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Veröffentlicht am 11.01.2023

Ein unterhaltsames disneyeskes Märchen ohne echte Tiefe

Die Rose von Radwick
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Megan, eine schüchterne, stille, eher durchschnittlich aussehende junge Frau soll die nächste Frau von Albert, Lord Solvey, dem Besitzer der Burg Radwick werden. Da ihm seine erste Frau keine Kinder schenken ...

Megan, eine schüchterne, stille, eher durchschnittlich aussehende junge Frau soll die nächste Frau von Albert, Lord Solvey, dem Besitzer der Burg Radwick werden. Da ihm seine erste Frau keine Kinder schenken konnte, lässt sich Albert von seinem ergebenen Steward Erik Arrondal überreden, diese zweite Ehe einzugehen, denn nur mit einem Erben, können die Sicherheit und Besitzansprüche der Solveys untermauert werden, da ein skrupelloser Verwandter von Albert, Lord Varmourth, nur begierig darauf wartet, die Burg einzunehmen.

Megan hat es zunächst alles andere als leicht, denn sie wird von den Bewohnern der Burg sofort mit ihrer Vorgängerin verglichen und Megan ist weder selbstbewusst noch außerordentlich schön. Ein weiterer Grund für ihre Unsicherheit ergibt sich, als sie feststellen muss, dass ihr Mann scheinbar kein Interesse daran hat, ihr Ehebett aufzusuchen. Wie soll sie Albert bloß einen Erben schenken, wenn ihm körperliche Liebe so zuwider ist? Doch Erik findet einen Ausweg aus dem Dilemma. Er stellt sich als Ersatz für Albert zur Verfügung, damit Megan endlich schwanger wird.

Megan lässt sich darauf ein, doch bei der ersten gemeinsamen Liebesnacht mit Erik verliebt sie sogleich ihr Herz an ihn. Doch beruht ihre Liebe auf Gegenseitigkeit oder hat sich Erik nur aus Pflichterfüllung zu seinem Lord dazu herabgelassen, Megan zu beschlafen ?

Auf der ersten Seite des Romans stehen einige Infos über die Autorin. So zum Beispiel auch, dass Laura Bastian Archäologie und Germanistik studiert hat.

Nachdem ich diesen Roman gelesen habe, frage ich mich, wie es dann kommen konnte, dass zeitgemäße Anreden völlig unkorrekt ausgeführt wurden. Statt "Ihr" und "Euer" in den Dialogen zu benutzen, wurde die Heldin hier schnell mal "gesiezt" oder gleich "geduzt". Da wird eine Burgbewohnerin als "Fräulein" betitelt und in den Dialogen werden auch modernere Wörter und Sätze wie zum Beispiel "Ja, klar", eingestreut.
Die Geschichte an sich ist sehr gut erzählt, es gibt keinerlei Längen und das Buch hat schon einen gewissen Unterhaltungswert, wenn man keine großen Ansprüche an einen historischen Liebesroman und korrekte historische Hintergrunddetails stellt. Denn dieses Buch ist definitiv eher dieser genannten Kategorie zuzuordnen.

Die Charakterisierung der Figuren fand ich persönlich eher etwas flach. Auch die innere Wandlung von einem verschüchterten Mädchen zu einer selbstbewussten Frau vollzog sich mir ein wenig zu schnell, um glaubwürdig zu wirken.

Warum der Ehemann von Megan mit seiner Situation als Burgherr überfordert war, wurde nicht wirklich überzeugend dargelegt; ihn lediglich als schwachen, freundlichen Menschen der keiner Fliege etwas zu leide tun kann, darzustellen, war mir ebenfalls eine zu schwache Begründung für sein immerwährendes passives Verhalten.

Und das Erik sich, zwar aus edelmütigen Gründen, anmaßt seine Herrin darauf zu drängen mit ihm das Bett zu teilen, ist wirklich mehr als unrealistisch.

Hätte es sich ein einfacher, bürgerlicher Burgkastellan im 12. Jahrhundert einfallen lassen, das Eheweib seines Lords zu verführen und ihm ein Kind "unterzuschieben", wäre er wegen Hochverrats schnell einen Kopf kürzer gemacht worden.

Alles fügt sich sehr schnell zum Guten, echte Schwierigkeiten gibt es kaum zu bewältigen, und wenn doch gibt keine längeren Ausfechtungen von entgegengesetzten Standpunkten/Meinungen der einzelnen Figuren.
So wirkt der komplette Roman leider eher wie ein unterhaltsames Disneymärchen ohne echte Tiefe.

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Veröffentlicht am 23.09.2022

Opulenter Historienroman mit ungewöhnlicher Thematik, doch leider recht blassen Akteuren

Die Sprache des Lichts
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April 1582:

In der Nähe von Naumburg, Sachsen, lebt und arbeitet der Eigenbrödler Jacob Greve. Jacob unterrichtet seine Schüler in Sprachen und ist selbst ein absolutes Sprachengenie. Was keiner ahnt, ...

April 1582:

In der Nähe von Naumburg, Sachsen, lebt und arbeitet der Eigenbrödler Jacob Greve. Jacob unterrichtet seine Schüler in Sprachen und ist selbst ein absolutes Sprachengenie. Was keiner ahnt, Jacob fällt es nicht nur leicht neue Sprachen zu lernen, er hat eine besondere Fähigkeit, die sich kognitive Synästesie, nennt.
Freilich kennt man diese Gabe in der damaligen Zeit noch nicht und so wird er halt schon mal schräg von seinen Mitmenschen angeschaut, wenn er ihnen anvertraut, dass Sprachen auf ihn völlig anders wirken. Wörter erscheinen ihm farbig und besitzen für ihn einen wunderbaren Klang. Aber da Jacob zudem hochintelligent und sehr wissbegierig ist, ergibt er sich völlig seiner Gabe und verliert das Alltagsleben und seine Mitmenschen völlig aus den Augen.
Als er eine Zufallsbekanntschaft macht und auf den spitzbübischen Dieb Edward Talbot trifft, begreift dieser schon sehr bald, dass Jacob genau der richtige Mann ist, den er als Lockvogel benutzen kann. Edward erzählt Jacob von John Dee, dem berühmten englischen Mathematiker, Astronomen, Alchemisten und Vertrauten der englischen Königin. Laut Edward, ist Dee im Besitz eines besonderen Buches. Demjenigen, dem es gelingt den Code zu knacken, in dem es verfasst wurde, soll die Ehre zuteil werden, Gottes Sprache selbst, entschlüsseln zu können, die für die Menschheit verloren geglaubt scheint, nach der Vertreibung aus dem Paradies.

Jacob, von Ehrgeiz und Neugier gleichermaßen angestachelt, macht sich also auf nach England, wird unterwegs aber von Edward getrennt.
Tatsächlich gelingt es ihm Dees Aufmerksamkeit zu wecken, doch weiht dieser in jedoch nicht in alle Geheimnisse ein. Noch bekommt er das Buch Soyga zu Gesicht.
Und so beschließt Jacob schließlich selbst zu handeln. In einer Nacht und Nebelaktion stiehlt er das Buch, in dem Bestreben, Gottes Sprache zu entschlüsseln.
Sein Weg führt ihn, während seiner Suche auch zu Hirten aus den Bergen, die sich einer eigenartigen Sprache bedienen, die aus hohen und tiefen Tönen besteht. Angeblich soll diese Sprache eng verwandt sein mit der Ursprache.
Jacob ist hin und hergerissen, was er denn nun glauben soll. Und seine Gabe ist auch schon mächtigen Männern kundgetan worden. Auf der einen Seite stehen die Calvinisten, auf der anderen die Katholiken. Beide Parteien wollen das gleiche von Jacob und lassen ihn heimlich beschatten, von einer gewitzten jungen Frau…

Als ich kürzlich den Klappentext des historischen Romandebüts von Katharina Kramer las, fand ich die Handlung so außergewöhnlich, dass ich neugierig wurde.
Sicherlich, Bücher über Glaubenskriege mag es in Hülle und Fülle geben, doch ein Roman, in dem es um einen jungen Mann geht, der mit der seltenen Gabe der kognitive Synästesie geschlagen ist, war mir zuvor noch nicht untergekommen.
Die Autorin hat diesen Punkt nachvollziehbar für den Leser herausgearbeitet, so dass man sich, in Jacobs Gabe, gut hineindenken kann. Und auch hinsichtlich der Codierung von Sprachen hat sie eine unfassbar detaillierte und interessante Schilderung abgeliefert, die Mathematikern und Tüftlern desgleichen, sicherlich das Herz höher schlagen lässt. Die große Stärke dieses Romans ist aber auch gleichermaßen eine Schwäche, denn wenn man sich für diese Thematik nicht erwärmen oder dieser folgen kann, wird man nicht viel Freude an der Geschichte haben, da das Thema allumfassend ist.
Gleich mehrere Menschen stehen in diesem Roman im Mittelpunkt und Jacob ist nur einer von ihnen. Wir hätten da also auch noch Edward, die Spionin Margarete, einen jungen Mann dessen Identität ich hier nicht enthüllen möchte und John Dee.

Alle Personen sind Menschen ihrer Zeit. Einerseits gefangen in ihren Denkmustern, andererseits aber auch erfrischend aufgeschlossen gestrickt. Und im Grunde geraten die Akteure schließlich zwischen die Fronten von religiösen Fanatikern.
Ein leider immer noch aktuelles Thema! Würde ein jeder Mensch den anderen in Frieden leben lassen und nicht mit Hilfe von Gewalt belehren und bekehren wollen, wäre unsere Welt sicherlich eine bessere.

Und damit komme ich zu dem Punkt, der mir so gar nicht behagt hat beim Lesen. Ich fand, dass die Story irgendwann zu sehr in Richtung Okkultismus abdriftete, bzw. Jacob sich plötzlich in einer Situation wiederfand, die, bedenkt man seinen bisherigen Werdegang, kaum nachvollziehbar war für mich.
Genauso fand ich es sehr schade, dass einem die Akteure leider völlig fremd blieben. Man erfuhr zwar einiges über sie über ihren bisherigen Werdegang, doch ihre charakterlichen Tiefen wurden hingegen nicht ausgelotet. Dialoge der Hauptfiguren beschränkten sich auf Wortgeplänkel oder den Überlegungen hinsichtlich der Ursprache und Jacob wirkte einfach zu unsympathisch und nerdig, als dass man mit ihm hätte mitleiden können.
Einerseits ist es, bedenkt man die Sprachthematik, ein opulenter Historienroman, der für einen Debütroman außerordentlich gut geschrieben ist. Doch in Sachen Emotionalität kann die Autorin leider noch nicht alles aufbieten, was es für eine bessere Bewertung meinerseits benötigt hätte.

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Veröffentlicht am 26.08.2022

Interessanter Krimidebütroman eines Autorenduos mit leichten Schwächen, im nordschwedischen Polarkreis spielend

Mordlichter
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Anelie Andersson ist, der Liebe wegen, aus der Großstadt fortgezogen und lebt und arbeitet nun in einem kleinen Ort in Nordschweden, der Jokkmokk heißt. Sie ist mit Leib und Seele Polizistin, doch auch ...

Anelie Andersson ist, der Liebe wegen, aus der Großstadt fortgezogen und lebt und arbeitet nun in einem kleinen Ort in Nordschweden, der Jokkmokk heißt. Sie ist mit Leib und Seele Polizistin, doch auch wenn ihr der Ruf als geniale Mordermittlerin vorauseilt; in ihrer neuen Heimat gibt es nicht viel für sie zu tun. Kleine Dienstähle sind schon die größten Kriminaldelikte, die sie aufzuklären hat und obwohl sie ihre neue Heimat sehr liebt, vermisst sie zumindest ihren alten Job.

Dass man sich immer genau überlegen sollte, was man sich wünscht, muss sie nur wenig später erfahren. Ein junger Mann, der in Rentierfelle eingewickelt in der arktischen Kälte herumlief, wurde von einem Lastwagen überfahren. Es handelt sich dabei um einen kürzlich vermisst gemeldeten Schüler und Anelie ahnt schnell, dass es sich hier nicht um einen normalen Verkehrsunfall handelt. Denn seine Hände weisen eindeutige Verletzungen auf. Es hat den Anschein, als habe er vor seinem Tod versucht, sich mit seinen Händen aus einer schwierigen Lage zu befreien. War er gar eingesperrt und konnte seinen Peinigern entfliehen, bevor er dann vor den Laster lief?

Anelie ermittelt fieberhaft in alle Richtungen, denn ihre Chefin will nichts von ihren Theorien hören und schon gar nicht, dass nach Anelies Meinung ein Serienkiller in Lappland sein Unwesen treiben könnte, denn tatsächlich stößt sie kurz darauf auf zahlreiche, rätselhafte Vermisstenfälle.
Würde es nach der Meinung der Vorgesetzten gehen, wäre die kleine Polizeistation mitten im Nirgendwo schon längst geschlossen worden. Kann Anelie das verhindern und ihre Chefin eines Besseren belehren?

Mit „Mordlichter“ legt das Autorenduo Madita und Stefan Winter ihren ersten gemeinsamen skandinavischen Krimi vor. Und tatsächlich gibt es durchaus kleine Parallelen zur Romanheldin und ihrem Lebensgefährten und den Winters. Das Autorenpaar lernte sich in Lappland kennen und lieben, so dass Madita Winter schließlich ihre Brücken abbrach und sich auf eine völlig neue Lebenssituation einstellte, schon hinsichtlich des Wetters am Polarkreis.
Die beiden streuen viel Wissenswertes zu Land, Leuten und Wetterlage bei, was ich als sehr spannend zu lesen empfand. Vor allem war es die perfekte Lektüre, um mich von der beinahe tropischen Wetterlage hier in Deutschland abzulenken in diesem Sommer.

Den Kriminalfall fand ich ebenfalls spannend erzählt, doch und nun komme ich zu den Kritikpunkten, man merkt diesem Krimi leider an, dass es ein Debüt ist. Ich fand den Schreibstil zwar flüssig, doch den Sprachduktus ein wenig hölzern gehalten. Dazu fehlt es den Nebenfiguren an charakterlichen Facetten. Entweder sie sind gut oder böse und etwas klischeebehangen in ihrem Agieren. Sei es Anelies Vermieterin, eine Sami, Anelies Exfreund, der ziemlich seltsam und unreif wirkt, Anelies Chefin, der jegliche Persönlichkeit oder Gefühlsregung abgeht oder aber Anelies Kollege und väterlicher Freund, der noch im Krankenhaus teilhaben möchte, an den Ermittlungen und in allen Lebenslagen gut für einen Ratschlag ist.
Dazu blieb mir Anelie, trotz der gewählten „Ich-Erzählform“, leider fremd. Sie wirkt, abgesehen davon, dass sie ein ziemlicher Workaholic ist, distanziert, nüchtern und es fehlt ihr (noch) an interessanten Ecken und Kanten.
Daher vergebe ich 3.5 von 5 Punkten und bin gespannt darauf, ob es weitere Bände um Anelie geben wird. Zumindest vom Setting her, finde ich die womöglich neue Buchreihe, sehr spannend. Und auch das Coverlayout ist schon sehr schmückend!

Kurz gefasst: Interessanter Krimidebütroman eines Autorenduos mit leichten Schwächen, im nordschwedischen Polarkreis spielend.

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Veröffentlicht am 21.07.2022

Trotz meiner Kritikpunkte werden Fans humoriger, moderner Historical Romance a la Sands oder London hier sicher auf ihre Kosten kommen.

Wie es dem Glück beliebt
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Nach dem tragischen Unfalltod von Mutter und Zwillingsschwester begab sich Lady Sophie zusammen mit ihrem Vater auf Reisen nach Übersee, wo die abenteuerlustige junge Frau schließlich viele Abenteuer erlebte.
Mittlerweile ...

Nach dem tragischen Unfalltod von Mutter und Zwillingsschwester begab sich Lady Sophie zusammen mit ihrem Vater auf Reisen nach Übersee, wo die abenteuerlustige junge Frau schließlich viele Abenteuer erlebte.
Mittlerweile erwachsen, spricht sie mehrere Sprachen, ist geübt im Boxkampf oder Messerwerfen und hat sogar schon einem entlaufenen Tiger unerschrocken ins Auge geblickt. Nun befindet sie sich auf der Heimreise nach London, wo sie von einem angeblichen Vertrauten des Prinzregenten als Spionin angeworben wird. Er macht ihr ein Angebot das sie nicht ablehnen kann. So erzählt er Sophie, dass ihr Cousin Lord Loudor, der während der Abwesenheit ihres Vaters dessen Ländereien und Besitze verwaltete, sich kurz vor dem bankrott befindet und Sophie im Begriff steht, alles, auch den Besitz zu verlieren, wenn sie nicht für Prinny arbeitet und Lord Loudor ausspioniert. So soll er in Spionagetätigkeiten für Frankreich verwickelt sein und lediglich Sophie könnte es gelingen, Lord Loudors Korrespondenz in dessen Arbeitszimmer durchzuschauen, da sie sich während ihres Englandaufenthaltes in seinem (eigentlich das ihres Vaters) Stadthaus einquartiert hat.

Für ihre Tätigkeit soll Sophie eine stolze Summe erhalten, doch diese würde bei weitem nicht ausreichen, den Besitz ihres Vaters zu erhalten, da ihr Cousin Lord Loudor zudem eine hinterhältige Intrige gesponnen hat und Sophies Vater für unzurechnungsfähig erklären lassen möchte. Auch für Sophie hat er eine Stolperfalle ersonnen. So kann sie nur erben, wenn sie bis zum 25. Lebensjahr geheiratet hat. Eile tut Not, doch wen soll Sophie nur heiraten und wer würde sich auf eine Scheinehe auf Zeit einlassen, denn sie will unter allen Umständen zu ihrem Vater zurückkehren und sich niemals auch gefühlsmäßig an einen Mann binden.

Ein potenzieller Heiratskandidat, den Sophie jedoch unter keinen Umständen auf ihre Liste setzen möchte, ist Alex, der Duke of Rockeforte. Eigentlich hatte dieser lediglich den Auftrag über Sophie an Lord Loudor heranzukommen, denn Alex arbeitet inkognito als Spion für die Regierung und soll die Verdachtsmomente gegen Sophies Cousin untersuchen. Doch als er Sophie das erste Mal begegnet, verliebt er sich Hals über Kopf in sie…

Momentan wird der deutsche Historical- Liebesromanmarkt mit Romances von Debütautorinnen regelrecht überschwemmt scheint mir. Auch „Wie es dem Glück beliebt“ fällt in diese Kategorie, doch da es auch zahlreiche begeisterte Stimmen in den USA zu diesem Debüt gab, wollte ich der Autorin unbedingt eine Chance geben. Nach dem Lesen des Romans muss ich allerdings zugeben, dass das Buch meinen Lesegeschmack leider nicht zur Gänze treffen konnte. Das liegt zum Teil auch daran, dass ich historische Liebesromane der ersten Generation bevorzuge- sprich Liebesromane, die einen zumindest halbwegs authentischen historischen Hintergrund und noch wichtiger historisches Flair zu bieten haben. Die Verhaltensweisen der Akteure in dieser Geschichte wirken dagegen zu modern und auch gewisse Formulierungen und Ausdrücke haben mich so manches Mal unsanft aus der Story herauskatapultiert. Ebenfalls nervig empfand ich gewisse Dialoge der Protagonisten. Da werden Aussagen statt gesagt, gelacht, geseufzt o.ä. Ein klarer Fall fürs Lektorat, will mir scheinen. Auch wird die Heldin dieses Romans von Bediensteten mit „gnädiges Fräulein“ angesprochen. Also bitte! Wir befinden uns doch nicht in einem 40er Jahre Hans Moser/Theo Lingen Spielfilm.

An der Charakterisierung des Heldenpaars gibt es dagegen eigentlich nichts auszusetzen. Sophie ist eine nette junge Frau, mit einem gewissen Hang zum Abenteuer (ähnlich wie eine Heldin aus einem Amanda Quick Roman) und auch Alex trägt sein Herz am rechten Fleck. Beide liefern sich viele amüsante Dialoge, wobei Alex zu meinem Leidwesen ein paar Kicherer zu viel auf den Leib geschrieben wurden, um zu Hundertprozent als seriöser Spion der Krone durchzugehen.
Auch hat Sophies Unentschlossenheit was die Einwilligung Alex zu heiraten angeht und ihre unglaubwürdige Angst davor jemanden zu heiraten, den sie liebt, ein wenig meinen Lesespaß beeinträchtigt. Dafür wartet die Autorin mit sympathischen Nebenfiguren auf, die für eine familiäre Unterströmung sorgen und die trotz aller Kritik schon neugierig machen auf den Fortsetzungsroman.
Hätte sich der Spionageplot am Ende nicht als heiße Luft entpuppt und wäre das Verhalten der Protas weniger modern geraten, hätte ich „Wie es dem Glück beliebt“ sicherlich besser bewertet.
Der Schreibstil der Autorin ähnelt dem von Lynsay Sands oder Julia London und wer kein Problem mit leider zu dezent platzierten historischen Elementen hat und eine humorige, moderne Romance zu schätzen weiß, wird sicherlich sehr angetan von der Story sein.

Kurz gefasst: Trotz meiner Kritikpunkte werden Fans humoriger, moderner Historical Romance a la Sands oder London hier sicher auf ihre Kosten kommen. Fans des Genres die mehr historisches Flair und eine einigermaßen glaubwürdige Story erwarten, sollten den Roman mit Vorsicht in Augenschein nehmen und auf „eigene Gefahr“ entscheiden.

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Veröffentlicht am 21.07.2022

Überraschend humorige Historical Romance der Autorin, die aber dann leider etwas ins Klamaukige abdriftet

In einem fernen Schloss
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Linnet Thrynne ist mit großer Schönheit gesegnet, was ihr sogar die Aufmerksamkeit des Kronprinzen einbringt. Doch als er sie nach einem harmlosen Flirt abserviert, brodelt die Gerüchteküche. Der ton klatscht ...

Linnet Thrynne ist mit großer Schönheit gesegnet, was ihr sogar die Aufmerksamkeit des Kronprinzen einbringt. Doch als er sie nach einem harmlosen Flirt abserviert, brodelt die Gerüchteküche. Der ton klatscht über sie und das auf sehr unschöne Weise. So munkelt man sogar, sie sei in anderen Umständen und nun wachse in ihr ein königlicher Bastard heran. Dabei hat sich Linnet nichts zu schuldenkommen lassen, was ihr jedoch selbst ihre Familie nicht glaubt, denn schließlich ist wohlbekannt, dass ihre verstorbene Mutter, Gott habe sie selig, ebenfalls keine Kostverächterin war, wenn es um das männliche Geschlecht ging.

Ein ungünstig geschnittenes Kleid, das Linnet auf einem Ball trägt, bietet dann den Anlass für weitere Spekulationen über ihre mögliche Schwangerschaft, was ihre Tante auf den Plan ruft, die nun eine gute Partie für ihre in Ungnade gefallene Nichte einfädeln möchte. Sie bietet Linnet dem Vater des Earl of Marchant an, der in dem Ruf steht, ein großer Bewunderer des Königshauses zu sein. Zu seinem Bedauern ist sein Sohn jedoch impotent und so würde eine Ehe mit der schwangeren Linnet durchaus Sinn machen. Der Haken an der Sache ist jedoch, dass Linnet sich keinesfalls hat schwängern lassen und nun völlig unberührt mit des Earls Vater gen Wales fährt, ihrem möglichen Ehemann in spe entgegen, der jedoch alles andere als erfreut reagiert, als er erfährt, dass er Linnet heiraten soll.
Denn Piers hat alle Hände voll damit zu tun, seine Patienten, die sich auf seinem Anwesen aufhalten, davon abzuhalten, zu sterben. Piers ist nämlich, genau wie auch sein Cousin, Arzt und keinesfalls ein untätiger Adliger.
Womit Piers jedoch nicht rechnet ist, dass sich die schöne Linnet als weibliche Ausgabe seiner selbst entpuppt, die genau wie er, einen sehr beißenden Humor aufweist und ihn damit in seine Schranken weist. Doch kann aus ihnen mehr als nur eine platonische Freundschaft erwachsen?

Der zweite Teil der Fairy Tales Serie von Eloisa James, die lose auf bekannten Märchen basiert, hat mich sehr überrascht, denn dieser Roman hier, ist so völlig anders geschrieben, als ich es bislang von der Autorin gewohnt war. Besonders mochte ich stets die zeitgemäße Ausdrucksweise der Protagonisten in James Romanen, die so viel historisches Flair verströmte, doch in dieser Geschichte drücken sich die Hauptfiguren fast aus, wie Menschen unserer Zeitepoche, was mich sehr irritiert hat. Zudem ist auch ihr Verhalten völlig untypisch für damalige Zeiten, selbst wenn man hier eine märchenhaft angehauchte Story vor sich hat. Zwar hat es mir dagegen sehr gut gefallen, dass die Autorin hier wieder einmal ihre humorige Seite auslebt, in dem sie ihrem Heldenpaar sehr amüsante Wortgefechte in den Mund legt, die mich manches Mal sogar laut auflachen ließen, doch schlägt Eloisa James meiner Meinung nach dann auch irgendwann damit zu sehr über die Stränge.

Die vielen Dialoge, die zunächst witzig erschienen, ermüdeten mich zusehends, da die Handlung dabei auf der Strecke blieb. Es geschah kaum mehr etwas ab der Mitte des Romans, außer dass der Held der Heldin das Schwimmen beibrachte, beide voneinander fasziniert waren und dann natürlich auch auf Tuchfühlung miteinander gingen.
Einzig eine schwere Krankheit, die im Ort wütet und dann auch eine der Hauptfiguren heimsucht, sorgt gegen Ende des Romans dann noch ein paar dramatische Momente, doch war ich zu diesem Zeitpunkt leider schon zu gelangweilt, als dass mich dieses Showdown noch hätte berühren können. Ich fand das sehr schade, denn mir hat der Vorgängerband „Ein Kuss um Mitternacht“, mit Aschenputtelplot, dagegen so viel besser gefallen, obwohl auch dieser humoriger und zotiger ausfiel, als andere Romane der Autorin.

In ihrem Nachwort erwähnt Eloisa James, dass sie für ihre männliche Hauptfigur die TV Serienfigur Dr. House im Sinne hatte, als sie diesen Roman schrieb und tatsächlich sind Piers dann auch der sehr sarkastische Humor nebst der fast unhöflichen Schroffheit, die man von der Serienfigur kennt, zu eigen. Fans der Serie werden sicherlich daher viel Spaß an Piers Geschichte haben, denn natürlich gibt es auch einen triftigen Grund für sein Verhalten, was ihm den Spitznamen „Das Biest“ einbrachte, doch ehrlich gesagt fand ich seinen Umgang mit Patienten manches Mal zu überspitzt, beleidigend und unglaubwürdig inszeniert, was mir Dr. House Fans bitte nachsehen mögen.
Übrigens denke ich, dass es auch viele Leser geben wird, die diesen Roman völlig anders bewerten werden, denn Eloisas Schreibstil ähnelt hier stark dem von Lynsay Sands. Sowohl was Ausdruck, Stil und auch Humor angeht. Wer also ein Fan von Lynsay Sands Historical Romances ist, sollte hier definitiv mal sein Näschen ins Buch stecken, es könnte sich für ihn lohnen.

Kurz gefasst: Überraschend humorige Historical Romance der Autorin, die aber dann leider etwas ins Klamaukige abdriftet.

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