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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 04.10.2022

Überraschend unterhaltsam

Es gibt ein Sterben nach dem Tod
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Ein Geist, der Ermittlungen über die eigene Ermordung anstellt muss doch eigentlich ein deprimierender Handlungsrahmen sein. Nicht so, mit Börnie und ihrer Crew.
Das Buch ist ziemlich kurz, wodurch sehr ...

Ein Geist, der Ermittlungen über die eigene Ermordung anstellt muss doch eigentlich ein deprimierender Handlungsrahmen sein. Nicht so, mit Börnie und ihrer Crew.
Das Buch ist ziemlich kurz, wodurch sehr viel Stoff in wenige Seiten gequetscht werden. Zeitweise passiert richtig viel auf einmal und ich hatte lange absolut keinen Schimmer, worauf die Handlung hinauslaufen würde.
Die Charaktere sind eher stereotypisch dargestellt. Das ist allerdings so eindeutig, dass ich mich überhaupt nicht aufregt habe. Sie waren tatsächlich fast schon Karikaturen von sich selbst, was irgendwie auch etwas hat.
Gerade der Protagonistin fehlt es aber etwas an Feingefühl, und bei ein paar Aussagen hat es mir doch die Fingernägel aufgerollt. Sie ist einfach sehr weit von meiner Lebensrealität und dem, was ich mir von zwischenmenschlichen Beziehungen erwarte, entfernt. Aber mir müssen auch nicht alle sympathisch sein.
Die Geschichte erinnert mich ein bisschen an die Träume, die ich in meiner Jugend hatte, als ich zu lange feiern war. Es ist abstrakt, unterhaltsam, verwirrend und man sollte dabei nicht zu viel nachdenken.
Dabei ist das Buch sehr leicht zu lesen. Man kann es auch locker lesen, wenn man Kopfweh hat, weil das Buch (zumindest mir) am meisten Spaß macht, wenn man nicht zu viel denkt, sondern das Buch einfach wirken lässt. Mit Bauchweh sollte man aber die Finger davonlassen, weil das Buch die Lachmuskeln zeitweise stark beansprucht.
Tatsächlich konnte mich das Buch richtig überraschen. So etwas habe ich einfach noch nie zuvor gelesen und das bedeutet mir sehr viel.

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Veröffentlicht am 31.08.2022

Zwei Schwestern und die Freiheit

Die Stimme meiner Schwester
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Die Schwestern Bibiana und Belonísia leben in Brasilien zu Zeiten, in denen die Sklaverei offiziell schon vorbei ist. Sie sind Nachkommen von Sklav:innen und ihre Familien müssen noch immer ohne Bezahlung ...

Die Schwestern Bibiana und Belonísia leben in Brasilien zu Zeiten, in denen die Sklaverei offiziell schon vorbei ist. Sie sind Nachkommen von Sklav:innen und ihre Familien müssen noch immer ohne Bezahlung für den Grundbesitzer arbeiten. Eines Tages finden sie beim Spielen in den Sachen ihrer Großmutter ein wunderschönes Messer, das in ein Stück Stoff eingewickelt ist. Wie Kinder nun mal sind, reagieren sie neugierig und ehe sie sich versehen, verliert eine von ihnen ihre Zunge und die andere ersetzt ihre Stimme.

Das Cover hat mich durch die bunten Farben und die gesichtslosen Frauen sofort angesprochen und der Klappentext klang spannend. Ich hätte mir allerdings einen stärkeren Fokus auf die Beziehung der beiden Schwestern gewünscht und ich finde es irreführend, dass im Klappentext von Belonísias „zugewiesenen“ Mann gesprochen wird, da das im Buch anders kommuniziert wird.

Der Autor erschafft in „Die Stimme meiner Schwester“ mit bildgewaltiger Sprache und fein eingewobenen mystischen Akzenten eine ergreifende Familiengeschichte. Es ist aber keineswegs leichte Literatur, da Themen wie Würde und Freiheit über der Handlung schweben und der Alltag der Protagonist:innen meilenweil von unserem entfernt ist.

Das Buch ist in drei Teile gegliedert, wobei der erste Teil aus Bibianas Sicht, der zweite aus Belonísias Sicht ist und der dritte Teil etwas distanzierter von der Familiengeschichte und der Geschichte der Gemeinschaft erzählt. Gerade der letzte Teil hat mich manchmal verwirrt, weil ich mir oft nicht sicher war, wer, wann und wo wir gerade waren.

Das Buch ist doch eher schwere Kost, bei der man mitdenken muss und die mir einige Bildungslücken aufgezeigt hat.

Was als Geschichte von zwei Schwestern beginnt, wird schließlich zu einer Familiengeschichte und zur Geschichte der gesamten Gemeinschaft. Eine Geschichte, die ich erst noch verdauen muss.

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Veröffentlicht am 28.08.2022

Gerne mehr davon!

Catching up with the Carters - In your eyes
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Ein Leben als Reality Star ist bestimmt mit einigen Herausforderungen verbunden. Vor allem, wenn man sich das nicht ausgesucht hat und das gesamte Familienleben dadurch bestimmt wird. Kein Wunder also, ...

Ein Leben als Reality Star ist bestimmt mit einigen Herausforderungen verbunden. Vor allem, wenn man sich das nicht ausgesucht hat und das gesamte Familienleben dadurch bestimmt wird. Kein Wunder also, dass Aphrodite, Mitglied der Familie Carter und der Show "Catching up with the Carters" lieber einige Zeit hinter der Kamera verbringen will. Aber ausgerechnet dort trifft sie auf Garett, den Sohn einer verfeindeten Reality-Show-Familie.

Aphrodite war eine sympathische Protagonistin, und ein bisschen verpeilt, aber wenn man ihren Hintergrund bedenkt, kann man sie doch sehr gut verstehen. Garett ist einer dieser Menschen, die endlich mal ihren Hintern hochkriegen und handeln sollten. Zusammen waren sie ein ziemlich unterhaltsames Stückchen Arbeit.

Das Buch hat eine totale Sogwirkung und profitiert von ganz unterschiedlichen Nebencharakteren, von denen ich gerne noch mehr gelesen hätte. Der Sprachstil war auch wirklich total unterhaltsam und ich bin nur so durch die Seiten geflogen.

Besonders die Rückblenden haben beim Lesen richtig Spaß gemacht und den Protagonist:innen eine gewissen Verletzlichkeit und Menschlichkeit verliehen.

Nur der Charakter der Mutter war mir ein bisschen zu flach und ich würde mir wünschen, dass wir sie in einer der Fortsetzungen noch ein bisschen besser kennenlernen. Da gäbe es nämlich echt noch Potential!

Gegen Ende ging es dann plötzlich drunter und drüber und es geschah viel zu viel auf einmal aber an diesem Punkt hatte ich schon so viel Spaß an der Geschichte, dass ich damit auch leben kam.

Aphrodite und Garett sind bei weitem nicht perfekt und sollten dringend an ihrer Kommunikationsfähigkeit arbeiten, aber sie haben mir mit ihrer Geschichte ein paar schöne Stunden beschert.

Gerne mehr davon!

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Veröffentlicht am 19.07.2022

Schön bunt

Pride!
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Das Buch ist wirklich liebevoll gestaltet und wunderschön bunt illustriert. In Kombination mit dem handlich quadratischen Format macht das das Buch auch ein bisschen zu etwas Besonderem.

Es beinhaltet ...

Das Buch ist wirklich liebevoll gestaltet und wunderschön bunt illustriert. In Kombination mit dem handlich quadratischen Format macht das das Buch auch ein bisschen zu etwas Besonderem.

Es beinhaltet wenig Text, sondern eher Zeitstrahlen, Zitate und andere grafische Elemente und ist dadurch schnell durchgelesen. Allerdings werden so auch viele Themen angeschnitten, in die ich gerne etwas tiefer eingetaucht wäre. Es gibt spannende Fakten, Jahreszahlen und Kurzportraits und ist gut für den Einstieg in das Thema geeignet.

Es zeigt auf, wie schnell gesellschaftliche Entwicklungen möglich sind, dass viele Dinge, die für uns heutzutage selbstverständlich sind, noch nicht lange so sind und wie schnell sich die Dinge wieder ändern könnten.

Was mich ein bisschen verwirrt hat war, dass im Glossar der Begriff „Intersexuell“ genannt wurde. Meines Wissens kommt das Wort von dem englischen Wort „intersex“ und bezieht sich auf das Geschlecht und hat mit Sexualität einfach nichts zu tun. In neuerer Literatur wird hierfür das Wort „intergeschlechtlich“ oder „inter*“ verwendet, was einfach mehr Sinn macht.

Das Buch bettet queere Themen in einen zeitlichen Kontext ein und bietet einen groben Überblick über die Entstehung des Pride. Es ist gut als Erstkontakt mit dem Thema oder als nettes Extra für Menschen, die sich schon besser auskennen, geeignet.

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Veröffentlicht am 17.07.2022

Super zum Reflektieren geeignet

Antirassistisch handeln.
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Ich habe in meinem Leben schon ein paar Bücher über Rassismus und Antirassismus gelesen, aber ein Arbeitsbuch habe ich dazu noch nicht ausgefüllt. Darum war ich sehr gespannt darauf, ob ich von dem Arbeitsbuch ...

Ich habe in meinem Leben schon ein paar Bücher über Rassismus und Antirassismus gelesen, aber ein Arbeitsbuch habe ich dazu noch nicht ausgefüllt. Darum war ich sehr gespannt darauf, ob ich von dem Arbeitsbuch „Antirassistisch Handeln“ profitieren kann.
Es beginnt mit einer kurzen Einführung und dann kommen direkt die ersten Reflexionsfragen. Zwischen den Arbeitsaufträgen gibt es auch immer wieder sinnvolle Zitate und genug Platz für Notizen. Optisch ist das Buch auch wirklich ansprechend gestaltet und es fördert die wahrgenommene Handlungskompetenz.
„Antirassistisch Handeln“ ist sehr gut für eigene Reflexionsarbeit geeignet und bietet interessante Gedankenexperimente. Manchmal hätte ich mir aber Feedback oder Beispielantworten gewünscht. Eigentlich ist das Buch zum allein ausfüllen gedacht, aber ich habe es mir nicht nehmen lassen, einzelne Fragen mit meiner Familie zu diskutieren und Meinungen auszutauschen. Es ist also auch für Diskussionsrunden bestens geeignet.
Ich liebe es, dass das Buch intersektional ist und auch Sexismus, Homophobie und Transfeindlichkeit aufgreift. Es verfolgt generell einen wertschätzenden und lösungsorientierten Ansatz. Nur mit einzelnen Fragen konnte ich persönlich wenig anfangen, weil sie zu spezifisch auf Amerika zugeschnitten waren.
Für alle, die ein bisschen in sich gehen und die eigenen Ansichten reflektieren wollen, kann ich das Buch wirklich empfehlen. Aber man muss damit rechnen, dass man sich selbst ein paar unangenehme Dinge eingestehen muss.

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