Rasanter Thriller
Einmal im Monat, wenn der Vollmond hoch über den Wäldern steht, rudert Vater hinüber in das Dorf der Wächter auf die andere Seite des Sees, um Einkäufe zu erledigen. Die gefährlichsten Finstermänner Südlands ...
Einmal im Monat, wenn der Vollmond hoch über den Wäldern steht, rudert Vater hinüber in das Dorf der Wächter auf die andere Seite des Sees, um Einkäufe zu erledigen. Die gefährlichsten Finstermänner Südlands wurden durch Vaters Zeugenaussage verhaftet und nun verstecken sie sich in der Blockhütte inmitten des Sees – Vater, Mutter, die 16jährige Juno und ihr kleiner Bruder, der 12jährige Boy. Die Wächter aus Nordland behüten sie, warnen sie bei Gefahr. Wenn die Sirene ertönt, müssen sie schleunigst in ihren Schutzraum unter der Erde.
Aus Junos Sicht wird dieser Thriller erzählt. Seit sie denken kann, lebt sie isoliert, hat keinerlei Möglichkeit, mit der Außenwelt zu kommunizieren. Die Insel zu verlassen ist unmöglich, Vater würde sie hart bestrafen und Boy gleich mit. Sie scheinen wie aus der Welt gefallen.
Ivar Leon Mengers Thriller-Debüt hat es in sich. Nachdem ich mich einigermaßen zurechtgefunden, die ersten Kapitel gelesen habe, dachte ich schon: Nett zu lesen, die Familie im Zeugenschutzprogramm, sollte das alles gewesen sein? Da gäbe es doch andere Möglichkeiten, als sich zeitlebens auf einer überschaubaren Insel abzuschotten. Was gibt die Story noch her? Und dann dreht sich alles, es kommen Dinge ans Licht, der geheimnisvolle Luca ist plötzlich da – gehört er wirklich zu den Guten? Ich habe so meine Zweifel. Die sieben Gebote, die sie alle verinnerlicht haben, müssen unbedingt einhalten werden – oder etwa nicht? Erschütterndes wird zutage gefördert, es wird zunehmend böse… bitterböse.
Eine ungewöhnliche Ausgangslage, es beginnt vielversprechend. Der Alltag der vier Inselbewohner war zunächst etwas langatmig, um dann an Tempo zu gewinnen. Auch wenn immer mehr offenbart wird, man hinter die Kulissen blickt, so war ich mir bis zuletzt bei einer Person nicht sicher, auf welcher Seite sie wirklich steht.
„Das Böse ist näher als du glaubst“ – wie wahr, auch wenn die Wahrheit hier eher nicht an vorderster Stelle steht. Ein rasanter Thriller, den ich im Ganzen verschlungen habe.