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Veröffentlicht am 19.07.2022

Ein Erbe kommt selten allein

Und jedem Anfang wohnt ein Zaudern inne
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Uschi arbeitet in der Kanzlei ihres Mannes am Empfang. GLÜCKLICH ERBEN befasst sich mit Erbschaftsangelegenheiten und so weiß sie aus erster Hand, dass solche meist nur zu Stress, Streitigkeiten und zerrütteten ...

Uschi arbeitet in der Kanzlei ihres Mannes am Empfang. GLÜCKLICH ERBEN befasst sich mit Erbschaftsangelegenheiten und so weiß sie aus erster Hand, dass solche meist nur zu Stress, Streitigkeiten und zerrütteten Familien führen. Als ihr ein Notar verkündet, ihre Tante Hetti habe ihr etwas vermacht, will sie das Erbe daher sofort ausschlagen. Doch ehe sie sich versieht, steht sie vor einer Bretterbude im Örtchen Klein Ziff und fragt sich, welche Überraschungen ihre Zukunft wohl noch für sie bereit hält.

Die Erbschaft und die Einwohner Klein Ziffs bringen Uschis Gedankenkarussell zum Rotieren. Ihre Arbeit in der Kanzlei erfüllt sie längst nicht mehr, ihre Ehe hat sich ebenfalls verändert und das nicht zum Positiven. Außerdem stellt sich natürlich die Frage, was Tante Hetti überhaupt bezweckt hat, schließlich es ist schon Jahre her, dass die beiden Kontakt hatten. So erhält Uschi die Gelegenheit sich darüber klar zu werden, was sie wirklich will, sich selbst zu finden und eventuell einen Neuanfang zu wagen.

Uschi rennt gerne vor unangenehmen Situationen und Gesprächen davon und verhält sich ab und zu ein wenig bockig. Das hat mich doch etwas irritiert und manchmal auch genervt - immerhin ist sie eine gestandene Frau von 51 Jahren. Die Geschichte ist komplett aus ihrer Sicht geschrieben, daher kann ich ihre Gedanken- und Gefühlswelt aber durchaus nachvollziehen und verstehe auch, warum sie reagiert wie sie es eben tut.

Die Charaktere sind allesamt herzliche Originale: Karl, Linde, Elsbeth, Hannelore und all die anderen, die man im Verlauf kennenlernt. Es ist ein tolles und harmonisches Miteinander. Und typisch Kleinstadt sind alle untereinander bekannt und füreinander da. Da kommt es zu allerlei neckischen Szenen, bei denen man auch mal die Augen verdrehen kann.

Manche Problematiken oder Fragestellungen (vor allem die Erbschaft und deren Folgen betreffend) haben sich für meine Begriffe teilweise irgendwie zu leicht geklärt oder wurden gar nicht mehr angesprochen.

Insgesamt hat mich „Und jedem Anfang wohnt ein Zaudern inne“ gut unterhalten. Ich mochte vor allem das Setting, die Charaktere und den lockeren und humorvollen Schreibstil.

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Veröffentlicht am 18.07.2022

Soviel mehr als eine zarte Liebesgeschichte

Scones zum Frühstück
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Nachdem Sternekoch Max sein Restaurant, sein Geld und letztendlich auch noch seine Freundin verloren hat, findet er sich auf der Isle of Skye wieder, wo er ab sofort als Chefkoch in der Schulkantine arbeiten ...

Nachdem Sternekoch Max sein Restaurant, sein Geld und letztendlich auch noch seine Freundin verloren hat, findet er sich auf der Isle of Skye wieder, wo er ab sofort als Chefkoch in der Schulkantine arbeiten wird. Seine neue Vermieterin verhält sich ziemlich abweisend und führt seltsamerweise ständig Selbstgespräche. Voller Feingefühl und mit dem ein oder anderen Scone als Hilfsmittel versucht er ihre Schutzmauern zu überwinden und ihr Geheimnis zu lüften.

Erzählt wird die Geschichte aus den Perspektiven von Robyn und Max, die beide herzensgute und sehr sympathische Protagonisten sind. Vor allem Robyn hat einiges zu verarbeiten und tat mir unheimlich Leid. Mir war zwar bereits nach dem Prolog klar, was ihr ungefähr widerfahren ist, das macht die Situation aber natürlich nicht weniger schwierig. Mit seiner offenen, lockeren und emphatischen Art zieht Max nicht nur den Leser in seinen Bann. Lediglich der Umgang mit seiner Vergangenheit ist für mich völlig unverständlich. Seine Gelassenheit diesbezüglich mag bewundernswert sein, wirkt auf mich aber wenig glaubhaft.

Das Untereinander mit den Kindern hat mir gut gefallen, denn Max setzt sich sehr für sie ein und versucht ihnen einiges über das Kochen, Lebensmittel und gesunde Ernährung beizubringen. Dies scheint bitter nötig zu sein, denn Max wird zudem mit einer essgestörten Schülerin konfrontiert. Ich finde es toll, dass die Gerichte immer wieder eine Rolle spielen und mal mehr oder weniger ausführlich beschrieben werden. Das lässt einem direkt das Wasser im Mund zusammen laufen. Am Ende befindet sich sogar ein Rezept für Scones!

Obwohl einige ernste und wichtige Themen wie Verlust und Trauer, Essstörungen sowie die Arbeit der Seenotrettung angesprochen werden, kommt der Humor definitiv nicht zu kurz. An dieser Stelle ist Maxs verfressener Labrador Bradley absolut erwähnenswert.

Ich mag ebenfalls das Setting, welches direkt eine Art Sommer- und Urlaubsfeeling auslöst: Robyns Farm, das Internat, Strand, Meer und schroffe Küsten.

„Scones zum Frühstück“ ist nicht nur eine zarte Liebesgeschichte, sondern soviel mehr: dieses Buch ist tiefgründig und emotional, mal leicht, mal etwas schwerer. Und dennoch erwärmt es durch zahlreiche liebenswürdige Charaktere und viele witzige oder schöne Szenen das Herz. Lesenswert!

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Veröffentlicht am 18.07.2022

Spannende und abenteuerliche Hommage an Jules Verne

Tochter der Tiefe
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Ana und ihre Freunde sind grade auf dem Weg zu ihren Prüfungen, als hinter ihnen die Meeres-Akademie in die Luft fliegt. Was ist da nur passiert? Voller Angst fliehen sie aufs Meer, doch auch dort sind ...

Ana und ihre Freunde sind grade auf dem Weg zu ihren Prüfungen, als hinter ihnen die Meeres-Akademie in die Luft fliegt. Was ist da nur passiert? Voller Angst fliehen sie aufs Meer, doch auch dort sind sie nicht sicher. Nach und nach bringen sie Licht ins Dunkel und erfahren, dass Ana die letzte Erbin des sagenumwobenen Kapitän Nemo ist. Sie können es zunächst nicht glauben, aber Jules Vernes „20.000 Meilen unter dem Meer“ scheint nicht bloß eine Geschichte zu sein. Ihre Aufgabe ist es jetzt Nemos legendäres U-Boot Nautilus zu finden und sich ihren Feinden zu stellen.

Dies ist das erste Buch, welches ich von Rick Riordan lese und er hat mich damit direkt in seinen Bann gezogen. Neben den tollen, diversen und interessanten Charakteren, hat mich vor allem auch das Setting begeistert. Es spielt hauptsächlich auf, am oder im Meer, was ich generell schon richtig cool finde. Es tauchen viele maritime und nautische Begriffe auf, dennoch ist aber alles gut verständlich. Die Beschreibungen der modernen Technologien, der Unterwasserwelt, der Nautilus sowie Nemos Erfindungen waren wirklich sehr faszinierend. Bestimmt hätte ich einiges noch besser verstanden, wenn ich Jules Vernes Werke kennen würde, aber es ist definitiv nicht notwendig. Auch das Leben und Lernen an der Meeres-Akademie ist immer wieder ein Thema. So sind die Schüler in mehrere Häuser eingeteilt, in denen jeweils bestimmte Fähigkeiten trainiert werden und sie damit für verschiedene Aufgabenbereiche wie beispielsweise Kommunikation, Forschung und Medizin, Militär und Diplomatie ausgebildet werden.

Der Schreibstil ist locker, leicht und sehr humorvoll. Es kommt aber auch zu einigen taktischen, kämpferischen und actionreichen Szenen, die sehr spannend sind. Erzählt wird aus Anas Perspektive. Man kann ihre Gedanken- und Gefühlswelt sehr gut nachvollziehen. Sie sie eine starke Protagonistin, die für ihre 15 Jahre sehr reif und überlegt handelt und auch vor schweren Entscheidungen nicht zurückschreckt - bewundernswert! Besonders erwähnenswert ist auch Delfin Sokrates, Anas mutiger und liebenswerter Sidekick.

„Tochter der Tiefe“ soll angeblich ein Einzelband sein, das Ende könnte aber auf eine Fortsetzung hindeuten - ich würde mich darüber freuen.

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Veröffentlicht am 14.07.2022

Magisch und phantastisch mit tollen Botschaften

Das Kaufhaus der Träume
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Die Vorstellung einer Stadt, in der sowohl Träumende während sie schlafen zu Besuch kommen und gleichzeitig „normale“ Menschen leben, arbeiten und mit der Traumbranche ihr Geld verdienen, finde ich ziemlich ...

Die Vorstellung einer Stadt, in der sowohl Träumende während sie schlafen zu Besuch kommen und gleichzeitig „normale“ Menschen leben, arbeiten und mit der Traumbranche ihr Geld verdienen, finde ich ziemlich cool und sehr außergewöhnlich. Sämtliche Berufe drehen sich um den Schlaf und die Träume: so bieten Foodtrucks warme Milch, beruhigende Kekse und Bonbons an, die einen tiefen Schlaf garantieren. Es gibt außerdem katzenähnliche Wesen, die Leihbademäntel und kuschelige Socken gegen kalte Füße verteilen oder Feen, welche Träume erschaffen, in denen man fliegen kann. Natürlich kann man auch jede andere Art von Träumen kaufen und zwar in „Dallerguts Kaufhaus der Träume“. Bezahlt werden diese mit den Emotionen, die der jeweilige Traum nach dem Erwachen auslöst.

Der Schreibstil ist gut und flüssig zu lesen. Tatsächlich finde ich aber auch, dass sich die Handlung hin und wieder ein bisschen zieht. Versteht mich nicht falsch: ich mag die Beschreibungen der Traumwelt und der Traumbranche, des Kaufhauses und der Arbeitsweise der Angestellten sowie der Traum-Produzenten. Anhand kurzer Anekdoten erfahren wir zudem, welche Auswirkungen die Träume in der Realität auf den Alltag der Menschen haben. Alles wirkt einerseits irgendwie magisch und phantastisch, was wirklich ganz toll ist. Andererseits geht es aber um Probleme, mit denen man sich identifizieren und die man nachvollziehen kann.

Es ist ein Buch, das eher ruhig dahinplätschert, ohne besondere Vorkommnisse oder Aufreger. Es zeigt, wie wichtig Schlaf und Träume sind und dass sie eben keine Zeitverschwendung sind. Insgesamt gefallen mir die enthaltenen Weisheiten sehr gut und ich konnte ein paar wertvolle Gedanken mitnehmen. Es hat mich definitiv unterhalten, dennoch hätte ich mir teilweise ein bisschen mehr Spannung gewünscht.

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Veröffentlicht am 13.07.2022

Sehr emotional und aufwühlend

The Way I Break
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Victoria verlässt London Hals über Kopf und flüchtet sich endlich aus einer toxischen Beziehung, gibt damit aber auch gleichzeitig ihre Karriere als erfolgreiche Gourmet-Köchin auf. Sie landet in Goldbridge, ...

Victoria verlässt London Hals über Kopf und flüchtet sich endlich aus einer toxischen Beziehung, gibt damit aber auch gleichzeitig ihre Karriere als erfolgreiche Gourmet-Köchin auf. Sie landet in Goldbridge, wo sie als Kellnerin getarnt herausfinden möchte, warum ihre Mutter ihren Job im Sterne-Restaurant Prisma vor Jahren einem Leben mit ihrer Familie vorgezogen hat. Als sie versucht ihren Kummer in Alkohol zu ertränken gibt sie versehentlich zu viel über sich preis und das ausgerechnet gegenüber Julian, einem der Söhne der Restaurantinhaber. Die beiden schließen einen Deal: wenn er ihre wahre Identität für sich behält, gibt sie ihm im Gegenzug Nachhilfe im Kochen.

Es geht um Traumata und daraus resultierende Panikattacken. Außerdem werden noch andere sehr ernste und schwierige Themen aufgegriffen, die man am Besten in der Triggerwarnung am Ende des Buches nachlesen kann, da sie Spoiler enthalten.

Julian ist wirklich sehr verständnisvoll, hilfsbereit und emphatisch. Er fühlt sich für alle verantwortlich, will seine Familie und Victoria retten, verliert dabei aber sich selbst und seine Bedürfnisse gerne mal aus den Augen. Dennoch war er mir persönlich schon fast ein wenig zu passiv und genügsam, aber anscheinend ist dieses Verhalten genau das, was Victoria braucht.

Im Gegensatz dazu steht Victoria selber. Sie ist die meiste Zeit mit sich selbst beschäftigt. Sie wirkt manchmal doch etwas arg selbstbezogen und ein bisschen egoistisch, was angesichts ihrer Vergangenheit jedoch durchaus verständlich ist. Die Gefühle und Gedanken der zwei sind auf jeden Fall gut nachvollziehbar. Gut und authentisch finde ich, dass Liebe nicht als die ultimative Lösung und das Allheilmittel gegen ihre psychischen Probleme dargestellt wird. Dennoch oder grade deswegen macht Victoria im Verlauf eine bewundernswerte Entwicklung durch. Sie ist so unglaublich mutig und stark, viel stärker als sie sich selber bisher zugetraut hat.

Vieles ist sehr emotional, aufwühlend und ziemlich schmerzhaft zu lesen. Die Geschichte wird allerdings durch einige humorvolle Szenen aufgelockert. Insgesamt ist der Schreibstil locker und leicht, erzählt wird aus den Perspektiven beider Protagonisten, was ich sehr gelungen finde.

Ich mochte das Setting besonders gerne: Goldbridge ist ein idyllisches Hafenstädtchen am Meer, jeder kennt jeden, alle sind füreinander da. Das Prisma befindet sich in einer Grotte direkt am Strand, ich meine wie cool ist das denn?

Es ist ein packender Auftakt, der vor allem auch Lust auf die Geschichten der Nebencharaktere macht: Echo und Alexis sowie Darcy und Nicholas. Da gibt es noch einige Geheimnisse zu entdecken und viel über sie zu erfahren - ich freue mich sehr drauf! Außerdem bin ich natürlich auch gespannt, wie es mit dem Prisma weitergeht und ob die Familie wieder zueinander findet und was sie überhaupt entzweit hat.

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