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SofieWalden

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 16.07.2022

Zur Sklavin gemacht und trotzdem ein freies Wesen

Das Mädchen von Agunt
1

Diese hier in seiner Hörbuchform präsentierte Geschichte erzählt von den Gegebenheiten in der Stadt Aguntum, 150 n.Chr.. Rom, unter deren Regentschaft Südtirol zur damaligen Zeit stand, ist weit und so ...

Diese hier in seiner Hörbuchform präsentierte Geschichte erzählt von den Gegebenheiten in der Stadt Aguntum, 150 n.Chr.. Rom, unter deren Regentschaft Südtirol zur damaligen Zeit stand, ist weit und so hat der Bürgermeister der Stadt inzwischen alle Fäden in der Hand und Recht und Gesetz kommen immer mehr abhanden. Doch dann erscheinen zwei neue Protagonisten, aus Rom angereist, in der Stadt, der eine um hier eine im staatlich zugewiesene Aufgabe zur Sicherheit der Straßen anzutreten, der andere, um einen Weg zu finden, einen weiteren ihm persönlich angetanenen Betrug des Bürgermeisters zu stoppen. Und so bekommt die Gruppe der rechtschaffenen Bürger Zulauf und eine spannende Geschichte rund um Macht, Intrigen, Unterjochung und gar Mord nimmt ihren Lauf. Und das Mädchen von Agunt, Cincia, eine gerade ins Slaventum gezwungene junge Frau, spielt dabei eine sehr entscheidene Rolle.
Eine sehr unterhaltsame Geschichte, von der Sprecherin des Hörbuchs passend umgesetzt. Die unterschiedliche Stimmgebung beim Auftreten der einzelnen Personen, dazu der ruhige Erzählton, der trotzdem richtig Spannung erzeugt, es war mir eine Freude und hat auf jeden Fall überzeugt.

  • Einzelne Kategorien
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  • Figuren
  • Atmosphäre
  • Cover
Veröffentlicht am 27.04.2022

Auch eine Liebesgeschichte, in Versform vorgetragen

Verheizte Herzen
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Ana hatte einen geheimen Geliebten und der ist jetzt tot. Teilen kann sie ihre Trauer mit keinem und dann soll sie auch noch als Testamentsvollstreckerin agieren. So hat sie natürlich auch zu Rebecca, ...

Ana hatte einen geheimen Geliebten und der ist jetzt tot. Teilen kann sie ihre Trauer mit keinem und dann soll sie auch noch als Testamentsvollstreckerin agieren. So hat sie natürlich auch zu Rebecca, der sozusagen rechtmäßig trauernden Ehefrau, näheren Kontakt. Deren Trauer ist eigentlich ihre Trauer und was sich da als einer Art Obsession in Ani aufbaut, lässt für den Ausgang der Geschichte nichts Gutes ahnen.
Dies ist die überschaubar gehaltende, schon von einer inneren Spannung durchzogene Geschichte, die hier erzählt wird. Das Außergewöhnliche daran ist die Form. Rein in Versen nimmt dieser Roman seinen Lauf. Und die anfänglichen Zweifel, ob diese Kunstform des geschriebenen Worts tatsächlich die ganze Geschichte 'durchstehen' würde, sowohl bzgl. der Handlung wie auch auf emotionaler Ebene, sie haben sich schnell zerstreut. Manchmal haben die Verse in Passagen an einen Rap erinnert, ohne Regeln, mit Gedankensprüngen, die gerade so gar nichts mit der augenblicklichen Situation zu tun hatten, aber eben da waren, in diesem Moment. Und das wiederum hat zu zusätzlicher Nähe geführt, für die Geschichte selbst.
Dieses 'Experiment' hat viel Spaß gemacht und absolut überzeugt.
Ist mal etwas ganz anders!

Veröffentlicht am 24.04.2022

Auch das ist leider wohl das echte Leben, immer noch

Nachtschwärmerin
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Die noch minderjährige Kiara und ihr Bruder Marcus müssen sich allein durchs Leben schlagen. Ihr Vater ist tot und ihre Mutter wurde nach einem Selbstmordversuch in einer entsprechenden Einrichtung untergebracht. ...

Die noch minderjährige Kiara und ihr Bruder Marcus müssen sich allein durchs Leben schlagen. Ihr Vater ist tot und ihre Mutter wurde nach einem Selbstmordversuch in einer entsprechenden Einrichtung untergebracht. Eigentlich wollte Marcus für sie beide 'alles auf die Reihe' bringen, doch er träumt sich nur so durch den Tag. Ja, irgendwann wird er ein großer Rapper sein und dann wird für sie beide alles gut. Aber das Leben ist jetzt und so versucht Kiara nun selbst, auf ehrlichem Weg genug Geld für Miete und Essen zu verdienen. Doch da hat sie keine Chance. Und so bleibt letztendlich nur die Prostitution, für Kira allerdings nur der Beginn eines grauenhaften Albtraums. Und was die Gesellschaft in Form ihrer Institutionen dann macht, mit der jungen Frau, das ist nur schwer zu verkraften.
Diese Geschichte, hier in einer fiktiven Form aufgeschrieben, aber teilweise auf wahren Begebenheiten beruhend, erzählt Kiras Erleiden sehr echt, intensiv und brutal nah dran. An einigen Stellen hätte man sich fast gewünscht, ein wenig mehr Abstand zugestanden bekommen zu haben. Das Buch ist ein Debütroman, der Aufmerksamkeit erregt und einem das Anliegen der jungen Autorin sehr bewusst macht. Der Schreibstil, den sie dabei anwendet, er ist nicht immer ganz glücklich gewählt und dient der Sache an sich nicht nur in positivem Sinne. Mit ein bisschen mehr Ruhe, vielleicht auch etwas weniger Wut im eigenen Herzen, hätte man die Focussierung auf das Wesentliche für den Leser vielleicht etwas einfacher gestalten können, aber ich bin mir sicher, auch so wird der Roman die Menschen erreichen.
Und ich hoffe, mit viel positiver Erwartung, bald wieder, mit einem neuen Buch, von Leila Mottley zu hören.

Veröffentlicht am 14.04.2022

Da hat jemand immer viel zu tun und auch das ist ein Weg, mit seiner Trauer umzugehen

Auf dem Gipfel wachsen Chinanudeln
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Elmo ist 11 Jahre alt und lebt in Berlin. Hier in seinem Viertel, seinem Kiez, ist nicht gerade die feine und gutsituierte Gesellschaft zu Hause, aber die Menschen um ihn herum sind schon sehr in Ordnung, ...

Elmo ist 11 Jahre alt und lebt in Berlin. Hier in seinem Viertel, seinem Kiez, ist nicht gerade die feine und gutsituierte Gesellschaft zu Hause, aber die Menschen um ihn herum sind schon sehr in Ordnung, verstehen es, mit dem Leben fertig zu werden, mal halt mehr oder auch mal weniger. Im Moment kann Elmo dieses Umfeld gut gebrauchen, denn etwas Schlimmes ist passiert. Sein Bruder ist ums Leben gekommen und seine Mutter, seine große Schwester und er trauern natürlich sehr. Elmo selbst versucht, immer irgendetwas zu tun zu haben und da er ja Detektiv ist,- eine Kiste mit Detektivgeschichten, die er mal geschenkt bekommen hat, hat ihn dazu inspiriert -, findet sich da jede Menge, was man suchen und teilweise auch finden kann. Dadurch hat er auch Idefix kennengelernt, einen Hund, von dem er sich wünschen würde, dass es sein Hund wäre und mit dem er sich richtig gut versteht. Und das kann man durchaus wörtlich nehmen. Außerdem soll Elmo die Tochter vom Idefix's Herrchen finden und dann doch wieder nicht, eine Ampel muss repariert werden, ein Computergame spielt auch noch eine Rolle und dann ist da noch Tuna. Die ist ziemlich cool, hilft Elmo nicht nur bei seinen Recherchen und ist bald eine echte Freundin.
Man sieht, hier ist wirklich etwas los. Es macht Spaß, das alles mitzuerleben und obwohl es schon irgendwie ein Abenteuer ist, bei dem einem auch nie langweilig wird, ist das, was da passiert auch irgendwie einfach ziemlich normal und das bringt viel Nähe herüber. So wirklich einen roten Faden hat die Geschichte allerdings nicht. Man sollte jetzt auch keine klassische Detektivstory erwarten und am Ende bleiben einige Fragen, auf die man eine Antwort erwartet hätte, einfach offen. Da kann man sagen, ok, so freue mich mich noch mehr auf den nächsten Band, denn Elmo soll uns durch eine ganze Buchreihe begleiten. Es könnte aber auch sein, einige fühlen sich hier um ein Ende gebracht.
Also ich finde, Elmo ist ein richtig netter Kerl und zusammen mit seinem Drumherum werden die nächsten Folgen bestimmt eine Menge Lesespaß zu bieten haben. Freuen wir uns auf ein Wiedersehen!

Veröffentlicht am 12.04.2022

Wenn man aus dem Geldhimmel ins echte Leben geworfen wird, Ruhrpott inklusive

Der Markisenmann
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Die 15-jährige Kim lebt mit ihrer Mutter und ihrem Stiefvater, einem erfolgreichen Unternehmer, in Köln. Finanziell mehr wie gut aufgestellt, lotet das Mädchen gerne Grenzen aus und da ihr keiner welche ...

Die 15-jährige Kim lebt mit ihrer Mutter und ihrem Stiefvater, einem erfolgreichen Unternehmer, in Köln. Finanziell mehr wie gut aufgestellt, lotet das Mädchen gerne Grenzen aus und da ihr keiner welche setzt, ufert das aus. In der Schule steht sie kurz vor der zweiten Ehrenrunde und auch sonst folgt eine Regelüberschreitung der nächsten, bis zur Eskalation. Was folgt, ist Jugendpsychiatrie und danach, auf Beschluss der Familie, Sommerferien beim richtigen Vater. Dieser lebt in Duisburg, hatte bisher keinerlei Kontakt zu seiner Tochter und ist in Kims Augen vom ersten Moment an ein 'Looser'. Stimmt ja auch, denn sein Brot verdient er sich 'sehr viel mehr schlecht als recht' mit dem Verkauf von altmodischen, eigentlich unverkäuflichen Markisen. Und leben tut er in der Lagerhalle, in der diese DDR-Restbestände untergebracht sind, gleich noch mit. Also für die ganz anderes gewöhnte Kim ein Schockerlebnis auf allen Ebenen.
Doch irgendwie muss man die Zeit ja herumbekommen und so begibt sich das Mädchen mit ihrem Vater auf Verkaufstour. Und siehe da, das ist recht erfolgreich. Verkaufstechnisch wird aus ihnen ein echtes Team und das wirkt sich natürlich auch auf die persönliche Ebene zwischen den beiden aus. Allmählich lassen sie zu, sich dem jeweils anderen zu öffnen und da kommen die Wahrheiten, von beiden Seiten, auf den Tisch. Außerdem lernt Kim das Umfeld ihres Vaters kennen, alles, was so rumstreicht, ums Gelände. Und die Menschen, auf die sie da trifft, sie sind herzlich, ehrlich und das Leben ist bei allen ziemlich 'verstrickt'. Es ist wahrlich kein Spaziergang und Geld, davon gibt es gerade mal eben genug zum Leben. Aber davon lässt man sich nicht unterkriegen und das ist schon in Ordnung so. Und Kim fühlt sich mit der Zeit wohl hier, mitten im Ruhrpott, so rausgefallen aus der Geldgesellschaft, die ihre Familie in Köln verkörpert.
Eine schöne Geschichte, ein wenig überspitzt und skurril, aber doch erfrischend ehrlich, direkt aus dem Leben, mit richtig sympathischen Typen, Emotionen, die auch durchaus in die Tiefe gehen und zwei Menschen, bei denen eine Menge falsch gelaufen ist, auch wenn einer davon noch gar nicht so viele Jahre hinter sich gebracht hat auf dieser Welt. Dass sich die beiden sozusagen gegenseitig aus ihrem jeweiligen Sumpf ziehen, wäre dann schon eine sehr schöne Sache. Tja, man wird sehen.
Auf jeden Fall, dies alles ist sehr unterhaltsam, gut zu lesen und wer Jan Weiler kennt, hier zumindest, in diesem Buch, ist ordentlich viel von genau diesem drin.