Gossip Girl meets Cold Case
„Westwell“ ist im New Adult Universum ein Buch, auf das ich mich schon lange gefreut hatte, weil es eine gute Mischung aus Liebesgeschichte und Ermittlungsarbeit verspricht. Noch dazu sieht es absolut ...
„Westwell“ ist im New Adult Universum ein Buch, auf das ich mich schon lange gefreut hatte, weil es eine gute Mischung aus Liebesgeschichte und Ermittlungsarbeit verspricht. Noch dazu sieht es absolut wunderschön aus. Das Cover ist schlicht aber elegant und hat wunderschöne kleine Details. Das der Titel aus den Nachnamen der Protagonisten zusammengesetzt ist, ist etwas, was mich sofort für sich gewinnen konnte. Schön finde ich auch, dass diese Tatsache im Laufe der Geschichte auch aufgenommen wird
westwell.
Von außen verspricht das Buch als in seinem Gewand und mit seinem Klappentext ein echtes Highlight zu werden, doch konnte es dieses Versprechen auch halten?
Ich für meinen Teil kann diese Frage nur ganz laut und begeistert schreiend bejahen!
Das Buch hat jedes Versprechen gehalten, dass es mir gegeben hat. Es war romantisch, spannend und an den richtigen Stellen herzzerreißend.
Der Einstieg fiel super leicht dadurch, dass man zusammen mit Helena Weston, der Protagonistin, in New York ankommt. Helena ist eine junge Frau, die viel zu früh erfahren musste, was Verlust ist und was er mit einem macht. Zur High Society New Yorks gehörend wurde sie nach dem schicksalshaften Tod ihrer Schwester ins Ausland geschickt um dort zu studieren. Um die Umstände des Todes von Valerie aufklären zu können, kommt sie jedoch zurück, denn sie möchte den Namen ihrer Schwester, die für ihren eigenen, aber auch für den Tod ihres Verlobten Adam Coldwell, verantwortlich gemacht wird, rein waschen. Für mich ist das absolut nachvollziehbar und es gehört eine große Portion Mut dazu sich der Wahrheit stellen zu wollen. Helena ist mutig, tief verletzt, zielstrebig, perfekt unperfekt, geschickt, voller Liebe für ihre Schwester und definitiv nicht auf den Mund gefallen. Sie ist eine sehr vielschichtige Person und im Laufe der Handlung erfährt man immer mehr über sie, was man vielleicht nicht erwartet hätte. Denn warum sollte eine High Society Maus bitte Kampfsport betreiben?
Nach dem Tod von Valerie hat sie sich weiterentwickelt, doch in New York holt sie die Tatsache eine Weston zu sein ungebremst ein. So muss sie mit einer ständigen Maske der Gleichgültigkeit, Gefühlskälte und Ungerührtheit, die den Westens als Familienmerkmal nachgesagt wird, leben, denn sie ist nicht mehr das Mädchen, das New York verließ. Bei den Ermittlungen zum Tod ihrer Schwester wird sie von ihrer Freundin Malia unterstützt, die bei der Polizei arbeitet und damit die perfekte Quelle ist. Die Beziehung zwischen den beiden ist einer meiner wenigen Kritikpunkte, denn dafür, dass sie sich als beste Freundinnen betrachten, hätte ich mir mehr Momente mit ihnen beiden gewünscht oder generell etwas mehr über Malia erfahren wollen. Andererseits ist so der Fokus natürlich auf den Ermittlungen, dem roten Faden des Buches, geblieben. Ich hoffe allerdings auf mehr
helia Momente in Band zwei. Helenas Ermittlungen führen sie ganz am Anfang der Geschichte auf direktem Wege in die Arme des „Feindes“ und damit auch zu ihrem späteren Love Interest Jessiah Coldwell.
Dieser ist wohl der perfekte Bookboyfriend. Auch in die Upper Class New Yorks geboren, ist er alles andere als das, was man sich unter einem jungen Mann der oberen Zehntausend vorstellt. Er war und ist ein rebellischer Mensch, der sich nicht in Form pressen lassen möchte. Ein Freigeist und freiheitsliebender Mensch, der sich von der großen Stadt nur allzu erdrückt fühlt. Wäre sein Bruder nicht gestorben wäre er noch immer in Australien oder vielleicht auch wo ganz anders, aber definitiv nicht in New York. Doch auch sein Leben legt nach dem Tod seines Bruders eine 180 Grad Wende hin und er übernimmt Verantwortungen die vorher in der Hand von Adam lagen. So muss er sich damit abfinden lediglich am Rockaway Beach surfen zu können und sich mit seiner sozial inkompetenten Mutter, die absolut nichts mütterliches an sich hat, rumschlagen zu müssen. Das Einzige, was ihm die Tage rettet, ist sein kleiner Bruder Elijah, der schon vor Adams Tod einen schweren Schicksalsschlag hat ertragen müssen.
Und vielleicht auch seine Restaurants, die sein Papa, zu dem er ein inniges Verhältnis gepflegte, ihm vermacht hat. Jess ist ein leidenschaftlicher und liebevoller Mensch. Er tut alles für seine Familie, auch wenn das Trish Coldwell inkludiert. Er ist ein talentierter Koch und hat ein gutes Auge für die richtigen Geschäfte und Investitionen.
Helena und ihn verbindet der gegenseitige Hass aufeinander, denn beide Familien machen die jeweils andere für den Tod von Valerie und Adam verantwortlich. Durch Schmutzkampagnen gegen Valeries Familie ist es Trish Coldwell allerdings gelungen die Westons so gut wie ins gesellschaftliche Aus zu befördern, was Helena aber erst nach und nach bewusst wird. Als sich die beiden Sprösslinge, verfeindeter aber einflussreicher Upper Class Familien begegnen, fliegen die Funken. Beide merken, dass von Anfang an etwas zwischen ihnen ist, doch was auch immer es sein mag, sie hassen sich, ihre Familien hassen sich und keiner möchte, dass sich die Geschichte wiederholt.
Zunächst begegnen sich die beiden auch nur im Rahmen von Helenas Ermittlungen. So beginnt ihre Suche nach der Wahrheit in dem Fitnessstudio, in dem auch Jess trainiert und schon so früh kommt es zwischen den beiden zu einer spicy Szene. Garniert wird die Stimmung und Chemie zwischen den beiden mit unterhaltsamen Schlagabtauschen, was es so angenehm macht ihre Geschichte zu lesen.
Langsam aber sich nähern sich die beiden jedoch an, allerdings immer noch im Rahmen der Wahrheitsfindung. So fällt Helena bei Jess mit der Tür ins Haus um an einen persönlichen Gegenstand von Adam zu kommen. Die beiden essen gemeinsam und auch hier spürt man die Tension zwischen den beiden. Auf diese Weise kommt Helena auch an eine Hinterlassenschaft von ihrer Schwester. Eine der wenigen Sachen, die sie von ihr noch hat, denn ihre Eltern haben alle Sachen ihrer verstorbenen Tochter weggegeben (was bitte sind das für Eltern?).
Doch es gibt noch einen weiteren Knotenpunkt, den die beide verbindet und das ist das schwierige Verhältnis zur eigenen Familie. Sowohl die Weston als auch die Coldwells haben einen Schuss weg (man fragt sich, ob das vielleicht der Tatsache geschuldet ist, dass sie zur High Society gehören). Die Weston sind sehr reserviert, stets darauf bedacht das Gesicht zu wahren und ja keine Gefühle zu zeigen. Dieses Motto haben sie so verinnerlicht, dass es auch die innenfamiliären Beziehungen prägt. Gleichzeitig ist vor allem Mama Weston ein sehr zur Kontrolle neigender Mensch, etwas, was Helena immer zu spüren bekommt.
Bei den Coldwells sieht es ähnlich aus. Trish ist eine social akward Person, die die Unterstützung ihres Sohnes für zwischenmenschliche Beziehungen braucht. Das lässt sie noch kälter, ungerührter und berechnender wirken. Sie ist sehr erfolgsorientiert und versucht alles um ganz weit oben in der Gesellschaft zu stehen. Dafür tut sie alles und opfert sogar die, die ihr am Nächsten stehen.
So sabotiert sie mit allen Mitteln die entstehende Beziehung zwischen ihrem Sohn und dem Weston Sprössling.
Die Gefühle zwischen Jess und Helena entwicklen sich langsam und immer mit Helenas Ermittlungen im Hinterkopf. Das macht die Entwicklung zwischen den beiden aber so authentisch. Der anfängliche Hass aufeinander, den die beiden aber letztlich als ein Gefühl ihrer jeweiligen Familien füreinander ablegen können, entwickelt sich Stück für Stück zu einer tiefen Verbundenheit die auf demselben Schmerz, Verantwortung, einer verdrehten Familie und nicht zu erreichenden Träumen basiert.
Die gemeinsamen Momente zwischen Jess und Helena lassen einen jedes Mal mitfühlen. Sie sind wunderschön und so greifbar, dass man das Gefühl hat, mit am Tisch zu sitzen.
In Fahrt gerät ihre Beziehung durch den körperlichen Angriff auf Helena, bei dem Jess das Schlimmste noch verhindern kann. Nach ihrem gemeinsamen Erlebnis und dem Essen bekommen sich beide nicht mehr aus dem Kopf und im Hotel wird es dann das erste Mal richtig intim zwischen den beiden.
Die wohl intimste Szene zwischen den beiden ist am Todestag ihrer Geschwister, den sie nur zusammen gut miteinander verbringen können. Hier wird deutlich, wie tief die beiden füreinander und miteinander fühlen. Ich liebe, wie der Schmerz, der Helena und Jessiah verbindet, die beiden zusammenführt, wie sie den Hass überwinden können und den Todestag ihrer Geschwister zusammen verbringen. Oder zumindest den Abend. Ich liebe, wie beiden klar wird, dass sie noch so viel mehr verbindet und das sie Adam und Valerie plötzlich besser verstehen können, als jeder andere.
Der Schreibstil von Lena Kiefer ist perfekt für die Geschichte. Ich habe jedes Wort geliebt und würde das Buch gerne direkt noch mal lesen. Das Einzige, was ich zwischendurch nicht so genießen konnte, waren die Zeitsprünge. Die haben mich mich mich manchmal echt etwas lost fühlen lassen.
Trotz der finalen Entwicklungen, ist aber auch der Humor nicht zu kurz gekommen. Ich liebe die Date-Szene im Restaurant (an der Stelle: Wie verzweifelt müssen die Weston tatsächlich sein, dass sie ihrer Tochter ein solches Date aufs Auge drücken und dann auch noch an ihrem Geburtstag?!?!?!?!)!
Das Ende ist bittersüß. Der Cliffhanger ist per se nicht fies, aber ich fiebere jetzt schon dem Erscheinen von Band zwei entgegen, weil ich unbedingt erfahren muss, wie es zwischen den beiden weitergeht und vor allem muss ich wissen, was es nun wirklich mit dem Tod von Adam und Valeri auf sich hat.
Auch Helenas Ermittlungen gehen weiter voran. Mithilfe von Malia und Lincoln, den sie endlich einweiht versucht sie herauszufinden, was es mit den 10k in bar auf sich hat und wer, verdammt noch mal, die Drogen auf die Party eigeschmuggelt hat. Denn das es Adam oder Valerie waren kann ausgeschlossen werden! Oder?