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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 19.07.2022

Klasse Krimi

Langstrasse
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„...Der in Schwarz gehüllte Mann sah den getunten BMW mit den übergroßen Felgen schon von Weitem. Keine wirkliche Überraschung. Auf Kriminelle war nun einmal Verlass. Vor allem, wenn es um Geld ging...“

Der ...

„...Der in Schwarz gehüllte Mann sah den getunten BMW mit den übergroßen Felgen schon von Weitem. Keine wirkliche Überraschung. Auf Kriminelle war nun einmal Verlass. Vor allem, wenn es um Geld ging...“

Der BMW gehört einem Drogendealer. Der weiß nicht, dass er nur noch wenige Minuten zu leben hat. Er hielt sich für schlauer als der Mann in Schwarz.
Der Autor hat einen fesselnden Krimi geschrieben. Das Buch hat mich sofort in seinen Bann gezogen. Die Handlung birgt einige Überraschungen.
Der Schriftstil fördert unter anderen durch die kurzen Kapitel den hohen Spannungsbogen. Er ist sehr ausgereift. Häufig arbeitet der Autor dabei mit treffenden Vergleichen. Bei den Ermittlungen fallen zum Beispiel die folgenden Sätze:

„...Wir haben im Moment alles, was wir brauchen. Unser Netz ist gespannt, und wir bleiben aufmerksam. Die Frage ist nur: Wer ist die Spinne und wer ist die Fliege?...“

Übrigens, die überraschende Antwort auf diese doch so einfach Frage gibt es ganz am Schluss.
Der Fall landet bei Oberleutnant Muzaton, dem Leiter der Kriminalpolizei in Zürich. Von Anfang an gefällt mir die gute Zusammenarbeit des Oberleutnants mit seinem Team, insbesondere mit seiner Assistentin Priya. Die junge Frau fällt durch ihr Selbstbewusstsein und ihren Humor auf. Armand ist offen für ihre Vorschläge. Sie geht auch mal unkonventionelle Wege, wenn sie es für richtig hält.
Der Mann in Schwarz bekommt nach einem weiteren Fall den Titel „Maskenmann“. Er scheint eine Art moderner Robin Hood zu sein. Nach und nach erfahre ich einiges über den Hintergrund des Mannes.
Doch Armand hat nicht nur den Fall zu klären. Regierungsrat Braunschweiler wirft ihn gekonnt Knüppel zwischen den Füßen. Armand sagt, was er denkt und redet dem Politiker nicht nach dem Mund. Das kann der nicht vertragen. Also sucht er einen Grund, Armand abzusägen. Es stehen Wahlen an.
Als besonderes Stilmittel gewährt mir der Autor ab und an einen Einblick in den internen Pressespielgel der Zürcher Kantonspolizei. Dort zeigen sich die unterschiedlichen Reaktionen je nach Parteizugehörigkeit.
Ich mag Armands trockenen Humor. Bei folgenden Zitat sollte man wissen, dass Armand Priester war, bevor er zur Polizei gewechselt ist

„...Der Bischof ging sofort darauf ein. „Also, mein lieber Oberleutnant. Haben Sie die Entscheidung, die Kirche zu verlassen, jemals bereut?“ Armand zögerte keine Sekunde. „Nein. Eine Tür, die zugegangen ist, sollte man nicht wieder öffnen. Zur Beichte sage ich heute einfach Verhör.“...“

Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. Es ist sehr raffiniert gestrickt und erst am Ende vollständig zu durchschauen. Außerdem mag ich die politischen Anspielungen.

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Veröffentlicht am 16.07.2022

Mitzi kann es nicht lassen

Die MörderMitzi und der Sensenmann
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„...Gestern ist das Mädel fünfzehn geworden. Heute ist der Morgen nach dem Geburtstag. Einen Festtag hatte sich das Mädel gewünscht, aber natürlich war alles traurig und schrecklich, wie immer. Vielleicht ...

„...Gestern ist das Mädel fünfzehn geworden. Heute ist der Morgen nach dem Geburtstag. Einen Festtag hatte sich das Mädel gewünscht, aber natürlich war alles traurig und schrecklich, wie immer. Vielleicht entschließt sich das Mädel deshalb, mit den Mann zu reden und nicht sofort die Flucht zu ergreifen...“

Mit diesen Sätzen beginnt eine spannender Krimi. Es sollte zwölf Jahre dauern, bis man die eingemauerte Leiche des Mädels findet. Der Fall landet bei Agnes Kirschnagel.
Der Schriftstil ist ausgereift. Die Autorin versteht es, zwischen spannenden und Emotionalen Szenen zu wechseln.
Das Buch ist in vier Abschnitte gegliedert. Jeder beginnt mit einem Traum von Mitzi. Die junge Frau ist mit der Kommissarin befreundet. Sie hat allerdings noch ein Kindheitstrauma aufzuarbeiten, denn sie hat durch einen Brand ihre Familie verloren.

„...Ein wenig wie ein Korken im Wasser trieb sie umher, fasste nirgendwo Fuß, ließ niemand in ihr Herz. Doch, eine schon: Agnes...“

Bei den Fällen von Agnes mischt sie gern mit. Obwohl ihre Gedanken teils skurril klingen, brachten sie in der Vergangenheit häufig den Fall voran.
Momentan aber weiß man nicht einmal, wer die unbekannte Tote ist. Mitzi nennt sie Nelly. Der einzige Anhaltspunkt für die Ermittlungen ist die Baufirma, die das Grundstück errichtet hat. Dann aber erfährt Agnes von einem zweiten Fund, der sechs Jahre zurückliegt. Es gibt ein entscheidendes Detail, das beweist, dass die Fälle zusammengehören.
Im Gegensatz zu den Ermittlern bin ich als Leser bei den Morden dabei. Ich kenne die Gedanken des Täters und seine Vorgehensweise.

„...Dort, wo Mitgefühl und Empathie sein sollten, gab es nur Leere, die mit anderen Dingen gefüllt werden wollte. […] Im Traum war er frei und ganz und gar unschuldig...“

Gleichzeitig erfahre ich einiges über das Leben der Mädchen.
Mitzi, die von ihrer Großmutter ein Grundstück geerbt hat, will sich das Land ansehen. Auf ihrer Fahrt gehen ihr aber die verschwundenen Mädchen nicht aus den Kopf. Sie vermutet, dass auch sie dem Täter nahe gekommen ist. Es macht Spaß, ihren Gedanken zu folgen und mit zu rätseln. Hinzu kommt, dass Mitzi immer wieder mit ihrer Vergangenheit konfrontiert wird.
Neben einem Glossar befindet sich im Buch auch das Grundrezept für Guglhupf.
Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Das liegt an der komplexen Handlung und den sympathischen Protagonisten. Natürlich hat mich die Auflösung erneut kalt erwischt.

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Veröffentlicht am 15.07.2022

Joy ist eben Joy

Ich bin Joy
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„...Laut Mama gibt es Ereignisse im Leben, die wie ein Messer durch die Zeit schneiden,das heißt, von da an gibt es für immer ein Vorher und ein Nachher, und nachher ist nichts mehr, wie es war...“

Noch ...

„...Laut Mama gibt es Ereignisse im Leben, die wie ein Messer durch die Zeit schneiden,das heißt, von da an gibt es für immer ein Vorher und ein Nachher, und nachher ist nichts mehr, wie es war...“

Noch ahnt Joy nicht, dass die Reise, die ihnen die Eltern ankündigen, ein solches Erlebnis sein wird.
Die Autorin hat ein humorvolles Kinderbuch mit ernstem Hintergrund geschrieben.
Der Schriftstil ist kindgerecht. Obiges Zitat zeigt, wie gut die Autorin das Spiel mit der Sprache beherrscht. Die zehnjährige Joy erzählt das Geschehen aus ihrer Sicht. Ihre Eltern würde man als Weltenbürger bezeichnen. Sie haben ihre Berufe auf verschiedenen Kontinenten und unterschiedlichen Ländern ausgeübt. Joy hatte Freunde auf der ganzen Welt. Unterrichtet wurden sie und ihre drei Jahre ältere Schwester von den Eltern.

„...Manches haben Claude und ich sogar nur deshalb gelernt, weil wir eben nicht zur Schule gingen. Zum Beispiel sprechen wir dreieinhalb Sprachen, und in fünf oder sechs anderen kennen wir jede Menge guter Schimpfwörter...“

Nun steht eine Rückkehr nach England an. Der Großvater braucht Hilfe. Joys erster Eindruck von ihm liest sich so:

„...Thomas Elefantenohr Blake weiß nicht, wie seine nächsten Nachbarn heißen, obwohl er hier schon länger wohnt, als ich Fahrradfahren kann. Die links nennt er Schreihälse und die rechts Messies...“

Der zweite Name des Großvaters entstammt Joys Phantasie. Er ändert sich im Laufe der Geschichte mehrmals.
Joy freut sich auf die Schule. Dann aber lernt sie deren Schattenseiten kennen. Still sitzen, ruhig sein und Forderungen wörtlich abzuarbeiten, fällt ihr schwer. Sie hatte nie Probleme, Freunde zu finden, aber in der Schule will es ihr nicht gelingen.

„...Ich wurde in eine Kolonie Ameisen gesteckt und gehöre nur leider zur falschen Art...“

Schön, dass Joy das Leben trotzdem noch mit Humor nimmt und alles versucht, Probleme zu lösen. Dazu gehört ebenfalls, dass sie den Großvater gekonnt aus seiner Komfortzone lockt.
Und dann soll auch noch die uralte Eiche einem neuen Schulgebäude weichen. DAS geht gar nicht. Natürlich fällt Joy eine Menge ein, wie man das verhindern könnte.
Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. Die lebenslustige und offen Joy gibt der Geschichte ein besonderes Flair.

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Veröffentlicht am 14.07.2022

Wo liegt das Motiv?

Marterlmord - Ein Geheimnis. Eine Mordserie. Ein schweigendes Dorf.
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„...Ein Meter Unkraut und dann die Carabinieristation Tal-Valle, die für die nächste Zeit mein Arbeits- und Wohnort sein wird. Das schäbigste Haus in einem Dorf, in dem alles schäbig ist...“

Pietro Carminati ...

„...Ein Meter Unkraut und dann die Carabinieristation Tal-Valle, die für die nächste Zeit mein Arbeits- und Wohnort sein wird. Das schäbigste Haus in einem Dorf, in dem alles schäbig ist...“

Pietro Carminati tritt seinen Dienst in einem kleinen Dorf in den Südtiroler Bergen an. Als Italiener nach Südtirol geschickt zu werden, kommt einer Strafversetzung gleich. Das passiert, wenn man sich in die falsche Frau verliebt. Sein Vorgänger Salvatore freut sich nach vierzig Jahren auf seinen Ruhestand. Passiert war in dem kleinen Ort nie was. Aber ausgerechnet an Pietros ersten Tag wir eine Toter im Fluss gefunden. Unfall oder Mord?
Die Autorin hat einen spannenden Krimi geschrieben. Der Schriftstil gibt die örtlichen Verhältnisse sehr gut wieder.
Pietro stellt schon bei seinen ersten Gesprächen fest, dass die Einwohner ziemlich maulfaul sind. Wenn er ein Wort als Antwort bekommt, ist das schon viel.
Am zweiten Tag gibt es den nächsten Toten. Bei dem ist die Sachlage eindeutig. Er wurde an eine Marterl geflochten. Bei der Witwe konstatiert Pietro:

„...Wie unsichtbare Masken tragen sie ihre Gleichgültigkeit vor sich her, mustern mich beinahe feindselig, als hätte ich ihr Unglück zu verantworten. Da ist sie wieder, diese Mauer...“

An wenigen Stellen kommt ein fast schwarzer Humor durch. Zwei Waldarbeiter hatten den Ertrunkenen gefunden. Dabei ergab sich folgendes Gespräch mit Pietro:

„...“Und er ist sicher tot?“ „Hab ihm die Schnapsflasche vor die Nase gehalten und er hat nicht danach gegriffen. Also ja.“...“

Der Fall zieht sich. Zwar gibt es einen Verdächtigen, aber der hat eigentlich ein Alibi. Und dann passiert der nächste Mord - wieder an einem Marterl..
Es gibt nur zwei Personen, die mit Pietro reden. Einer ist der Pfarrer Valentin, der selbst noch nicht richtig im Ort angekommen ist. Der zweite ist ein Junge, den Pietro beim Kirschen klauen erwischt. Die Frohnatur scheint nicht ins Dorf zu passen.
Der Pfarrer äußert einige Theorien, die auf die Motive für die Morde zutreffen könnten. Allerdings klingen sie etwas skurril. Pietro hat aber immer mehr den Verdacht, dass vom Dorf der Täter gedeckt wird.
Hinzu kommt, dass Pietro auch private Probleme hat. Seine Freundin ist eher nervig als hilfreich.
Die Geschichte hat mir sehr gut gefallen. Der komplexe Sachverhalt war schwer zu durchschauen, die Auflösung eine echte Überraschung, aber logisch bis ins letzte Detail.

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Veröffentlicht am 13.07.2022

Wunderschön

Auch Engel brauchen mal 'ne Pause
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„...Du warst so beschäftigt damit, anderen zu helfen, dass du keine Zeit hattest,für dich selbst zu sorgen. Dabei bist du genauso wichtig...“

Das begreift der kleine Engel am Ende des Buches. Davor aber ...

„...Du warst so beschäftigt damit, anderen zu helfen, dass du keine Zeit hattest,für dich selbst zu sorgen. Dabei bist du genauso wichtig...“

Das begreift der kleine Engel am Ende des Buches. Davor aber war eine Menge passiert.
Die Autorin hat ein berührendes Buch geschrieben. Es geht darum, die eigene Grenzen zu erkennen und selbst Hilfe anzunehmen, wenn notwendig.
Der kleine Engel war auf die Erde geschickt worden, um den Menschen zu helfen. Die Aufgabe nahm er ernst. Er war Tag und Nacht beschäftigt. Der Bau seines Häuschens allerdings musste warten. Immer kam etwas anderes dazwischen.
Eines Tages wollte sie zwei Kühen helfen, Baumstämme zu entfernen, damit die Tiere wieder ans Wasser konnten. Doch plötzlich fehlte ihr die Kraft dazu. Was war geschehen?
Diese Bildergeschichte für Erwachsene ist ein besonderes Kleinod. Davon zeugt die hohe Papierqualität, die wunderschönen farbigen Bilder und die kurzen, aber inhaltsreichen Texte, die auf farbigen Hintergrund in die Illustrationen passend integriert wurden.
Im Nachwort wird auf die Entstehung des Buches hingewiesen.
Die Geschichte hat mir ausgezeichnet gefallen. Der kleine Engel hat begriffen, dass es kein Fehler ist, vertrauensvoll Hilfe anzunehmen und dass manche Dinge gemeinsam leichter werden.

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