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SofieWalden

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 27.07.2022

Wo die Fantasie hüpft und Schluckauf macht

Das Haus zwischen den Welten
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Die Taschendiebin Neun und ihre Freunde reisen in ihrem magischen Haus durch die Welt. Doch das hat, vielleicht auch gestresst vom ersten Teil, Schluckauf und hüpft, wegen der vielen Hicks durch viele ...

Die Taschendiebin Neun und ihre Freunde reisen in ihrem magischen Haus durch die Welt. Doch das hat, vielleicht auch gestresst vom ersten Teil, Schluckauf und hüpft, wegen der vielen Hicks durch viele Welten. Und so gibt es für die illustre Schar eine Menge Abenteuer zu erleben.Und dabei spielt ein Hüpfkästchenwettbewerb eine Rolle und ganz wichtig ist ein magischer Turm, der den Freunden vielleicht beim Lösen ihrer Probleme hilft.
Eine total schräge, riesig fantastische, humorvolle und kunterbunte Geschichte ist das hier, mit sehr netten Akteuren, die zwar sehr verschieden und eigen sind, aber trotzdem ganz fest zusammenhalten, denn nur so haben sie die Chance, dass dies alles zu einem guten Ende führt.
Das Buch zu lesen, hat einfach richtig Spaß gemacht.

Veröffentlicht am 24.07.2022

Ein Vater ist mehr wie nur ein Vater

Die Schuhe meines Vaters
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Es ist der Vater des Autors, der seinen Sohn und dessen Familie in regelmäßigen Abständen in Frankfurt besucht. Doch diesmal, im Sommer 2018, erzählt dieser, ganz am Ende des Besuchs, dass seine Krebserkrankung ...

Es ist der Vater des Autors, der seinen Sohn und dessen Familie in regelmäßigen Abständen in Frankfurt besucht. Doch diesmal, im Sommer 2018, erzählt dieser, ganz am Ende des Besuchs, dass seine Krebserkrankung wahrscheinlich zurückgekehrt ist und er sich, zurück in Berlin, einer Biopsie unterziehen muss. Begleitung will er keine, vorerst 'schaffe ich das allein'. Und so ist es doch ein Schock, als ein Anruf aus dem Krankenhaus dem Sohn mitteilt, dass sein Vater im künstlichen Koma liegt und er kommen muss, um zu entscheiden, wann die Maschinen abgestellt werden sollen. Der Sohn entscheidet und dann, schon fast ein Trost, atmet der Vater weiter und ihm wird 'das Sterben geschenkt'. Dann ist er tot und der Sohn, irgendwann, erst nach einiger Zeit, er will über den Vater schreiben, ihn für sich noch einmal erleben lassen. Und dazu macht er sich auf die Suche, nach ihm. Denn, dass wird dem Autor sehr bewusst, was weiß er über diesen nicht einfachen Mann, der so viel in sich begrub. Und manchmal, ja, da wallte es auf in ihm, 'Ausbrüche', die die Familie belasteten und zu mancher Zeit, den Sohn sich hat schämen lassen, für den Vater.
Ein sehr persönliches Buch über das Sohnsein, das Vatersein und die einen selbst vielleicht erstaunende Erkenntnis, dass ein Vater auch ein Leben vor und neben der Vaterrolle her hat, ein Leben, das etwas mit einem Menschen macht und es so vielleicht auch nicht immer einfach ist, der Vater zu sein, den sich der Sohn wünscht.
Sehr intensiv, sehr berührend und verbunden mit der Chance für uns alle, seine Eltern über diese ,ihre Rolle hinaus, wahrzunehmen und kennenzulernen.

Veröffentlicht am 21.07.2022

Selten und trotzdem gibt es ein Leben

Blindfisch
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Das Usher-Syndrom, erblich bedingt, selten, drei Formen und Lon hat eine davon. Er ist von Geburt an gleichbleibend hochgradig schwerhörig, aber damit kann er leben. Mit seinen Hörgeräten ist das Leben ...

Das Usher-Syndrom, erblich bedingt, selten, drei Formen und Lon hat eine davon. Er ist von Geburt an gleichbleibend hochgradig schwerhörig, aber damit kann er leben. Mit seinen Hörgeräten ist das Leben für ihn nahezu genauso wie für andere. Inzwischen er ein Teenager, ein ganz normaler Typ mit einem besten Freund, Oscar und alle anderen in der Klasse sind auch sehr in Ordnung. Er spielt Volleyball und Zuhause, das sind seine Mutter, seine Schwester Annie und sein Stiefvater 'Cord', den Lon nicht so mag, obwohl der echt sein Bestes gibt. Doch etwas stimmt nicht. Lon sieht zunehmend schlechter, was er aber niemandem sagt. Und es ist ihm klar, was das bedeutet, dass er wohl die Variante 2 des Usher-Syndroms hat, die sich durch die zunehmende Netzhautdegeneration in der Pubertät zeigt, bis hin zur Erblindung. Tag um Tag, Lon macht einfach weiter, kämpft sich durch alles durch. Er weiß, es gibt kein Zurück, es wird passieren, aber er will noch eine 'Gnadenfrist', wie er selbst es nennt, noch ein bisschen normal sein, dazugehören, nicht bemitleidet werden, bevor es vielleicht wirklich Nacht wird, für immer. Und dann, so denkt er, ist das Leben für ihn sowieso vorbei.
Diese Geschichte, das ist Lon, der um Aufschub kämpft, der hier spricht, hier fühlt, der seinen Sport aufgibt, stolpert, öfter mal die Orientierung verliert und sich dann auch noch durch die mehrtägige Klassenfahrt 'quält'. Und wir, die Leser, sind mitunterwegs, fühlen mit, hoffen mit, verzweifeln, haben Angst, genauso, wie Lon selbst das erlebt.
Und das Fazit, ein ganz tolles Buch und ein 'warum ich' gilt einfach nicht, aber es gilt, es gibt ein Leben und das ist schön.

  • Einzelne Kategorien
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 19.07.2022

So haben sie gelebt, Zechensiedlung, Großfamilie und die Generationen danach

Beifang
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Sie waren zu zwölft und die Eltern dazu, 60 qm Zechenhaus, unerträgliche Enge, Armut in allen Belangen, Härte, die meist in Schlägen endete und ein ewiger Kampf quasi ums Überleben, das ist die Familie, ...

Sie waren zu zwölft und die Eltern dazu, 60 qm Zechenhaus, unerträgliche Enge, Armut in allen Belangen, Härte, die meist in Schlägen endete und ein ewiger Kampf quasi ums Überleben, das ist die Familie, in der Franks Vater Kind war. Erzählt hat dieser von seinem Kindsein nie, auch auf Nachfrage seines Sohnes bleibt dessen Ansinnen unbeantwortet. Jetzt, da Franks Eltern das Zechenhaus, das sie als die nächste Generation bewohnt hatten, verkaufen, um in eine Seniorenwohnung umzuziehen, verspürt Frank erneut den Wunsch, mehr über Großvater und Vater zu erfahren, doch sein Vater will nichts sagen. Und so macht sich Frank, der sich mehr schlecht wie recht als Drehbuchautor durchs Leben schlägt, auf den Weg und besucht seine weitverstreute Schar an Onkeln und Tanten, um Antworten zu erhalten. Die Facetten ihrer Erinnerungen, sie sind vielfältig und der der jeweiligen Wahrnehmung auch recht unterschiedlich, manchmal sogar vollkommen gegensätzlich, aber das Gesamtbild, das sich daraus zusammenfügt und unweigerlich neben Großvater und Vater auch Frank selbst und seinen Sohn Vinzenz mit einbindet, da steht schon eine gnadenlose Trostlosigkeit im Raum. Aber es zeigt sich auch, es gab sie, die Familie und ihr wehrhafter Zusammenhalt und ihr Kampfgeist gegen das Aufgeben.
Happy Ends oder der Sonnenschein am Ende des Tunnels, das bekommt man hier nicht, aber trotzdem schafft es die Geschichte, eine den einzelnen Personen zunehmend zugewandtere Haltung einzunehmen. Und für Frank selbst ist jetzt Reflektion möglich und vielleicht auch mehr.
Mich hat diese 'Familiengeschichte' überzeugt.

Veröffentlicht am 18.07.2022

Aufwachsen, erwachsen und die Suche nach der eigenen Identität

Eine Feder auf dem Atem Gottes
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Die Schriftstellerin Sigrid Numez hat für ihre Bücher schon viele Auszeichungen erhalten und ist ein Name in der Welt des geschriebenen Worts. Mit 'Eine Feder auf dem Atem Gottes' veröffentlichte sie 1995 ...

Die Schriftstellerin Sigrid Numez hat für ihre Bücher schon viele Auszeichungen erhalten und ist ein Name in der Welt des geschriebenen Worts. Mit 'Eine Feder auf dem Atem Gottes' veröffentlichte sie 1995 ihren ersten sehr persönlichen Debütroman, der autobiografisch Einblicke gibt in die Zeit ihres Aufwachsens in New York und sehr fokussiert ihr Augenmerk in vier Abschnitten auf ihren Vater, ihre Mutter, das Ballet und die Affäre mit Vadim, einem verheirateten russischen Einwanderer, richtet. Und dieser in seiner Offenlegung doch auch mutige Roman, er ist nun wieder da, neu aufgelegt und mit seinem melancholischen und berührenden Stil absolut wert, erneut entdeckt zu werden.
Die Suche, auf die sich die Autorin hier begibt, ist die nach der eigenen Identität. Sie klopft dafür an viele Türen, denn natürlich beginnt alles mit der eigenen Familie, die das Fundament legen sollte für das Heranwachsen, Hersauswachsen hin zu sich selbst. Doch das ist hier anders. Es gibt einen chinesisch-panamaischen Vater, der dieses Leben nicht will und eine deutsche Mutter, die noch weniger damit fertig wird, in diesem Amerika, noch dazu als nur Hausfrau und Mutter, leben zu müssen und deren 'Träume' zurück in Deutschland liegen. Familie existiert nicht, nur Streit und Gewalt erlebt sich hier fort. Und so sucht Numez nach anderen Leidenschaften, die zu Famile werden könnten und das ist in ihrem Fall der Tanz. Und dann ist da noch, als weiteres Mosaiksteinchen, die Affäre. Mit Vadim erlebt sie 'Gefühle', doch mehr kann es nicht sein, denn dieser hat Frau und Kind.
Ich konnte diesem Buch sehr viel abgewinnen. Man fühlte sich von der Autorin mitgenommen auf ihren ganz eigenen Weg hin zu dem, was sie so sehr vermisst und was man einfach braucht zum Leben, ein starkes Ich, in sich selbst.