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Veröffentlicht am 19.06.2017

Wenn Erinnerungen verblassen

Du erinnerst mich an morgen
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Nach jeder Menge Fantasy hatte ich mal Lust etwas komplett anderes zu lesen und so entschied ich mich für Du erinnerst mich an morgen. Ich habe mich diesmal auch für die eBook-Version entschieden, obwohl ...

Nach jeder Menge Fantasy hatte ich mal Lust etwas komplett anderes zu lesen und so entschied ich mich für Du erinnerst mich an morgen. Ich habe mich diesmal auch für die eBook-Version entschieden, obwohl ich eigentlich eine Liebhaberin für Bucheinbände und den Duft des bedruckten Papiers bin.

Vor allem das Cover hat mich dazu gebracht überhaupt den Klappentext zu lesen. Ich liebe die Farbe Pink und auf weißem Grund ist es das Perfekteste was mir nur einfällt (zumindest gerade). Obwohl das Cover ja wirklich sehr schlicht gehalten ist, springt es einem sofort, eben durch die leuchtende Farbgebung, ins Auge und verführt mich auch jetzt immer wieder das Buch doch noch in seiner physischen Form zu erwerben.

Die Geschichte setzt am Tag von Zoes wohl bedeutendsten Tag im Leben an - ihrer Hochzeit. Sie hat den perfekten Mann - Jamie - für sich gefunden und sie wünscht sich nichts sehnlicher als mit ihm den Rest ihres Lebens zu verbringen. Doch ausgerechnet an diesem Tag, der der Glücklichste werden sollte, wird die junge Frau von ihrer Vergangenheit eingeholt. Es ist ein Anruf, der sie dazu bringt alle Vernuft über Bord zu schmeißen, ihren Zukünftigen am Altar stehen zu lassen und zu ihrer Mutter Gina zu fahren, die sie seit vielen vielen Jahren nicht mehr gesehen oder gesprochen hat. Schon bald bemerkt Zoe, dass irgendetwas mit ihrer Mutter ganz und gar nicht in Ordnung ist. Die inzwischen Fünzigjährige, die ihr Leben lang immer etwas exzentrisch, temperamentvoll und eigen war, verändert sich langsam aber stetig. Sie vergisst Dinge und Namen und schon bald wird die Diagnose Alzheimer gestellt, die Zoe erst einmal den Boden unter den Füßen wegreißt. Zoe sieht sich nun mit einer vollkommen neuen und fremden Situation konfrontiert, denn neben der Sache mit ihrer Mutter hat sie gerade auch noch die Trennung von Jamie zu verarbeiten.

Nach den ersten paar Seiten wusste ich nicht so wirklich, ob das Buch doch etwas für mich ist. Ich kann nicht mal genau sagen, was es war, doch es fiel mir schon schwer in die Geschichte reinzukommen. Vielleicht bin ich es auch einfach nicht gewohnt ein eBook zu lesen?! Nach ungefähr 70 Seiten aber habe ich dann doch die Kurve bekommen und habe das Buch in fast einem Rutsch zu Ende gelesen. Etwas gewöhnungsbedüftig waren anfang auch die Briefe von Gina an ihre Tochter, die am Ende eines jeden Kapitels standen. Ich war gerade in der Handlung angekommen und wurde dann immer wieder aus dem ganzen wieder herausgerissen, das hat mich dann doch etwas gestört. Aber im weiteren Verlauf des Buches waren diese Briefe sogar sehr hilfreich und schön zu lesen, denn sie haben viel Aufschluss über die Geschehnisse in Zoes Vergangenheit gegeben.

Die Hauptfiguren haben mir grundsätzlich gut gefallen. Zoe wird von Beginn an als eine totale Karrierefrau dargestellt, die neben dem beruflichen auch privat alles zu erreichen scheint. Sie ist zielstrebig, ergeizig, liebt es geregelt und ist eine Meisterin im Verschleiern ihrer wahren Gefühle. Ihr Freund und zukünftiger Ehemann Jamie dagegen ist in vielen Dingen das Gegenteil, denn er ist locker, hat immer einen flotten Spruch auf den Lippen und lebt sein Leben weitaus weniger geregelt als Zoe und doch harmonieren beide perfekt. Bis Gina in ihr bzw. Zoes Leben tritt, die ihren ganz eigenen Kopf zu haben scheint und durch die Erinnerungen wieder hervorbrechen, die Zoe schon längst in die tiefste Kammer ihrer Seele verbannt hatte.
Was soll ich sagen, das "grundsätzlich", das ich gerade erwähnt hatte, kam nicht von ungefähr. Obwohl mir die Geschichte an sich wirklich gut gefallen und gepackt hat, hätte ich Zoe am liebsten zwischenzeitlich den Hals umgedreht. Ihre Art fand ich manchmal sehr furchtbar, vor allem zu Beginn des Buches. Wäre es so schlimm gewesen, wenn Jamie erfahren hätte was in ihrer Vergangenheit geschehen wäre?! Natürlich wäre das erstmal sehr sehr schwierig gewesen und hätte Zoe fiel Überwindung gekostet, aber man möchte doch niemanden heiraten, wenn man soetwas vor ihm verschweigt!? [Zumindest ist das meine Meinung]

Aber das eigentlich Hauptthema des Buches war ja nicht nur Zoes Vergangenheit, sondern auch die zerrüttete Mutter-Tochter-Beziehung, die durch die tragische Erkrankung von Gina eine vollkommen neue Richtung einschlägt. Diese Entwicklung, insbesondere die schrittweise Wiederannäherung von Zoe an ihre Mutter, haben mir immer wieder ein kleines Tränchen entlockt. Der innere Kampf von Zoe sich für einen Weg zu entscheiden der am Ende doch allen irgendwie gut tut, war wundervoll beschrieben, obwohl "wunderbar" in diesem Zusammenhang definitiv nicht das richtige Wort ist. Ich finde, dass Katie Marsh eine sehr realistische Geschichte geschildert hat, wenn man nun den ganzen Jamie-Hochzeits-etc-Kram mal außen vor lässt. Mich hat es immer wieder sehr berührt, wie hilflos Gina auf der einen Art war und dann in der nächsten Minute wieder die liebevolle beschützende Mutter war, die nur ihr Goldkind beschützen wollte.

Fazit

Du erinnerst mich an morgen ist eine wirklich gefühlvolle und ergreifende Geschichte über eine anfangs kaputte Mutter-Tochter-Beziehung, die durch einen heftigen Schicksalsschlag sich wieder wiederbegegnen und sich langsam neu kennenlernen. Das Buch hat mich gerade wegen der Thematik gereizt und ich wurde, was das angeht, nicht enttäuscht.

Veröffentlicht am 19.06.2017

Flache Handlung, oberflächliche Figuren, kein Tiefgang

Die Wellington-Saga - Versuchung
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Mit Die Wellington Saga [Versuchung] von Nacho Figueras habe ich mich an ein kleines Experiment herangewagt. Experiment in dem Sinne, da ich eigentlich gar nicht vor hatte das Buch zu lesen, es mir dann ...

Mit Die Wellington Saga [Versuchung] von Nacho Figueras habe ich mich an ein kleines Experiment herangewagt. Experiment in dem Sinne, da ich eigentlich gar nicht vor hatte das Buch zu lesen, es mir dann aber auf diversen Plattformen immer wieder begegnet ist und es mich dann letztlich doch gereizt und interessiert hat, worum es in dem Buch nun geht.

Eins vorweg: Das hier wird definitiv keine Lobeshymne, denn leider hat mir das Buch nur phasenweise gefallen.

Wenn ich das Buch nun immer wieder in der Buchhandlung liegen sehe, wird mir klar, dass ich es definitiv nicht wegen des Covers gekauft hätte. Der Einband ist in einem leicht glänzenden schlichten Weiß gehalten, die Schrift Knallpink (was mir wiederum sehr gefällt). Es wirkt elegant, unaufdringlich und führt einen doch irgendwie in Versuchung, allerdings hätte ich es, wie gesagt, niemals mitgenommen.

Ich habe mich aber nun mal auf das Experiment eingelassen und zumindest ist es kein vollständiger Misserfolg. Aber worum geht es denn nun eigentlich?!
Zu Beginn der Geschichte befinden wir uns irgendwo im nördlichen Teil der USA in der Nähe von New York. Wir werfen einen flüchtigen Blick in das Leben der jungen Tierärztin Georgia, die mit ihrem Vater zusammen auf einer in die Jahre gekommene Pferderanch lebt. Eigentlich gibt es jede Menge zu tun, die Farbe splittert von den Wänden ab, die Ställe sind undicht und auch das Dach müsste mal erneuert werden. Doch, seit ihre Mutter mit all ihren Pferden zusammen die Ranch verlassen hat, fehlt vorne und hinten das Geld. Aber das ist etwas, worüber sich die junge Frau noch nie so wirklich Gedanken gemacht hat, denn es geht schließlich um die Familie und sie arbeitet gerne auf der Farm. Als sie aber von ihrem besten Freund Billy mehr angestachelt als eingeladen wird ihn für ein paar Tage in den sonnigen Süden der USA nach Wellington zu einem Polospiel zu begleiten, sagt sie nach kurzem Zögern zu und das obwohl sie mit Polo so ziemlich gar nichts am Hut ab. Allerdings würde ihr ein bisschen Abwechslung auch gut tun. Und diese Abwechslung tritt sehr schnell in Form des gutaussehenden Alejandro Del Campo, der allerdings selber mit sich und seiner Vergangenheit zu kämpfen hat.

Ich möchte gar nicht zu viel verraten, allerdings ist schon nach dem ersten Treffen der beiden Hauptfiguren Georgia und Alejandro klar, dass über kurz oder lang eine Liebesbeziehung zwischen den beiden entstehen wird. Eigentlich nicht so schlimm, denn das ist ja sehr oft in Büchern der Fall. Allerdings muss ich sagen, dass mir die Art und Weise an vielen Stellen dermaßen plump und unkreativ vorkam, dass mir dadurch oft die Lust am Lesen verdorben wurde. Um ein Wort zu den Charakteren zu verlieren: Georgia ist eine junge aufstrebende Tierärztin, die in einem kleinen Provinznest lebt und eigentlich keine großen Ziele und Träume hat, die sie verwirklichen möchte. Sie versucht alles um die Ranch ihres Vaters finanziell zu unterstützen und ist daher nicht abgeneigt, als sie das unglaubliche Angebot bekommt als Assistentin im Del Campo Stall für 6 Wochen zu arbeiten. In dieser Zeit schnuppert sie die Luft, die ihr bisher fremd war und mit der sie überhaupt nichts gemeinsam hat. Alejandro ist in der Welt der Reichen und Schönen aufgewachsen, aber es wird schnell klar, dass es ihn eigentlich zurück in seine Heimat Argentinien zieht. Der gutaussehende Polospieler ist ein Frauenmagnet von der allerfeinsten Sorte, hat aber eigentlich nur Augen für eine Frau - seine Tochter Valentina. Als er dann auf die unkonventionelle Gerogia trifft, werden seine Grundfesten erschüttert und mit dem Jobangebot sieht er sich schließlich in eine noch schwierigere Situation gebracht. Obwohl er immer wieder versucht, den schmalen Grad zwischen Profi und den aufkeimenden Gefühlen zu Georgia nicht zu überwinden, gelingt ihm das mehr schlecht als recht.

Für mich persönlich sind die beiden Hauptfigure viel zu oberflächlich gehalten. Es gibt wenig Tiefgang und wenn, wie zum Beispiel in den Gesprächen über den Tod von Alejandros Ehefrau oder von Georgia Mutter, springt der emotionale Funke [zumindest bei mir] nicht über. Dadurch habe ich leider immer wieder die wirkliche Lust am Lesen verloren, sondern habe mehr oder weniger nur noch überflogen, wie sich die Beziehung zwischen den Beiden entwickelt. Auch die plumpe Art und Weise der Annäherung, die ich bereits erwähnt habe, haben meine Leselaune ziemlich gedämpft.

Der Schreibstil von Nacho Figueras hat mir ganz gut gefallen, denn er war flüssig und auf das wesentliche beschränkt, wobei mich genau das irgendwie auch wieder gestört hat. Dadurch hat sich bei mir kein wirklichen Kopfkino entwickelt und gerade das ist so wichtig für mich für ein gutes Buch!

Was allerdings sehr klar rüber gekommen ist, ist die Leidenschaft, die der Autor für den Polosport in sich trägt. Ich konnte anfangs mit Polo ehrlich gesagt gar nichts anfangen und das einzige was ich wusste waren: das es mit Pferden gespielt wird und das es Poloshirts von Ralph Lauren gibt. Ein wenig dürftig, ich weiß, aber zumindest was das angeht, konnte das Buch einen doch sehr anschaulich in eine fremde Welt eintauchen lassen.

Fazit

Leider konnte mich Die Wellington-Saga [Versuchung] nicht wirklich überzeugen. Die Handlung war mir zu flach, die Figuren zu unausgereift und alles in allem gab es keine unvorhergesehenen Wendungen, die das Lesen für mich so spannend machen! Das einzige, was mir gefällt, ist letztenendes doch das Cover und, dass ich einen kleinen Einblick in eine für mich fremde Sportart erhaschen konnte.