Cover-Bild Fritz, der Gorilla
(2)
  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
22,00
inkl. MwSt
  • Verlag: S. Hirzel Verlag GmbH
  • Themenbereich: Biografien, Literatur, Literaturwissenschaft - Biografien und Sachliteratur
  • Genre: Sachbücher / Natur & Technik
  • Seitenzahl: 228
  • Ersterscheinung: 19.04.2022
  • ISBN: 9783777629698
Jenny von Sperber

Fritz, der Gorilla

Biografie eines faszinierenden Menschenaffen | Nominiert für den NDR-Sachbuchpreis 2022

Als Jenny von Sperber Fritz zum ersten Mal begegnet, lässt der Gorilla sie nicht aus den Augen. Er ist damals schon über 50 Jahre alt, aber immer noch sehr charismatisch. Für die Journalistin ist klar: Sie will alles über das Leben von Fritz herausfinden. Geboren 1963, kam er 1966 als Wildfang von Kamerun nach Deutschland. Zu dieser Zeit waren Menschenaffen in Europa noch Seltenheiten, mussten mit Löffeln essen und bekamen Hammelfleisch zu Mittag. Als der Handel mit wilden Gorillas endlich verboten wurde, war Fritz schon mehrfacher Vater.

Diese faszinierende Gorilla-Familiensaga erzählt nicht nur das bewegte Leben von Fritz, sondern zeigt auch die Entwicklung in europäischen Zoos im Umgang mit Menschenaffen auf. Sicher ist heute vieles deutlich besser geworden. Doch es bleiben Fragen, zum Beispiel, was es mit uns Menschen macht, wenn wir unsere nächsten Verwandten hinter Glas bestaunen. Und: Ist es überhaupt noch zeitgemäß, Menschenaffen einzusperren?

Weitere Formate

Dieses Produkt bei deinem lokalen Buchhändler bestellen

Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 13.07.2022

Ein beeindruckendes und meines Erachtens sehr wichtiges Buch

0

Schon das Foto von Fritz auf dem Buchumschlag ist sehr ausdrucksstark und hat mich fasziniert. Bisher wusste ich so gut wie nichts über Gorillas, aber der Klappentext hat mich sehr neugierig gemacht, und ...

Schon das Foto von Fritz auf dem Buchumschlag ist sehr ausdrucksstark und hat mich fasziniert. Bisher wusste ich so gut wie nichts über Gorillas, aber der Klappentext hat mich sehr neugierig gemacht, und ich wollte unbedingt mehr erfahren. Im Nachhinein vermute ich, dass ich Fritz eventuell schon persönlich begegnet sein könnte, denn laut Zeitleiste hinten im Buch ist der Gorilla 1970 nach Nürnberg gekommen, und damals, in meiner Kindheit, war ich einige Male im Nürnberger Zoo zu Besuch. Inzwischen verzichte ich auf Zoobesuche, aus Gründen, die ich hier im Buch noch bestätigt bekam. Wenn man sich den Lebenslauf von Fritz ansieht, soweit man die Daten überhaupt noch feststellen konnte, dann zeigt mir dies alles andere als ein glückliches Leben.
Die Autorin hat sehr intensiv recherchiert und sich mit vielen Menschen unterhalten, die Fritz während seines Lebens eine Zeitlang begleitet haben.
Was sie nicht nur über Fritz sonder auch über seine vielen Nachkommen herausgefunden hat, ist berührend und zum Teil schockierend, denn damals, als Fritz nach Deutschland kam, wussten auch die „Fachleute“ in den Zoos nicht wirklich viel über diese gigantischen Tiere. Viel wurde damals falsch gemacht. Die heutigen Zoos, die nach neuesten Erkenntnissen gestaltet sind, geben da ein besseres Bild ab, und doch frage ich mich, mit welchem Recht wir diese großartigen Lebewesen ihrer Freiheit berauben und derart bis ins kleinste Detail über ihr Leben bestimmen.

Das Buch besteht aus drei großen Teilen:

1. Fritz, das Waisenkind
Hier erfährt man alles, was man über das Leben der Gorillas im Dschungel Kameruns weiß. Die Autorin schildert sehr eindringlich die Art, wie kleine Gorillas damals von ihren Eltern getrennt und nach Europa geschickt wurden. Sie erläutert die vielen Fehler, die bei der Aufzucht der jungen Tiere gemacht wurden, was schon mit der falschen Ernährung begann, denn den Vegetariern wurde Fleisch vorgesetzt. Das Kapitel endet mit dem sogenannten „Erhaltungsaufzuchtprogramm“, was bedeutet, dass heutige Zoos ihren „Bedarf“ an Tieren durch eigene Aufzucht decken, ja decken müssen, weil der Wildfang mittlerweile verboten ist.

2. Fritz, das Gründertier
In diesem großen Abschnitt lernt man Fritz‘ Nachfahren kennen. Einige von ihnen werden sehr ausführlich dargestellt, und man erfährt, dass auch hier bei der Haltung der Tiere so einiges schief gelaufen ist.

3. Fritz, der Zeitzeuge
Hier begleitet man Fritz auf seinen Reisen. Man erfährt, was Stammgäste im Zoo für Gorillas bedeuten und wie andererseits Gorillas das Leben der Menschen beeinflussen können. Die Autorin berichtet über die Art, wie Fritz sich gegen jüngere Konkurrenten durchsetzte, was sich in den Zoos verändert hat und über Zipperlein und Krankheiten, die Gorillas im Alter ebenso heimsuchen wie uns Menschen.

Dieses Buch hat mich sehr nachdenklich gestimmt und einerseits meine Meinung bestätigt, dass man Tiere nicht derartig einsperren und zur Schau stellen sollte. Andererseits haben Zoos auch eine wichtige, sehr verantwortungsvolle Aufgabe, denn viele Tierarten sind in freier Natur vom Aussterben bedroht. Hier können Zoos dafür sorgen, dass diese Arten erhalten werden.
Was ist richtig, was ist falsch? Diese Frage kann wohl nicht eindeutig beantwortet werden, denn es ist eine Gratwanderung, zu entscheiden, was jeweils richtig ist. Das betrifft bei weitem nicht nur Gorillas oder andere Menschenaffen, sondern sehr viele Spezies aus dem Tierreich. Verantwortliche müssen das Für und Wider berücksichtigen und in Einzelfällen entscheiden, was wichtiger ist, die Bewahrung von Würde und Freiheit einer Tierart oder ihr Schutz vor Ausrottung.
Zahlreiche Bilder im Buch unterstreichen das Geschriebene auf eindrucksvolle Weise. Die umfangreiche Liste der Quellenangaben im Anhang zeigt, wie intensiv sich die Autorin mit dem Thema befasst hat. Das daraus resultierende Buch, die Biografie eines faszinierenden Menschenaffen, ist sehr eindrucksvoll, und ich kann es allen Menschen, denen Tiere am Herzen liegen, sehr empfehlen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 22.07.2023

Interessantes Buch über Arterhaltung und Zoogefangenschaft

0

Im Hirzel Verlag erscheint das Sachbuch "Fritz, der Gorilla" von Jenny von Sperber.

Der charismatische Fritz ist ein Gorillamännchen, als sogenannter Silberrücken ist er das Oberhaupt einer Gruppe von ...

Im Hirzel Verlag erscheint das Sachbuch "Fritz, der Gorilla" von Jenny von Sperber.

Der charismatische Fritz ist ein Gorillamännchen, als sogenannter Silberrücken ist er das Oberhaupt einer Gruppe von Weibchen im Nürnberger Zoo. Jenny von Sperber ist fasziniert von diesem Tier und recherchiert über sein Leben, geboren wurde er 1963 in Kamerun und kam 1966 als sogenannter Wildfang nach Deutschland. Jenny befragt Pfleger und Menschen, die ihr etwas über Fritz und seine Nachkommen erzählen können. Dabei wird deutlich, dass man in den 70er Jahren in den Zoos noch keine genauen Kenntnisse darüber hatte, wie man Gorillas artgerecht hält.

"Das Erhaltungszuchtprogramm hat es seit den 70er Jahren geschafft, eine genetisch gesunde Zoogorillapopulation in Europa aufzubauen, die sich selbst erhalten kann." Zitat Seite 138 *bezieht sich auf den Westlichen Flachlandgorilla

Jenny von Speyer gibt vielseitige Einblicke in die Entwicklung europäischer Zoos von den 60er Jahren bis heute und sie beschreibt, welche Fehler in der Tierhaltung von Gorillas gemacht wurden. Im ersten Kapitel beschreibt die Autorin, wie es Fritz, dem Waisenkind aus dem Dschungel Kameruns erging. Die Trennung von der Mutter ist aus heutiger Sicht ein no go!


Im zweiten Kapitel geht es um "Fritz, das Gründertier" und damit um seine Nachfahren. Man zog Jungtiere beispielsweise per Hand auf, damit entstand eine Prägung auf den Menschen. Kamen diese Tiere später in eine Gorillagruppe, hatten sie teilweise Anpassungsschwierigkeiten und konnten typisches Gorillagebahren schlicht und einfach nicht richtig einschätzen.

Aus heutiger Sicht muss man sich fragen, ob es zeitgemäß ist, wenn wir Menschenaffen einsperren. Das EEP (Europ. Erhaltungszuchtprogramm) hat Zuchterfolge, die den Bestand der Gorillas in Gefangenschaft sichern kann. Aber ist das überhaupt sinnvoll?

Im Buch geht es hauptsächlich um Fritz, der als sozialer und ausgeglichener Silberrücken galt und damit menschliche Züge besaß. Er wurde in Gefangenschaft über fünfzig Jahre alt und hatte eine Menge Nachkommen, über die im Buch berichtet wird. Davon sind mir einige aus dem Hannover Zoo bekannt, besonders seine Enkelin Zazie und ihre Kinder habe ich öfter besucht. Ich habe mich häufig gefragt, wie sich diese Tiere wohl fühlen, wenn sie auf die nächste Fütterung warten müssen und von den Besuchern angestarrt werden.


Der Erzählstil lässt sich trotz der vielen eingebauten Fakten gut und durch beigefügte Fotos auch sehr anschaulich lesen. Die vielen Anekdoten sorgen für unterhaltsame Szenen und die Beschreibung der früher üblichen "vermenschlichten" Aufzucht der Gorillababys finde ich sehr aufschlussreich. Da ist es gut, dass man inzwischen neue Erkenntnisse besitzt.
Was mir bei diesem Buch richtig gut gefallen hat, sind neben einigen allgemeinen Fakten über Gorillas auch die detaillierten Beschreibungen vom Verhalten in der Gruppe, mit Pfleger:innen und die unterschiedlichen Charaktere der Gorillas. Sie haben sich mit ihrem Leben arrangiert, aber ob sie wirklich ein glückliches Gorillaleben führen, ist fraglich.


Ein interessantes Buch über Arterhaltung, Zoohaltung und das Verhalten von Gorillas in Zoos und in Freiheit. Ein aufschlussreiches Buch für alle Gorillafans, das über Vor- und Nachteile der Zootierhaltung nachdenken lässt. Arterhalt um jeden Preis, darüber streiten sich die Wissenschaftler!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere