Profilbild von wiechmann8052

wiechmann8052

Lesejury Star
offline

wiechmann8052 ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit wiechmann8052 über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 23.07.2022

Glückskrumen

Das Glück auf der letzten Seite
0

Im Urlaub findet Anne Lise ein Manuskript, das schon über dreißig Jahre alt ist. Nach dem Lesen ist sie restlos begeistert und versucht den Autor zu finden. Als er sich meldet und sich für die ...

Im Urlaub findet Anne Lise ein Manuskript, das schon über dreißig Jahre alt ist. Nach dem Lesen ist sie restlos begeistert und versucht den Autor zu finden. Als er sich meldet und sich für die Rücksendung bedankt, kommt heraus das er nur die erste Hälfte geschrieben hat und er diesen Teil irgendwann verloren hat. Jetzt spielt Anne Lise Detektiv. Sie will wissen wer das Buch vollendet hat. Der Autor reagiert zögerlich, beantwortet aber ihre Briefe. Es entspannt sich ein reger Briefwechsel nicht nur zwischen den beiden.
Es ist ein Briefroman, wir lesen die Geschichte und ihre Entwicklung nur in Briefen die die Protagonisten einander schreiben. Erstmal ist es das Briefe schreiben an sich, dass erst etwas seltsam anmutet, in Zeiten von Textnachrichten auf dem Handy oder E-Mails. Dann ist es die Sprache der Briefe, sie erinnert an den Sprachstil aus den Austen Romanen. Freundlich, höflich und trotzdem freundschaftlich nach dem sich die Schreiber näher gekommen sind. Es sind Wörter darin, die man schon lange nicht mehr gelesen hat. Wörter bei denen man über die Bedeutung nachdenken musste. Es war einfach schön, nach jedem Brief darüber nach zudenken bevor der Nächste anfing. Das Buch ist nachhaltig.
Die Geschichte entwickelte sich wie ein spannender Krimi. Als erstes die Frage wer hat das Buch in dem Hotel abgelegt, wer hat es davor gehabt und davor und davor.
Das Buch macht glücklich, genau wie der Text um den es darin geht. Es fällt mir schwer dieses Gefühl zu beschreiben, ich kann nur sagen das Buch muss gelesen werden. Es ist ein Highlight.

Veröffentlicht am 22.07.2022

Viele liebenswerte Geschichten

Grimm und Möhrchen – Frühling, Sommer, Herbst und Zesel
0

Der Buchhändler und sein Zesel sind wieder da. Im Laufe des Jahres erleben sie viele Geschichten, genau wie die Kinder die diese Geschichten vorgelesen bekommen. Der Einstieg ist wieder die Buchhandlung, ...

Der Buchhändler und sein Zesel sind wieder da. Im Laufe des Jahres erleben sie viele Geschichten, genau wie die Kinder die diese Geschichten vorgelesen bekommen. Der Einstieg ist wieder die Buchhandlung, es ist Dienstag und es ist Vorlesetag. Dann kommen Ereignisse die es manchmal nur einmal im Jahr vorkommen, wie Karneval oder Weihnachten. Dann sind es wieder Tage die zu etwas besonderen werden. Ein Paket kommt mit der Post. Ein heißer Tag im Planschbecken. Für Kinder aufregende Ereignisse und für uns Erwachsene ein Leichtes sie ohne großen Aufwand Realität werden zu lassen.
Aber für mich ist das Schönste an diesem Buch die Sprache und die Bilder. Wunderschöne Wortschöpfungen, gepaart mit ganz tollen liebevollen Zeichnungen.
Das Zeselchen ist einfach knuddelig, ich kann es mir auch gut als Stofftier vorstellen.
Genau so geht es mir mit Grimm. Dieser liebenswerte Buchhändler würde ich gern persönlich kennen. Sein Verständnis für andere Menschen, besonders für Kinder fehlt ganz oft in unserer Zeit.
Aber durch diese Geschichten erfahren Kinder das es so nicht sein muss.
Ich hoffe sehr das es noch mehr Geschichten mit Grimm und Möhrchen geben wird.

Veröffentlicht am 21.07.2022

Der Vater

Meines Vaters Heimat
0

Der Autor beschreibt das Leben seines Vaters. Lange nach seinem Tod sichtet er die Unterlagen, Briefe, Tagebücher und andere Schriftstücke. Dabei findet er Briefe aus dem Konzentrationslager Fulsbüttel ...

Der Autor beschreibt das Leben seines Vaters. Lange nach seinem Tod sichtet er die Unterlagen, Briefe, Tagebücher und andere Schriftstücke. Dabei findet er Briefe aus dem Konzentrationslager Fulsbüttel in Hamburg. Diese Briefe hat der Vater aus der Haft an seine Familie geschrieben. Nach seiner Entlassung schafft er es auf Umwegen nach Schweden. Wo er eine Familie gründet. Sein Sohn Torkel begibt sich auf eine Spurensuche. und trifft auf Zeitzeugen, Historiker und Laien die ihm helfen z. B,; die Sütterlin Schrift in lateinische Buchstaben transkipieren und dann das Ganze in Schwedisch zu übersetzen., weil er zu diesem Zeitpunkt kein Deutsch spricht..Er lernt Leidensgenossen und Weggefährten seines Vaters kennen.
Durch die authentischen Schriftstücke und gleichzeitig die Erinnerungen von Zeitzeugen bekommt man als Leser ein Gefühl für die psychischen Zustände der Menschen die Opfer waren. Wir erfahren nicht nur von Folter und Mord sondern auch von den perfiden Druck der auf den Überlebenswillen der Inhaftierten ausgeübt wurde. Der Autor beschreibt wie er unter dem Schweigen seines Vaters gelitten hat, nicht weil der Vater nicht mit ihm gesprochen hat, er beschreibt ihn als einen liebevollen Vater, sondern weil er auf Fragen zu früher keine Antwort bekam. Wer waren die Großeltern, warum sprichst du Deutsch, bringst es mir aber nicht bei, Das Trauma der zweiten Generation wirkt, als ob sich die Folgen von Folter und Erniedrigung vererben.
Es wird spürbar wenn der Autor von seinen Nachforschungen in Deutschland berichtet, als er Menschen trifft die zur Tätergeneration gehören. Wenn er von seinem Deutschkurs erzählt. Auf der einen Seite ist diese Biografie für mich als Leserin sehr bedrückend wie alle Bücher zu diesen Thema, gleichzeitig beantworten die Briefe und Tagebucheinträgen einige von meinen Fragen. Warum wurde aus Freunde Feinde? Wie baute sich der Druck im Umfeld auf`? Wie haben Opfer das Überleben gemeistert? Wie lernt man als Sohn eines Opfers mit dem Wissen umgehen?
Das Buch ist ohne Schuldzuweisungen geschrieben. Keine Anklagen aber es werden Namen genannt von Kommunisten, Sozialdemokraten und Juden. Genauso die Namen von Ärzten die Experimente durch führten, von Schergen des Regimes.
Ein wichtiges Buch, denn es zeigt alle Facetten.

Veröffentlicht am 16.07.2022

Jane Austen einmal anders

Teatime im Jane-Austen-Club
0

In dem Ort Chawton lebte vor über Hundert Jahren Jane Austen, die Bewohner sind fast alle Fans ihrer Bücher. Nun nach Ende des zweiten Weltkriegs sind die Wunden und Schäden extrem. Nur der Gedanke an ...

In dem Ort Chawton lebte vor über Hundert Jahren Jane Austen, die Bewohner sind fast alle Fans ihrer Bücher. Nun nach Ende des zweiten Weltkriegs sind die Wunden und Schäden extrem. Nur der Gedanke an das Gelesene liefert eine Zuflucht in glücklichere Zeiten. Ein paar dieser Menschen wollen eine Erinnerungsstätte an Jane Austen gestalten. Damit Interessierte sich über das Leben und Werk der Autorin vor Ort informieren können.
Gleichzeitig könnte diese Arbeit miteinander die Betroffenen aus ihrem Trauma lösen und sie vielleicht zurück ins Leben führen.
Jane Austen ist eine großartige Schriftstellerin gewesen. Das sich in diesem Buch eine Gruppe Menschen findet, die ihr Andenken bewahren wollen, kann ich voll und ganz nachvollziehen. Trotz aller Verluste die diese Menschen in den beiden Kriegen oder durch andere Umstände erlitten haben, finden sie den Mut für eine so große Aufgabe. Ein spannendes Thema, auch für Leser die Jane Austen nicht kennen. Sie lernen sie in diesem Buch kennen. Denn die Autorin hat es geschafft in einem ähnlichen Stil wie ihr Idol zu schreiben. Alltägliche Charaktere wie sie uns überall begegnen, Mal schüchtern, melancholisch, selbstbewusst, ehrgeizig oder auch grausam, neugierig und klatschsüchtig. Auch sie schafft es mit leiser Ironie die Figuren auf besondere Art dar zustellen. Das intelligente Hausmädchen, der steife Rechtsanwalt oder mitfühlende Arzt. Egal welche Person man genauer betrachtet sie hat kleine Finessen die erst beim zweiten oder dritten Auftauchen in der Geschichte sichtbar werden.
Als Austen Fan finde ich diese Autorin hat es geschafft diesen Stil wieder aufleben zu lassen und gleichzeitig sie selbst zu sein.

Veröffentlicht am 13.07.2022

Giftmischerin oder Retterin der Frauen

Die versteckte Apotheke
0

Caroline ist eigentlich auf eine Hochzeitstags reise von Ohio nach London. Aber ohne ihren Mann, den hat sie kurz vor der Abreise beim Fremdgehen erwischt. In London, unglücklich, macht sie bei ...

Caroline ist eigentlich auf eine Hochzeitstags reise von Ohio nach London. Aber ohne ihren Mann, den hat sie kurz vor der Abreise beim Fremdgehen erwischt. In London, unglücklich, macht sie bei einer Art Schatzsuche am Themseufer mit. Sie findet eine Flasche wie sie vor zweihundert Jahren Apotheker benutzt haben. Als ehemalige Historikerin forscht sie nach.
Zeitsprung: Zweihundert Jahre früher hilft die Apothekerin Nella verzweifelten Frauen, mit Tränken und Salben gegen Frauenleiden und anderen Problemen, aber auch mit wirksamen Giften um sie von gewalttätigen Ehemännern, Brüdern und Vätern zu befreien. Ein heikles Geschäft, nur einen Schritt vom Galgen entfernt. Doch sie weiß wie die Frauen sich fühlen, das sie das Bedürfnis nach Rache haben, das Gefühl brauchen, Rache heilt alle Verletzungen. Bei so einer Hilfeleistung lernt sie die junge Eliza kennen.
Das Buch wird immer im Wechsel aus der Gegenwart und der Vergangenheit erzählt, die Vergangenheit teilen sich Nella und Eliza.
Die kurzen Kapitel sorgen noch mehr für Spannung als die Geschichte ohnehin schon bietet. Die Gefahr auf der einen Seite, denn es ist Mord auch wenn wir heute vielleicht es Notwehr nennen würden. Bei Caroline, die Fragen nach ihrer Ehe und die Nachforschungen.
Die Parallelen zwischen den drei Frauen kann man immer wieder ziehen, obwohl es ganz unterschiedliche Lebensstile sind. Die drei Frauen wirken nicht selbstbewusst, eher fatalistisch, sie haben sich in ihrer Situation zurecht gefunden und machen das Beste daraus. Gleichzeitig sind sie ungeheuer hilfsbereit. Denn in der Vergangenheit gibt es viele Frauen die keinen anderen Ausweg sehen. Denn das Gesetz der Zeit sieht in der Frau das Eigentum des Mannes. Unverheiratet ist es der Vater oder Bruder und nach der Eheschließung der Mann.
Die Erzählung im historischen Strang nimmt auch Bezug auf den Aberglauben in der Zeit, Geister und Unwissen um ganz normale Vorgänge machen den Wunsch nach Zaubersprüche und Hexentränke verständlich. Diese Gedanken wirken erst unverständlich beim längeren Überlegen gibt es aber eine logische Erklärung und ich konnte auch mit diesen erzählerischen Elementen gut leben.
Für mich war es gelungene Unterhaltung.