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Veröffentlicht am 19.07.2022

Was, wenn man urplötzlich bestimmen muss, wann das Leben eines lieben Angehörigen endet?

Die Schuhe meines Vaters
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Woher kommen wir?

Weshalb sind wir so wie wir sind?

Können wir den Spuren unserer Ahnen folgen und diese ausfüllen?

Andreas Schäfer gelingt mit seinem aktuellen Roman "Die Schuhe meines Vaters" ein ...

Woher kommen wir?

Weshalb sind wir so wie wir sind?

Können wir den Spuren unserer Ahnen folgen und diese ausfüllen?

Andreas Schäfer gelingt mit seinem aktuellen Roman "Die Schuhe meines Vaters" ein unheimlich tiefgründiges und auch emotionales Werk und gewährt uns sehr intime Einblicke in die familiären Verhältnisse, in denen er selbst aufgewachsen ist und die ihn geprägt haben.

Dreh- und Angelpunkt der Handlung ist dabei der Vater des Autors. Dieser wird von einer bereits überwunden geglaubten Krebserkrankung wieder heimgesucht und stellt sich den notwendigen Untersuchungen. Dabei gibt es Komplikationen, er erleidet eine Hirnblutung und fällt ins künstliche Koma, ohne nach Meinung der behandelnden Ärzte eine reelle Überlebenschance zu haben. Diesen tragischen Umstand teilt der Oberarzt der Neurochirurgie dem Autor mit.

Mehr möchte ich zur Story gar nicht mehr verraten sondern verweise hier nochmals auf den Klappentext.

Das Buch gliedert sich in drei Teile auf.

Im ersten steht klar der Kampf um das Leben des Vaters im Vordergrund.

Wie reagiert man, wenn einem eine solche Diagnose gestellt wird?

Vor allem wie reagiert man als nahestehender Angehöriger, der schlussendlich bestimmen muss, wann die lebenserhaltenden Maßnahmen mithilfe der Maschinen dann abgestellt werden und der letztendliche Sterbeprozess eingeleitet wird?

Dieser Teil ist unheimlich emotional geschildert und für mich der stärkste Teil im ganzen Buch. Ich wähnte mich persönlich sehr schnell mittendrin statt nur dabei und auch bei mir machte sich das beklemmende Gefühl breit, wie man wohl in einer solchen Situation dann selbst reagieren und vor allem entscheiden würde.

Ein Pfleger in der Klinik des Vaters kommt dann in breitem hessisch zu folgendem Ergebnis, ohne den Autor bei der Entscheidung drängen zu wollen:

"… aber isch wüsst, was isch tät, wenn des mein Vadder wär."

Ist die Entscheidung, einen geliebten Mitmenschen einfach von jetzt auf gleich per Befehl gehen zu lassen, wirklich so einfach?

Welche Gedanken gehen einem dabei im Kopf herum bzw. welche Umstände versucht man abzuwägen?

Im zweiten Teil spürt der Autor dann dem Leben seines Vaters entsprechend nach und geht in Gedanken nochmals einige wichtige Stationen seines Lebens durch. Genau dabei lernt man dann den Vater nochmals aus einer ganz anderen Perspektive kennen. Für den Autor selbst ist es vielleicht auch eine Art mit seinem Vater reinen Tisch zu machen und sich mit ihm und seinem damaligen nicht immer galanten Verhalten auszusöhnen.

Zum Schluss bricht der Autor dann zu einer insgesamt versöhnlichen Reise auf.

Das autobiographische Werk ist unheimlich gut umgesetzt, ohne allzu voyeuristisch zu wirken. Der Blick des Autors auf seinen Vater ist nicht verklärt sondern er schildert aus den eigenen Erinnerungen heraus und anhand der Aufzeichnungen seines Vaters, von dessen Leben in seiner kompletten Fülle mit allen Höhen und Tiefen.

Insgesamt ist es ein Werk, das einen selbst über die eigenen familiären Beziehungen nachdenken lässt. Insbesondere die gottgleiche Entscheidung im ersten großen Teil des Romans, wann ein Leben dann wirklich zu Ende ist, lässt mich persönlich arg nachdenklich zurück.

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Veröffentlicht am 18.07.2022

Raffinierte österreichische Küche mit internationalen Finessen und exotischen Einflüssen

Total Obauer!
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Das Kochbuch "Total Obauer!" vom Gräfe und Unzer-Verlag hält viele unterschiedliche Rezepte und Ideen bereit.

Von eher einfach gehalten bis herausfordernd werden verschiedenste Gerichte präsentiert, die ...

Das Kochbuch "Total Obauer!" vom Gräfe und Unzer-Verlag hält viele unterschiedliche Rezepte und Ideen bereit.

Von eher einfach gehalten bis herausfordernd werden verschiedenste Gerichte präsentiert, die nachgekocht werden wollen.

Die Rezepte gliedern sich in die folgenden Bereiche auf:

- Vorspeisen

- Vegetarisch

- Fisch

- Fleisch

- Dessert

- Vorrat

Neben den Rezepten selbst erfährt man noch sehr viel Wissenswertes über die Brüder Obauer, die vom Guide Gault Millau als Köche des Jahrzehnts ausgezeichnet wurden, sowie deren Konzept hinter ihrer Kochkunst.

Die Rezepte selbst werden in Bild und Text mit genauen Zutatenlisten und einzelnen Zubereitungsschritten ausführlich dargestellt, so dass die Zubereitung dann in der eigenen Küche auch mit mal mehr oder auch mal etwas weniger persönlichem Geschick dann hoffentlich gelingt.

Alles in allem eine tolle Inspirationsquelle für diejenigen Kochinteressierten, die mal in fremde Töpfe und Pfannen der gehobenen und raffinierten österreichischen Küche gucken wollen und bewusst über den eigenen Tellerrand blicken möchten.

Bon appétit!

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Veröffentlicht am 17.07.2022

Agrarflächen im Einklang mit der Natur bewirtschaften - Wege aus der extensiven industriellen Landwirtschaft

Market Gardening & Agroforst
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Weg von den Monokulturen und hin zu den Gemüseinseln! - Was unsere Vorfahren vor über 150 Jahren bereits wussten und in der damaligen Bewirtschaftung von Ackerflächen beherzigten

Dem Autor Leon Schleep ...

Weg von den Monokulturen und hin zu den Gemüseinseln! - Was unsere Vorfahren vor über 150 Jahren bereits wussten und in der damaligen Bewirtschaftung von Ackerflächen beherzigten

Dem Autor Leon Schleep gelingt mit seinem Werk "Market Gardening & Agroforst - Von Gemüse und Bäumen, Grundlagen und Vorbildern oder: Wie du mit Bäumen deinen Gemüsebetrieb super resilient machst" ein insgesamt sehr spannendes Special Interest Buch.

Die extensive Landwirtschaft, wie wir sie heute global betreiben, dürfte früher oder später hoffentlich der Vergangenheit angehören.

Leon Schleep gibt hier sehr interessante Ein- und auch Ausblicke, wie ein Wandel hin zu einer florierenden Marktgärtnerei verbunden mit Agroforstsystemen aussehen kann.

Eingangs des Buches legt er dazu die Grundlagen, so dass auch Newbies gut ins Thema einsteigen können.

Neben den gut strukturierten Texten unterstützen auch die anschaulichen Bilder dabei, das System des Marktgärtnerei zu erfassen.

Anschließend widmet er sich sehr umfänglich dem Agroforstsystem mit den vielen verschiedenen Möglichkeiten. Neben den Grundlagen kommt hier auch die Praxis dann nicht zu kurz. Typische Schaubilder und Fotos verdeutlichen, wie ein solches Agroforstsystem gestaltet werden kann.

Wie solche Marktgärten dann mit Agroforstsystemen in der Realität wirklich aussehen und ausgestaltet sind präsentiert der Autor anhand von einigen global umgesetzten Projekten (davon zwei aus Deutschland).

Vier beispielhafte Planungen beschließen das Buch und machen Lust auf die Umsetzung eines solchen fortschrittlichen Bewirtschaftungssystems.

Die Welt wandelt sich und das Klima auch - wenn nicht jetzt, wann sollten wir dann unsere extensivierten landwirtschaftlichen Anbaumethoden gründlich überdenken und in eine neue ressourcenschonendere Ära aufbrechen.

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Veröffentlicht am 05.07.2022

Wer den Wald vor lauter Bäumen nicht erkennt ...

Gebrauchsanweisung für den Wald
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Das Ökosystem Wald mit allen Sinnen erleben, verstehen und genießen

Eine "Gebrauchsanweisung für den Wald" - wirklich?

Ja genau so ist es.

Deutschlands bekanntester Förster Peter Wohlleben legt mit ...

Das Ökosystem Wald mit allen Sinnen erleben, verstehen und genießen

Eine "Gebrauchsanweisung für den Wald" - wirklich?

Ja genau so ist es.

Deutschlands bekanntester Förster Peter Wohlleben legt mit seinem aktuellen Buch ""Gebrauchsanweisung für den Wald"" genau ein solches Werk vor.

Dieses bringt den bisher vielleicht eher unbedarften Menschen dann vollumfänglich das Ökosystem Wald näher - ohne Wenn und Aber.

Wer bisher zwar vielleicht die große Ansammlung Bäume sah, sich aber immer fragte, wozu diese dann beitragen, kann hier im Buch sehr viele interessante Fakten und wissenswerte Details zum Wald kennenlernen.

Der Autor macht unheimliche Lust, den Lebensraum Wald dann wieder neu zu entdecken bzw. das erste Mal wirklich richtig zu verstehen. Man wähnt sich förmlich auf einem Streifzug durch die Wälder mit Herrn Wohlleben.

Also wer gerade Lust verspürt, mehr über unsere grünen Lungen zu erfahren, ist hier bei diesem Buch dann genau richtig.

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Veröffentlicht am 01.07.2022

Wenn urplötzlich das Kartenhaus "Wirecard" wegen fehlender 1,9 Milliarden Euro zusammenbricht

House of Wirecard
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Aufstieg und Fall des Wunderkinds Wirecard - Wie ein engagierter Wirtschaftsjournalist die staatliche Finanzdienstleistungsaufsicht und namhafte Wirtschaftsprüfungsgesellschaften vorführt

Das Buch von ...

Aufstieg und Fall des Wunderkinds Wirecard - Wie ein engagierter Wirtschaftsjournalist die staatliche Finanzdienstleistungsaufsicht und namhafte Wirtschaftsprüfungsgesellschaften vorführt

Das Buch von Dan McCrum "House of Wirecard" liest sich wie ein Wirtschaftskrimi respektive -thriller.

Würde man nicht wissen, dass der gigantische kriminelle Coup des einstigen hellsten Stern am Zahlungsdienstleisterhimmels nicht wirklich stattgefunden hätte, würden viele wohl annehmen der Autor hätte sehr viel Fantasie. Zu kurz gedacht.

Der engagierte Journalist Dan McCrum von der Financial Times brachte schlussendlich den Stein ins Rollen, auch wenn der rollende Stein ab und an mal vom rechten Weg abkam bzw. auch bewusst aufgehalten werden sollte.

Das Buch selbst gibt tiefe Einblicke in die journalistische Recherchearbeit und ist super spannend geschrieben.

Ich persönlich habe den Wirecardskandal damals nur beiläufig in den Nachrichten mitverfolgt.

Mir war bereits bekannt, dass sehr frühzeitig ein Journalist auf der entsprechenden Fährte war und die entsprechenden Stellen dann auch gewarnt hatte.

Das Buch selbst gab mir dann allerdings jetzt rückwirkend nochmals einen detaillierten Einblick in die ganzen Geschehnisse und lösten bei mir dann nur noch mehr Kopfschütteln aus.

Spannend und packend geschrieben wähnt man sich direkt an der Seite von Dan McCrum und mittendrin im Geschehen bei der Aufdeckung des Milliardenbetrugs von Wirecard.

Was namhafte Wirtschaftsprüfungsgesellschaften, die Politik und die staatliche Finanzdienstleistungsaufsicht BaFin nicht sehen wollten förderte der FT-Journalist dann zu Tage.

Nicht nur für Real-Crime-Fans ist das Buch auf alle Fälle einen Blick wert, wie ein engagierter Wirtschaftsjournalist gegen alle Widerstände die Betrügereien und Tricksereien von Wirecard dann ent- und aufdeckt und das Unternehmen dann zur Strecke bringt.

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