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Veröffentlicht am 27.07.2022

Herrlich schaurige Geschichte

Der Speichermann
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Ob alte Dachböden oder vollgestellte Keller – das ist als Lost Place-Fan genau mein Ding. Sie erzählen oftmals ein Stück Lebensgeschichte der vorherigen Bewohner und verraten ein wenig über ihre Identität. ...

Ob alte Dachböden oder vollgestellte Keller – das ist als Lost Place-Fan genau mein Ding. Sie erzählen oftmals ein Stück Lebensgeschichte der vorherigen Bewohner und verraten ein wenig über ihre Identität. Genau einen solch vollgestopften Dachboden wie den aus Kai Meyers Schauergeschichte würde ich gerne mal besichtigen. Dort lagern Gemälde aus mehreren Jahrhunderten, Spielzeug diverser Generationen, aus der Mode gekommene Gartenstatuen, ... Doch was ist, wenn ich dort oben nicht die einzig Lebende wäre?

Eine überraschende Entdeckung konnte der Hauptprotagonist bereits mit sechs Jahren machen, als er vor der Realität zumindest für einen kurzen Augenblick zu entfliehen versucht. Er verliert in diesem zarten Alter seine Mutter an Krebs und wir erfahren, dass sich der kleine Mann nicht vorstellen kann, dass es ein schmerzloser Tod sei, wenn man anhand eines Krabbentieres mit großen, scharfen Scheren stirbt. Wir begeben uns daher durch die Augen des Jungen sehend auf den Speicher des Familienanwesens, auf den er vor den lügenden Erwachsenen flieht. Dort wird er auf einmal von einem alten Mann angesprochen, der sich kaum von den dort gelagerten Ölgemälden unterscheidet. Neben Neugierde, wer er ist und was er hier zu suchen hat, ist der Junge aber auch vorsichtig genug, sich nicht von Schokolade locken zu lassen, sondern entwindet sich diesem, in dem er ihm verspricht, wenn er erwachsen ist, wiederzukommen. Und tatsächlich besuchen wir alle paar Jahre wieder den Dachboden, reifen mit dem Jungen mit, den wir bis ins Greisenalter begleiten, doch dann holt uns das Versprechen, das wir dem alten Mann unbeschwert im Kindesalter gegeben haben, ein und wir müssen wider unseres Willens die Konsequenzen tragen.

Obwohl wir immer nur kurze Einblicke in Zeitabschnitte erhalten, kann man die Empfindungen des Hauptprotagonisten sehr gut nachfühlen. Gerade dadurch, dass die Zeichnerin die Sichtweisen des Knaben recht metaphorisch wiedergibt, können wir die herablassende Kaltschnäuzigkeit während der Pubertät, die Fürsorge um die eigenen Kinder und Haustiere und auch die Liebe zu den Enkelkindern nachvollziehen und nachfühlen.

Der Speichermann, der sich selbst als Weihnachtsmann vorgestellt hatte, bleibt bis kurz vor Schluss ein Mysterium, dem man stets mit Vorsicht, aber auch mit großer Neugierde begegnet und von dem man gerne deutlich mehr erfahren würde.

Durch die Spannung, hinter das Geheimnis zu kommen, fliegt man regelrecht durch die Seiten und möchte der Wahrheit auf den Grund gehen. Doch allein wegen den wahnsinnig schönen Zeichnungen, die wie Pastellgemälde aussehen, sollte man sich Zeit lassen oder das Buch ein weiteres Mal zur Hand nehmen, denn optisch ist es wirklich großartig gestaltet.

Fazit: Eine herrlich schaurige Geschichte mit sehr liebevoll gestaltetem Artwork, die man immer wieder zur Hand nehmen und dabei stets Neues in den Bildern entdecken kann. Traut ihr euch in die Nähe des Speichermanns? Aber seid gewarnt: Dazu Bedarf es einiges an Mut, denn wer weiß, ob ihr jemals wieder den Dachboden verlassen werdet ...

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Veröffentlicht am 26.07.2022

Über Wahrheit, Freundschaft und Lügen

We Were Liars. Solange wir lügen. Lügner-Reihe 1 (Auf TikTok gefeierter New-York-Times-Bestseller!)
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„Herzlich Willkommen bei den wundervollen Sinclairs“. Mit diesen Worten eröffnet Cadence die Handlung und wir tauchen ein in ihre perfekte Welt. Sie lebt auf einer Privatinsel in einem prachtvollen Haus, ...

„Herzlich Willkommen bei den wundervollen Sinclairs“. Mit diesen Worten eröffnet Cadence die Handlung und wir tauchen ein in ihre perfekte Welt. Sie lebt auf einer Privatinsel in einem prachtvollen Haus, hat eine liebevolle, große Familie und tolle Freunde. Mit Johnny, Mirren und Gat bildet Cadence eine Clique, die sie „die Lügner“ nennt. Man würde fast behaupten, Cadence lebt das perfekte Leben. Doch der Schein trügt. Denn ein Ereignis vor zwei Jahren nahm ihr ihre Erinnerungen und niemand redet mit ihr darüber. Wie soll Cadence nur herausfinden, was geschehen ist?

Die Handlung ist in 5 Teile gegliedert und wird ausschließlich aus der Sicht von Cadence erzählt. Hin und wieder gibt es Rückblicke in den Sommer 2015, vor dem besagten Ereignis. Ich habe mich recht schnell in der Handlung zurechtgefunden und diese mit Neugier verfolgt. Vor allem als es um „das Ereignis“ selbst ging, war mein Drang weiterzulesen einfach so groß, weil ich unbedingt wissen wollte, was denn letztendlich im Jahr 2015 passiert ist. Eins vorweg: Mit dieser Auflösung hätte ich nie und nimmer gerechnet.

Die Charaktere hat die Autorin sehr präzise dargestellt. Allen voran Cadence. Sie ist so ein nettes, selbstbewusstes Mädchen, das ich sofort ins Herz geschlossen habe. Ihre Liebe zu Gat ist grenzenlos, was sie auch immer wieder zum Ausdruck bringt. Sie ist mutig und wissbegierig und ich konnte es total nachempfinden, dass sie wütend und traurig war, weil keiner mit ihr über „das Ereignis“ sprechen wollte.

Viola Müller spricht die Geschichte mit einer angenehmen und ruhigen Stimme. Das Tempo ist gelassen, und sie versteht es, ihren Ton entsprechend den Stimmungen und Emotionen anzupassen, was mir als Hörer das Gefühl gab, mittendrin zu sein.

Fazit: Eine wunderschöne Geschichte über Freundschaft, Familie und Lügen. Wird die Wahrheit wirklich erträglicher für uns, wenn wir uns dieser entziehen? Diese Frage werde ich mir wohl noch lange stellen. Hör- und Lesetipp!

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Veröffentlicht am 24.07.2022

Kleine Goldperle abseits des Mainstreams

Die versteckte Apotheke
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Es gibt, auf der ganzen Welt verteilt, wunderschöne Orte zu entdecken. Welche ist eure Lieblingsstadt?

Meine ist definitiv London, obwohl dies eine Stadt ist wie viele andere auch: laut, dreckig, zu viele ...

Es gibt, auf der ganzen Welt verteilt, wunderschöne Orte zu entdecken. Welche ist eure Lieblingsstadt?

Meine ist definitiv London, obwohl dies eine Stadt ist wie viele andere auch: laut, dreckig, zu viele Menschen (dank der Insel noch weniger verteilt als in anderen Städten). Doch ich liebe die verwinkelten Gassen, die Kultur, die Lebensweise, die Leichtigkeit der Menschen dort. Mich fasziniert auch die frühzeitige Geschichte Londons, daher hat mich dieses Buch ganz besonders angesprochen.

Ich durfte in das London des 18. Jahrhunderts reisen und auch in das der Moderne. London damals war finster und düster, die Frauen hatten es nicht leicht. Sie wurden an Männer verschachert, die sie weder liebten noch mit denen sie zusammenleben wollten. Die Männer betrogen nach Strich und Faden, sie waren brutal und launisch. Die Apothekerin hat es sich zur Aufgabe gemacht, den Frauen zu helfen, indem sie ihnen verschiedene Gifte und Gebräue mischt.

Nella ist eine toughe Frau. Ihren eigenen Schmerz konnte sie bis heute nicht vergessen, doch die Leidenschaft des Giftmischens gibt ihr ein wenig Lebensfreude zurück.
Eliza, ein Dienstmädchen einer Kundin von Nella, lässt sie wieder ein wenig aufblühen. Eliza ist schon sehr weit für ihr Alter (12 Jahre jung), dennoch haftet an ihr immer noch das Kindliche und Unbedarfte. Die beiden zusammen ergeben ein sehr gutes Duo.
In der heutigen Zeit lernen wir Caroline kennen. Auch sie ist Nella eigentlich sehr ähnlich, zumindest in dem, was beide Frauen verbindet. Und das ist ein untreuer und betrügerischer Ehemann. Caroline findet in ihrer Zeit eine der leeren Giftfläschchen von Nella und beginnt nachzuforschen.

Die beiden Zeitstränge werden immer mehr oder weniger im Wechsel dargestellt. So erfährt man nach und nach, was die beiden Frauen ausmacht, was sie zusammenführt und was sie vielleicht gemeinsam haben. Für mich war das sehr spannend zu lesen. Natürlich hätte ich mir manchmal gern ein paar Häppchen bezüglich der Auflösung gewünscht, dennoch hat es mich nicht unbedingt gestört. Auch so ließ sich das Buch unheimlich flüssig lesen; Langweile kam nie auf. Ich war völlig versunken in die beiden Londons ihrer Zeit. Die Autorin konnte beide Passagen am Ende wunderbar zusammenfügen und mich daher überzeugen.

Fazit: Eine kleine Goldperle abseits des Mainstreams mit einem wunderbaren Setting, liebenswerten Figuren und Krimianteilen, die ordentlich Würze ins sonst fantastische Geschehen bringen. Ich rate dringend dazu, die erste Seite aufzuschlagen und abzutauchen.

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Veröffentlicht am 23.07.2022

Geniale Twists, überraschendes Ende

Silent Death - Du entkommst mir nicht
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Ich habe schon die ersten beiden Teile um die Profilerin Holly Wakefield und Detectiv Inspector Bishop verschlungen. Umso mehr war ich auf den dritten Teil gespannt. Und was soll ich sagen?! Auch dieses ...

Ich habe schon die ersten beiden Teile um die Profilerin Holly Wakefield und Detectiv Inspector Bishop verschlungen. Umso mehr war ich auf den dritten Teil gespannt. Und was soll ich sagen?! Auch dieses Mal wurde ich nicht enttäuscht! Mit „Silent Death – Du entkommst mir nicht“ hat Mark Griffin erneut einen wahren Pageturner geschaffen.

Schon das erste Kapitel beginnt nervenaufreibend. Ab hier zieht sich die Spannung durch das ganze Buch. Ich konnte kaum aufhören zu lesen und wollte unbedingt wissen, wie es weitergeht.

Der Autor hat eine angenehme Schreibweise, so dass man locker durch die Story geleitet wird. Die Charaktere sind mir mit jedem Teil mehr ans Herz gewachsen. Mir gefällt es sehr, wenn sich die Protagonisten in den Büchern weiterentwickeln und man immer wieder etwas über sie hinfährt - nicht alles auf einmal, eher step by step. So freut man sich auf die weiteren Teile, weil man weiß, dass einen noch neue Infos erwarten.

Zwar kann man die Teile unabhängig voneinander lesen, ich empfehle aber die Reihenfolge einzuhalten, um insbesondere die Entwicklung der Charaktere besser zu verfolgen.

Holly und Bishop haben beide mit ihrer Vergangenheit zu kämpfen, aber so langsam kommen sie sich näher. Da frage ich mich doch direkt, ob es irgendwann ein Happy End für die beiden geben wird?

Im Vordergrund steht aber natürlich der aktuelle Fall, der es in sich hat. Haben sie es dieses Mal mit einem Killer zu tun, der schon vor Jahren aktiv war? Alles deutet darauf hin. Zumal der Fall von damals nie aufgeklärt werden konnte. Und was hat es eigentlich mit den Zeichnungen auf sich?

Zitat Pos. 384:

„Er malt sie so, wie sie in der Realität aussehen. Das warf eine Frage auf: Hatte er sich selbst auf den Zeichnungen auch wirklichkeitsgetreu dargestellt?

Zumindest sah er auf allen Bildern gleich aus: Immer stand der Mörder links und hatte einen runden Kopf, große Zähne und lange Arme. Und er hielt das Messer in der linken Hand. Die Rechtsmedizinerin würde ihr sagen können, ob der Täter Rechts- oder Linkshänder war.“

Eine aufregende Jagd beginnt, und zunächst scheinen die Ermittlungen ins Stocken zu geraten. Bis Holly den Fall von hinten aufrollt und die Spur tief in die Vergangenheit führt. Die genialen Twists gipfeln letztendlich in einem unvorhersehbaren Finale. Einfach genial!

Fazit: „Silent Death – Du entkommst mir nicht“ ist ein Thriller, den man unbedingt lesen sollte. Ich habe mich mitreißen lassen und bin komplett ins Geschehen eingetaucht. Von mir gibt es eine Leseempfehlung mit Däumchen nach oben.

/RO, Susi

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Veröffentlicht am 20.07.2022

Ein Jahreshighlight!

Sturmrot
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Als Sven Hagström tot in seiner Badewanne aufgefunden wird, ist weder klar, warum der alte Mann sterben musste, noch, wer ihn ermordet hat. Doch als die ermittelnde Polizistin Eira Sjödin nicht locker ...

Als Sven Hagström tot in seiner Badewanne aufgefunden wird, ist weder klar, warum der alte Mann sterben musste, noch, wer ihn ermordet hat. Doch als die ermittelnde Polizistin Eira Sjödin nicht locker lässt und immer tief gräbt, werden Erinnerungen geweckt, die grauenhafte Taten ans Tageslicht befördern.

Im Jahr 2018 ist in Schweden eine Gesetzesänderung in Kraft getreten, wonach beide Partner dem Geschlechtsverkehr ausdrücklich mit JA zustimmen müssen. Damit können sämtliche sexuelle Handlungen, denen nicht eindeutig verbal oder nonverbal zugestimmt wurde, als Vergewaltigung verurteilt werden. Die schwedische Journalistin Tove Alsterdal hat sich von wahren Kriminalfällen, die unter anderem zu dieser Gesetzesänderung führten, inspirieren lassen und diese in ihrem Reihenauftakt „Sturmrot“ beeindruckend und brutal zugleich thematisiert. Dabei nimmt sie kein Blatt vor den Mund. Unverblümt, düster und erschreckend ehrlich erzählt sie die Story um den mutmaßlichen Vergewaltiger und Mörder Olof Hagström. Dabei lässt sie sich zu keiner Sekunde in die Karten schauen und überrascht immer wieder mit unvorhersehbaren Twists, die die Spannung rasant vorantreiben.

Tove Alsterdal versteht es, realistische Charaktere mit Ecken und Kanten zu zeichnen, die teilweise ebenso undurchschaubar sind wie Alsterdals Erzählweise. Alles in allem liefert sie so einen Krimi der Extraklasse, der in einem perfekt inszenierten Finale gipfelt, das mich vollends überzeugt hat.

Fazit: Dieser Krimi ist nicht nur für Fans des skandinavischen Nervenkitzels ein absolutes Muss! Tove Alsterdal ist für mich DIE Neuentdeckung des Jahres. Und eines ist jetzt schon sicher: Erdschwarz, der zweite Teil der Trilogie, der am 18.10. erscheint, wird definitiv bei mir einziehen.

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