Cover-Bild Dämmerstunde
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22,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Europa Verlage
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 200
  • Ersterscheinung: 30.06.2022
  • ISBN: 9783958903050
Hwang Sok-yong

Dämmerstunde

Andreas Schirmer (Übersetzer)

Am Rand der südkoreanischen Megacity Seoul wächst Minu in einem von Bandenkriminalität beherrschten Armutsviertel auf. Er kann studieren, arbeitet sich hoch und bringt es als Architekt mit eigener Baufirma zu Ansehen und Wohlstand. Eines Tages erhält er eine Nachricht von seiner Jugendliebe, und auf einmal erwachen alte Erinnerungen. Als er den Ort seiner Kindheit aufsucht, findet er aber keinerlei Spuren der Vergangenheit mehr. Seine Geschichte kreuzt sich mit der einer jungen Frau. Uhi will ihren Traum, sich als Theaterregisseurin durchzusetzen, nicht aufgeben. Mit Nachtschichten in einem 24-Stunden-Nahversorger kann sie kaum die Miete stemmen, doch sie verfolgt ihr Ziel, während Minu den Versäumnissen in seinem Leben nachgrübelt.
"Dämmerstunde" bildet eine tiefgründige Ergänzung zu "Vertraute Welt", diesem märchenhaften Roman, der auf der großen Mülldeponie am Rand von Seoul spielt. Hier wie dort geht es um die unterschwellige Wirkung einer fast ausgetilgten Welt auf die modernen Verhältnisse in einem Land, in dem beim Streben nach wirtschaftlicher Entwicklung wenig Rücksicht auf Verluste genommen wurde.

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 18.07.2022

Ein tiefer Blick in die heutige Gesellschaft Südkoreas

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Bak Minu und Dschong Uhi, die beiden so unterschiedlichen Charaktere, leben und arbeiten in Südkoreas Megacity Seoul. Eine Stadt der Gegensätze. Während die einen am Rande stehen, bis zur Erschöpfung arbeiten ...

Bak Minu und Dschong Uhi, die beiden so unterschiedlichen Charaktere, leben und arbeiten in Südkoreas Megacity Seoul. Eine Stadt der Gegensätze. Während die einen am Rande stehen, bis zur Erschöpfung arbeiten und doch nie viel haben werden, haben die anderen keinerlei Existenzsorgen.

Gleich mal begegnen wir Minu, dem erfolgreichen Architekten. In den Slums aufgewachsen, kennt er den täglichen Kampf ums Überleben nur zu gut. Sein Blick zurück zeigt anschaulich, wie es damals war, als er noch unter denen in den Armutsvierteln lebte, immer wieder abgelöst von den heutigen Bildern, von seinem einsamen Leben. Die Familie ist weg, er hatte sowieso keine Zeit für sie, die Arbeit stand stets im Vordergrund. Gefühle werden nicht gezeigt, man lächelt über alles hinweg.

Dem Theater gehört Uhis ganze Leidenschaft, auch wenn sie ihren Lebensunterhalt anderweitig bestreiten muss. Bis zur Erschöpfung malocht sie sich von Job zu Job, ihre Wohnung ist eher eine heruntergekommene Schlafstätte.

Hwang Sok-yong zeichnet anhand dieser beiden Charaktere ein nüchternes Bild der koreanischen Gesellschaft. Am Ende seines arbeitsreichen Lebens erkennt Minu, was er hätte anders, was er hätte besser machen können. "...Ich war ja doch auch ein anderer geworden, mein Horizont war ein anderer und damit auch mein Gefühlshaushalt..." Auch die Ausbeutung derer, die sich am Rande der Gesellschaft befinden, ist stets präsent und mit Uhi sehr anschaulich geschildert. Ihre Rechte stehen lediglich auf dem Papier, Arbeitsvertrag hin oder her. Wer nicht spurt, kann gehen. Der Nächste wartet schon.

Der Autor setzte sich schon früh für die Rechte der Arbeiter ein, war aktiv in der Demokratiebewegung, seine Werke erzählen davon. „Vertraute Welt“ habe ich von ihm gelesen, ich habe hineingeblickt in diese Welt der Gegensätze. Das Hineinfinden in seine „Dämmerstunde“ hat schon etwas gedauert, an die nüchterne und sprunghafte Erzählweise musste ich mich erst gewöhnen. Dranbleiben lohnt sich, vieles erschließt sich nach und nach, die Zusammenhänge werden sichtbar. Die anfangs so unnahbaren Figuren werden zugänglicher, der Erzählstil bleibt zwar kühl und doch begreift man deren Tun, nimmt an deren Leben teil.

„Dämmerstunde“ ist kein Buch, das man nebenbei liest. Die schnell wechselnden Zeitebenen fordern volle Aufmerksamkeit, es ist ein intensiver Blick ins heutige Südkorea, in eine für uns so fremde Welt.

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Veröffentlicht am 14.07.2022

Vertiefung einer Gesellschaftskritik

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Dämmerstunde von Hwang Sok-yong nimmt uns mit in eine ferne fremde Gesellschaft, die rücksichtslos ihre Schwachen wie Müll beiseite schiebt, um der aufstrebenden Wirtschaft und dem modernen Wohnungsbau ...

Dämmerstunde von Hwang Sok-yong nimmt uns mit in eine ferne fremde Gesellschaft, die rücksichtslos ihre Schwachen wie Müll beiseite schiebt, um der aufstrebenden Wirtschaft und dem modernen Wohnungsbau Platz zu machen. Hier begegnen wir Bak Minu, einen alternden Architekten, der aus ärmlichsten Verhältnissen stammend, eine imposante Karriere hingelegt hat. Er blickt auf das eigene Leben mit all seinen Begegnungen zurück, hinterfragt vielleicht so manche Entscheidung. Als zweiter Charakter tritt Dschong Uhi auf die Bühne. Sie ist Theaterregisseurin vor dem sogenannten Durchbruch, die sich durch Nachtschichten in einem 24-Stunden-Nahversorger über Wasser hält.

Obwohl beide ganz unterschiedliche Charaktere sind, sich also nicht nur ihres Alters wegen massiv unterscheiden, gibt es doch Parallelen. Sowohl Bak Minu als auch Dschong Uhi halten mit strenger Disziplin an ihren Lebensträumen fest. Dem ordnen beide alles unter, bringen so manches Opfer. Sie besitzen eine außergewöhnliche Anpassungsfähigkeit, fallen niemals aus dem Rahmen, bleiben komplett unauffällig, so wie es die Gesellschaft von ihnen erwartet. Die gesamte Lesezeit habe ich den beiden eigentlich mehr Leben und ein bisschen weniger strebsame Arbeit gewünscht.

Der Autor pflegt eine eher distanzierte, beschreibende Sprache. Trotzdem ist es Hwang Sok-yong gelungen, dass mir seine beiden Hauptfiguren ans Herz gewachsen sind. Ich konnte die Handlungsweisen von Uhi und Minu in ihrem Umfeld gut nachvollziehen, mich gut in beide hineinversetzen, sie ein stückweit verstehen. Anspruchsvoll fand ich die Umsetzung mittels verschiedener Ich-Erzählstimmen, da es mich jeweils einen Moment gekostet hat, den Personenwechsel zu erkennen. Herausfordernd waren auch die immensen Zeitsprünge. Dadurch hat es eine Weile gedauert, sich an den Erzählstil zu gewöhnen. Letzten Endes passen allerdings Geschichte und Schreibstil sehr gut zusammen.

Am besten hat mir das Anknüpfen dieses Romans an seinen Vorgänger „Vertraute Welt“, den ich im letzten Jahr gelesen hatte, gefallen. So wirkt „Dämmerstunde“ ein wenig wie eine Fortsetzung ohne tatsächlich eine zu sein. Ich habe mich jedenfalls gern an „Vertraute Welt“ erinnert und mit der aktuellen Lektüre den Faden, Südkorea und seine Gesellschaft besser kennen zu lernen, wieder aufgenommen.

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Veröffentlicht am 11.07.2022

Gesellschaftskritisch und interessant aber nicht einfach zu lesen

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„Dämmerstunde“ ist ein sozialkritischer Roman des südkoreanischen AutorsHwang Sok-yong, der mir das Leben und die Denkweise der Gesellschaft in Südkorea näher gebracht hat.

Der Architekt Bak Minu ist ...

„Dämmerstunde“ ist ein sozialkritischer Roman des südkoreanischen AutorsHwang Sok-yong, der mir das Leben und die Denkweise der Gesellschaft in Südkorea näher gebracht hat.

Der Architekt Bak Minu ist in den Slums von Seoul aufgewachsen. Ihm ist es gelungen dieses Leben hinter sich zu lassen. Als erfolgreicher Architekt ist er sogar mit dafür verantwortlich, dass nun große Bauten anstelle der Dörfer stehen, deren Bewohner rücksichtslos vertrieben wurden. Er reflektiert über sein Leben.

Uhi ist eine junge Frau, die Theaterregisseurin werden möchte. Um sich diesen Traum zu erfüllen arbeitet sie übermenschlich viel und lebt sehr genügsam.

Anhand dieser beiden Protagonisten zeichnet der Autor ein Bild der Gesellschaft Südkoreas. Im Wechsel erfährt man nach und nach mehr über ihr Leben – über die Gegenwart und die Vergangenheit.

Der Erzählstil des Autors ist sachlich erzählend und sehr dicht. Ich fand es nicht ganz einfach die Handlung um die einzelnen Charakteren, deren Namen für mich alle sehr fremd klangen, richtig zu zuordnen und musste mich beim Lesen sehr konzentrieren. Thematisch fand ich die Handlung aber durchaus interessant, da ich für mich neue Einblicke in das soziale Leben der Gesellschaft von Seoul erhalten habe. Er zeichnet das Bild einer Gesellschaft, die sich über ihre Arbeit definiert und deren Gefühle eine untergeordnete Rolle spielen.

Das Buch war für mich nicht einfach zu lesen, aber es hat sich gelohnt. Wer sich für die Kultur anderer Länder interessiert, dem kann ich es durchaus empfehlen.

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Veröffentlicht am 21.07.2022

Andre Sprachen, andere Schreibstile

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„Im Lauf der Zeit sorgt menschliche Schwäche dafür, dass man nur einen Bruchteil von seinen ursprünglichen Idealen aufrecht erhält – den Rest passt man eben an, sofern man ihn nicht vollkommen über Bord ...

„Im Lauf der Zeit sorgt menschliche Schwäche dafür, dass man nur einen Bruchteil von seinen ursprünglichen Idealen aufrecht erhält – den Rest passt man eben an, sofern man ihn nicht vollkommen über Bord wirft. Aber selbst das wenige, dass man eigentlich aufrechterhalten wollte, landet letztendlich oft in einer Rumpelkammer der bloßen Erinnerung – das übliche Schicksal von Altenkrempe, für den man schon die längste Zeit keine Verwendung mehr hatte.“ (S. 14)
Dieses Buch ergründet anhand einer fiktionalen Biografie wie der Zufall des Geburtsortes die eigene Zukunft bestimmt. Bak Minu hat es geschafft aus einem Vorort von Seoul sich durch harte Arbeit und Glück hochzuarbeiten und ist angesehener Architekt mit eigener Baufirma. Der Roman erzählt, nicht geradlinig, wie dieser Werdegang verlaufen ist. Reflektierend aus der Sicht von Bak Minu. Hinzu kommt eine zweite Erzählebene, die uns mitnimmt in das traurige Leben der Uhi in der Gegenwart, eine junge Frau, die Regisseurin werden will und nachts zum Überleben in einem 24h-Shop arbeiten muss. Sie haust in einem Souterrain-Zimmer. "Aber keine Bange. Letzten Endes geht's auch mir ums Überleben." (S.87)
Natürlich haben die beiden Erzählstränge miteinander zu tun und natürlich ist es keine leichte Lektüre die hier vorliegt. Aber bereichernd. Der Text ist stoisch und sehr monoton erzählt und doch hat er eine gewisse Kraft und dringt mit seiner Botschaft immer wieder durch. Der Erzählstil ist nüchtern, aber doch mit Anklang zur Poesie. Auch hat mich positiv gestimmt, dass so viele koreanische Elemente enthalten sind, wenn da von Sojus, Gwangju und vielen anderen Begriffen die Rede ist. In der Tat hätte der deutschen Ausgabe ein Glossar gutgetan.
Bezeichnet ist die bauliche Veränderung die um und in Seoul vor sich ging in den letzten Jahrzehnten. Hier wird eindringlich beschrieben wie der Slum verlassen wurde, wie die Städte immer weiter ausfransen, wie der Platz und Raum für die stetig wachsende Bevölkerung nicht nachkam. Auch die wenig menschenfreundliche Art mit Mitarbeitern umzugehen ist ein Kernelement dieses Romans. Leben wurde und wird wenig Wertschätzung entgegengebracht.
Hwang Sok-Yong hat 2015 diesen Roman im Original vorgelegt, nun ist er von Andreas Schirmer ins Deutsche übertragen worden. Dämmerstunde ist ein eigenständiges Werk vom Autor, auch wenn der Klappentext hier irreführend sein kann. Und, wenn das Buch nun gelesen werden sollte, ganz dringend das Nachwort lesen, wenn nicht sogar vorab! Das setzten die Geschichte auch noch einmal in ein anderes Licht.
Fazit: Wer gerne mal sehr koreanisch lesen möchte, ist hier bestens bedient.

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Veröffentlicht am 19.07.2022

Erfordert viel Aufmerksamkeit

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Der Roman „Dämmerstunde“ von Hwang Sok-Yong erzählt aus den Perspektiven zweier Menschen, die in Südkorea leben. Zum einen begleiten wir Bak Minu, der in einem Armutsviertel aufgewachsen ist, sich aber ...

Der Roman „Dämmerstunde“ von Hwang Sok-Yong erzählt aus den Perspektiven zweier Menschen, die in Südkorea leben. Zum einen begleiten wir Bak Minu, der in einem Armutsviertel aufgewachsen ist, sich aber erfolgreich hochgearbeitet hat, durch sein Leben. Zum anderen geht es um Uhi, die sich ihren Traum erfüllen will, Theaterregisseurin zu werden.
Mir ist es wirklich sehr, sehr schwergefallen, dieses Buch zu lesen.
Die Kapitel handeln abwechselnd von Minu und Uhi, was mich anfangs schon ein wenig verwirrt hat. Aber hinzu kommt noch, dass es ständig Zeitsprünge gibt, denen ich nicht immer folgen konnte. Außerdem gibt es Personen mit demselben oder ähnlichen Namen, was mich schlussendlich voll aus dem Konzept gebracht hat. Ich war eigentlich durchgehend verwirrt und habe versucht zu verstehen, was eigentlich gerade passiert. Das Buch benötigt wirklich vollste Konzentration. Hätte ich das Buch nicht in einer Leserunde gelesen, bei der mir die anderen Teilnehmer geholfen haben, zu verstehen, was da eigentlich passiert, hätte ich das Buch vermutlich abbrechen müssen. Ich habe zwischendurch schon bereut, dass ich mir keine Notizen gemacht habe, um dem Buch besser folgen zu können! Dadurch, dass ich es als wirklich ansprechend empfand, das Buch zu lesen, hat sich das Lesen auch ziemlich gezogen, obwohl es an sich nur 200 Seiten hat.
Auch die Handlung konnte mich nicht ganz überzeugen. Es geht um Personen, die es wirklich sehr schwer in ihrem Leben haben und viele schreckliche Dinge erlebt haben. Das Buch ist sehr melancholisch und tiefgründig und zeigt die gesellschaftlichen Missstände, die es in Südkorea gibt. Doch trotz dieser schweren Thematik konnte mich das Buch emotional überhaupt nicht erreichen. Es ist mir persönlich einfach zu nüchtern erzählt worden und hat mich aufgrund dessen nicht packen können.
Trotzdem beinhaltet das Buch wichtige Themen über gesellschaftliche Probleme, weshalb das Buch auf keinen Fall schlecht ist! Im Gegenteil: Für mich scheint es eher so, als berichtet das Buch sehr realitätsnah! Trotzdem hat es mir nicht viel Freude bereitet, das Buch zu lesen. Es ist sehr anspruchsvoll und deshalb vermutlich nicht für jeden was.

Fazit:
Mir fällt die Bewertung des Buches wirklich sehr schwer. Einerseits mochte ich es nicht sonderlich, das Buch zu lesen, andererseits finde ich die Idee des Buches jedoch sehr gut! Deshalb habe ich mich entschieden, dem Roman 3 Sterne zu geben!

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