Ein Paar, das sich wirklich verdient! Leider im negativen Sinne gemeint.
Lady Helenes skandalöser PlanNachdem alle befreundeten Damen in Lady Helenes Umkreis nun endlich glücklich sind und auch schon Nachwuchs unterwegs ist, wird Helene einmal umso mehr bewusst, wie sehr sie sich ebenfalls Kinder wünscht. ...
Nachdem alle befreundeten Damen in Lady Helenes Umkreis nun endlich glücklich sind und auch schon Nachwuchs unterwegs ist, wird Helene einmal umso mehr bewusst, wie sehr sie sich ebenfalls Kinder wünscht. Und auch eine intakte Ehe. Doch eine intakte Ehe scheint ein unerreichbarer Traum für Helene zu bleiben, da zwischen Helene und ihrem Gatten Rees Eiszeit herrscht.
Einst brannten sie zusammen durch, doch die Ernüchterung stellte sich schon in der Hochzeitsnacht ein. Helene bemerkte, dass ihr die ehelichen Pflichten eher eine Last waren und Rees entpuppte sich zudem als ein Mann, der sie auf horizontaler Ebene nicht glücklich machen konnte. Aber auch menschlich enttäuschte er Helene so sehr, dass sich die Fronten zwischen dem Ehepaar schnell verhärteten, bis sie sich darauf einigten, getrennt zu leben.
Bislang war Helene mit dem Arrangement einverstanden, auch wenn es sie furchtbar wurmte, dass Rees sich jeglicher Ausschweifung hingab, doch seltsamerweise weigerte sich Rees vehement in die gewünschte Scheidung einzuwilligen.
Da Helene nun aber nicht mehr weiter ihre Zeit mit einem untreuen Gatten vergeuden möchte, plant sie nun, sich einen Liebhaber zu nehmen, der sie hoffentlich dann auch gleich schwängert. Doch dieser Plan geht nicht unbedingt mit Rees Zukunftsplänen konform….
Der vierte und letzte Teil der Serie erzählt nun Helenes und Rees Geschichte. Die beiden hatten auch schon einige Auftritte in den Vorgängerbänden, dennoch kann man diesen Roman auch gut lesen, ohne die drei anderen Teile zu kennen, da "Lady Helenes skandalöser Plan“ im Grunde eine in sich abgeschlossene Story erzählt, in der alle anderen Ex-Hauptfiguren lediglich als Nebenakteure in Erscheinung treten.
Nachdem ich den ersten Teil der Reihe richtig gut fand, gefiel mir der zweite Teil weniger gut. Der dritte Band dann, um Esme, konnte mich wieder etwas mehr fesseln (was mich eigentlich sehr verwundert hat, da Esme nicht unbedingt als Sympathieträgerin auftrat), so dass ich nun sehr neugierig auf den letzten Teil der Reihe war.
Immerhin begeht die Autorin nicht den Fehler vieler Autorinnen, eine nervige Nebenfigur aus den Vorgängerromanen plötzlich als nettes Wesen auftreten zu lassen. Helene ist genau wie auch zuvor Esme keine nette Person. Sie ist zickig, sieht sich als Musterbeispiel der Tugendhaftigkeit und wertet andere gerne ab. Ihr zur Seite hat die Autorin einen Romanhelden gestellt, der charakterlich ebenfalls nur als Scheusal zu bezeichnen ist. Rees nimmt kein Blatt vor den Mund, beleidigt „seine Lieben“ manchmal sogar grundlos, sucht stets seinen Vorteil und wird ein in meinen Augen als ziemlich unangenehmer Mensch beschrieben, den ich im wahren Leben lediglich verabscheuen würde. Nachdem er sich über Helenes angebliche körperliche Makel in der Hochzeitsnacht amüsiert hat und keinen Hehl daraus gemacht hat, dass ihm üppige Frauen viel besser gefallen, lässt er sich dann nach der räumlichen Trennung mit einer Opernsängerin ein und kommt dann (nachdem Helene ihn dazu gebracht hat, sie zu schwängern) doch tatsächlich auf die Idee; Ehefrau und Mätresse zusammen unter einem Dach wohnen zu lassen. Nicht aus Liebe… seine Motive sind zunächst ganz anderer Natur.
Und hier war der Punkt, an dem ich trotz des wie immer geschliffenen Schreibstils der Autorin, keine große Lust mehr verspürt habe, überhaupt weiterzulesen. Da ich ein Fan der Romane der Autorin bin und wissen wollte, wie alles am Ende ausgeht, habe ich mich trotzdem durchgequält. Positiv anzumerken ist jedoch, dass sich der Roman trotz des seltsamen Heldenpaars gut lesen lässt und auch keine Längen zu beklagen sind. Man sollte aber schon ein „dickes Fell“ besitzen, da Helene und Rees einfach nur nervtötend sind.
Es ist eigentlich ganz seltsam und schade. Eloisa James hat so viele tolle Regencies geschrieben, weist so einen unglaublich gehobene, ansprechende Ausdruckweise auf, die nur wenige andere Autorinnen dieses Genres beherrschen und lässt dann solch unsympathische Hauptakteure aufeinander los, die ich am liebsten in einer Tour geschüttelt hätte.
Ein wenig besänftigt hat mich dann die zweite Love Story in diesem Band, die sich zwischen Rees Bruder, dem Vikar Tom und Rees Mätresse entwickelt, die dann mehr Romantik verströmen kann.
Kurz gefasst: Ein Paar, das sich wirklich verdient! Leider im negativen Sinne gemeint. In „Lady Helenes skandalöser Plan“ sind die Rahmenhandlung und das Drumherum leider viel interessanter geraten, als die eigentliche Liebesgeschichte zwischen Helene und Rees.