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Veröffentlicht am 01.08.2022

Recht und Gerechtigkeit ist nicht dasselbe

Surfermord in Neuharlingersiel. Ostfrieslandkrimi
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„Surfermord in Neuharlingersiel“ von Rolf Uliczka ist bereits der 15. Band dieser Reihe, die ich seit Band 12 mit Begeisterung verfolge.

Schon nach wenigen Seiten war ich wieder heimisch in der Polizeistation ...

„Surfermord in Neuharlingersiel“ von Rolf Uliczka ist bereits der 15. Band dieser Reihe, die ich seit Band 12 mit Begeisterung verfolge.

Schon nach wenigen Seiten war ich wieder heimisch in der Polizeistation Wittmund. Sind mir doch alle längst vertraut. Doch auch Neueinsteiger haben sicher kein Problem, in die Geschichte hineinzufinden. Soweit zum Verständnis nötig, gibt es Hinweise auf frühere Fälle bzw. auf die Vorgeschichte der Protagonisten.

Aber worum geht es diesmal?
Theo, Bausachverständiger, Womanizer und begeisterter Kitesurfer, wird ermordet in seinem Campingwagen aufgefunden. Bei näherer Überprüfung des Mordopfers mangelt es weder an Motiven noch an Verdächtigen. War es ein durch ein Gutachten Geschädigter? Oder ein eifersüchtiger Ehemann? Oder jener Surfer, mit dem Theo kürzlich in Streit geriet?

Schon das Cover versetzt in Urlaubslaune: strahlendblauer Himmel, Meer und Strandkörbe. Wenn auch die Mördersuche im Mittelpunkt steht, ein bisschen etwas vom Nordseeflair ist dennoch zu verspüren. Man säße dann auch gerne in der Strandbar und ließe sich die sanfte Brise um die Nase wehen.

Der Schreibstil ist flüssig, die Kapitel haben eine angenehme Länge, Szenen-, Orts- und Perspektivenwechsel gestalten die Handlung abwechslungsreich. Einerseits erlebt man sehr detailliert den Ablauf der Ermittlungsarbeiten, erkennt, wie techniklastig die Polizeiarbeit heutzutage ist, vom Fingerabdruck- und DNA-Abgleich angefangen, über Internetrecherchen, GPS-Trecking und Auswertung von Handy- oder PC-Daten. Andererseits verfolgt man auch die Aktionen von Verdächtigen oder Tätern. Dass es sich um einen „Ostfrieslandkrimi“ handelt, wird durch einige im ostfriesischen Dialekt geführte Dialoge unterstrichen, was problemlos verständlich ist. Das Buch erschien 2022. Die Handlung spielt in der nicht näher bestimmten Gegenwart. Corona wird nicht erwähnt.

Es ist ein Merkmal dieser Reihe, dass es von Anfang an mehrere Verdächtige gibt, diese erst ausgeforscht werden müssen und dass das Mordmotiv völlig unklar ist. Das bietet reichlich Gelegenheit mitzurätseln und eigene Theorien aufzustellen, die meist durch überraschende Erkenntnisse und unerwartete Wendungen gleich wieder über den Haufen geworfen werden. Dadurch lässt die Spannung nie nach, im Gegenteil, sie steigert sich, je näher das Ermittlungsteam dem Täter kommt. Letztlich fügt sich alles schlüssig, der Fall ist gelöst. Dem Autor gelang es wieder einmal, alle Mitratenden zu überraschen.

Abgesehen von der im Vordergrund stehenden Suche nach dem Täter werden einige zur Diskussion anregende Themen angesprochen, wie häusliche Gewalt gegenüber Frauen, deren Opferrolle, die Rechte der Opfer gegenüber den Rechten der Täter, auch Rechtssprechung im Allgemeinen mit dem Fazit, dass Recht und Gerechtigkeit nicht selten divergieren. Im Übrigen erläutert der Autor im Epilog stets das vom Gericht letztlich verhängte, oft zu milde erscheinende Strafausmaß.

Als Fan der Reihe war ich froh, dass Bert genesen ist und, nachdem Nina anfangs alleine mit ihrem Team ermitteln musste, wieder seinen Dienst antreten konnte. Die beiden Kriminalbeamten sind Herz und Seele dieser Reihe, umgeben von einem sympathischen Team. Mir gefällt insbesondere die in diesem Team herrschende Harmonie der Zusammenarbeit.

„Surfermord in Neuharlingersiel“ hat mich wieder einmal begeistert. Ich freue mich schon jetzt auf den nächsten Fall!

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Veröffentlicht am 28.07.2022

Die Quelle des Bösen

Schatten im Silsersee
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„Schatten im Silsersee“ von Christine Neumeyer entführte mich nicht nur in die beeindruckende Graubündner Bergwelt, sondern durch dieses Buch lernte ich einen mir bisher unbekannten, in der Tat aber sehr ...

„Schatten im Silsersee“ von Christine Neumeyer entführte mich nicht nur in die beeindruckende Graubündner Bergwelt, sondern durch dieses Buch lernte ich einen mir bisher unbekannten, in der Tat aber sehr bedeutenden Schweizer Maler kennen, Giovanni Segantini.

Worum geht es?
Sommer 1894. Giovanni Segantini, ein bereits zu Lebzeiten anerkannter Maler, lebt mit seiner Familie zurückgezogen im kleinen Dorf Majola. Er malt mit Vorliebe hoch im Gebirge ländliche Motive. Als sein Nachbar, ein Käsebauer, ermordet wird, fällt der Verdacht unweigerlich auf Segantini, denn den konservativen Menschen dort ist sein Lebensstil suspekt: er ist ein staatenloser Zuwanderer und lebt mit seiner Partnerin in wilder Ehe.

Das Cover ist sehr stimmungsvoll gehalten, scheint in gewissem Widerspruch zur Bezeichnung „Historischer Kriminalroman“ bzw. „Der Giovanni-Segantini-Krimi“ zu stehen. Es wirkt zu lieblich für einen Krimi. Hat man das Buch erst einmal gelesen, empfindet man es stimmiger. Denn Farben und Atmosphäre dominieren die Handlung, der Mordfall dient eher als Aufputz, als Spannungselement, aber auch um weitere Facetten im Charakter von Segantini zu verdeutlichen.

Die kurzen Kapitel, mit Orts- und Datumsangaben versehen, lesen sich flott. Der eine oder andere italienische oder rätoromanische Ausdruck unterstreicht den Handlungsort. Der Schreibstil ist flüssig, bildhaft, mit viel Liebe zum Detail. Sehr einfühlsam und mit viel Gespür für die komplexe Persönlichkeit eines Künstlers in einer derart schwierigen Lebenssituation versetzt die Autorin den Leser in Segantinis Welt. Giovanni Segantini wirkt lebendig, mit all seinen widersprüchlichen Empfindungen, Sehnsüchten, Wünschen, Ängsten sowie seinen hochtrabenden künstlerischen Ambitionen. Man spürt faktisch die dünne Luft, wenn er hoch in die Berge steigt, um dort dieses ganz besondere Licht in seinen Bildern einzufangen, seine Begeisterung für die Schönheit der Landschaft. Man blickt dem Maler buchstäblich über die Schulter, wenn er sein Motiv skizziert. Am meisten beeindruckte mich die fantasievoll ausgeschmückte Szene, wie das Bild „Quelle des Bösen“ entstanden sein könnte. Ebenso atmosphärisch ist das Leben der Familie geschildert sowie Segantinis Besuch in Mailand, wo den einfachen, naturverbundenen Menschen der Lärm und das Gewimmel der Großstadt irritieren und stressen und so manche neumodische Technik ihn in Erstaunen versetzt, wie Autos oder ein Telefon.

Auch wenn das Künstlerische, die Idylle und das Familienleben des Malers im Mittelpunkt stehen, so fehlt es dennoch nicht an spannenden Episoden und dramatischen Effekten. Die Handlung ist durch Orts- und Szenenwechsel abwechslungsreich gestaltet, aber auch durch die Schilderung der Geschehnisse teils aus Sicht Giovannis, teils aus jener seiner Frau Luigia, die es nicht leicht hat mit dem verschlossenen Mann, bei dem sich trotz seiner Liebe zu Frau und Kindern doch immer alles um seine Kreativität, die Suche nach neuen Herausforderungen dreht, und die letztlich auch im Hinblick auf seine Modelle Eifersucht plagt.

Die ausgezeichnet recherchierten Fakten verschmelzen geschickt mit den fiktiven Schilderungen und Charakterisierungen. Im Anhang erläutert die Autorin Segantinis Lebenslauf und offenbart, welche Personen tatsächlich Zeitgenossen Segantinis waren und welche ihrer Fantasie entsprungen sind.

Christine Neumeyer ist es gelungen, mein Interesse für Giovanni Segantini derart zu wecken, dass ich mich im Internet noch eingehender mit ihm und seinem Werk beschäftigt habe. Es gibt auf Youtube einen interessanten Rundgang durch das Segantini-Museum in St. Moritz und Ausführungen über das Gemälde „Die bösen Mütter“, das im Schloss Belvedere in Wien hängt.

Ein empfehlenswerter historischer Roman – garniert mit ein bisschen Mord.

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Veröffentlicht am 25.07.2022

Ein verhängnisvolles Gutachten und seine Folgen

Tiergarten Blues
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„Tiergarten Blues“ von Bettina Kerwien ist der mittlerweile 36. Band der Serie „Es geschah in Berlin“, wo beginnend im Jahr 1910 anhand von fiktiven Kriminalfällen die Geschichte der Stadt Berlin dokumentiert ...

„Tiergarten Blues“ von Bettina Kerwien ist der mittlerweile 36. Band der Serie „Es geschah in Berlin“, wo beginnend im Jahr 1910 anhand von fiktiven Kriminalfällen die Geschichte der Stadt Berlin dokumentiert wird. Als Verfasser der Bücher agieren verschiedenen Autor*innen. Drei davon stammen von Bettina Kerwien; nach „Tot im Teufelssee“ war dies mein zweites Buch von ihr.

Worum geht es?
Rund um das historische Ereignis, den Einsturz des Daches der Kongresshalle im West-Berliner Tiergarten rankt sich diesmal der Mordfall, in dem Kommissar Kappe und sein Team zu ermitteln haben. Bei dem Opfer handelt es sich um einen amerikanischen Staatsbürger, weshalb sich Kappe mit dem Kommandanten des Amerikanischen Sektors arrangieren muss. Dabei spielen Blues und Kappes neue Kollegin eine nicht unwesentliche Rolle.

Der Schreibstil ist flüssig, manche Dialoge spritzig und humorvoll. Die zur Dokumentation der historischen Fakten und Hintergründe nötigen Passagen fand ich informativ und interessant, aber nie zu ausufernd. Der gut dosiert eingesetzte Dialekt vermittelt das Berliner Flair, die Isolation durch die Mauer ist ebenso spürbar wie die Präsenz und der Einfluss der dort stationierten Amerikaner, generell wird ein anschauliches Bild des gegensätzlichen Berliner Lebens in Ost und West gezeichnet. Natürlich schimmert neben der politischen Situation auch Typisches der 80er Jahre durch, wie der Modegeschmack.

Der fiktive Mordfall und die historischen Fakten sind sehr harmonisch ineinander verwoben. Dadurch dass das Buch im Präsens geschrieben ist, fühlt man sich mitten im Geschehen, mitten in den Ermittlungen. Der Fall ist komplexer als es anfangs scheint, weit in der Vergangenheit liegende Ereignisse spielen mit hinein. Verwirrende Spuren, rätselhafte Aktionen, unerwartete Wendungen – gestalten die Handlung spannend, da macht Miträtseln Spass, ebenso wie das überraschende Ende.

Die Charaktere fand ich gut vorstellbar beschrieben, insbesondere das sympathische polizeiliche Team ist vielseitig typisiert, die neue Kollegin bringt Schwung in die Männertruppe.

Diese Krimireihe erweitert meine Kenntnisse zur deutsche Geschichte, insbesondere der Stadt Berlin. Vieles ist für mich als Österreicherin nie wirklich präsent gewesen. Die Kombination Fakten, Wissensvermittlung und spannender Kriminalfall ist wieder ausgezeichnet gelungen. Eine interessante Reihe, ein lesenswertes Buch.

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Veröffentlicht am 21.07.2022

Liebe, Geld und Macht

Der Banker
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„Der Banker“ von Siegfried Schneider stellt einen gelungenen Auftakt zu einer neuen Krimiserie dar.

Worum geht es?
Chefinspektor Farner ist nach Meran zurückgekehrt, nachdem er längere Zeit im Ausland ...

„Der Banker“ von Siegfried Schneider stellt einen gelungenen Auftakt zu einer neuen Krimiserie dar.

Worum geht es?
Chefinspektor Farner ist nach Meran zurückgekehrt, nachdem er längere Zeit im Ausland gearbeitet hatte. Kaum hat er seinen Dienst angetreten, ereignet sich nicht nur ein zweifelhafter Selbstmord, sondern auch ein namhafter Meraner Banker wird ermordet aufgefunden. Zu allem Überfluss muss er in diesen Fällen mit den Carabinieri zusammenarbeiten, insbesondere mit Terranostra, jenem Schulkollegen, mit dem ihn gegenseitige Abneigung verbindet.

Es handelt sich um einen typischen Whodunit-Krimi, der mit zahlreichen Spuren und Verdächtigen aufzuwarten hat. Der Schreibstil ist nicht nur flüssig, sondern verfügt zudem über lockere, humorvolle Dialoge. Das Südtiroler Flair schimmert nicht nur durch diverse Meraner Lokalitäten durch, sondern auch durch italienische Sätze und Ausdrücke, wobei ich mir gewünscht hätte, im Glossar entsprechende Übersetzungen zu finden.

Die Ermittlungen der Polizei laufen sechs Tage, vom 24. bis 29. September 2009. Die Kapitel sind mit Tag und Monat übertitelt, allerdings ohne Jahreszahl. Letztere assoziierte ich aufgrund einiger im Text erwähnter Events (Maradonna in Meran, Sieger im Meraner Pferderennen).

Die beiden Fälle – Selbstmord und Mord – scheinen zunächst nichts miteinander zu tun zu haben, doch Stück für Stück wird in mühevoller polizeilicher Kleinarbeit Beweismaterial gefunden, entwirren sich die verworrenen Fäden. Überraschende Wendungen und unerwartete Erkenntnisse halten die Spannung ebenso aufrecht wie diverse gefährliche Situationen, in die die Ermittler geraten.

Chefinspektor Farner als zentrale Figur erscheint als sympathischer Mensch, der harmonisch mit seinem Team agiert. Das Privatleben wird vorerst nur gestreift. Die schwelende Aversion lösen Terranostra und er einigermaßen professionell. Da es sich um den ersten Band der Serie handelt, gehe ich davon aus, dass sich sämtliche Charaktere erst richtig entwickeln werden. Fürs erste sind alle vorstellbar, aber noch nicht sehr eingehend beschrieben.

Für mich war „Der Banker“ ein Krimi, wie ich ihn besonders gerne mag: spannend, aber ohne grausiges Blutvergießen und man konnte ausgezeichnet miträtseln. Ich freue mich schon auf die Fortsetzung!

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Veröffentlicht am 15.07.2022

Einmal Polizist, immer Polizist - Vierziger kann’s nicht lassen

In der Fremde
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„In der Fremde“ von Joseph Lemark ist der vierte Band der Kriminalroman-Reihe mit dem ehemaligen Kriminalbeamten Major Josef Vierziger, den es im Ruhestand nach Italien verschlagen hat.

Worum geht es?
Vierziger ...

„In der Fremde“ von Joseph Lemark ist der vierte Band der Kriminalroman-Reihe mit dem ehemaligen Kriminalbeamten Major Josef Vierziger, den es im Ruhestand nach Italien verschlagen hat.

Worum geht es?
Vierziger hat sich in Apulien, in der Nähe von Bari, niedergelassen, in einem kleinen Häuschen, lebt zurückgezogen, genießt das italienische Leben, die kulinarischen Köstlichkeiten des Landes, die Ruhe und Beschaulichkeit. Bis sich eines Tages ein schwer verletzter Afrikaner zu ihm flüchtet. Je mehr sich Vierziger mit dem Flüchtlingslager, aus dem dieser kommt, befasst, desto mehr wird er als Störfaktor seitens der dortigen Mafia empfunden. Und die ist ein gefährlicher und mächtiger Gegner.

Mir war Vierziger schon vertraut - aus Band 3 „Kollateralschaden“, seinem letzten Fall vor seiner Pensionierung. Der Roman ist problemlos ohne Kenntnis der Vorgeschichten verständlich; soweit es erforderlich erscheint, gibt es kurze erklärende Hinweise auf frühere Ereignisse.

Der Schreibstil ist flüssig. Die detaillierten Landschaftsbeschreibungen, Stimmungsbilder sowie das Miterleben von Vierzigers Alltag vermitteln das italienische Ambiente sehr anschaulich, auch das Einstreuen italienischer Wortbrocken trägt hierzu maßgeblich bei. Letzteres schätze ich an und für sich sehr, doch war es mir des Guten fast zu viel. Das häufige Blättern zum Glossar störte meinen Lesefluss schon etwas. Die Kapitel sind angenehm kurz, lediglich durchnummeriert, ohne Orts- oder Zeitangaben. Die Handlung des 2021 erschienen Romans spielt in der Gegenwart, Corona bleibt unerwähnt.

Auf den ersten Blick scheint alles klar umrissen, Vierzigers Alltag ist überschaubar, Routine. Doch je mehr er nachforscht, desto komplexer entpuppt sich die Handlung, offenbart sich das weit gefächerte Spektrum an Kriminalität in Italien, das Netzwerk der Mafia, deren Machenschaften Drogen- und Menschenhandel, Schutzgelderpressung u.v.a.m. umfassen. Die Spannung steigert sich von Kapitel zu Kapitel,
Perspektivenwechsel zu den Tätern, zu den brutalen Verbrechen, beleben die Handlung, bieten Stoff zum Miträtseln. Vierziger bewegt sich auf gefährlichem Terrain. Seine Recherchen sind riskant, Zwischenfälle mit drastischen Folgen sind unausweichlich, aber sie führen auch zum Ziel, zur Lösung aller letztlich irgendwie zusammenhängenden Fälle. Mit Überraschungseffekt.

Es ist der Charakter von Josef Vierziger, der für mich diese Reihe so sympathisch macht. Er wirkt so menschlich, geerdet, hilfsbereit und vom Drang, das Böse, wenn schon nicht auszurotten, so wenigstens einzubremsen, beseelt. Ohne Rücksicht auf sich selbst. Einmal Polizist, immer Polizist. Er kann über Ungerechtigkeit, Ausbeutung und Illegales nicht hinwegsehen, als ging es ihn das nichts an. Er ist kein Superheld, aber ein routinierter Ermittler. Vielleicht ein wenig zu risikobereit, fast leichtsinnig in seinen Aktionen. Er verfügt über eine gewissen Anziehungskraft auf Frauen, ist aber kein Draufgänger, eher ein Romantiker. Noch dazu kann er ausgezeichnet kochen, da würde man gerne mit am Tisch sitzen. Auf jeden Fall macht das Lesen dieses Buches Appetit. Die übrigen Personen sind ebenfalls gut vorstellbar gezeichnet.

Mir hat dieser kriminelle Ausflug ins Bella Italia sehr gut gefallen. Joseph Lemark zeigt Italien von einer Seite, mit der man als bloßer Urlauber nicht konfrontiert wird. Auch wenn die dunkle Seite im Roman vorzuherrschen scheint, spürt man – betrachtet man Land und Leute mit den Augen Josef Vierzigers - die Schönheit Italiens und eine gewisse Leichtigkeit des Seins. Man bekommt Sehnsucht nach Sonne, Sand und Meer. Ich fand das gut ausgewogen. Ich freue mich schon auf Vierzigers nächsten Fall: Band 5 „Vermisst“.

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