Komplexes und actionreiches Finale
Der Schlüssel der Magie - Die Götter
Lässt sich der dritte und finale Teil der Founders Trilogie ebenso mit Schokolade vergleichen, wie ich den Vergleich mit meiner Lieblingssüßigkeit für die ersten beiden Teile gezogen habe? Nun, in „Die ...
Lässt sich der dritte und finale Teil der Founders Trilogie ebenso mit Schokolade vergleichen, wie ich den Vergleich mit meiner Lieblingssüßigkeit für die ersten beiden Teile gezogen habe? Nun, in „Die Götter“ begegnete mir eher die dunkle herbe Schokolade, bittersüß, aber immer noch in weiten Teilen unwiderstehlich.
Acht Jahre sind vergangen, acht Jahre in denen Sancia, Berenice und Clef gemeinsam mit ihren Verbündeten Krieg gegen die Wesenheit geführt haben, die ihre Welt und ihr gesamtes Dasein bedroht. Sie haben sich eine Rebellennation aufgebaut und müssen dieses fragile Konstrukt beschützen. Gleichzeitig befindet sich die Wesenheit auf dem Vormarsch. Sancia und ihre Freunde sehen nur noch einen verzweifelten Schachzug, um sie aufzuhalten.
Verzweifelt ist wohl der richtige Terminus, um den Gemütszustand von Sancia und ihren Freunden zu beschreiben. Jeder ihrer Schritte ist von Verzweiflung geprägt. Es ist kaum noch etwas übrig von der Tollkühnheit und dem sprühenden Esprit, der die Gruppe in Tevanne zusammengeschweisst hat. Nein, sie sind erwachsen geworden - und der Humor ist Zynismus gewichen, bitter, doch trotzdem reizt er zum Lachen. Die gestohlenen Momente voller Emotion und Zärtlichkeit zwischen Berenice und Sancia sind rar gesät, dafür umso schöner. Bisweilen können Autoren auch Scheusale sein, so viel steht zum Ende hin fest. Ich habe manchmal die alte Zeit in Tevanne vermisst, muss ich zugeben. Die Lockerheit fehlt dem Buch, es ist anders strukturiert, kriegs- und schlachtenlastiger. Es ist über die Truppe hinausgewachsen, so wie es nicht mehr nur eine Truppe von wenigen Leuten ist, sondern eine ganze Armee, die nach Disziplin und Ordnung und Führung verlangt.
Robert Jackson Bennett geizt nicht mit Ideen. Wenn ich dachte, gewaltiger als im letzten Band geht es kaum mehr, schüttelt er Kadenzen und neuartige Zwillingsskriben aus dem Ärmel und skizziert Nationen, die auf Schwarmintelligenzen basieren, und das alles in sich so logisch, dass man sich ernsthaft die Frage stellt, warum man da nicht früher drauf gekommen ist.
Clef, der einen besonderen Platz in meinem Herzen hat, wird in diesem Teil mit seiner Vergangenheit konfrontiert, zum großen Finale hin werden immer öfter Erinnerungsfetzen eingeschoben - was ich richtig spannend fand. Diese Fetzen kreuzen sich mit Actionszenen mit Blockbusterqualitäten - bis hin zur unausweichlichen furiosen finalen Schlacht, die sich listenreich und realitätsbeugend zugleich präsentiert, wie generell der gesamte Roman.
Nach dem Epilog saß ich mit feuchten Augen auf der Couch, die ich während des Buches überhaupt nicht eingeplant hatte! So war das nicht gedacht!
Das Ende der Reihe präsentiert sich actiongeladen, taktisch und verzweifelt, dunkel, wie Bitterschokolade eben. Vielleicht hat mir auch dieses kleine Quäntchen sahnige Süße am letzten Band gefehlt. Diese Leichtigkeit und diese Freche unter guten Freunden, wie sie in den ersten zwei Bänden vorhanden war. Ich weiß es nicht, ich weiß nur, dass dass meckern auf hohem Niveau ist. Robert Jackson Bennett hat meinen Heißhunger nach Fantasy unglaublich gut bedient. Und egal welche Schokoladensorte ihr am Liebsten mögt, in dieser Reihe werdet ihr sie sicher finden.