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Veröffentlicht am 19.07.2022

Ein intensiver, tiefgründiger und behutsam erzählter New-Adult-Roman

Nebelschimmer
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Mit "Regenglanz" begann letztes Jahr im Oktober die Sturm-Trilogie von Anya Omah um drei Freundinnen und drei Städte im Norden Deutschlands. Da der Erscheinungstermin der Fortsetzung einige Male nach hinten ...

Mit "Regenglanz" begann letztes Jahr im Oktober die Sturm-Trilogie von Anya Omah um drei Freundinnen und drei Städte im Norden Deutschlands. Da der Erscheinungstermin der Fortsetzung einige Male nach hinten verschoben wurde, feiert "Nebelschimmer" nun heute seinen Buchgeburtstag. Genau wie Band 1 hat auch die Geschichte um Calla und Jasper deutlich mehr Dramatik und Tiefe entwickelt, als man das auf den ersten Blick annehmen würde und mich in kürzester Zeit um den Finger gewickelt.

Die Sturm-Trilogie, zu der "Regenglanz" den Auftakt bildet, sticht geschlossen durch die wunderschöne Gestaltung hervor. Abgebildet auf den drei Bänden ist immer ein ähnliches geometrisches Motiv, welches die drei Freundinnen Calla, Leo und Alissa als Symbol ihrer Freundschaft als Tattoo über dem Herzen tragen. Variiert wird die Gestaltung durch einen anderen Hintergrund und unterschiedliche Farbgebungen. Auf "Nebelschimmer" ist ganz nach dem Titel ein See zu sehen, über dem sanfter Morgennebel schimmert und einen Farbverlauf von weiß zu violett-pink bildet. Abgerundet wird dieses stimmungsvolle Gesamtbild durch den roten Buchschnitt, der die erste Ausgabe verziert. Geht also unbedingt bald los, um Euch noch ein Exemplar der ersten Ausgabe zu sichern!

Erster Satz: "Sie haben Ihren Zielort erreicht."

Mit "Nebelschimmer" setzt die Autorin einige Zeit nach Band 1 an und erzählt von Callas Rückkehr nach Lübeck. 14 lange Monat war sie in L.A. und hat dort nach ihrer leiblichen Mutter gesucht - eine Zeit, die ihr nicht nur psychisch sehr zugesetzt, sondern die auch das Ende für ihre Beziehung zu ihrem Freund Jasper bedeutet hat. Auf zwei Zeitebenen und aus den Perspektiven der beiden Liebenden wird nun erzählt, wie Calla und Jasper sich in der 12. Klasse kennen- und lieben gelernt haben, sowie den steinigen Weg, den sie nach ihrer Wiederbegegnung nach ihrer Trennung vor sich haben. Obwohl von ihrer ersten Begegnung an eine eindeutige Anziehungskraft zwischen den beiden zu spüren ist, lässt sich Anya Omah eine Menge Zeit für die langsame Annäherung von Calla und Jasper, die nach 14 schmerzhaften Monaten der Trennung einiges zu klären und zu verarbeiten haben. Was genau zu ihrer Trennung geführt hat und was in L.A. wirklich vorgefallen ist, erfahren wir dabei ebenfalls Stück für Stück, während sich Calla wieder in Lübeck einlebt, eine neue Wohnung bezieht, einen Job annimmt und ihre Wurzeln wiederentdeckt.

Jasper: "Wenn du so lange und glücklich mit jemandem zusammen bist, wird er zu einem Teil von dir. Zur Luft, die du atmest. Calla war meine Luft, und als sie ging, bin ich beinahe erstickt."

Welche Thematik sich hinter der Geschichte verbirgt und welche Probleme durch die verschachtelte Erzählweise offenbart werden, kann ich aus Spoilergründen natürlich nicht verraten. Nur schonmal so viel: In "Nebelschimmer" geht es um rassistische Mikroaggressionen, Familie, Freundschaft, Liebe, gebrochene Herzen, dunkle Zeiten im Leben und hoffnungsvolle zweite Chancen. Damit erhält die Geschichte eine überraschende Tiefe, ohne dabei zu deprimierend zu werden. Callas und Jaspers Geschichte ist voller Fehler, gebrochenem Vertrauen und Verzweiflung, aber auch voller Liebe, Hoffnung und Licht, was die Geschichte zu einem intensiven Leseerlebnis macht.

Calla: "Ich muss diese Reise in meine Vergangenheit antreten, ohne dass mich meine Gegenwart oder meine Zukunft begleiten. Und das bist du, Jasper. Du bist das Heute und das Morgen, zu dem ich zurückkehre, wenn ich die Vergangenheit hinter mir lassen kann. Du bist mein Zuhause." Ich presse meine feuchte Wange an seine Brust. "Dein Herz ist mein Zuhause."

Sehr begeistert war ich von Anya Omahs Schreibstil. Dieser wirkt auf den ersten Blick gar nicht mal so spektakulär und fällt nicht durch Besonderheiten, sprachliche Kniffe oder andere Auffälligkeiten des Ausdrucks aus der Reihe. Bemerkenswert ist stattdessen, wie effizient sie ihrem Roman Leben einhaucht und man schon nach wenigen Sätzen Zugang zu der Geschichte und den Figuren findet. Egal ob bei anstrengenden Arbeitsschichten im Restaurant, in stillen, freundschaftlichen Momenten in der WG Küche, oder in den lauten, schmerzhaften Konfrontationen gegen Ende - man ist einfach ohne große Umschweife dabei und lebt, fühlt und fiebert mit. Toll fand ich auch den Schauplatz in Lübeck, den ich nicht zuletzt da ich erst vor etwas mehr als zwei Jahren diese wunderschöne Stadt besucht habe, sehr genossen habe. Anya Omah zeigt mit ihrer Settingwahl mal wieder, dass man als deutsche AutorIn die eigene Geschichte nicht an ferne, exotische Orte verlegen muss, um eine Atmosphäre von Urlaub, Entdeckung und Zuhause zu schaffen und auch deutsche Schauplätze ihren Charme haben! Nach den etlichen Geschichten, die in den USA oder Großbritannien spielen, bot "Nebelschimmer" also mal eine tolle Abwechslung!

Jasper: "Alle sagen immer, dass man in einer Beziehung auf einer Wellenlänge sein sollte. Aber weißt du, was ich an dir ... an uns so liebe, Jasper? Dass du mich meine eigenen Wellen schlagen lässt."

Spannend ist dabei wieder, dass man der Geschichte, dem Hauptkonflikt und den Figuren definitiv anmerkt, dass die Autorin Psychologin ist. Nicht nur, dass immer wieder einige Stichworte oder Theorien auftauchen, bei der sofort mein "Psychologie"-Detektor aufleuchtet - auch die Plausibilität und Tiefe, mit der die Probleme, Konflikte und zum Teil auch Störungen der Haupt- und Nebenfiguren geschildert sind sprechen für die fachliche Kompetenz der Autorin. Das sage ich leider immer wieder, aber im New Adult Genre, in dem es ja mittlerweile üblich ist, dass mindestens einer der Hauptprotagonisten einen mentalen Knacks in Form einer traumatischen Vergangenheit, einer Beziehungsstörung oder einem zerrütteten Familienverhältnis hat, ist es nicht selbstverständlich, dass diese Themen auch realistisch bearbeitet werden. Auch ganz von den Problemen abgesehen sind die Figuren sehr vielschichtig gestaltet und wachsen beim Lesen schnell ans Herz. Vor allem Calla hat mir als Protagonistin sehr gut gefallen, auch wenn neben ihr und der Auseinandersetzung mit ihrem Innenleben Jasper ein wenig zu sehr im Hintergrund bleibt. Dafür und angesichts der Tatsache, dass natürlich auch hier die Grenzen des Genres nicht neu erfunden werden, ziehe ich in der Gesamtbewertung einen Stern ab. Etwas schade finde ich nur, dass Callas Freundinnen, also Alissa aus Band 1 und Leo, um die es in Band 3 gehen wird, hier nicht allzu viele Auftritte haben. Da es im Oktober aber schon mit Leos Geschichte in "Gewitterleuchten" weitergeht, werde ich mich jetzt mal nicht beschweren...

Calla: "Wenn du dich bereit fühlst, darüber zu reden, werde ich da sein, okay? Ich werde jedes noch so kleine Stück, das aus deinem Herzen gebrochen ist, aufheben und an exakt der Stelle wieder einsetzen, an der es herausgebrochen ist."


Fazit:


"Nebelschimmer" ist ein intensiver, tiefgründiger und behutsam erzählter New-Adult-Roman über rassistische Mikroaggressionen, Familie, Freundschaft, Liebe, gebrochene Herzen, dunkle Zeiten im Leben und hoffnungsvolle zweite Chancen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 19.07.2022

Ein intensiver, tiefgründiger und behutsam erzählter New-Adult-Roman

Nebelschimmer
0

Mit "Regenglanz" begann letztes Jahr im Oktober die Sturm-Trilogie von Anya Omah um drei Freundinnen und drei Städte im Norden Deutschlands. Da der Erscheinungstermin der Fortsetzung einige Male nach hinten ...

Mit "Regenglanz" begann letztes Jahr im Oktober die Sturm-Trilogie von Anya Omah um drei Freundinnen und drei Städte im Norden Deutschlands. Da der Erscheinungstermin der Fortsetzung einige Male nach hinten verschoben wurde, feiert "Nebelschimmer" nun heute seinen Buchgeburtstag. Genau wie Band 1 hat auch die Geschichte um Calla und Jasper deutlich mehr Dramatik und Tiefe entwickelt, als man das auf den ersten Blick annehmen würde und mich in kürzester Zeit um den Finger gewickelt.

Die Sturm-Trilogie, zu der "Regenglanz" den Auftakt bildet, sticht geschlossen durch die wunderschöne Gestaltung hervor. Abgebildet auf den drei Bänden ist immer ein ähnliches geometrisches Motiv, welches die drei Freundinnen Calla, Leo und Alissa als Symbol ihrer Freundschaft als Tattoo über dem Herzen tragen. Variiert wird die Gestaltung durch einen anderen Hintergrund und unterschiedliche Farbgebungen. Auf "Nebelschimmer" ist ganz nach dem Titel ein See zu sehen, über dem sanfter Morgennebel schimmert und einen Farbverlauf von weiß zu violett-pink bildet. Abgerundet wird dieses stimmungsvolle Gesamtbild durch den roten Buchschnitt, der die erste Ausgabe verziert. Geht also unbedingt bald los, um Euch noch ein Exemplar der ersten Ausgabe zu sichern!

Erster Satz: "Sie haben Ihren Zielort erreicht."

Mit "Nebelschimmer" setzt die Autorin einige Zeit nach Band 1 an und erzählt von Callas Rückkehr nach Lübeck. 14 lange Monat war sie in L.A. und hat dort nach ihrer leiblichen Mutter gesucht - eine Zeit, die ihr nicht nur psychisch sehr zugesetzt, sondern die auch das Ende für ihre Beziehung zu ihrem Freund Jasper bedeutet hat. Auf zwei Zeitebenen und aus den Perspektiven der beiden Liebenden wird nun erzählt, wie Calla und Jasper sich in der 12. Klasse kennen- und lieben gelernt haben, sowie den steinigen Weg, den sie nach ihrer Wiederbegegnung nach ihrer Trennung vor sich haben. Obwohl von ihrer ersten Begegnung an eine eindeutige Anziehungskraft zwischen den beiden zu spüren ist, lässt sich Anya Omah eine Menge Zeit für die langsame Annäherung von Calla und Jasper, die nach 14 schmerzhaften Monaten der Trennung einiges zu klären und zu verarbeiten haben. Was genau zu ihrer Trennung geführt hat und was in L.A. wirklich vorgefallen ist, erfahren wir dabei ebenfalls Stück für Stück, während sich Calla wieder in Lübeck einlebt, eine neue Wohnung bezieht, einen Job annimmt und ihre Wurzeln wiederentdeckt.

Jasper: "Wenn du so lange und glücklich mit jemandem zusammen bist, wird er zu einem Teil von dir. Zur Luft, die du atmest. Calla war meine Luft, und als sie ging, bin ich beinahe erstickt."

Welche Thematik sich hinter der Geschichte verbirgt und welche Probleme durch die verschachtelte Erzählweise offenbart werden, kann ich aus Spoilergründen natürlich nicht verraten. Nur schonmal so viel: In "Nebelschimmer" geht es um rassistische Mikroaggressionen, Familie, Freundschaft, Liebe, gebrochene Herzen, dunkle Zeiten im Leben und hoffnungsvolle zweite Chancen. Damit erhält die Geschichte eine überraschende Tiefe, ohne dabei zu deprimierend zu werden. Callas und Jaspers Geschichte ist voller Fehler, gebrochenem Vertrauen und Verzweiflung, aber auch voller Liebe, Hoffnung und Licht, was die Geschichte zu einem intensiven Leseerlebnis macht.

Calla: "Ich muss diese Reise in meine Vergangenheit antreten, ohne dass mich meine Gegenwart oder meine Zukunft begleiten. Und das bist du, Jasper. Du bist das Heute und das Morgen, zu dem ich zurückkehre, wenn ich die Vergangenheit hinter mir lassen kann. Du bist mein Zuhause." Ich presse meine feuchte Wange an seine Brust. "Dein Herz ist mein Zuhause."

Sehr begeistert war ich von Anya Omahs Schreibstil. Dieser wirkt auf den ersten Blick gar nicht mal so spektakulär und fällt nicht durch Besonderheiten, sprachliche Kniffe oder andere Auffälligkeiten des Ausdrucks aus der Reihe. Bemerkenswert ist stattdessen, wie effizient sie ihrem Roman Leben einhaucht und man schon nach wenigen Sätzen Zugang zu der Geschichte und den Figuren findet. Egal ob bei anstrengenden Arbeitsschichten im Restaurant, in stillen, freundschaftlichen Momenten in der WG Küche, oder in den lauten, schmerzhaften Konfrontationen gegen Ende - man ist einfach ohne große Umschweife dabei und lebt, fühlt und fiebert mit. Toll fand ich auch den Schauplatz in Lübeck, den ich nicht zuletzt da ich erst vor etwas mehr als zwei Jahren diese wunderschöne Stadt besucht habe, sehr genossen habe. Anya Omah zeigt mit ihrer Settingwahl mal wieder, dass man als deutsche AutorIn die eigene Geschichte nicht an ferne, exotische Orte verlegen muss, um eine Atmosphäre von Urlaub, Entdeckung und Zuhause zu schaffen und auch deutsche Schauplätze ihren Charme haben! Nach den etlichen Geschichten, die in den USA oder Großbritannien spielen, bot "Nebelschimmer" also mal eine tolle Abwechslung!

Jasper: "Alle sagen immer, dass man in einer Beziehung auf einer Wellenlänge sein sollte. Aber weißt du, was ich an dir ... an uns so liebe, Jasper? Dass du mich meine eigenen Wellen schlagen lässt."

Spannend ist dabei wieder, dass man der Geschichte, dem Hauptkonflikt und den Figuren definitiv anmerkt, dass die Autorin Psychologin ist. Nicht nur, dass immer wieder einige Stichworte oder Theorien auftauchen, bei der sofort mein "Psychologie"-Detektor aufleuchtet - auch die Plausibilität und Tiefe, mit der die Probleme, Konflikte und zum Teil auch Störungen der Haupt- und Nebenfiguren geschildert sind sprechen für die fachliche Kompetenz der Autorin. Das sage ich leider immer wieder, aber im New Adult Genre, in dem es ja mittlerweile üblich ist, dass mindestens einer der Hauptprotagonisten einen mentalen Knacks in Form einer traumatischen Vergangenheit, einer Beziehungsstörung oder einem zerrütteten Familienverhältnis hat, ist es nicht selbstverständlich, dass diese Themen auch realistisch bearbeitet werden. Auch ganz von den Problemen abgesehen sind die Figuren sehr vielschichtig gestaltet und wachsen beim Lesen schnell ans Herz. Vor allem Calla hat mir als Protagonistin sehr gut gefallen, auch wenn neben ihr und der Auseinandersetzung mit ihrem Innenleben Jasper ein wenig zu sehr im Hintergrund bleibt. Dafür und angesichts der Tatsache, dass natürlich auch hier die Grenzen des Genres nicht neu erfunden werden, ziehe ich in der Gesamtbewertung einen Stern ab. Etwas schade finde ich nur, dass Callas Freundinnen, also Alissa aus Band 1 und Leo, um die es in Band 3 gehen wird, hier nicht allzu viele Auftritte haben. Da es im Oktober aber schon mit Leos Geschichte in "Gewitterleuchten" weitergeht, werde ich mich jetzt mal nicht beschweren...

Calla: "Wenn du dich bereit fühlst, darüber zu reden, werde ich da sein, okay? Ich werde jedes noch so kleine Stück, das aus deinem Herzen gebrochen ist, aufheben und an exakt der Stelle wieder einsetzen, an der es herausgebrochen ist."


Fazit:


"Nebelschimmer" ist ein intensiver, tiefgründiger und behutsam erzählter New-Adult-Roman über rassistische Mikroaggressionen, Familie, Freundschaft, Liebe, gebrochene Herzen, dunkle Zeiten im Leben und hoffnungsvolle zweite Chancen.

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Veröffentlicht am 19.07.2022

Ein intensiver, tiefgründiger und behutsam erzählter New-Adult-Roman

Nebelschimmer
0

Mit "Regenglanz" begann letztes Jahr im Oktober die Sturm-Trilogie von Anya Omah um drei Freundinnen und drei Städte im Norden Deutschlands. Da der Erscheinungstermin der Fortsetzung einige Male nach hinten ...

Mit "Regenglanz" begann letztes Jahr im Oktober die Sturm-Trilogie von Anya Omah um drei Freundinnen und drei Städte im Norden Deutschlands. Da der Erscheinungstermin der Fortsetzung einige Male nach hinten verschoben wurde, feiert "Nebelschimmer" nun heute seinen Buchgeburtstag. Genau wie Band 1 hat auch die Geschichte um Calla und Jasper deutlich mehr Dramatik und Tiefe entwickelt, als man das auf den ersten Blick annehmen würde und mich in kürzester Zeit um den Finger gewickelt.

Die Sturm-Trilogie, zu der "Regenglanz" den Auftakt bildet, sticht geschlossen durch die wunderschöne Gestaltung hervor. Abgebildet auf den drei Bänden ist immer ein ähnliches geometrisches Motiv, welches die drei Freundinnen Calla, Leo und Alissa als Symbol ihrer Freundschaft als Tattoo über dem Herzen tragen. Variiert wird die Gestaltung durch einen anderen Hintergrund und unterschiedliche Farbgebungen. Auf "Nebelschimmer" ist ganz nach dem Titel ein See zu sehen, über dem sanfter Morgennebel schimmert und einen Farbverlauf von weiß zu violett-pink bildet. Abgerundet wird dieses stimmungsvolle Gesamtbild durch den roten Buchschnitt, der die erste Ausgabe verziert. Geht also unbedingt bald los, um Euch noch ein Exemplar der ersten Ausgabe zu sichern!

Erster Satz: "Sie haben Ihren Zielort erreicht."

Mit "Nebelschimmer" setzt die Autorin einige Zeit nach Band 1 an und erzählt von Callas Rückkehr nach Lübeck. 14 lange Monat war sie in L.A. und hat dort nach ihrer leiblichen Mutter gesucht - eine Zeit, die ihr nicht nur psychisch sehr zugesetzt, sondern die auch das Ende für ihre Beziehung zu ihrem Freund Jasper bedeutet hat. Auf zwei Zeitebenen und aus den Perspektiven der beiden Liebenden wird nun erzählt, wie Calla und Jasper sich in der 12. Klasse kennen- und lieben gelernt haben, sowie den steinigen Weg, den sie nach ihrer Wiederbegegnung nach ihrer Trennung vor sich haben. Obwohl von ihrer ersten Begegnung an eine eindeutige Anziehungskraft zwischen den beiden zu spüren ist, lässt sich Anya Omah eine Menge Zeit für die langsame Annäherung von Calla und Jasper, die nach 14 schmerzhaften Monaten der Trennung einiges zu klären und zu verarbeiten haben. Was genau zu ihrer Trennung geführt hat und was in L.A. wirklich vorgefallen ist, erfahren wir dabei ebenfalls Stück für Stück, während sich Calla wieder in Lübeck einlebt, eine neue Wohnung bezieht, einen Job annimmt und ihre Wurzeln wiederentdeckt.

Jasper: "Wenn du so lange und glücklich mit jemandem zusammen bist, wird er zu einem Teil von dir. Zur Luft, die du atmest. Calla war meine Luft, und als sie ging, bin ich beinahe erstickt."

Welche Thematik sich hinter der Geschichte verbirgt und welche Probleme durch die verschachtelte Erzählweise offenbart werden, kann ich aus Spoilergründen natürlich nicht verraten. Nur schonmal so viel: In "Nebelschimmer" geht es um rassistische Mikroaggressionen, Familie, Freundschaft, Liebe, gebrochene Herzen, dunkle Zeiten im Leben und hoffnungsvolle zweite Chancen. Damit erhält die Geschichte eine überraschende Tiefe, ohne dabei zu deprimierend zu werden. Callas und Jaspers Geschichte ist voller Fehler, gebrochenem Vertrauen und Verzweiflung, aber auch voller Liebe, Hoffnung und Licht, was die Geschichte zu einem intensiven Leseerlebnis macht.

Calla: "Ich muss diese Reise in meine Vergangenheit antreten, ohne dass mich meine Gegenwart oder meine Zukunft begleiten. Und das bist du, Jasper. Du bist das Heute und das Morgen, zu dem ich zurückkehre, wenn ich die Vergangenheit hinter mir lassen kann. Du bist mein Zuhause." Ich presse meine feuchte Wange an seine Brust. "Dein Herz ist mein Zuhause."

Sehr begeistert war ich von Anya Omahs Schreibstil. Dieser wirkt auf den ersten Blick gar nicht mal so spektakulär und fällt nicht durch Besonderheiten, sprachliche Kniffe oder andere Auffälligkeiten des Ausdrucks aus der Reihe. Bemerkenswert ist stattdessen, wie effizient sie ihrem Roman Leben einhaucht und man schon nach wenigen Sätzen Zugang zu der Geschichte und den Figuren findet. Egal ob bei anstrengenden Arbeitsschichten im Restaurant, in stillen, freundschaftlichen Momenten in der WG Küche, oder in den lauten, schmerzhaften Konfrontationen gegen Ende - man ist einfach ohne große Umschweife dabei und lebt, fühlt und fiebert mit. Toll fand ich auch den Schauplatz in Lübeck, den ich nicht zuletzt da ich erst vor etwas mehr als zwei Jahren diese wunderschöne Stadt besucht habe, sehr genossen habe. Anya Omah zeigt mit ihrer Settingwahl mal wieder, dass man als deutsche AutorIn die eigene Geschichte nicht an ferne, exotische Orte verlegen muss, um eine Atmosphäre von Urlaub, Entdeckung und Zuhause zu schaffen und auch deutsche Schauplätze ihren Charme haben! Nach den etlichen Geschichten, die in den USA oder Großbritannien spielen, bot "Nebelschimmer" also mal eine tolle Abwechslung!

Jasper: "Alle sagen immer, dass man in einer Beziehung auf einer Wellenlänge sein sollte. Aber weißt du, was ich an dir ... an uns so liebe, Jasper? Dass du mich meine eigenen Wellen schlagen lässt."

Spannend ist dabei wieder, dass man der Geschichte, dem Hauptkonflikt und den Figuren definitiv anmerkt, dass die Autorin Psychologin ist. Nicht nur, dass immer wieder einige Stichworte oder Theorien auftauchen, bei der sofort mein "Psychologie"-Detektor aufleuchtet - auch die Plausibilität und Tiefe, mit der die Probleme, Konflikte und zum Teil auch Störungen der Haupt- und Nebenfiguren geschildert sind sprechen für die fachliche Kompetenz der Autorin. Das sage ich leider immer wieder, aber im New Adult Genre, in dem es ja mittlerweile üblich ist, dass mindestens einer der Hauptprotagonisten einen mentalen Knacks in Form einer traumatischen Vergangenheit, einer Beziehungsstörung oder einem zerrütteten Familienverhältnis hat, ist es nicht selbstverständlich, dass diese Themen auch realistisch bearbeitet werden. Auch ganz von den Problemen abgesehen sind die Figuren sehr vielschichtig gestaltet und wachsen beim Lesen schnell ans Herz. Vor allem Calla hat mir als Protagonistin sehr gut gefallen, auch wenn neben ihr und der Auseinandersetzung mit ihrem Innenleben Jasper ein wenig zu sehr im Hintergrund bleibt. Dafür und angesichts der Tatsache, dass natürlich auch hier die Grenzen des Genres nicht neu erfunden werden, ziehe ich in der Gesamtbewertung einen Stern ab. Etwas schade finde ich nur, dass Callas Freundinnen, also Alissa aus Band 1 und Leo, um die es in Band 3 gehen wird, hier nicht allzu viele Auftritte haben. Da es im Oktober aber schon mit Leos Geschichte in "Gewitterleuchten" weitergeht, werde ich mich jetzt mal nicht beschweren...

Calla: "Wenn du dich bereit fühlst, darüber zu reden, werde ich da sein, okay? Ich werde jedes noch so kleine Stück, das aus deinem Herzen gebrochen ist, aufheben und an exakt der Stelle wieder einsetzen, an der es herausgebrochen ist."


Fazit:


"Nebelschimmer" ist ein intensiver, tiefgründiger und behutsam erzählter New-Adult-Roman über rassistische Mikroaggressionen, Familie, Freundschaft, Liebe, gebrochene Herzen, dunkle Zeiten im Leben und hoffnungsvolle zweite Chancen

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Veröffentlicht am 15.07.2022

Eine Wohlfühlgeschichte über herzhafte und süße Köstlichkeiten, neue Liebe und verwirklichte Träume!

Camembert mit Puderzucker
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Handlung: Nach "Die stille Seite der Musik" habe ich zuletzt eine weitere M/M-Romanze aus der Feder von Svea Lundberg lesen dürfen: "Camembert mit Puderzucker". Wie schon der Titel vermuten lässt, wird ...

Handlung: Nach "Die stille Seite der Musik" habe ich zuletzt eine weitere M/M-Romanze aus der Feder von Svea Lundberg lesen dürfen: "Camembert mit Puderzucker". Wie schon der Titel vermuten lässt, wird es hier zuckersüß und ich habe die Geschichte in wenigen Stunden verschlungen. Die Autorin erzählt hier eine absolute Wohlfühlgeschichte über herzhafte und süße Köstlichkeiten, neue Liebe und verwirklichte Träume, die ich wirklich nur jedem weiterempfehlen kann.

Schreibstil:
Svea Lundbergs natürlicher Schreibstil hat mir schon in "Die stille Seite der Musik" sehr gut gefallen. Hier lässt sie neben dem Feinkostladen mit köstliche Käse- und Schokoladenkreationen auch Tübingens Altstadt und ihre Studentenzeit dort lebendig aufleben. Für mich, die noch nie dort war, aber überlegt, im Master dort zu studieren war Tübingen einfach das perfekte Setting für diese Geschichte! Trotz der geringen Seitenzahl lässt sich die Geschichte für die Annäherung der beiden Figuren viel Zeit und strahlt dadurch eine erholsame Ruhe aus. Zwar verzichtet die Geschichte natürlich nicht ganz auf Probleme und Konflikte, dennoch erschafft Svea Lundberg eine ganz liebeswerte, heile-Welt-Atmosphäre, die sich beim Lesen anfühlt wie Urlaub und uns Zeit lässt, die Figuren besser kennenzulernen.

Figuren:
Filius und Jonathan sind beide sehr sympathische, bodenständige und vor allem realistische Figuren, die nicht dem absoluten Schönheitsideal entsprechen und uns vorleben, wie eine gesunde Beziehung aussehen kann. Wie die beiden ihre Gefühle transparent kommunizieren und einen Weg finden, ihren gemeinsamen Traum zu verwirklichen, ist wirklich schön zu lesen. Mit einigen Seiten mehr, hätten die beiden und ihre sich entwickelnde Romanze vielleicht noch etwas mehr Tiefe erhalten können, die Geschichte ist aber abgeschlossen erzählt. Die heimlichen Stars der Geschichte sind jedoch ohne Frage die in die Jahre gekommenen Ziegendamen Beate, Ilse und Luise sowie der Esel Rudi und der Kater Pepe, die ganz viel Tierliebe, Gemütlichkeit und Bauernhof-Feeling verbreiten.


Das Urteil:

Svea Lundberg erzählt in "Camembert mit Puderzucker" eine absolute Wohlfühlgeschichte über herzhafte und süße Köstlichkeiten, neue Liebe und verwirklichte Träume, die ich wirklich nur jedem weiterempfehlen kann.

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Veröffentlicht am 10.07.2022

Ein spannendes Abenteuer in winterlichem Steampunk-Setting!

Die Wahrhaftige (Die sieben Königreiche 4)
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Als ich gelesen habe, dass Kristin Cashore 14 Jahre nach dem Erscheinungstermin ihres Auftakts "Die Beschenkte", ihre "Sieben Königreiche"-Reihe fortsetzt, war ich gleichermaßen erfreut wie überrascht ...

Als ich gelesen habe, dass Kristin Cashore 14 Jahre nach dem Erscheinungstermin ihres Auftakts "Die Beschenkte", ihre "Sieben Königreiche"-Reihe fortsetzt, war ich gleichermaßen erfreut wie überrascht und habe mir sofort ein Exemplar angefragt. "Die Wahrhaftige" erzählt nun ein überraschend spannendes, buntes und atmosphärisches Abenteuer in winterlichem Steampunk-Setting, mit dem ich nicht gerechnet hätte!

Der Carlsen Verlag hat anlässlich des neuen vierten Teils eine Neuauflage mit tollen neuen Cover auf den Markt gebracht, was jedoch leider bedeutet, dass "Die Wahrhaftige" nun nicht zur Gestaltung von den Bänden 1-3 in meinem Regal passt. Angesichts der wundervollen Gestaltung, des blauen Farbschnitts und der Charakterkarte, welche in der ersten Auflage des Buches beigefügt sind, kann ich mich darüber aber nicht wirklich beschweren. Auf dunkelblauem Grund, welcher von hellen goldenen Punkten durchzogen an das Muster eines Teppichs erinnert, ist ein goldenes "W" umringt von wichtigen Motiven der Handlung wie einem Luftschiff und einem Fuchs zu sehen. Damit ist die Gestaltung nicht nur inhaltlich passend, sondern sieht auch noch wunderschön aus. Im Buch sind abermals eine ausführliche Karte von Torla und dem Königskontinent sowie ein hilfreiches Personenregister am Ende des Buches angefügt.

Erster Satz: "Der Mann mit der weißen Strähne im schwarzen Haar kam ihr beim Tauchen schon wieder zu nahe."

"Die Wahrhaftige" setzt einige Jahre nach "Die Königliche" an und stellt uns eine nun beinahe 23jährige Bitterblue vor, die gemeinsam mit einem Rat aus Unterstützern und Freunden Monsea gerecht regiert. Die in der Reihe vorgestellte Welt der sieben Königreiche wurde ja schon am Ende von Band 3 um einen neuen Kontinent im Osten erweitert. Nun dürfen wir diesen neuen Kontinent gemeinsam mit unserer bekannten Delegation rund um Königin Bitterblue von Monsea bereisen und vor allem das Land Winterburg näher entdecken. Denn als in Winterburg Gesandte von ihr unter mysteriösen Umständen verschwinden, beschließt Bitterblue, nun doch die vielen Einladungen auf den neuen Kontinent anzunehmen und sich das frisch entdeckte Land selbst anzusehen. Bald wird sie jedoch in eine gefährliche Verschwörung verstrickt, welche sie ihr Leben kosten könnte...

Als ich im Klapptext sah, dass wir in Band 4 abermals Bitterblue als Hauptfigur haben würden, nachdem in den vorherigen Bänden immer eine neue Figur eingeführt wurde, war ich ein wenig verwirrt. Nach dem Lesen weiß ich nun aber, dass anders als der Klapptext suggeriert, hier neben Bitterblue und ihren Gefolgsleuten eine neue Hauptfigur eingeführt, die gemeinsam mit Bitterblue, ihrer Schwester Hava und ihrem Freund Giddon einen Großteil der Erzählzeit erhält. Lovisa Cavenda ist eine 16jährige Studentin an der Winterburger Akademie und die Tochter eines wichtigen Industriellen und der Präsidentin von Winterburg. Damit ist das junge, clevere Mädchen in einer geradezu prädisponierten Position dafür, Staatsgeheimnisse aufzuschnappen und uns LeserInnen mehr über den neuen Kontinent zu erzählen. Mit blauen Füchsen, die sich mit Menschen verbinden, Legenden über Meeresungeheuern, telepathisch kommunizierenden Silberkühen, modernen Luftschiffen und eiskalten Gletschern ist Winterberg ein spannendes Steampunk-Setting zwischen Fortschritt und Zerstörung, Magie und Technik, Politik und Intrigen, Abenteuer und Gefahren. Besonders viel Zeit nimmt sich Kristin Cashore, um die reiche, bunte Hauptstadt Ledra mit der wissenschaftlichen Akademie, verschlungenen Passagen, schwankenden Holzbrücken und kalten Winden zum Leben zu erwecken.

"Die Bürgin war nicht mächtig, weil sie gerecht war. Ihre Macht rührte von ihrer Größe her. Jeder, der so groß war, konnte Gefolgsleute um sich sammeln und sich Heldin nennen. Lovisa fragte sich, ob ein Held eigentlich etwas anderes war als ein Tyrann."

Damit wird das Worldbuilding der Reihe wunderbar erweitert. Neben den Informationen zu neuen Orten und Figuren bringt die Autorin nebenbei viele Wiederholungen und Informationen über den Rest ihrer Fantasy-Welt und deren Bewohner mit ein, sodass man die Geschichte auch gut lesen kann, wenn die Lektüre der vorherigen Bände schon eine Weile zurückliegt. Trotzdem hat man beim Lesen sicher noch mehr Spaß, wenn man die drei Vorgängerbände nicht vor allzu langer Zeit gelesen und noch frische Erinnerungen an alle Zusammenhänge und Figuren hat. Denn wie bei Romanen von Kristin Cashore üblich, wird es sehr schnell sehr komplex. Das hängt zum einen damit zusammen, dass neben den menschlichen personalen Erzählperspektiven aus der Sicht von Bitterblue, Giddon und Lovisa auch einige Kapitel aus der Sicht von Tieren erzählt werden. Beispielsweise erhalten wir auch einige Kapitel aus der Sicht des blauen Fuchses namens Abenteuer, welcher an Lovisas Mutter Ferla gebunden ist und zusätzlich wird zu Beginn eines jeden der fünf Teile der Geschichte ein kurzes Zwischenspiel aus der Sicht der sogenannten Bürgin und der Silberkühe eingeflochten.

Zum anderen wird die Komplexität neben dem Worldbuilding und den vielen Erzählperspektiven auch durch die vielschichtige Kriminalhandlung hervorgerufen. Wir beobachten hier, wie viele Figuren und Akteure gleichzeitig versuchen, das geheimnisvolle Rätsel um die Zilfium-Verschwörung zu lösen und viele offene Fragen zu beantworten: Was ist dieses sagenumwobene Zilfium überhaupt? Was kann dieser Rohstoff und wieso ist er womöglich schädlich für die Umwelt? Was führen Lovisas Eltern im Schilde? Was ist mit den Gesandten aus Monsea passiert, deren Schiff überraschend gesunken ist? Welche Geheimnisse verbergen die Füchse Ledras? Und wer hat Königin Bitterblue entführt? Kristin Cashore zieht ihre Geschichte also ganz schön geheimnisvoll und wendungsreich auf und bog an mehreren Stellen ganz anders ab, als das erwartet hätte, wodurch "Die Wahrhaftige" eine durchgängige Spannung beibehält.

"Es kann nicht falsch sein, diese Königin zu beschützen. Ich spüre die Aufrichtigkeit ihres Herzens. Sie muss überleben und ich werde ihr dabei helfen."

Das kann jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Geschichte zwischendurch einige erzählerische Längen hat. Da uns hier wieder eine komplett neue Welt erklärt und neue Figuren eingeführt werden müssen, braucht die Geschichte eine ganze Weile, bis sie richtig loslegt. Außerdem werden die einzelnen Erzählstränge durch die vielen Perspektivwechsel stark in die Länge gezogen. Dazu kommt, dass ich gerade im Mittelteil starke Probleme mit Lovisa hatte. Aufgrund ihrer teilweise unbedachten Grausamkeit gegenüber anderen Menschen war sie mir teilweise sehr unsympathisch, bis meine Aversion gegen Ende zu Mitleid umgeschlagen ist, als wir realisieren, dass sie mit ihren 16 Jahren sehr jung und emotional überfordert von den sich überschlagenden Geschehnissen ist. Ich sehe ein, dass sie zu der liebenswerten, sanftmütigen und fast durchweg gut gelaunten Bitterblue einen interessanten Gegenpol bildet.

"Wie ist es, am Leben zu sein? Vermutlich hast du zu diesen Themen viel zu sagen, nicht wahr?"
Lovisa hatte eine Menge zu diesen Themen zu sagen. Am Leben zu sein war wie ein Spiel, ein Wettrennen. Und sie würde gewinnen."


Die Handlungsdichte ist also alles in allem eher mit dem letzten Teil der Reihe vergleichbar und dreht sich mehr um Intrigen, Macht und Lügen als um actionreiche Kampfszenen. Gerade gegen Ende im Showdown wird jedoch auch die ein oder andere Actionszene geboten. Mit dem Abschluss der Geschichte war ich sehr zufrieden, da alle offenen Fragen beantwortet werden. Dennoch hinterlässt "Die Wahrhaftige" Anknüpfungspunkte für mindestens fünf weitere Romane, da die Geschichten der vorkommenden Figuren alle erst am Anfang stehen und mit Kamassar, Borza, Tevare und Mantiper noch weitere Länder des neuen Kontinents Torla entdeckt werden wollen. Ob die Reihe nun in regelmäßigeren Abständen fortgesetzt wird, weiß ich leider nicht, ich würde mich aber auf jeden Fall sehr freuen, wenn Kristin Cashore beschließen würde, noch einen weiteren Teil zu schreiben!


Fazit:

In "Die Wahrhaftige" setzt Kristin Cashore ihre Reihe gelungen fort und erzählt spannendes, buntes und atmosphärisches Abenteuer in winterlichem Steampunk-Setting! Trotz einiger Längen im Mittelteil kann ich die Geschichte sehr weiterempfehlen!

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