Schwierige Familienverhältnisse langwierig erzählt
3 Frauen und 3 gleiche Schicksale: Alle rennen vor etwas davon, sei es ein neuer Job, Gewalt, Macht, vor der Familie, vor gesellschaftlichen Stigmatisierungen. Das ist das, was die Frauen auf den ersten ...
3 Frauen und 3 gleiche Schicksale: Alle rennen vor etwas davon, sei es ein neuer Job, Gewalt, Macht, vor der Familie, vor gesellschaftlichen Stigmatisierungen. Das ist das, was die Frauen auf den ersten Blick verbindet. Allerdings erfährt man erst später noch weitere und genauere Zusammenhänge.
Der Roman „Dann rennen wir“ stammt aus der Feder von Paula McGrath. Das Cover, den Titel und die Kurzbeschreibung fand ich ansprechend, sodass ich mich für das Werk interessiert habe. Die Autorin war mir vorher noch nicht bekannt. Der Roman wurde darüber hinaus aber auch stark beworben, als Suche nach Identität über Generationen hinweg und als eines der besten Bücher des Jahres.
Leider muss ich dieses Jahr erneut feststellen: Wenn etwas besonders beworben wird, ist es meistens nicht so gut – warum das für mein Empfinden so ist, weiß ich leider nicht. Das Buch ist insbesondere stilistisch ein absoluter Reinfall. Der vielgenannte rote Faden fehlt völlig und es wird hin und her gesprungen und, was noch viel schlimmer ist, teilweise merkt man nicht sofort von wem nun die Rede ist. Da helfen leider auch nicht die Überschriften der Kapitel, die ordnungsgemäß mit Zeit und Ort versehen sind. Es ist mir außerdem sehr schwergefallen, mich zu motivieren, das Buch zu Ende zu lesen, denn die Anfänge sind neben der Verwirrung auch einfach extrem langweilig. Das Ende der Geschichte oder vielmehr die Aufklärung entschuldigt ein bisschen, denn es tun sich familiäre und menschliche Abgründe auf, die man so absolut nicht vermutet hätte, was ich sehr überraschend fand, denn ich hatte nicht erwartet, dass mich das Buch nochmal überrascht, war aber neugierig, wie es zusammenhängen könnte. Aber kommen wir nun wieder zum Ende des Buches zu sprechen und das ist mir, wie dieses Jahr schon öfter, wieder viel zu kurz. Da wird mit Fakten um sich geworfen und zwischendurch mit Gefühlen und plötzlich: Ja, nun ist das so und Ende. Die Charaktere sind blass, unnahbar und wachsen einem nicht ans Herz, wohl auch, weil man teilweise nicht weiß, wer nun wer ist, da sie sich auch unterschiedliche Namen geben, um besser untertauchen zu können. Teilweise hatte ich auch das Gefühl, dass ein Erzählpfad aufgenommen worden ist, der nicht weiter ging, sodass ich das schlimmste anfing, was man neben einem Buchabbruch überhaupt machen kann: Ich überflog viele, viele Seiten, auf denen eh nichts passiert ist oder für mich jedenfalls nichts nennenswertes Spannendes. Der Spannungsaufbau fehlt völlig und noch dazu eine genaue und detaillierte Aufklärung, wie die Familiengeschichte nun ans Licht kommen konnte. War das ein Traum oder hat die Mutter tatsächlich gesprochen in ihrem Delirium? Es bleiben mehr Fragen als Antworten.
Mein Fazit: Leider wieder ein Reinfall und absolut nicht zu empfehlen. Es ist immer das gleiche Prinzip: Vielversprechende Geschichte und Klappentext, aber mangelhafte Umsetzung bzw. ganz anders als erwartet. Aufgrund der Tatsache, dass mich das Buch im letzten Viertel nochmal etwas mehr überzeugen konnte, sind es 2 Sterne.