Modernes Romeo und Julia?
"Westwell - Heavy and light", geschrieben von Lena Kiefer ist ein New Adult Roman, der im Herzen von New York spielt und die gesellschaftlichen Probleme von Mitgliedern der High Society thematisiert. Nachdem ...
"Westwell - Heavy and light", geschrieben von Lena Kiefer ist ein New Adult Roman, der im Herzen von New York spielt und die gesellschaftlichen Probleme von Mitgliedern der High Society thematisiert. Nachdem die Schwester von Helena und der Bruder von Jessiah sterben wird Helena nach England “verbannt”. Als Len wieder nach einigen Jahren nach NY kommt, hat sie sich vorgenommen, den Tod ihrer Schwester aufzuklären und ihren Ruf wieder herzustellen, den Jess Mutter nach dem Tod ihres Kindes zerstört hat.
Dabei kommen sich Jess und Len nahe ohne es gewollt zu haben und schlagen damit bei ihren beiden Familien total über die Stränge.
Vom ersten Moment an, empfinden die beiden die gleichen Gefühle, denken die gleichen Gedanken. Sie sind in der gesellschaftlichen Erwartung gefangen und trauen sich nicht heraus, obwohl sie es gerne wollten. Gleichzeitig wollen dies beide aufgrund ihrer Vorurteile gegenüber des jeweils anderen nicht wahrhaben und “hassen” sich, weil es von ihren Familien und der Gesellschaft erwartet wird und es von sich selbst erwarten.
Es wird ein Ambiente vermittelt, das die Anonymität in New York unterstreicht - viele Menschen, die nur an sich denken. Außerdem verfolgt einen durchgehend die Frage, wo man zu Hause ist. Dieses Motiv wird bereits am Anfang mit dem Satz „Home is where the heart is” eingeleitet und setzt sich u.a. damit fort, dass man erfährt, dass Len sich weniger zu Hause fühlt als sie es in Erinnerung hat (das Haus, in dem sie wohnt strahlt eine kalte Symbolik aus u.Ä. während das von Jess ihr besser gefällt). Und Jess, der eigentlich unbedingt aus New York verschwinden will, sich durch Len aber immer mehr zu Hause fühlt.
Auch sonst ist der Roman sprachlich sehr schön gestaltet. Es ziehen sich Motive durch die Geschichte und die Sprache ist leicht runterzulesen und zeitlos. Genau wie die Thematik (die Anlehnung if der gesellschaftliche Konflikt, wie er auch in Romeo und Julia zu finden ist) ebenfalls zeitlos ist - wie dieser Roman ganz gut beweist. Jedenfalls wurde die Problematik der Liebe in der High Society sehr realistisch rübergebracht und hat einen darüber nachdenken lassen, wie unsere heutige Gesellschaft in vielerlei Hinsicht noch immer ähnlich agiert wie vor mehreren 100 Jahren.
Helena hat sich in England stark verändert und geht mit der Erwartung zurück nach New York, dass dies nicht auf ihre Familie zutrifft. Im Laufe des Romans realisiert sie, dass sich sehr viel verändert hat und man merkt, dass ihr eigentlicher Beweggrund zurück nach NY zu kommen (den Ruf ihrer Schwester wiederherzustellen) ab einem gewissen Punkt zwar noch wichtig für sie ist, aber nicht mehr ihre oberste Priorität darstellt. Das zeigt auch, dass sie über sich hinauswächst und anfängt mit den Geschehnissen „abzuschließen“. Wie bereits erwähnt, wächst sie außerdem über ihre Vorurteile ggü. Jess hinaus. Genau wie Jess ggü. Len.
Fazit: Der Roman richtet sich vor allem an junge Erwachsene und ist durch das Wiederaufgreifen von Romeo und Julia recht originell. Er thematisiert die noch immer vorhandenen gesellschaftliche Problematiken der High Society und hat dabei eine angenehm zu lesende Romance-Geschichte, die genau das richtige Tempo hat. Die Charaktere sind tief und originell gestaltet und machen bereits eine leichte Entwicklung durch, von der ich erwarte, dass sie sich noch steigern wird.
Man bleibt auch am Ende durch einen Cliffhanger gespannt, wie es mit den Familien, Jess und Len, sowie der Aufklärung des Todes der beiden Geschwister weitergeht.
Dieses Buch ist einer meiner Jahreshighlights! <3