufschaukeln vor den intensiveren Diskussionen. Einschließlich des ewigen Aneinandervorbeiredens und der Vorwürfe. Das traf total das richtige Maß und war absolut authentisch. Aber keine Sorge, wer jetzt glaubt, das Buch sei deprimieren oder zieht einen runter, der irrt. Das Gegenteil ist der Fall. Ich fand es sehr kraftvoll und mutmachend.
Gut fand ich, wie schon gesagt, auch, dass das Buch zwar einfühlsam, aber nicht kitschig ist. Trotz Ansatz einer Liebesgeschichte, der Verarbeitung eines Todesfalls und vielerlei Konfliktlösungsversuchen. Für mich wird es einzig und allein etwas kitschig, wenn über das Reisen auf einem Kreuzfahrtschiff geschrieben wird, aber auch das ist nun mal (leider) Realität. Großer Pluspunkt: Am Ende ist nicht alles wie durch Zauberhand plötzlich wieder gut. Stattdessen bleibt einiges offen und vage. Aber es ist definitiv Licht am Horizont.

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Veröffentlicht am 03.10.2022

Zeitreise in die goldenen 20er-Jahre

Die Buchhändlerin von Paris
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Könnte ich eine Zeitreise machen und für einen Tag in eine andere Epoche eintauchen, dann stünde Paris in den 1920er-Jahren inklusive der Buchhandlung Shakespeare & Company ganz oben auf meiner Wunschliste. ...

Könnte ich eine Zeitreise machen und für einen Tag in eine andere Epoche eintauchen, dann stünde Paris in den 1920er-Jahren inklusive der Buchhandlung Shakespeare & Company ganz oben auf meiner Wunschliste. Wie schön wäre es, der berühmten Buchhändlerin Sylvia Beach mal für ein paar Stunden bei ihrer Arbeit über die Schultern zu schauen und sie mit literarischen Größen wie James Joyce, Ernest Hemingway oder Edgar Fitzgerald fachsimpeln zu hören, die in dieser Buchhandlung ein und aus gingen. Leider geht das nicht, umso schöner ist es, wenn man wenigstens beim Lesen dort eintauchen kann.

„Die Buchhändlerin von Paris“ von Kerri Maher setzt den Fokus auf die Entstehungsgeschichte der berühmten Pariser Buchhandlung, deren Überlebenskampf in turbulenten Zeiten und Sylvia Beachs Arbeit und Sorgen als Verlegerin des Romans „Ulysses“ von James Joyce. Das war spannend zu lesen, aber stellenweise auch etwas mühsam, denn auf den fast 400 Seiten waren eine Menge Sorgen, Nöte und Selbstzweifel zu finden. Etwas mehr Leichtigkeit der sagenumwobenen goldenen 20er-Jahre hätte dem Roman gutgetan. Sylvia Beach wirkt hier fast etwas bieder und langweilig, während um sie herum alle das Leben feiern und die Nacht zum Tag machen. Und meines Wissens war sie genau das nicht.

Dass Sylvia Beach die Verlegerin von Ulysses war, wusste ich bereits. Wie sehr sie aber für dieses Buch gekämpft hat und dass es vielerorts verboten war, war mir nicht bewusst. Geschweige denn, dass es von vielen als Skandal angesehen wurde. Ich habe Ulysses schon seit Jahren ungelesen im Bücherregal stehen und muss mir unbedingt zeitnah mal selbst einen Eindruck davon machen. Die Neugierde ist auf jeden Fall wieder geweckt.

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Veröffentlicht am 12.07.2022

Toller 2. Teil

Wenn es Frühling wird in Wien
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Wieder ging es für mich nach Wien zur Zeit der Belle Époque, in das Haus des Dichters Arthur Schnitzler. Doch wie auch schon im ersten Teil ist der berühmte Dichter eher eine Randfigur in der Geschichte, ...

Wieder ging es für mich nach Wien zur Zeit der Belle Époque, in das Haus des Dichters Arthur Schnitzler. Doch wie auch schon im ersten Teil ist der berühmte Dichter eher eine Randfigur in der Geschichte, seine Hausangestellten – allen voran das Kindermädchen Marie – stehen dagegen im Fokus. Wie auch schon das erste Buch der Reihe ist „Wenn es Frühling wird in Wien“ ein bezauberndes Büchlein, das vor allem durch seine liebevollen Charaktere und ganz viel Charme besticht. Kurz gesagt: Das perfekte Gute-Laune-Buch für zwischendurch.

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Veröffentlicht am 26.06.2022

Ein lesenswerter Klassiker

Die Forsyte Saga
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Ich hatte zur Abwechslung mal wieder Lust auf einen richtigen Klassiker mit Anspruch. Und mit der „Forsyte Saga“ habe ich da eine gute Wahl getroffen. Ich bin ehrlich, ich hatte von dem Werk von Literatur-Nobelpreisträger ...

Ich hatte zur Abwechslung mal wieder Lust auf einen richtigen Klassiker mit Anspruch. Und mit der „Forsyte Saga“ habe ich da eine gute Wahl getroffen. Ich bin ehrlich, ich hatte von dem Werk von Literatur-Nobelpreisträger John Galsworthy vorher so gut wie nichts gehört. Aber genau das war auch der Grund, warum ich völlig unvoreingenommen an die Trilogie herangegangen bin.

Der lange Atem beim Lesen hat sich auf jeden Fall gelohnt, denn der Autor hat eine beeindruckende Familien-Saga erschaffen. Dennoch fällt es mir gar nicht so leicht, die drei Bände als Gesamtwerk zu beurteilen. Meiner Meinung nach hebt sich besonders der erste Band von den beiden anderen ab. Teilweise hatte ich fast das Gefühl, dass der erste Teil Jahrzehnte vorher oder gar von einem anderen Autor geschrieben wurde. Sprache, Stil und Inhalt sind anders. Gerade im ersten Teil gibt es wahnsinnig viele Längen, seitenlange innere Monologe, es passiert dagegen vergleichsweise wenig (auch wenn das Geschehen der weiteren Bände auf die Ereignisse des ersten Teils aufbaut). Da viel es mir teilweise nicht leicht, weiterzulesen. Andererseits passt auch gerade dieser Schreibstil zu den Protagonisten und der Epoche des ersten Teils.

Die Art des Erzählens ändert sich dagegen im zweiten und dritten Teil, in dem die Folgegenerationen der Forsytes in den Fokus rücken. Endlich nahm die Geschichte an Fahrt auf, wurde greifbarer, lebendiger. Die Charaktere bekamen für mich endlich ein Gesicht, gewannen an Sympathie. Interessanterweise machten vor allem ein paar Hauptfiguren eine Art Wandlung durch und wurden zu Lieblingscharakteren. Und vor allem: die Längen und Monologe nahmen deutlich ab. Ich war froh, mich durch den ersten Teil durchgekämpft zu haben und wurde belohnt. Das Werk von Galsworthy hätte es verdient, mehr Beachtung zu finden. Ich fand besonders beeindruckend, wie der Autor die unterschiedlichen Denkweisen und Prioritäten der einzelnen Generationen herausgearbeitet hat. Während sich bei der ersten Generation alles um das Thema Eigentum dreht, nehmen die nachfolgenden Generationen von diesem Denken immer mehr und mehr Abstand.
Ich war übrigens sehr dankbar (vor allem beim ersten Teil), dass bei der Neuübersetzung, die vor ein paar Monaten bei Reclam herauskam, eine Karte mit dem kompletten Stammbaum dabei war. Ich wäre sonst tatsächlich zeitweise verloren gewesen! Gerade im ersten Teil finden so viele Personen Erwähnung, dass es unmöglich ist, den Überblick zu behalten. Während des Lesens des ersten Teils lag der Stammbaum aufgeklappt die ganze Zeit griffbereit neben mir.

4 von 5 Sternen

Zum Inhalt: Eine Familie der oberen Mittelschicht, Intrigen und Schicksale – das ist der Stoff, aus dem der Literatur-Nobelpreisträger John Galsworthy seine monumentale Romantrilogie spinnt. Beginnend im viktorianischen London der 1880er Jahre und endend in den frühen Goldenen Zwanzigern beschreibt Galsworthy über mehrere Generationen hinweg den Zerfall der Familie Forsyte: Der erfolgreiche Anwalt Soames Forsyte kauft ein Stück Land, um darauf ein Haus für sich und seine Frau Irene zu bauen, doch anders als die frisch hochgezogene Fassade des Hauses beginnt die eheliche Fassade zu bröckeln. Irene möchte aus der Ehe raus, liebt Soames nicht, hat sich stattdessen neu verliebt. Soames hält krampfhaft an der Beziehung fest, bezeichnet Irene als sein Eigentum. Es kommt zu einem dramatischen Zerwürfnis, zu einer generationsübergreifenden Familienfehde.

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