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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 02.12.2022

Wieder toll!

Feldpost
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MEINUNG:

Seit Trümmerkind bin ich begeisterter Fan von Mechtild Borrmann Romane und habe schon einiges von ihr gelesen, wie z.B. Glück hat einen langsam Takt . Ich liebe ihre sachliche, nüchterne Art, ...

MEINUNG:

Seit Trümmerkind bin ich begeisterter Fan von Mechtild Borrmann Romane und habe schon einiges von ihr gelesen, wie z.B. Glück hat einen langsam Takt . Ich liebe ihre sachliche, nüchterne Art, die aber gleichzeitig so viel Emotionen überträgt. Die Geschichten spielen immer auf zwei Zeitebenen und beinhalten immer auch ein spannenden Teil, so auch Feldpost.

Alles beginnt damit, dass Cara eine Fremde in einem Café trifft, die ihr eine Tasche mit Unterlagen hinterlässt und dann spurlos verschwindet. Cara weiß nur, dass sie auf der Suche nach einer gewissen Adele Kuhn war. Cara lässt die Geschichte nicht in Ruhe und sie beginnt Nachforschungen anzustellen. In der Tasche sind u.a. Feldpost-Briefe aus dem 2. Weltkrieg enthalten, die auf eine große Liebesgeschichte hin deuten. Außerdem stößt Cara auf eine Villa in Kassel, die auch Teil der ganzen Geschichte ist. 

Der Schreibstil von Mechtild Borrmann ist wie gewohnt schnörkellos und auf den Punkt gebracht ohne dabei aber total nüchtern zu sein. Ganz im Gegenteil hat diesen Geschichte wieder viele Emotionen in mir wach gerufen. Es ist die Geschichte zweier Liebenden, aber gleichzeitig auch die Geschichte zweier Familie. Familie Kuhn, die aus Adele, ihrer Bruder Albert und deren Eltern besteht, steht allerdings im Mittelpunkt des Geschehens. Als Leser verfolgen wir die Familie beginnend mit dem Ende der 1930er Jahre im Vergangenheitsteil und Cara und weitere Personen in der Gegenwart, die erfahren wollen, was mit Familie Kuhn, insbesondere Adele passiert ist. Beide Handlungsstränge laufen dann am Ende zusammen.

Es fiel mir mit zunehmenden Verlauf der Geschichte schwer das Buch aus der Hand zu legen, denn irgendwann wird die Frage immer drängender, was nun wirklich passiert ist. Es gibt wieder einige spannende Wendungen, die Geschichte eine ganze andere Richtung geben. Die Liebesgeschichte hat mich sehr berührt und auch das viele Dinge in dieser Zeit einfach unter den Teppich gekehrt worden sind. So müssen einige Protagonisten mit lebenslanger Schuld leben und einige andere erfahren spät Wahrheiten, die alles verändern. Am Ende war ich einfach wütend, dass die zweier Leute, die sich alles bedeutend haben und die vieles ertragen haben, in der Hoffnung sich eines Tages wiedersehen zu können, einfach an den falschen Entscheidungen aus egoistischen Gründen anderer Leute zerbrochen ist. Es spricht für die Autorin, dass sie mich hier so mitreißen konnte. 

FAZIT:

Feldpost ist ein großes Familiendrama und ein typischer historischer Roman mit Spannungselementen von Mechtild Borrmann, den ich wieder sehr genossen habe und kaum aus der Hand legen konnte, auch wenn mich das Ende wirklich emotional etwas wütend gemacht hat - wütend über so viel Ungerechtigkeit und Tragik auf Grund von menschlichen Entscheidungen, aber das ist das Leben. Jetzt heißt es wieder warten.

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Veröffentlicht am 24.10.2022

Highlight!

Lügen über meine Mutter
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MEINUNG:

Lügen über meine Mutter ist mir schon bevor das Buch auf der Longlist des Deutschen Buchpreises 2023 erschienen ist, aufgefallen, aber ich hatte ein paar Hemmungen das Buch zu beginnen. Ich hatte ...

MEINUNG:

Lügen über meine Mutter ist mir schon bevor das Buch auf der Longlist des Deutschen Buchpreises 2023 erschienen ist, aufgefallen, aber ich hatte ein paar Hemmungen das Buch zu beginnen. Ich hatte große Befürchtungen, dass es eine Geschichte wird, die wirklich weh tun wird beim Lesen. Schlussendlich hat aber die Neugier gesiegt und habe zu dem Buch gegriffen.

Daniela Dröschers Roman ist die Erzählung einer Kindheit in den 1980er Jahren, welche im Hunsrück stattfand. Der Roman erzählt die Geschichte einer Familie, der Familie der Autorin, vor allem ist die Geschichte einer Ehe mit besonderem Fokus auf die Mutter. Diese muss einiges ertragen, in einer Ehe, die sie zu einem Zeitpunkt in der Geschichte sicher nicht eingegangen wäre. Sie ist ständig, den Anfeindungen des eigenen Ehemanns ausgesetzt, der ihr wegen ihrem Gewicht die Schuld an allem gibt, was in seinem Leben schief läuft. Über Jahr muss die Demütigungen und Beleidigungen ertragen.

Ich denke, es ist klar, dass Daniela Dröscher hier zu großen Teilen ihre eigene Familiengeschichte erzählt, auch es keine Biographie ist. Ich denke, dass man es als autofiktionalen Roman beschreiben kann. Oft kritisiere ich bei solchen Romanen, dass die Reflexion dieser Lebensgeschichten fehlt und eine Einordnung, wie man es vielleicht später als Erwachsener sieht. Das ist hier richtig gut gelungen, denn zwischen den Kapiteln gibt es immer wieder kursive Kapitel, in denen die Autorin genau das tut und zwar in einer Art Gespräch mit ihrer Mutter. Sie stellt ihr auch Fragen, an die sie damals nie gedacht hätte, um das ganze Geschehen zu verstehen und so kann der Leser vieles auch nachvollziehen. Bei dieser Geschichte darf man nie vergessen, dass sie aus der Sicht von Daniela Dröscher als Kind oder Jugendliche. Sie beleuchtet ihre Kindheit und die Ehe der Eltern aus heutiger Perspektive.

Ich bin wirklich froh gewesen, dass sich die Mutter immer wieder anfängt zur Wehr zu setzen, auch wenn sie sich erst sehr spät aus der Ehe befreien kann. Das Schlimmste ist, dass sie niemanden hat, der zu ihr steht. Ganz im Gegensatz muss sie sich auch von der Schwiegermutter und der dörflichen Enge für weitere Dinge anfeinden lassen, u.a. weil sie nicht aus dem Dorf kommt und ihre Eltern aus Gebieten aus dem heutigen Polen nach Deutschland gekommen sind. Die unfassbare Einsamkeit und Hilflosigkeit war manchmal schwer zu ertragen. Der Vater ist für mich durch und durch ein schwacher Mensch gewesen, der seine Frau versucht ständig klein zu halten, obwohl diese wesentlich mehr Schneit als er hat. Ihr Gewicht ist ein ständiger Aufhänger, für alles, was er im Leben nicht hinbekommt. Er gibt ihr das Gefühl, dass sie nichts wert ist, wenn sie nicht schlank und vorzeigbar ist. Das zu lesen, war wirklich manchmal hart zu ertragen. Schlimm wird es, als es auf Daniela überschwappt, die es in ihrem kindlichen Leichtsinn wiederholt vom Vater.

FAZIT:

Lügen über meine Mutter habe ich in einem Rutsch gelesen. Der Sog des Erzählten war so groß, dass ich das Buch kaum aus der Hand legen konnte. Es ist das Kammerspiel einer Ehe in den 1980er Jahren in Westdeutschland. Natürlich ist es eine Geschichte, die aufrüttelt, die schockiert und die mich auch ganz häufig an die Ehe meiner Eltern auf andere Weise erinnert hat, aber es ist ein absolut lesenswertes, wichtiges Buch und eine absolute Empfehlung von mir.

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Veröffentlicht am 14.10.2022

Soo spannend!

Winterland
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MEINUNG:

Winterland ist der erste Teil der Juncker und Kristiansen Trilogie. Alle drei Teile sind bereits erscheinen. Der zweite Band heißt Todland und der dritte Teil Blutland. Es ist dringend zu empfehlen ...

MEINUNG:

Winterland ist der erste Teil der Juncker und Kristiansen Trilogie. Alle drei Teile sind bereits erscheinen. Der zweite Band heißt Todland und der dritte Teil Blutland. Es ist dringend zu empfehlen die Bücher in der korrekten Reihenfolge zu lesen, da sie aufeinander aufbauen.

Die Geschichte wird abwechselnd aus der Sicht von Signe Kristiansen und Martin Junckersen, genannt Juncker, erzählt. Signe wird kurz vor Heiligabend aus ihrem Urlaub herausgeholt, da sich in Kopenhagen ein Anschlag auf dem Weihnachtsmarkt ereignet hat. 19 Menschen und Kinder sterben dabei. Juncker, der ehemalige Kollege von Signe wurde nach Sandsted, seinem Heimatort versetzt und leitet dort jetzt das örtliche Polizeibüro. Hier kümmert er sich zu dem um seinen dementen Vater. Die Idylle ist recht schnell vorbei, da ein brutaler Mord an einem Ehepaar in Sandsted verübt wird. Signe und Juncker sehen sich schneller wieder als geplant als sie die Spuren zu beiden Fällen verbinden.

Winterland ist ein typischer skandinavischer Thriller, der bereits ab den ersten Seiten richtig spannend ist. Die knapp 600 Seiten haben sich wie im Flug lesen lassen, weil es natürlich die für Thriller typischen kurzen Kapitel gibt. Signe und Juncken bringen auch privat wieder einiges an Gepäck mit, was wirklich nicht unproblematisch ist und man bleibt nicht verschont von menschlichen Abgründen. Sie haben ihre typischen Ecken und Kanten, die natürlich auch bei der Arbeit mal im Weg stehen können. Das Autorenduo lässt uns Leser hautnah am Gefühlsleben der beiden Ermittler teilnehmen und so fühlt man sich ihnen auch sehr nahbar. Die Story ist relativ komplex aufgebaut und bewegt sich im politischen Umfeld. Die beiden Autoren haben hier sehr gute Recherchearbeit geleistet und man bekommt einen guten Einblick in die dänische Gesellschaft und deren strukturelle Konfliktfelder, die ähnlich sind wie in Deutschland. Das finde ich jedes Mal spannend zu erfahren. 

FAZIT:

Winterland war für mich ein richtiger Pagerturner, den ich innerhalb kürzester Zeit sehr gern gelesen habe.  Der Thriller enthält für mich alles, was ich an skandinavischer Spannungsliteratur so gerne mag. Ich kann es kaum erwarten hier weiterzulesen, denn es ist am Ende bereits klar, dass es hier noch offenen Konflikte gibt.

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Veröffentlicht am 13.07.2022

Highlight

In fünf Jahren
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MEINUNG:

Ich muss ehrlich sagen, dass mir das Buch als Überraschung zu gesendet worden ist und ich vermutlich nicht so wirklich dazu gegriffen hätte. Es sah für mich aus wie eine Liebesgeschichte, wie ...

MEINUNG:

Ich muss ehrlich sagen, dass mir das Buch als Überraschung zu gesendet worden ist und ich vermutlich nicht so wirklich dazu gegriffen hätte. Es sah für mich aus wie eine Liebesgeschichte, wie es sie zu vielen auf dem Markt gibt.

Dannie will erfolgreiche Prozessanwältin in einer bekannten New Yorker Kanzlei werden. Am Tag ihres Bewerbungsgesprächs, am 15. Dezember, macht ihr Freund David ihr einen Heiratsantrag, den sie bereits erwartet hat. Als sie am gleichen Abend einschläft und mitten in der Nacht aufwacht, befindet sie sich in einer ihre Fremden Wohnung mit einem fremden Mann. Es ist auf den Tag genau fünf Jahre später. Als sie erneut aufwacht, ist sie wieder in ihrem alten Leben. Sie kann allerdings den Traum nicht vergessen, schon gar nicht als sie dem Mann dann viereinhalb Jahre später begegnet...

Einen großen Pluspunkt gibt es als erstes dafür, dass die Geschichte in New York spielt und sie spielt auch wirklich dort. Die Autorin nennt viele Orte, Straßen, Bars und Restaurants, die es auch wirklich gibt. Falls man schon mal New York war, kann sich vermutlich an einiges bildhaft erinnert. Ich mag New York sehr und war froh wieder "zurück" in der Stadt zu sein. 

Der Klappentext verrät hier genauso so viel, wie man benötigt. Allerdings ist die Geschichte wirklich unerwartet. Ich fand es allerdings wirklich bemerkenswert, wie karrierefixiert Dannie und auch ihr Freund sind. Feierabend gibt es praktisch in ihren Jobs nicht. Sie kommen nur zum Schlafen nach Hause. Ein Privatleben gibt es praktisch nicht. Man kann beide gut und gerne als Workaholics bezeichnen. Sie haben ihr Leben auch sehr strikt durchgeplant. Zunächst bringt man Opfer, wohnt nur zur Miete, aber dann klettert man die Karriereleiter hoch und kann sich dann die Wohnung kaufen. Dann stehen natürlich Verlobung und eine Hochzeit auf dem Plan. Anfangs war mir das ziemlich unsympathisch, aber mit der Zeit merkt man, dass man das Leben natürlich nicht planen kann, was Dannie leider auch bitter erfahren muss. 

Dannie empfand ich als sehr strukturiert, ehrgeizig und kontrolliert, ganz im Gegensatz zu ihrer besten Freundin Bella, die Künstlerin ist. Für Dannie zählen auch häufig nur Fakten.  Damit versucht sie natürlich die Kontrolle über allem zu haben. Sie gibt ihren Gefühlen häufig nicht genug Raum für meinen Geschmack und genau das wird auch sehr schwer für sie. Die Freundschaft der beiden ungleichen Freundinnen ist trotzdem der Anker der beiden, denn sie kennen sich schon seit der Kindheit. Ihr Unterschiedlichkeit führt auch zu Konflikten, was ich sehr authentisch dargestellt fand. Die Freundschaft hat in der Geschichte ein zentrale Rolle, genauso wie die Beziehung zu David, der eigentlich perfekt ist und perfekt passt. Mehr kann und will ich nicht verraten. ;)

FAZIT:

In fünf Jahren ist für mich wirklich eine absolute Überraschung. Ich bin froh, dass mir diese Geschichte "zugeflogen" ist. Es handelt sich hier wirklich um eine Liebesgeschichte der anderen Art. Sie hat mich einfach mitgerissen und für sich eigenommen. Viele kleine Klöße waren im Hals als ich beendet habe. Eine unbedingte Leseempfehlung! :)

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Veröffentlicht am 30.06.2022

Starkes Debüt

Liebe ist gewaltig
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MEINUNG:

Um Liebe ist gewaltig bin einfach nicht drumherum gekommen, da es momentan in alle Munde ist und hochgelobt wird. Der Roman ist das Debüt von Claudia Schumacher. Auch wenn es vielleicht nicht ...

MEINUNG:

Um Liebe ist gewaltig bin einfach nicht drumherum gekommen, da es momentan in alle Munde ist und hochgelobt wird. Der Roman ist das Debüt von Claudia Schumacher. Auch wenn es vielleicht nicht die ideale Sommerlektüre zu sein schien, musste ich hier sofort los lesen.

Juli wächst mit drei Geschwistern in einem kleinen Ort in Süddeutschland auf (meine Vermutung). Beide Eltern sind Anwälte und sehr angesehen. Doch hinter der idyllisch anmutenden Familienfassade sieht es anders aus, denn der Vater verprügelt sie, ihre Mutter und ihre jüngeren Bruder. Es bleibt nicht nur bei körperlicher Gewalt, sondern es kommt auch emotional dazu, denn der Vater drillt alle auf Leistung und wenn diese nicht erbracht wird, macht er dies auch mit Worten deutlich. Die Mutter will sich den Umstand nicht eingestehen und schützt Juli und ihre Geschwister auch nicht. Es kommt zu dem Punkt, dass Juli sich aus dieser Familie befreien muss und ihren eigen Weg finden muss.

Juli verfolgen wir über drei Jahrzehnte, was auch der Einteilung des Buches entspricht. Der erste Teil beginnt damit, das Juli in einer psychiatrischen Einrichtung ist wegen Selbstmordverdacht bzw. - versuch. Dort bleibt sie nicht lange und kehr dann wieder nach Hause zurück. Trotz aller Schrecklichkeit, was in dieser Familie vor sich geht, ist der Ton locker, was vor allem an Juli liegt. Sie sieht vieles sehr zynisch und nimmt auch kein Blatt vor den Mund. Ihre Art macht es leichter, die Geschichte zu lesen, denn dieses ist wirklich brutal und verstörend. Die Autorin beschönigt nichts. Es ist auch absolut klar, dass so etwas in so viele Haushalten auf der Welt genau so passiert. Besonders der erste Teil gibt tiefe Einblicke, was Juli Zuhause ertragen muss. Das Schlimme ist, dass sie sich nicht davon befreien kann, wie es z.B. ihre ältere Schwester geschafft hat, aber dieser ist die Anerkennung des Vaters auch schlichtweg egal, doch Juli ist das wichtig. Die Beziehung zum Vater ist trotz der Gewalt immer sehr innig gewesen. Der Vater hält große Stücke auf sie, die sehr gut in Mathe ist. Es ist ein verhängnisvoller Teufelskreislauf, aus dem sich Juli aber dann zunächst dennoch befreit und nach Berlin zum Studieren geht.

Im zweiten Teil ist Juli in Berlin und studiert dort Mathematik. Nebenbei ist sie eine sehr erfolgreiche internationale Gamerin. Zunächst scheint sie ihr Leben irgendwie in den Griff zu haben. Sie verliebt sich in Alex, eine Engländerin. Der Kontakt zur Familie ist beschränkt, aber vorhanden. Dennoch kämpf Juli mit ihren inneren Dämonen und neigt zu hitzigen Verhalten, welches ihr eines Tages zum Verhängnis wird. Ich fand es erschreckend, dass sie sich rein örtlich und auch wirtschaftlich von ihren Eltern distanzieren konnte, aber emotional ist unfassbar schwer sich zu befreien für sie. Das gilt auch für die ganzen Verhaltensweisen und Konditionierungen, die ihr Vater ihr eingetrichtert hat und sie (un)bewusst angenommen hat. Es fällt ihr unfassbar schwer im Leben Fuß zu fassen und das wirklich Traurige daran, dass sie ihre Kindheit so stark geprägt hat. Als außenstende Person kann man immer leicht sagen, dass man einfach fliehen sollte, aber vor seinem Inneren kann man nicht fliehen. Sie versucht ihre Probleme auch mit Drogen und Alkohol zu bekämpfen.

Im dritten Teil wechselt die Erzählperspektive weg von der Ich-Erzählerin und erzählt einen Abschnitt aus dem Leben der erwachsenen Juli. Zum Inhalt möchte ich nicht mehr sagen. Ich fand diese Abschnitt und die Seite, die von Juli gezeigt wird, sehr befremdlich, aber alles in allem passte dieser Abschnitt genau hier rein und spiegelt ebenfalls die gleichen Aspekte wieder: Der Kampf um ein selbstbestimmtes Leben, in dem Juli, der Mensch sein kann, der sie sein möchte und in dem sie lernt sich selbst zu lieben.

FAZIT:

In Liebe ist gewaltig, was für ein unfassbar guter Titel, denn er ist so vielschichtig deutbar, begleiten wir Juli, die aus einem gewalttätigen Elternhaus kommt und ihrem Kampf sich daraus zu befreien. In kraftvoller, teil ironischer Sprache nimmt uns Claudia Schumacher mit in ihre Debüt, welches mich noch lange nicht los lassen wird.

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