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Veröffentlicht am 01.09.2022

Atmosphärischer, packender Historienroman, ein gelungenes Sequel zur „Kreuz-Trilogie“

Das Kreuz des Pilgers
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Im Jahr des Herren 1379:

Reinhild trifft, während sie sich auf Reisen mit ihrem Gemahl Gottfried befindet, auf eine andere Reisegruppe, zu der ihr bester Freund und entfernter Verwandter Palmiro gehört. ...

Im Jahr des Herren 1379:

Reinhild trifft, während sie sich auf Reisen mit ihrem Gemahl Gottfried befindet, auf eine andere Reisegruppe, zu der ihr bester Freund und entfernter Verwandter Palmiro gehört. An Palmiros Seite ist dessen enger Freund seit Kindertagen, Conlin von Langenreth. Palmiro und Conlin wollen nach einer langen und gefährlichen Reise ins Heilige Land nun endlich wieder heimkehren nach Koblenz. Doch der Tross wird in der Nacht überfallen und während des Gemetzels, das die Räuber veranstalten, wird ausgerechnet Reinhilds Gatte getötet. Conlin ist zwar genauso betrübt, ob dieses Verlustes wie Reinhild, doch scheint es, als ob Palmiro besonders vom Verlust Gottfrieds betroffen ist. Viel Zeit sich darüber Gedanken zu machen bleibt Conlin jedoch nicht, denn kaum zurück in Koblenz muss er sich dringenden Familienangelegenheiten widmen.

Conlins Bruder, das Familienoberhaupt, hat das Anwesen heruntergewirtschaftet, Schulden angehäuft und als wäre das nicht schon ausreichend, ist sein getrübter Geisteszustand alarmierend. Conlins Mutter ist in großer Sorge, auch um die hochschwangere Gattin des ältesten Sohnes, der sich zum regelrechten Wüterich entwickelt hat.
Obwohl Conlin sich, als er einst vom Vater enterbt wurde, geschworen hatte der Familie den Rücken zu kehren, kann er doch nicht aus seiner Haut und versucht den drohenden Bankrott der Langenreths abzuwenden.
Ausgerechnet Reinhild erweist sich dabei als Retterin in der Not. Genauso, wie der schlitzohrige Palmiro dem treuen Freund mit Rat und Tat zur Seite steht.

Dabei treiben auch Palmiro große Sorgen um. Stets muss er befürchten, dass sein Geheimnis gelüftet wird, welches er sogar all die Jahre vor Conlin verborgen gehalten hat. Hin und hergerissen ist er und hadert mit sich selbst. Öffentlich machen kann und darf er es nicht, denn dann würde er von den Menschen in Koblenz sicherlich zur Rechenschaft gezogen werden und seine Familie in große Verzweiflung stürzen.
Dazu haben Conlin und Palmiro aus dem Heiligen Land eine Reliquie mitgebracht, die sich schon einmal, vor vielen Jahren, im Familienbesitz befand – Das Kreuz des Zachäus.
Immer noch weist es die gleichen besonderen Fähigkeiten auf, wie einst. Kann Menschen die reinen Herzens sind von allen üblen Zeitgenossen unterscheiden und den Träger vor möglichem Unbill warnen. Und in der Tat hat sich jemand an Conlins und Palmiros Fersen geheftet, der im Auftrage eines religiösen und fanatischen Eiferers handelt. Können die Freunde drohendes Unheil abwenden?

Mit „Das Kreuz des Pilgers“, legt Petra Schier den ersten Teil ihrer neuen „Pilger-Reihe“ vor. Doch genau genommen handelt es sich dabei um ein Sequel zur „Kreuz-Trilogie“ die vor einigen Jahren im Rowohlt Verlag erschien. Und obwohl man „Das Kreuz des Pilgers“ durchaus auch ohne Vorwissen lesen kann, weil es einige Jahre später spielt, empfehle ich dennoch zunächst die Kreuz-Trilogie zu lesen. Empfehlens- und lesenswert ist sie sowieso, doch abgesehen davon werden sämtliche Haupt und Nebenfiguren der neuen Reihe dort schon eingeführt. Freilich sind Palmiro, Reinhild, Gottfried und Conlin da noch Kinder bzw. Teenager, doch so manches wichtige Ereignis, auf dass die Autorin in „Das Kreuz des Pilgers“ Bezug nimmt, nimmt in besagter „Kreuz-Trilogie ihren Anfang. Und wenn man nicht zunächst ständig, ob der vielen Akteure, in das durchaus hilfreiche Namensregister auf den ersten Seiten nachschauen möchte, sollte man gleich lieber einen Großeinkauf starten und sich „Die Eifelgräfin“, „Die Gewürzhändlerin“ und „Die Bastardtochter“ zuvor zu Gemüte führen, damit man sofort im Bilde ist. Ich finde einfach, dass es den Lesegenuss vervollständigt und die vielen offenen Fragen gleich klärt.

Zugegeben, die Handlung wird diesmal in einer etwas gemächlichen Gangart vorangetrieben, doch muss man auch bedenken, dass die Autorin die Geschichte aus gleich drei verschiedenen Blickwinkeln erzählt und alle Neueinsteiger zunächst einmal hinsichtlich der drei Hauptfiguren ins Bild gesetzt werden müssen. Ich habe mich sehr darüber gefreut, dass Petra Schier die „Kreuz-Trilogie“ sozusagen fortsetzt, denn mir waren sämtliche Haupt und Nebenfiguren damals schon sehr ans Herz gewachsen. Und natürlich will man dann auch in Erfahrung bringen, wie es den Romancharakteren bis dato ergangen ist. Wunderbar finde ich übrigens auch, dass die später einmal kriminalisierende Apothekentochter Adelina, einen kleinen, aber denkwürdigen Auftritt in diesem Buch hat. Und wer nun neugierig aufmerken sollte, dem empfehle ich auch diese tolle atmosphärische Histo-Krimireihe.
Wie man es von der Autorin gewohnt ist, sprüht auch der erste Teil der „Pilger“ Reihe vor historischem Flair. Ausdrucks und Umgangsformen sind der historischen Epoche angepasst, was den flüssigen Erzählstil jedoch in keiner Weise schmälert.
Wieder erfährt man viel über das damalige Weltbild der Menschen und man begreift beim Lesen sehr schnell, dass sich die Zeiten vielleicht ändern mögen- die Menschen in ihrem engstirnigen Denken jedoch nicht. Zumindest einige von ihnen vertreten nach wie vor festgefahrene Moralvorstellungen die angeblich gottgefällig sein sollen, vergessen aber, dass Liebe alles ist was man geben sollte und geben kann- ohne Vorbehalte!
Wunderbar und augenöffnend für besagte Zeitgenossen sind beispielsweise Palmiros Gedankengänge zum Thema auf den Seiten 466/467.

Einen kleinen Punktabzug habe ich vorgenommen, weil ich halt ein kleiner Romantiker bin und mir besagter Punkt ein wenig gefehlt hat, in diesem Band. Sowohl Reinhild als auch Conlin sind Figuren mit Ecken und Kanten, aber auch stur. Daher hätte ich sie dann und wann schon mal gerne geschüttelt- zumindest imaginär.
Zum Schluss überschlagen sich die Ereignisse; die Lage für die drei Freunde spitzt sich dramatisch zu und Petra Schier lässt ihre Leser mit fiesen Cliffhangern zurück. Wie gut ist es da, dass der zweite Band nun bereits erschienen ist.

Kurz gefasst: Atmosphärischer, packender Historienroman, ein gelungenes Sequel zur „Kreuz-Trilogie“.

Kreuz-Trilogie:

1. Teil: Die Eifelgräfin
2. Teil: Die Gewürzhändlerin
3. Teil: Die Bastardtochter

Pilger- Reihe:

1. Teil: Das Kreuz des Pilgers
2. Teil: Das Geheimnis des Pilgers


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Veröffentlicht am 21.07.2022

Gelungener, sehr romantischer Historical mit einem sympathischen Heldenpaar!

Das Versprechen der Liebe
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Nachdem die junge Eve Cole bereits ihre lieben Verwandten, die sie nur zu gerne unter die Haube bringen möchten, dabei belauscht hat, wie sie, zugegeben, äußerst wagemutige und ausgefallene Pläne schmiedeten, ...

Nachdem die junge Eve Cole bereits ihre lieben Verwandten, die sie nur zu gerne unter die Haube bringen möchten, dabei belauscht hat, wie sie, zugegeben, äußerst wagemutige und ausgefallene Pläne schmiedeten, glaubt sie genau zu wissen, dass der Drohbrief, der kurz zuvor im Haus eintraf, keinesfalls echt ist und lässt sich nur zum Schein auf die darauf folgende Scharade ihrer Verwandten- wie sie glaubt, ein.
Für Evie wird als Beschützer der knorriger Einsiedler McAlistair bestimmt, der bereits seit Jahren in einer Waldhütte, ganz in der Nähe von Haldon Hall lebt. McAlistair hat eine dunkle Vergangenheit, doch ein Teil dieser Vergangenheit erlaubt es ihm nun, dank seiner besonderen Fähigkeiten, Evie beschützen zu können.

Und ganz nebenbei wächst ihm Evie im Laufe der überstürzten Reise auf ein abgelegenes Landgut, damit der mutmaßliche Attentäter, der Evie umbringen will sie nicht zu fassen bekommt, immer mehr ans Herz. Auch Evie ist schon seit langer Zeit heimlich in McAlistair verliebt, doch nervt es sie gewaltig, dass der wortkarge Mann von dem Gedanken besessen zu sein scheint, dass Evie ein zartes, reines und sanftes Persönchen ist und seine Beschützerinstinkte zu Hundertprozent bei ihr ausfährt.
Evie gelingt es durch ihre offene Art, langsam, Stück für Stück den äußeren Panzer, den sich McAlistair im Laufe der Zeit zugelegt hat, zu zerstören, doch weiß sie immer noch nicht, ob der Mann mehr von ihr möchte, als nur leidenschaftliche Küsse und ein Abenteuer. Und dann ist da auch noch der Attentäter, der ihnen dichter auf den Fersen ist, als sie glauben…

Nach einem, wie ich fand, eher mäßigen ersten Teil und einem dafür rundum gelungenen 2. Teil, war ich gespannt darauf, ob die Autorin das Level nun würde halten können und um es vorweg zu nehmen, auch „Das Versprechen der Liebe“, der dritte Teil der „Providence“ Reihe, besticht mit einem sehr sympathischen, authentisch wirkenden Heldenpaar, so dass es mich weniger gestört hat, dass die Spannung hier in dieser Geschichte rund um den gesponnenen Nebenplot, ein wenig zu kurz kam für meinen Geschmack und nicht wirklich viel innerhalb der Story passiert, außer dass auf den Leser hier eine wunderschöne Liebesgeschichte mit viel Romantik und humorvollen Passagen wartet.

Es ist eine Story, die über weite Strecken eher wie ein 2-Personen-Stück konzipiert wurde, was aber für die Glaubwürdigkeit der Love Story auch von Vorteil ist, da McAlistairs Erlebnisse in der Vergangenheit einige Narben auf seiner Seele hinterlassen haben und Evie mit viel Feingefühl und Warmherzigkeit aber auch Hartnäckigkeit ans Werk gehen muss, um seine innere Heilung voranzutreiben.
Und die Art und Weise, wie sich Evie um ihn bemüht, sorgt gleich zu Beginn des Romans dafür, dass man die Romanheldin einfach nur drücken und in sein Leserherz schließen möchte. Allerdings hat auch Evie einige traumatische Erlebnisse aufzuweisen, die sie aber bereits überwunden hat und mehr noch, sie lässt sich von ihrem Handicap nicht aufhalten und engagiert sich stark für Frauen in Not. Neben Evies starker Persönlichkeit kann aber auch McAlister bestehen. Dennoch, trotz all seiner Vorzüge, ob innerlich und äußerlich, erschien er mir etwas blasser als Evie gezeichnet und ich hätte mir hier und da ein wenig mehr Erzählungen oder Gedankengänge seinerseits in der Geschichte gewünscht. Der Schreibstil ist auch diesmal sehr ansprechend, so dass man schon gespannt auf den Folgeband sein kann.

Kurz gefasst: Gelungener, sehr romantischer Historical mit einem sympathischen Heldenpaar!

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Veröffentlicht am 21.07.2022

Dieser Historical ist vor allem etwas für Leser, die eine etwas geschliffene, zeitgemäße Ausdrucksweise in historischen Liebesromanen schätzen, dabei aber lieber leichteren, beschwingten Regency-Komödien zugeneigt sind

The Duchess Circle - Ein unerhörter Ehemann
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Ambrogina, Herzogin von Girton, gehört zusammen mit ihren Freundinnen Esmee Rawlings und Lady Carola Perwinkle zur englischen, gehobenen Gesellschaft. Die Freundinnen haben dabei etwas gemeinsam. Sie sind ...

Ambrogina, Herzogin von Girton, gehört zusammen mit ihren Freundinnen Esmee Rawlings und Lady Carola Perwinkle zur englischen, gehobenen Gesellschaft. Die Freundinnen haben dabei etwas gemeinsam. Sie sind sogenannte „Strohwitwen“, denn alle sind zwar verheiratet, doch dabei glänzen ihre Männer entweder durch Abwesenheit, oder verbringen ihre Freizeit lieber mit ihrer Geliebten.

Gina wurde bereits mit elf Jahren mit Cam, dem Herzog von Girton verheiratet, um mit allen Mitteln einen Familienskandal zu verhindern, den ein Erpresser drohte öffentlich zu machen. Gina war nämlich ein uneheliches Kind, gezeugt innerhalb einer leidenschaftlichen Liaison zwischen ihrem Vater und seiner französischen Geliebten. Doch die Frau von Ginas Vater zeigte Mitgefühl und Herz und gab Gina fortan als ihre leibliche Tochter aus

Als sich dann die Situation wegen des Erpressungsversuches zuspitzte, wurde Cam, der bislang noch glaube Gina wäre seine leibliche Cousine, plötzlich mit einem elfjährigen Kind vermählt. Das brachte den jungen Mann, eine sensible Künstlerseele, so sehr gegen seinen Vater auf, dass er seine frischgebackene Ehefrau gleich nach der Trauung verließ, sich aus dem Fenster flüchtete und fortan fern von England, nämlich in Griechenland, lebte um dort Marmorskulpturen zu erschaffen. Gina nahm es Cam nicht übel, dass er sie verließ, denn sie wusste von Anfang an, dass Cam gezwungen wurde, sie zu heiraten, zudem waren sie und Cam seit frühester Kindheit Spielkameraden und pflegten ein freundschaftliches Verhältnis zueinander.

Doch nachdem Gina beschlossen hat, den Marquis von Bonnington zu heiraten, bittet sie ihn nun, zurück nach England zu kommen, damit eine Annullierung ihrer Ehe vorgenommen werden kann. Als Cam seiner Frau seit so vielen Jahren wieder begegnet, empfindet er jedoch ungeahnt Gefühle für das quirlige Geschöpf vor ihm. Er wäre einer Affäre mit seiner Ehefrau nicht abgeneigt, doch dafür ist sich Gina zu schade. Außerdem ist da noch Bonnington…

Währenddessen sehnt sich die bildschöne und begehrte Esmee nach einem Kind. Doch ihr Mann, Miles, mit dem sie einst eine arrangierte, lieblose Ehe einging, pflegt sein einiger Zeit ein intimes Verhältnis mit Lady Childe, der er auch in Liebe zugetan ist. Wie wird er reagieren, wenn sich Esmee ihm anvertraut?

Auch Carola ist unglücklich, denn sie liebt ihren Ehemann „Tuppy“ über alles, trotz ihres Zerwürfnisses gleich nach der verunglückten Hochzeitsnacht. Wird sie ihn zurückgewinnen können?

„Ein unerhörter Ehemann“ ist ein etwas ungewöhnlicher Regency-Roman, denn es stehen gleich drei Frauen und ihre Ehemänner/Galane im Mittelpunkt des Geschehens. Dennoch liegt der Hauptfokus dabei auf Gina und Cam; diesem Paar bzw. ihrer Liebesgeschichte widmet die Autorin ein wenig mehr Aufmerksamkeit und Seitenzahlen, als es bei den anderen beiden Paaren der Fall ist.

Nachdem in letzter Zeit immer mehr historische Liebesromane auf den deutschen Markt geworfen werden, die ein historisches Flair oder eine zeitmäßige Ausdrucksweise vermissen lassen, kann der Historical-Leser, der genau diese Attribute bei einer Historical Romane schätzt, hier beruhigt aufatmen, denn Eloisa James Schreibstil ist einfach wunderbar, ihre Ausdrucksweise zeitgemäß, gehoben und geschliffen und dennoch kommt diese Romance alles andere als gestelzt oder altmodisch daher. Stattdessen überrascht die Autorin mit einem beschwingten, leichten Liebesroman, der sowohl einen guten und vor allem interessanten Einblick in die damalige Zeitepoche bietet, als auch mit einer ungewöhnlichen Ausgangssituation aufwartet. Cams und Ginas Werdegang wurde dabei für mich besonders unterhaltsam geschildert, denn die spritzigen Dialoge zwischen ihnen sind nicht nur witzig, sondern auch hintersinnig und haben mir viel Vergnügen bereitet.

Gina ist eine sehr sympathische Liebesromanheldin, die sich trotz ihrer Intelligenz eine gewisse, zum Glück wohldosierte, Naivität einer Jungfrau bewahrt hat, dennoch aber genau weiß, was sie will und was nicht. Sehr süß geschrieben fand ich dabei die Romanpassagen, in denen sie immer mehr darüber ins Grübeln kommt, ob sie den lebenslustigen Leichtfuß, den sie Ehemann nennt, für den steifen, langweiligen Moralapostel Sebastian, Marquis of Bonnington aufgeben will.

Cam wirkt auf die Leserschaft zunächst ein wenig verantwortungslos, leichtfertig und unmoralisch. Je mehr man jedoch über die damalige Hochzeit, die ihm aufgezwungen wurde und sein gespaltenes Verhältnis zu seinem hartherzigen, grausamen Vater erfährt, kann man seine Beweggründe verstehen. Zudem ist Cam im Laufe des Romans gottlob lernfähig.
Die Liebeszenen in diesem Roman sind sehr prickelnd und auch die Romantik kommt dabei nicht zu kurz.

Ein wenig schade fand ich es, dass die Geschichten der beiden anderen Freundinnen dafür ein wenig ins Hintertreffen geraten, hier hätte ich mir ein klein wenig mehr Ausführlichkeit gewünscht und auch die Auflösung dieser Nebenhandlungen fanden nicht ganz mein Gefallen. Allerdings war dies nur ein kleiner Wermutstropfen, da ich ansonsten so angetan von dem Gesamtpaket war

Kurz gefasst: Dieser Historical ist vor allem etwas für Leser, die eine etwas geschliffene, zeitgemäße Ausdrucksweise in historischen Liebesromanen schätzen, dabei aber lieber leichteren, beschwingten Regency-Komödien zugeneigt sind oder ganz allgemein Komödien im Stile von „Ein perfekter Ehemann“ oder „Ernst sein ist alles“, mögen. Wunderbar fand ich nebenbei auch die in meinen Augen gelungene Übersetzung!

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Veröffentlicht am 21.07.2022

Ein toller Historienschmöker, wenn auch die Ausdrucksweise eher modern wirkt...

Die Druidin
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Nachdem die Mutter der Keltin Talia bei der Geburt stirbt und ihr Vater sie im Stich lässt, wird sie von Vebromara, einer mitleidigen Geburtshelferin und Heilerin aufgezogen. Mehr noch- Vebromara rettet ...

Nachdem die Mutter der Keltin Talia bei der Geburt stirbt und ihr Vater sie im Stich lässt, wird sie von Vebromara, einer mitleidigen Geburtshelferin und Heilerin aufgezogen. Mehr noch- Vebromara rettet dem Säugling das Leben, denn eigentlich sollte Talia kurz nach der Geburt von Vebromaras Hand getötet werden. Als Talia heranwächst und ihrer Ziehmutter eines Tages bei der Pflege von Verletzten mit schweren Brandwunden zur Hand gehen soll, kommt sie mit einem der Opfer in Berührung. Dabei entdeckt sie eine übernatürliche Gabe an sich: Talia hat die besondere Fähigkeit, die Seelen und deren Auren sehen zu können. Diese Fähigkeit ist dem ehrgeizigen Druiden Ientus zunächst ein Dorn im Auge und er verbietet Talia, ihre Fähigkeiten bei anderen Menschen anzuwenden.

Doch einige Jahre später belauscht die junge Keltin den Druiden durch Zufall bei einem Gespräch und erfährt, dass Ientus plant, sie in Besitz zu nehmen und ein Kind mit ihr zu zeugen, das dann seine ehrgeizigen Pläne unterstützen soll- denn Ientus weiß genau, welche große Macht Talias Gabe für ihn bedeuten könnte. So beschließt Talia schweren Herzens zu fliehen.

Als ihre Amme stirbt, begleitet sie daher den gutaussehenden Söldner Atharic, der zusammen mit seiner Söldnertruppe eine zeitlang Zuflucht und Unterkunft in ihrem Dorf gesucht hat, nach Alte-Stadt, der Stadt, in der ihr leiblicher Vater, Caran regiert. Durch Zufall kommt ein Kontakt zwischen Carans hochschwangerer Ehefrau und Talia zustande und letztendlich führt er dazu, dass Talia in Carans Haushalt als Arbeiterin aufgenommen wird. Talia verschweigt ihrem Vater jedoch , wer sie wirklich ist, auch wenn sie nach und nach immer mehr zu der Überzeugung kommt, dass ihr Vater kein so schlechter Mensch sein kann, wie sie es seit ihrer frühesten Kindheit an, annahm.

Die Vorstellung, dass ihr eigener Vater ihre Ermordung befehligt haben soll, fällt ihr immer schwerer- bis sie Carans ehrgeizige und kaltherzige Schwester kennen lernt, die ihr dies jedoch bestätigt. Verletzt lässt sich Talia dazu überreden, für Carans Schwester zu spionieren.

Doch als Carans Frau eines Tages ihr Kind gebiert und das Kind zu schwach zum Leben scheint, ist es nur Talias beherztes Eingreifen zu verdanken, dass das Kind überlebt. Caran ist ihr überaus dankbar und versucht Talia dazu zu überreden, ihre besondere Gabe zu fördern. Sehr zum Verdruss des Druiden Ientus, der mittlerweile, in der Hoffnung auf Ruhm und Ehre, ebenfalls nach Alte-Stadt gezogen ist und immer noch alles daransetzt, Talia für sich zu gewinnen.

Außerdem verbündet er sich mit Carans Schwester und schmiedet zusammen mit ihr ein gefährliches, politisches Komplott, das am Ende Carans Ende als Stammesführer oder schlimmer noch, seinen Tod zur Folge haben könnte. Doch einem Menschen ist es bestimmt, dieses Schicksal abzuwenden- Talia!

Der Debütroman von Birgit Jaeckel schildert unterhaltsam ein Stück Zeitgeschichte, dass sehr selten in historischen Romanen behandelt wird- und zwar die Zeit der Kelten.

Interessant empfand ich vor allem die religiösen Einflechtungen rund um das Druidentum und welche Auswirklungen der Glauben auf die Menschen der damaligen Zeit hatte. Aber nicht nur der historische Hintergrund ist unterhaltsam beschrieben; die Geschichte der jungen Druidin Talia, die in Alte-Stadt auf ihren zunächst verhassten Vater trifft und in politische Intrigen verwickelt wird, ist sehr spannend und mitreißend umgesetzt und der eingängige Schreibstil der Autorin, fesselte mich regelrecht an das Buch.

Selbst die Charaktere sind durchweg glaubwürdig gezeichnet und man kann sich als Leser sehr gut in Talias Gefühlswelt hineinfinden Auch wenn man als Leser vielleicht zunächst ein wenig verwirrt sein mag, von den vielen im Roman genannten Völkerstämmen, mit ungewohnt klingenden Bezeichnungen und ihre Beziehung zueinander- es lohnt sich jedoch auf jeden Fall weiterzulesen.

Einziger kleiner Kritikpunkt ist meines Erachtens, die teilweise sehr modern wirkende Ausdrucksweise zwischen den Protagonisten, die eher in unsere heutige Zeit passen würde. Wenn man davon absieht, bekommt man auf jeden Fall ein Buch, das viel Lesespaß verspricht und nebenbei bemerkt auch optisch sehr viel her macht, denn das Cover der gebundenen Knaur- Ausgabe ist sehr ansprechend.

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Veröffentlicht am 21.07.2022

Packender Psychothriller!

Mercy. Die Stunde der Rache ist nah
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Rick Bentz, der nach einigen schweren Schicksalsschlägen von seiner ehemaligen Heimatstadt Los Angeles, nach New Orleans umgesiedelt ist, dort arbeitet und endlich wieder Fuß gefasst hat, glaubt seinen ...

Rick Bentz, der nach einigen schweren Schicksalsschlägen von seiner ehemaligen Heimatstadt Los Angeles, nach New Orleans umgesiedelt ist, dort arbeitet und endlich wieder Fuß gefasst hat, glaubt seinen Augen nicht zu trauen, als er nach einem schweren Unfall endlich wieder aufwacht und seine verstorbene Exfrau Jennifer vor sich sieht.

Er hält diese Vision zunächst nicht für echt, was sich jedoch schlagartig ändert, als er ihr während seiner Genesung immer wieder begegnet. Zunächst verheimlicht er diese Begegnungen seiner jetzigen Frau, der Psychologin Olivia, doch als er eines Tages einen Briefumschlag zugestellt bekommt in dem sich aktuelle Photos von Jennifer und eine Kopie des Todesscheins- mit einem Fragezeichen versehen, befinden, beschließt er seine derzeitige berufliche Zwangspause zu nutzen, um in Los Angeles Nachforschungen zu betreiben. Kann es wirklich sein, dass seine Exfrau nach 12 Jahren plötzlich wieder aufgetaucht ist, oder ist sie nur ein Geschöpf seiner Phantasie?

In Los Angeles eingetroffen beginnt Rick umgehend damit Freunde und Bekannte von Jennifer zu befragen. Doch dann geschieht ein Doppelmord an einem Zwillingspaar.
Und die Beweise sprechen eine eindeutige Sprache- es muss sich um den gleichen Täter handeln, der bereits vor Jahren Zwillinge ermordete, ein Fall der damals in Ricks Zuständigkeitsbereich fiel und den er nicht lösen konnte. Rick scheint auch der Auslöser für eine ganze weitere Reihe an Morden zu sein, die plötzlich in seinem näheren Umkreis geschehen.

Der Detektive ist verzweifelt, wer treibt ein solch grausames und bösartiges Spiel mit ihm und schürt seine Selbstvorwürfe, die er sich seit Jahren insgeheim macht?

Währenddessen sitzt Olivia daheim in New Orleans und ringt mit sich, ob sie sich ihrem Mann anvertrauen soll. Sie hat ein Geheimnis, dass eventuell sogar das Ende ihrer Ehe zur Folge haben könnte...

Im englischsprachigen Original heißt dieser neue Roman aus der "New Orleans Reihe" von Lisa Jackson "Malice" was übersetzt so viel wie "Bosheit" bedeutet. Aber "Malice" war auch einst der Titel eines recht bekannten Psychothrillers, in dem sich eine liebende Ehefrau plötzlich zu einem sehr gefährlichen und rücksichtslosen Charakter entwickelt.

Vielleicht hat auch die Autorin genau diesen Film vor Augen gehabt, als sie diese Geschichte entwickelt hat, denn auch hier geht es um eine "Frau", die in der Vergangenheit des Cops Rick eine recht undurchsichtige, rätselhafte Rolle gespielt hat und eventuell noch spielt?

Gleich von Beginn an, wird der Leser in eine unglaublich spannende Story geworfen, und da die Autorin die Angewohnheit hat, zwischen den Handlungssträngen zu wechseln wenn es gerade packend wird und somit jeweils kleine "Cliffhanger" schafft, wird der Spannungsbogen kontinuierlich aufrecht gehalten, ohne dass man als Leser überhaupt die Chance auf eine kleine Verschnaufpause bekommt.
Lisa Jackson baut viele falsche Fährten in ihrem Roman ein, die nicht nur ihren Helden zeitweilig in die Irre führen, sondern auch ihre Leserschaft. Dafür ist der Täter Rick zunächst immer einen Schritt voraus.

Allerdings werden auch immer wieder Situationen aus der Sicht des Täters geschildert, ohne das zuviel verraten wird und überraschende Wendungen sorgen zudem für eine regelrechte Sogwirkung des Romans.

Trotz der immerhin 600 Seiten vergeht die Lesezeit wie im Fluge- man kann das Buch einfach nicht zur Seite legen - ich habe es wirklich versucht und bin dabei kläglich gescheitert!

Neben der Kriminalhandlung kriselt es etwas in Ricks und Olivias Liebesleben, im Gegensatz zur unglaublich guten Thrillerstory wird dieser Handlungsstrang ein wenig stiefmütterlich behandelt- eine größere Aussprache zwischen beiden ist leider nicht in diesem Roman zu finden, auch die letzten Seiten, nach dem spannenden Showdown, sind enttäuschend knapp formuliert.
Dieser kleine Kritikpunkt meinerseits fällt jedoch nicht großartig ins Gewicht, da der Roman als Psychothriller ansonsten perfekt funktioniert!

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