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Veröffentlicht am 20.07.2022

Rasanter Thriller

Als das Böse kam
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Einmal im Monat, wenn der Vollmond hoch über den Wäldern steht, rudert Vater hinüber in das Dorf der Wächter auf die andere Seite des Sees, um Einkäufe zu erledigen. Die gefährlichsten Finstermänner Südlands ...

Einmal im Monat, wenn der Vollmond hoch über den Wäldern steht, rudert Vater hinüber in das Dorf der Wächter auf die andere Seite des Sees, um Einkäufe zu erledigen. Die gefährlichsten Finstermänner Südlands wurden durch Vaters Zeugenaussage verhaftet und nun verstecken sie sich in der Blockhütte inmitten des Sees – Vater, Mutter, die 16jährige Juno und ihr kleiner Bruder, der 12jährige Boy. Die Wächter aus Nordland behüten sie, warnen sie bei Gefahr. Wenn die Sirene ertönt, müssen sie schleunigst in ihren Schutzraum unter der Erde.

Aus Junos Sicht wird dieser Thriller erzählt. Seit sie denken kann, lebt sie isoliert, hat keinerlei Möglichkeit, mit der Außenwelt zu kommunizieren. Die Insel zu verlassen ist unmöglich, Vater würde sie hart bestrafen und Boy gleich mit. Sie scheinen wie aus der Welt gefallen.

Ivar Leon Mengers Thriller-Debüt hat es in sich. Nachdem ich mich einigermaßen zurechtgefunden, die ersten Kapitel gelesen habe, dachte ich schon: Nett zu lesen, die Familie im Zeugenschutzprogramm, sollte das alles gewesen sein? Da gäbe es doch andere Möglichkeiten, als sich zeitlebens auf einer überschaubaren Insel abzuschotten. Was gibt die Story noch her? Und dann dreht sich alles, es kommen Dinge ans Licht, der geheimnisvolle Luca ist plötzlich da – gehört er wirklich zu den Guten? Ich habe so meine Zweifel. Die sieben Gebote, die sie alle verinnerlicht haben, müssen unbedingt einhalten werden – oder etwa nicht? Erschütterndes wird zutage gefördert, es wird zunehmend böse… bitterböse.

Eine ungewöhnliche Ausgangslage, es beginnt vielversprechend. Der Alltag der vier Inselbewohner war zunächst etwas langatmig, um dann an Tempo zu gewinnen. Auch wenn immer mehr offenbart wird, man hinter die Kulissen blickt, so war ich mir bis zuletzt bei einer Person nicht sicher, auf welcher Seite sie wirklich steht.

„Das Böse ist näher als du glaubst“ – wie wahr, auch wenn die Wahrheit hier eher nicht an vorderster Stelle steht. Ein rasanter Thriller, den ich im Ganzen verschlungen habe.

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Veröffentlicht am 19.07.2022

Traumhafter Hörgenuss

Das Tor zur Welt: Träume
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Die kleine Ava lebt bei Pflegeeltern, das Geld ist immer knapp und das wenige lässt der Vater viel zu oft durch seine durstige Kehle rinnen. Die Familie entschließt sich wie so viele in dieser Zeit, nach ...

Die kleine Ava lebt bei Pflegeeltern, das Geld ist immer knapp und das wenige lässt der Vater viel zu oft durch seine durstige Kehle rinnen. Die Familie entschließt sich wie so viele in dieser Zeit, nach Amerika auszuwandern. Sie sind schon in Hamburg, als die Cholera wütet und Ava von allen im Stich gelassen wird. Als gerade mal 14jährige hilft sie in den Auswandererhallen, um sich die Überfahrt leisten zu können. Ava trifft in diesen Hallen auf Claire, die aus ganz anderen Gründen hier arbeitet. Zunächst begegnen sie sich eher distanziert, werden aber im Laufe der Zeit zu Freundinnen.

„Das Tor zur Welt - Träume“ ist der erste Teil der Saga um die Hamburger Auswandererstadt. In den Auswandererhallen warten sie auf ihre Schiffe, haben alles zurückgelassen in der Erwartung auf ein besseres Leben.

Im Wechsel erfahren wir aus der Sicht von Ava und aus der von Claire, was sie hierher geführt hat und wie sich ihr Alltag gestaltet. Während Ava schon von klein auf mitarbeiten musste, sie oft hungrig war, hat Claire eher Luxusprobleme. Zwei ganz und gar unterschiedliche Charaktere bringt das Schicksal zusammen. Während Ava lernen muss, sich zu behaupten, erfährt Claire, dass ihre hochnäsige Art nicht zielführend ist. Nicht nur diese beiden Figuren sind sehr authentisch und lebendig dargestellt, das Warten in den Auswanderungshallen ist ein kurzweiliges, stets glaubhaft dargestelltes Lese- bzw. Hörvergnügen.

Miriam Georg schafft es spielend, ihre Leser in diese Auswanderungshallen mitzunehmen, sie mit ihrem eingängigen Schreibstil regelrecht zu fesseln. Es gab sie schon immer, die Gutgläubigen und diejenigen, die dies für sich auszunutzen wussten. Die Not der einen bringt den anderen Gewinn, man muss nur dementsprechend skrupellos sein.

Tanja Fornaro, die Sprecherin, hat mich in diese so andere Welt entführt, hat Ava und Claire ihre ganz persönliche Note gegeben, aber auch die anderen Figuren – egal ob Mann oder Frau - waren gut unterscheidbar. Die so ganz eigene Stimmung in solch einer Ausnahmesituation ist in all ihren Nuancen spürbar, ich habe mit ihnen allen mitgefiebert oder sie verdammt.

Die TRÄUME von Ava und Claire wandeln sich in HOFFNUNG, auch wenn es noch dauert. Den zweiten Teil der Auswanderstadt-Saga werde ich mir nicht entgehen lassen. TRÄUME waren ein Hörgenuss, sehr lesens- bzw. hörenswert!

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Veröffentlicht am 14.07.2022

Wundervoll!

Violeta
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Violeta del Valle schreibt Camilo, ihrem geliebten Enkel, einen langen Brief. Schreibt ihm ihre Lebensgeschichte, untermalt von den Ereignissen der Welt. Von der spanischen Grippe mit all ihren Schrecken, ...

Violeta del Valle schreibt Camilo, ihrem geliebten Enkel, einen langen Brief. Schreibt ihm ihre Lebensgeschichte, untermalt von den Ereignissen der Welt. Von der spanischen Grippe mit all ihren Schrecken, der Weltwirtschaftskrise, der Weltkriege und der Militärjunta. Sie ist 1920 zur Welt gekommen, hat ein ganzes Jahrhundert durchlebt, auch sie ist nicht ungeschoren davon gekommen. Wie sollte sie auch! Sie hat viel erlebt, hat geliebt, gelacht, gelitten, war am Boden und ist wieder aufgestanden.

Isabel Allende schreibt von einer selbstbewussten Frau, die immer gekämpft hat. Nicht immer hat sie gewonnen und doch hat sie nie aufgegeben. Sie war ihrer Zeit weit voraus, hat sich das Recht genommen, ihren eigenen Weg zu gehen, der nicht immer bequem war. Und jetzt, als 100jährige, blickt sie zurück, hinterlässt Camilo das Zeugnis einer bewegten Zeit.

In vier sehr intensiven Teilen erzählt Violeta von der Verbannung, wie sie in einer fast menschenleeren Umgebung neu anfangen mussten, die Umstände ließen ihnen keine Wahl. Auch ihre Liebschaften lässt sie nicht aus, sie war und ist bis zuletzt eine leidenschaftliche Frau. Das Private ist ohne das Weltgeschehen nicht denkbar, es sind die Jahre der Militärjunta – Leute verschwinden, tauchen nie wieder auf. Isabel Allende verpackt das Politische geschickt, ohne es direkt zu benennen. Und doch wird in jeder Zeile, mit jedem Wort nur allzu deutlich, was gemeint ist.

Violeta wurde 1920 während der Grippepandemie geboren und ein ganzes Jahrhundert später schlägt die Coronapandemie zu. So schließt sich der Kreis, für Violeta ist alles gut, sie blickt auf ein reiches Leben zurück.

Es ist schon länger her, dass ich Isabel Allendes Romane gelesen habe. Nicht alle, aber doch so einige. Einmal angefangen, war ich von ihrem so intensiven Erzählstil gefangen und musste das nächste Buch lesen. Auch jetzt, nach „Violeta“, verspüre ich den dringenden Wunsch, von der chilenisch-US-amerikanischen Schriftstellerin wieder mehr zu lesen.

Das Porträt einer außergewöhnlichen Frau – schon das Cover vermittelt einen ersten Eindruck von der in jeder Hinsicht leidenschaftlichen „Violeta“. Ein wundervolles Buch, eine ergreifende Lebensgeschichte, es fesselt ab der ersten Seite. Absolut lesenswert!

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Veröffentlicht am 03.07.2022

Spannend und undurchsichtig

Der Bewunderer: Thriller
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Endlich heißt es wieder: Laura Kern ermittelt. Mit ihrem neuesten Thriller hat sich Catherine Shepherd wiederum selbst übertroffen – falls dies überhaupt möglich ist. Der 7. Band um die Ermittlerin hat ...

Endlich heißt es wieder: Laura Kern ermittelt. Mit ihrem neuesten Thriller hat sich Catherine Shepherd wiederum selbst übertroffen – falls dies überhaupt möglich ist. Der 7. Band um die Ermittlerin hat es in sich, der Prolog setzt den „Bewunderer“ gleich mal in Szene.

Und dann liegt sie da, diese wunderschöne Frau. Inmitten eines Sees. Dieser wurde bis auf wenige Details perfekt auf eine riesige Leinwand gemalt. Wer ist sie und warum diese zur-Schau-Stellung?

Bald ist eine junge Frau abgängig, bei einer anderen finden sich äußerst suspekt agierende Gestalten in deren Nähe. Die Hintergründe werden durchleuchtet und man ist geneigt, den doch recht finsteren Typen böse Absichten zu unterstellen - ich habe mich gleich mal auf einen Täter eingeschossen. Auch wenn so einiges dagegen spricht, so finden sich genauso viele Argumente für diese Täter-These. Auch drängt sich der Gedanke an die Frau im Prolog immer wieder auf – ist sie schon in Erscheinung getreten, ist sie in Gefahr oder vielleicht schon das nächste Opfer?

Die Ermittlungen führen ins Künstlermilieu, daneben blicken wir 21 Jahre zurück. Zwei Brüder werden näher durchleuchtet, der ältere will den jüngeren beschützen. Was ist das für eine Story? Sie will nicht so recht zu der eigentlichen Geschichte passen, wir lesen immer mal wieder dazwischen Rätselhaftes.

Die Charaktere sind allesamt authentisch, als Leser komme ich dem Geheimnis keinen Schritt näher, die Autorin legt gekonnt falsche Fährten. Auch „Der Bewunderer“ ist ein Buch, das ich nicht weglegen konnte. Ab der ersten Seite war es fesselnd, außerordentlich spannend und total undurchsichtig. Wohl dosiert wird ein wenig Privates eingestreut - diesmal ist es eher Max, Lauras Kollege und guter Freund. Das perfide Spiel mit den schönen Künsten wird dadurch aufgelockert.

Das Buch ist ausgelesen, ich kenne den „Bewunderer“. Es waren wiederum sehr kurzweilige und äußerst rätselhafte Lesestunden. Genau so, wie ich es von Catherine Shepherd gewohnt bin. Ihre Bücher sind allesamt Spitzenklasse, ich kann sie sehr empfehlen.

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Veröffentlicht am 03.07.2022

Spannender Einstieg in die Eira-Sjödin-Trilogie

Sturmrot
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Mit „Sturmrot“ hat Tove Alsterdal den ersten Band der Trilogie um die Ermittlerin Eira Sjödin vorgelegt, „Erdschwarz“ und „Nebelblau“ werden folgen.

Nach 20 Jahren kehrt Olof Hagström zurück ins Haus ...

Mit „Sturmrot“ hat Tove Alsterdal den ersten Band der Trilogie um die Ermittlerin Eira Sjödin vorgelegt, „Erdschwarz“ und „Nebelblau“ werden folgen.

Nach 20 Jahren kehrt Olof Hagström zurück ins Haus seiner Kindheit, sein Vater lebt vermutlich noch immer dort. Hier angekommen, findet er diesen erstochen vor. Kehrt sein Kindheitstrauma zurück? Als 14jähriger hat ihn sein Vater vertrieben, nachdem Olof den Mord an einer Jugendlichen gestand.

Auch die Polizistin Eira Sjödin hat sich entschlossen, Stockholm ade zu sagen. Ihre demente Mutter kann nicht mehr alleine leben und Eira will sich um sie kümmern. An den damaligen Mordfall kann sie sich nur noch vage erinnern, sie war einfach zu jung. Und nun, bei den Ermittlungen um den Tod eines älteren Mannes, stolpert sie über diesen Mordfall und das Geständnis des 14jährigen Olof, der Fall Lina Stavred, wie die junge Frau hieß, drängt sich immer wieder dazwischen.

Eira ist eine sehr nahbare Ermittlerin. Nicht nur als Polizistin lerne ich sie kennen, ich begleite sie durch ihren Alltag. Sie ist ein sehr sympathischer Charakter, ist zielstrebig und vielschichtig. Dieser erste Band hat mich neugierig gemacht auf die beiden Folgebände, Tove Alsterdal hat diese Figur sehr glaubwürdig angelegt.

Es geht um sehr viel mehr, als es der Anfang vermuten lässt. Immer tiefer taucht Eira ein, gräbt an Stellen, wo es richtig weh tut, findet Zusammenhänge, zieht ihre logischen Schlüsse daraus, lässt sich von nichts und von niemandem aufhalten. Diese Ermittlerin muss ich unbedingt im Auge behalten, sie verspricht kurzweilige Stunden und gute kriminalistische Unterhaltung.

Der ungekürzten Hörbuchfassung vom Argon Verlag habe ich 11 Stunden und 20 Minuten gebannt gelauscht. Heike Warmuth gibt mit ihrer ausdrucksstarken Stimme die Stimmung gekonnt wieder, verleiht jeder einzelnen Person ihren ganz eigenen Charakter.

Der gelungene Auftakt zur Eira-Sjödin-Trilogie macht Lust auf mehr. „Das Spannungs-Highlight aus Schweden“ gibt Einblick in menschliche Abgründe. Sehr lesens- bzw. hörenswert!

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